Am Montag, dem 30.09.2019 starteten Sabine, meine Allgäuer Freundin und ich nach Furtwangen im Schwarzwald. Dort in der Nähe entspringt der Quellfluß Breg und von da an wird die Länge der Donau gemessen.

 

Im Ort gibt es Wegweiser zur Quelle, ein schmales Sträßchen führt in die Höhenzüge des Schwarzwaldes hinein bis auf knapp 1.100 m. Weite Wald- und Wiesenflächen mit einigen großen Bauerngehöften.

Unser Ziel liegt am Kolmenhof bei der Martinskapelle, von da einige Meter abwärts und wir sehen die mit einer schönen Plastik des Flußgottes Danubius gestaltete Quelle auf 1.078 m.

 

Wir sind da und genießen diesen schönen Platz.

 

Ein paar Höhenmeter aufwärts befindet sich die große europäische Wasserscheide zwischen Donau und Rhein, die Gewässer Richtung Nordwesten münden in den Rhein und weiter in die Nordsee, die Richtung Südosten in die Donau und weiter ins Schwarze Meer.

 

Wir spazieren ein wenig herum und suchen uns am Waldrand einen schönen Übernachtungsplatz mit Abendsonnen-Blick über eine große Wiese.

Da wir in der Nähe auf einer Kuhweide eine Schüssel voll wunderbarer Schopftintlinge fanden, war unser Abendbrot enorm aufgewertet.

Am nächsten Vormittag führte unser Weg im Bregtal durch eine herrliche Wald- und Wiesenlandschaft, der nun schon breite Bach schlängelt sich sonnenglitzernd Richtung Südosten bis nach Donaueschingen.

In Furtwangen haben wir trotz Empfehlung das Uhrenmuseum leider nicht besucht, es soll sehr interessant die lange Geschichte der Uhrenherstellung in dieser Region vorstellen.

 

In Donaueschingen, das sich als eigentlichen Quellort der Donau versteht, besichtigen wir den aufwändig umbauten Quelltopf. Sogar gehbehinderte Besucher können sich mittels Aufzug hinunter lassen. Man tut was für diesen Titel.

Aber: diese Quelle ist die des Donaubaches, ein untergeordnetes Wässerchen, das sich an einer Kapelle in die Brigach begibt.

 

Die Donau herself beginnt genau am Zusammenfluß der beiden Quellflüsschen Brigach und Breg, ab da wird die Länge mit 2.779 km angegeben (Wikipedia sagt: 2.810 km).

Durch den Schloßpark der Fürsten von Fürstenberg spaziert man an der Brigach entlang zum Zusammenfluß. Und ist etwas verwundert, da die Brigach breiter erscheint als die Breg.

Aber egal, der Spruch stimmt: Brigach und Breg bringen die Donau zuweg.

 

Wegen des immerwährenden Streits, welche der beiden Städte nun die Donauquelle für sich beanspruchen darf, entschied im Jahre 1984 ein Narrengericht: “ Der Streit um die Donauquelle ist zu schön, als daß er durch ein närrisches Urtel für alle Zeiten beendet werden dürfte.“

 

Nach diesem Spaziergang hatten wir uns ein Stück Schwarzwälder Kirschtorte verdient, wo wenn nicht hier!

Am frühen Abend führte uns die Reise noch zum Weltwunder der Donauversickerung bei Immendingen.

 

Ein kurz gedachter Stop an einem Parkplatz zur Klärung der weiteren Route brachte eine wichtige Erkenntnis: für den Fall, daß ein Fahrzeug nicht mehr anspringt, wäre ein Starthilfekabel nötig. Dies gab es in einer Tankstelle zwar zu kaufen, aber wenn ich dann als Möchtegern-Hilfeleistende die Lage meiner Starter-Batterie erst herausfinden muß, um dann festzustellen, daß die Fußbodenabdeckung vor dem Fahrersitz sich gar nicht öffnen läßt.... weicht die bis dahin gezeigte Ruhe einem Ärger.

Welch ein Glück im Regen, daß einige Auto-Mechaniker noch beim Bierchen saßen und hilfsbereit waren.

 

Aber zur Donauversickerung ( oder -versinkung) in Immendingen war es zum Glück dann nicht weit, ein Stück durch die Wiesen, Halt an einem schönen Parkplatz, an dem außer Kiosk auch ein kleiner Zeltplatz für Donauradler ist. Der Parkplatz bietet sich für uns als ruhiger Übernachtungsplatz an.

Die Donau hat um diese Jahreszeit bis hierhin noch nicht viel Wasser, wir marschieren an ihrem Ufer ca. 1 km entlang und dann entdecken wir den Strudel.

 

Das Wasser macht zunächst plötzlich eine 90° Drehung und verschwindet dann kreiselnd im Boden. Als wenn ein Stöpsel gezogen würde. Und damit ist die Donau weg.

Ein paar Regenpfützen sind noch da und dann steigen wir in`s trockene Flußbett. Und wundern uns über dieses Naturphänomen. Im Sommerhalbjahr liegt die Donau hier trocken und erst nach mehr Niederschlägen ab Herbst bleibt etwas übrig vom Flußwasser.

 

Das eigentliche Wunder ist aber, daß das abgeflossene, der Oberen Donau geklaute Wasser durch unterirdische Höhlen und Kanäle im 12 km entfernten Quelltopf der Aach wieder zum Vorschein kommt. Die aber fließt in den Bodensee und damit in den Rhein, also Richtung Nordsee und trickst auf diesem Weg die Wasserscheide aus.

 

Zum Glück aber bekommt die Donau im weiteren Verlauf wieder genügend Wasser, so daß meine Reise hier noch nicht am Ende ist.

Am nächsten Tag führt uns der Weg über Tuttlingen ins Obere Donautal. Ein Kleinod der Natur, weiße hohe Felsen säumen den Flußverlauf. Von einem Aussichtspunkt am Knopfmacherfelsen zwischen Friedingen und Beuron genießen wir den Blick ins Tal mit der sich durch die Wiesen schlängelnden Donau bis zur großartigen Klosteranlage Beuron. Trotz Schlechtwetterwarnungen, hier hält sich noch die Sonne.

 

In Beuron besuchen wir das Benediktinerkloster, bzw. dessen riesige, unglaublich prächtig gestaltete Kirche und im Untergeschoß der Gnadenkapelle die „Krypta“. Wunderbar rekonstruiert verführte sie uns zum Chantsingen, der Klang in diesem Gewölberaum ist unfassbar schön.

 

Gleich neben dem Parkplatz überquert eine uralte, wieder begehbar gemachte Holzbrücke die Donau, diese ist hier ca. 10-15 m breit und noch flach.

 

Nun wollten wir die tolle Weiterfahrt im herrlichen Donautal genießen, aber strömender Regen schmälerte leider den Genuß. In Sigmaringen, nach unserem Einkauf im schrecklich riesigen Konsumtempel Kaufland verabschiedete sich Sabine, ab da war ich wieder allein unterwegs.

 

Nun etwas zügiger auf der Straße 311 führte meine Reise Richtung Ulm. Kurz vorher, die Donau wird geteilt durch einen Kanal und das Wasser gestaut, fand ich einen schönen kleinen Parkplatz, geeignet zum Übernachten quasi direkt am Wasser.

Es war nun schon Donnerstag, der 3. Oktober 2019, Feiertag der Deutschen Einheit, als mich meine Reise nach Ulm hineinführte. Zwei gegenüber liegende Großstädte am nun schon majestätisch breiten Fluß, Ulm im Schwabenland Baden-Württemberg und Neu-Ulm in Bayern. Den praktischen, kostenlosen WoMo-Parkplatz am Stadion fand ich gleich.

Und auf ging`s mit der Straßenbahn in die City.

 

Größtes Wahrzeichen von Ulm ist das gotische Münster, die größte evangelische Kirche Deutschlands. Woanders nennt man es Dom oder Kathedrale. Sein Kirchturm ist berühmt für die Höhe, mit 161,5 m der höchste der Welt (derzeit, die Sagrada familia soll höher werden).

 

1377 war Grundsteinlegung, der Turm wurde erst im 19. Jh gebaut und 1890 vollendet. 1530 entschied eine Bürgerversammlung, das Münster vom katholischen zum evangelischen Bekenntnis zu wandeln.

Im 2. Weltkrieg , als 80% der Ulmer Innenstadt zerstört wurden, blieb das Münster wie durch ein Wunder fast unbeschadet. Allerdings die riesigen farbigen Fenster gingen zu Bruch. Einige sind bereits neu gestaltet. Das Israel-Fenster zum Gedenken an den Jüdischen Glauben und den Völkermord im 2. Wk hat mich besonders beeindruckt. Z.Z. läuft gerade eine Spendenaktion für die künstlerische Erneuerung zweier weiterer Fenster.

 

Mein Ziel war die Besteigung des Kirchturms. Ein aufregendes Unterfangen. 5 € kostet der anstrengende Spaß. Bis auf 143 m über 768 Stufen ging es in der engen Wendeltreppe aufwärts. Das Steigen war kein Problem für mich, allerdings wurde mir durch die engen Drehungen der Wendeltreppe mehrmals schwindelig. Zum Glück gab es zwei Plattformen zum Pausieren. Die Blicke durch die Fensterchen auf die immer kleiner werdende Stadt und auf die Donau da unten sowie auf Details der Kirchenverzierungen am „Wegesrand“ waren atemberaubend.

 

Auf den letzten 41 Höhenmetern im nun sehr engen spitzen Turm drängte auch noch der Gegenverkehr der Absteigenden auf den schmalen Treppen vorbei. Oben angekommen war Stau. Ein sehr schmaler Steg führte außen rings um den Turm, war aber nur breit für eine Person. Die Aussicht war wunderbar, aber die Menschen schoben sich nur langsam im Kreis herum. Ein junger philippinischer Tourist hinter mir fror ziemlich erbärmlich im deutschen Herbstwind.

 

Nach dem kreiselnden Abstieg brauchte ich eine Besinnungspause im herrlichen Münster und habe hernach im gegenüberliegenden Kaffee mein Belohnungsstück Kuchen mit Blick auf`s Münster sehr genossen.

 

Am Spätnachmittag spazierte ich dann durch`s historische Fischerviertel mit schönen alten Häusern zum Donauufer. Das ist hier als Boulevard gestaltet, viele Spaziergänger nutzten den Feiertag. Die Länge der Donau wird ab hier am Flußufer mit 2.586 km angegeben. Auf das Schicksal der im 18. Jh auf der Donau nach Südost-Europa ausgewanderten Donauschwaben wird an einer Gedenktafel hingewiesen.

 

Damit endet meine Erkundung der Quellgebiete und der Oberen Donau vorerst und ich reiste auf der Autobahn zügig nach München zurück.

Den weiteren Verlauf möchte ich dann ab Mitte Oktober auf meiner Reise nach Osten kennenlernen.