im Wohnmobil da ist`s bequem....

 

Es erreichten mich diverse Meldungen, dass manch Einer gerne als blinder Passagier dabei wäre auf meiner Reise.

 

Um die Illusionen nicht in den Himmel wachsen zu lassen, berichte ich hier mal von meinem Alltag beim Campen. Es gibt z.T verschiedene Abläufe in Abhängigkeit vom nächtlichen Standplatz. Aber manches ist immer gleich.

 

Also los:

 

 

Um 8 läutet mich das Handy aus dem Schlummer. Ich winde mich aus der Decke und mache mich zum Abstieg von meinem Hochbett bereit. Füsse zuerst nach unten gleiten lassen, hoffentlich den richtigen Standplatz finden, denn es gibt nur einen 30 cm breiten Platz zwischen Herdabdeckplatte und Spülbecken, worauf ich steigen kann. Dann mit den Händen beide Haltegriffe am Bett fassen und mit den Füssen nach unten in die Aussparung der Ablage unter dem Küchenbord steigen, Schritt 2 dann ganz nach unten.

 

Geschafft. Nun ist es meist eilig mit dem ersten Toilettengang.

 

1.Nur... das Klo auf einem Campingplatz ist meist ziemlich weit weg. Also schnell was anziehen übers Schlafgewand oder gleich richtig, Schlüssel suchen, ... Himmel ...wo ist der denn, und das Auto öffnen.

 

oder 2. wenn ich in der freien Natur stehe, schnell im Wald, hinter einem Busch oder ähnlich verschwinden und dann pipi.

 

oder 3. wenn ich gar, was eigentlich nicht vorkommen sollte, auf einem Platz ohne Wald, Büsche, Bäume stehe, ... naja das beschreibe ich hier nicht.

 

 

So erleichtert geht es erst mal ans Zusammenräumen des Betts, denn ich kann sonst im Auto nicht aufrecht stehen und das Bewegen zwischen Küche (hinten) und Wohnzimmer (Mitte des Fahrzeugs) fällt ziemlich schwer.

 

 

 

Das ist nun ein schon geprobter Ablauf. Zunächst wieder nach oben klettern, die Bettdecke und /oder Schlafsack raffen, nach unten beugen und die Decke unter der Bettliegefläche um die Kurve am Küchenarbeitsplatz vorbei auf die hintere Sitzreihe bugsieren. Oft schaffe ich dies nicht und die Bettdecke landet im Gang zwischen Küche und „Wohnraum“. Da ist es nur leider nicht so sauber, das ist ja der Bereich, den ich ständig betrete.

 

Nun ist oben etwas mehr Platz zum Zusammenräumen.

 

Dann klappe ich meine 4-teilige Matratzenauflage zusammen, die Standardmatratzen in diesem Auto sind so dünn und hart, dass mir die Hüften schmerzen. Deshalb habe ich eine tolle Schaumstoff-Zusatzauflage, die ich der besseren Handhabbarkeit wegen in vier Stücke geteilt habe.

 

Unter die beiden mittleren Auflagematratzen ( es gibt 4, die quer liegen) habe ich abends eine Folie und zwei große synthetische Sport-Handtücher gelegt. Diese gilt es rauszuziehen und die feucht gewordene Auflagefläche unter den Matratzen trocken zu wischen. Bei feuchtem Wetter , wie ich es häufig habe, setzt sich in der Nacht vom Temperaturunterschied zwischen meiner Körperwärme und der Kühle im Fahrzeug die Feuchtigkeit auf der Liegefläche ab. Dies sind harte Platten, ohne dass eine Zwischenschicht zur Matratze vorgesehen ist. (totaler Konstruktionsfehler !)

 

Mit den Tüchern, die ich nach einigen Wochen gekauft hatte, ist das Problem einigermassen zu bewältigen, denn die isolieren in der Nacht zwischen Platte und Matratze und trocknen tags ziemlich gut wieder. Zuvor hatte ich einige Male eine ziemlich feuchte Matratze, und die trocken zu bekommen bei Schlechtwetter ist schwierig.

 

Ja, wenn nun die Auflageplatten abgewischt und dank offenen Dachfenstern getrocknet sind, meine drei kleinen Kopfkissen auf der Schaustoffmatte platziert sind und alles Andere abgeräumt ist von oben, kann es ans Zusammenschieben des Bettes gehen.

 

Dazu steige ich wieder mit den Füßen in die Trittfläche unter der Spüle und schiebe mit Schwung und Körpereinsatz die letzte Platte in die anderen hinein. Diese Konstruktion erlaubt, dass die vierteilige Auflagefläche auf die Hälfte ihrer Länge zusamengeschoben wird. Dabei schiebe ich aber meine eigenen Haltepunkte für die Hände von mir weg. Das klappt erst einmal nur bis zu einem gewissen Grad, denn ich stehe ja noch mit den Füßen in halber Höhe im Küchenteil.

 

Nun muss ich nach unten steigen, habe aber keine Griffe mehr für die Hände. Ich stehe also frei und suche mir an der hinteren Bordwand des Autos das Wandbord, an dem ich eine Hand abstütze und für die zweite Hand einen Wandschrank zum Gegenpressen. Schwindelig darf einem dabei nicht werden und der Ablauf muss sehr ruhig und wohlüberlegt sein. Ein Absturz in den beengten Verhältnissen wäre fatal. Eine Leiter wie in größeren WoMo`s ist hier leider nicht vorgesehen und auch kein Platz dafür da.

 

Wenn ich dann unverletzt den Abstieg geschafft habe und ich in Socken nicht weggerutscht bin (nur gut, dass ich früher mal geklettert bin), kann ich nach vorn gehen, nun schon fast aufrecht, auf die hintere Sitzbank steigen und die oberen Bettplatten komplett zusammenschieben. Dann bugsiere ich die Bettdecke, Schlafsack, Wolldecke, Trommel und was da sonst noch oben bleiben soll, wieder nach oben. Zum Glück ist das eine schöne Ablage während der Fahrt.

 

 

 

 

Der erste Teil ist geschafft. Jetzt kann es ans Frühstück machen gehen.

 

Ich bücke mich unter den Herd in die Aussparung. Dort hebe ich den Deckel zur Gasflaschenabdeckung an ( zum grossen, grossen Glück hat mir Andi eine kreisrunde Öffnung in die schwere Platte geschnitten, so dass ich nur diese runde Holzabdeckung hochklappen muss und öffne den Schraubverschluss der Gasflasche. Eigentlich wäre lt. Vorschrift der große runde Plastik- Schraubdeckel des Gasflaschenkastens zu öffnen, aber den schraube ich vorschriftswidrig abends nie zu. ( Wer sich das ausgedacht hat, ist nie mit dem Fahrzeug unterwegs).

 

Nun kann ich den zweiten Absperrhahn aufdrehen und dann am Herd die beiden Gasknöpfe bedienen, je nachdem welche Flamme ich benutzen möchte. Nun kann es im Wasserkessel heiss werden.

 

Mein super Kaffeebecher mit Siebfunktion wie bei den Bodokannen wird mit Kaffeepulver gefüllt und steht rechts von der Herdflamme bereit.

 

Aus der Kühlbox ( tolle Einrichtung) suche ich mir die guten Dinge zum Essen raus, nur es gibt kaum eine Ablage, wo man die Sachen hinstellen kann. Der Deckel zur Kühlbox ist nämlich die einzige größere Ablage- und Arbeitsfläche, aber der steht ja offen ( ich muss von oben in die Kühlbox rein, es gibt keine Türe wie zu Hause am Kühlschrank). Also wird irgendwie gestapelt und es soll ja auch nichts abstürzen.

 

Mit meinem Geschirr, dem Essen, dem Kaffee winde ich mich dann vorsichtig aus der Küche ins „Wohnzimmer“, wo ich den Klapptisch des Fahrzeugs ( auch eine prima Konstruktion) immer hochgeklappt lasse. Auch dies ist nicht nach Vorschrift, er sollte eigentlich während der Fahrt ständig eingeklappt werden. Oder ich steige bei schönem Wetter mit allen Utensilien vorsichtig rückwärts aus meiner Schiebetüre ins Freie, dann kann ich den Campingtisch draussen decken.

 

 

 

Uff, die Arbeit am Morgen ist geschafft und ich kann frühstücken.

 

 

Einige Worte zur Hygiene in meiner vorübergehenden, rollenden Wohnung

 

 

 

Hygienisch empfindllich und super ordnungsliebend darf man nicht sein, wenn man so wie ich längere Zeit durch mehrere Länder tourt.

 

Natürlich habe ich auch Dinge dabei, die ich bis jetzt nicht gebraucht habe und die ich immer wieder neu verstauen muss, weil sie im Wege umgehen. Dazu kommen die Einkäufe von unterwegs für mich und diverse kleine Geschenke, für die eigentlich kein Platz mehr da ist, aber irgendwo müssen sie hin.

 

Diverse Flyer aller Museen, Sehenswürdigkeiten, Wanderwege, Campingwegweiser und Werbeprospekte.... fallen auch immer wieder nach unten und bleiben nicht brav an dem zugedachten Platz.

 

Aber und vor allem, es schleppt sich auch viel Dreck ins Innere und mit dem Wechsel der Schuhe von Outdoor zu Hausschuh klappt es halt gar nicht. Und nur strumpfsockert ist es mir oft viel zu kalt an die Füsse. Im Gegenteil, ich muss hier im Norden meist sogar die Bergschuhe auch drinnen anziehen, damit meine Füsse einigermassen warm bleiben.

 

Die Standard- Autoteppiche sind denkbar ungeeignet, sie sind aus so grobem Synthetikfloor, (soll evtl weich sein), aber es bleibt jedes Blatt, jedes Steinchen, der ganze Sand darin hängen. Für meine Schuhe gibt es kein ordentlich zugängliches Fach zum Aufbewahren, das vorhandene Fach, seitlich von der Küche ganz unten, erfordert Verrenkungen, um heranzukommen.

 

Demzufolge bleiben Berg- und Trekkingschuhe immer im „Wohnzimmer“ stehen. Aber es sind seit Wochen eh nur diese beiden Paare, die ich im Wechsel trage. Sommerschuhe und Sandaletten hab ich dabei, aber wohl verwahrt und fast nie getragen, ebenso wie die zwei Sommerkleider und -blusen.

 

Das tägliche Unterwegssein und der ständige Wechsel der Übernachtungsorte machen alle Energie zum Putzen quasi zunichte.

 

Mein Geschirr spüle ich häufiger kalt mit Wasser aus See oder Bach, um Gas zu sparen und vor allem, drinnen nicht herumzumatschen. Allerdings kann ich schon jetzt konstatieren, dass ich zu sparsam war, ich habe noch jede Menge Reserven an Gas, kann mir also jetzt die Erlaubnis geben, Wasser für`s Geschirrspülen zu erwärmen. Die Spüle allerdings ist wirklich nur für Kaffeetassen gedacht, nicht für Töpfe, Pfannen, grosse Teller, so wie ich es immer habe.

 

Die wichtigsten elektronischen Teile sowie die Fototechnik, Ladegeräte und Spannungswandler hab ich direkt neben der Handbremse stationiert, kann ich also jederzeit an- und umschalten.

 

Wenn es aus der Kühlbox muffelt, muss ich wieder mal leer räumen und dem Kondenswasser, in dem alles schwimmt, nebst eingeklebten Etiketten oder während der Fahrt Rausgetropftem, Geklebtem zuleibe rücken.

 

Wenn ich auf dem Campingplatz bin, muss ich immer die Männer „bewundern“, die die Chemietoiletten ausleeren. Sie schleppen grosse Behälter zur Entsorgungsstelle und wenn sie ihre Grauwasserbehälter aus dem WoMo auslassen, stinkt es in der Umgebung.

 

Ich habe darauf überhaupt keine Lust und benutze deshalb den Abwassertank überhaupt nicht, das bedeutet aber, alle Abwässer draussen zu entsorgen. Deshalb gehe ich damit sehr sparsam um und spüle wie beim Zelten entweder draussen oder in einer Campingplatzküche.

 

Eine Toilette hab ich auch nicht in diesem Super-Luxus-Wohnmobil, es ist schlicht kein Platz dafür da. Also heisst es immer, alle Unterwegs-Toiletten zu nutzen oder Wald, Büsche, Bäume, Felsen als Deckung zu suchen. Das bedeutet immer eine spezielle Standort-Wahl für`s Übernachten. Manchmal erfordert das auch spezielle Kletterfähigkeiten von mir oder auch Schnelligkeit. Grosse WoMos`s können überall in der Stadt, auf Parkplätzen stehen , das ist bei mir äußerst schwierig oder unmöglich. Aber ich hab mich ganz gut damit arrangiert.

 

 

Fazit: Man muss schon eine ziemliche Portion Unternehmungslust und Komfortverzicht aufbringen, um das Leben für längere Zeit in einem solchen kleinen Mobil, wie ich es habe, zu ermöglichen und gut zu gestalten. Geduld, ein wenig Suche, Erfindergeist, Unempfindlichkeit, eben auch Abenteuerlust sind da gefragt, um gute Laune zu behalten und immer wieder neu zu erfinden.

 

 

 

Wer nun noch Lust hat, das Leben direkt mit mir im Mobil kennenzulernen, der melde sich.

 

Bei den Umbaumaßnahmen muß allerdings die zweite Person wegen Platzmangel nach draussen.

 

Falls es regnet, Pech gehabt!

 

 

 

Aber meine Einladung kommt von Herzen !