Im Zugspitzgebiet

Von meinem 4-tägigen Standort in Germering bot es sich an, in den Bergen um Garmisch zu wandern. Meine Kondition und Kraft hatten sich durch die WoMo-Fahrten und den Knieschaden Ende Februar erheblich verringert.

Also lautet meine Devise für diesen Sommer: viel bergwandern, Muskeln und Kondition aufbauen, testen, was mein Unfall-Knie noch vermag.

 

Am Mittwoch, 19.06. fuhr ich - bei ziemlicher Hitze erst am späten Vormittag los.

Mein Ziel hing als Zeitungsausschnitt an der Pinnwand in der Germeringer Küche:

 

durch`s Höllental hinauf zur neu erbauten Höllentalanger-Hütte.

Die liegt auf dem Weg zur Zugspitze und hier kehren die Gipfelaspiranten ein.

Die knapp 100 km bis Garmisch dauern - wie fast immer ist Stau am Autobahnende - und während des Gezuckel fällt mir ein:

Ich könnte doch gleich bis morgen in der Gegend bleiben und zwei Touren gehen, dann lohnt sich die Anfahrt richtig.

 

....aber: meine gesamten Essensvorräte lagern im Kühlschrank der Germeringer Küche.

Also muß ich noch einkaufen. 

 

So begann meine Tour erst um 13 Uhr von einem Wanderparkplatz in Grainau,  zu Beginn in der Hitze 1 km Asphalt- Wegstrecke dazu....aber wenigstens mit bester Aussicht auf`s Zugspitzmassiv.

In Hammerbach auf 777 m Höhe begann der Waldweg, z.T. steil, ging es immer am Hammerbach entlang aufwärts. Viel Wasser schoß noch zu Tale, die Schneeschmelze ist noch lange nicht beendet. Nach einer reichlichen Stunde erreichte ich in 1.045 m Höhe den Eingang zur Höllentalklamm.

Es kostet ein wenig Eintritt ( für DAV-Mitglieder wie mich reduziert) und los geht das feuchte, z.T. rutschige und sehr lautstarke Abenteuer.

 

Der Hammerbach schießt durch die tief eingeschnittenen Felsen hindurch, es gurgelt, rauscht, donnert, schäumt, dreht , kreiselt, kurvt, stürzt hinab. An einigen Stellen war sogar noch eine meterdicke Schneeschicht zwischen den Felsen verklemmt, das Wasser rauschte darunter hindurch.

 

Als Wanderer geht und balanciert man auf Stegen, die an der Felswand befestigt sind, oder auf kleinen Brücken oder auch durch beleuchtete Tunnelpassagen. Ziemlich kalte Luft weht durch die Klamm und den häufigen Duschen von oben kann man nicht ausweichen. Dementsprechend ist es auch sehr nass und rutschig auf den Stegen, feste Schuhe also ein MUß.

Rund 1.000 m lang ist der Pfad durch die Klamm, dauert eine halbe bis dreiviertel Stunde. Der Lärm des Wassers ist ohrenbetäubend.

Zum Glück empfing mich am Ausgang der Klamm gleich wieder sonnig-hitziges Wetter, so war ich schnell wieder getrocknet.

 

Das letzte Wegstück war ein steiler Pfad, und die Aussichten weiteten sich bereits zu den hohen Gipfeln. Wasserfälle stürzten von steilen Felsen herab und der hier oben nun kleinere Bach rauschte nicht mehr so extrem laut. Dreimal mußte noch ein Schneefeld gequert werden, ehe ich nach gesamt 2,5 Std mein Ziel, die Höllentalanger-Hütte erreichte.

Eine freundliche Bedienung sah mir den Durscht schon an und im Nu stand ein Weißbier vor mir.

Die neue Hütte ist modern, sehr großzügig, eine riesige Terasse, tolle Küche und schöne Sanitäranlagen.

Für meine zwei Speckknödel auf Salat brauchte ich lange, da ich der grandiosen Aussicht und den ankommenden Bergsteigern und Familienwanderern neugierige Aufmerksamkeit widmete.

Hier oben einmal zu übernachten, würde mehrere weitere tolle Wander- und Gipfelziele ermöglichen. Z.Z. sind aber einige noch wegen zuviel Schnee gesperrt, der Weg zur Zugspitze über den Gletscher und Klettersteig ist aber frei.

 

Erst nach einer Stunde rüstete ich zum Abstieg und wurde bereits vor Erreichen der Klamm schon nass, eine Regenwolke hatte sich trotz sonst blauem Himmel genau über mir postiert. In der Klamm wurde ich dann wieder mehrfach geduscht und sah aus wie ein nasser Pudel. Mit Bandagen an beiden Knien und Abstützen mit meinen Stöcken dauerte mein Abstieg vorsichtig auch eine geraume Weile.

Den letzten Hatscher zum Parkplatz hab ich auch noch ertragen.

 

Aber: Eine tolle Wanderung und super Aussichten.

 

Nun galt es noch, einen Standplatz für die Nacht zu suchen.

Meine App park4night bot viele Möglichkeiten. Am Parkplatz angekommen, stand ein französischer PkW da. Zwei Männer saßen am Picknick-Tisch und luden mich sofort auf einen Tee ein, hm, die Franzosen sprechen englisch, das ist ja toll.

Ich gesellte mich zu ihnen und im Gespräch beschworen sie Inshallah, der Gott ist überall, ....... es waren keine Franzosen, sondern zwei Saudis, die Europa bereisen. Mit meinem Begriff, daß ich Atheist sei, konnten sie nichts anfangen. Im Leih-PkW hatten sie einen Gaskocher, eine Teekanne, ein großes Paket schwarzen Tee und Zucker dabei. Mittlerweile war es halb 10 abends und sie wollten noch ein Hotel in Garmisch suchen. Ich hoffe, sie sind untergekommen, denn wegen des morgigen Feiertages Fronleichnam sind viele Ausflügler unterwegs.

 

Später kamen noch vier WoMo`s zur Übernachtung hier.

Donnerstag, der 20.06.2019

Ziemlich unausgeschlafen trödelte ich herum, studierte die Karte für eine heutige Unternehmung und kam schließlich zum Glück zur Erkenntnis, daß ich heute keine größere Wanderung bergauf mehr brauche.

 

Aber den Eibsee kenn ich ja noch nicht, also fuhr ich dorthin, wendete vor dem gebührenpflichtigen großen Parkplatz und kam in einer Parkbucht 1 km vor dem See zum Stop.

Ich hatte mir eine Umrundung des Sees vorgenommen. Herrliche Aussichten zur Zugspitze, der Gipfel leider leicht in Wolken, das Beobachten der Zugspitzseilbahn und der Farben des Sees........letzten Endes kamen mir die reichlich 7 km doch lang vor, meine Beine wurden ziemlich schwer am Ende des Hatscher-Weges. Die Tour von gestern steckte noch in mir. Mein Gott, mir scheint, ich muß bei der Kondition wieder von Null anfangen.

An solch einem Tag ist man natürlich auch nicht allein unterwegs, Radler, Wanderer, Spaziergänger aller Geschwindigkeiten sowie im Gegenverkehr, und ich muß natürlich auch fast jeden begrüßen.

Nach 2 Std. Wanderung hatte sich der Himmel komplett bedeckt, noch ein Milchkaffee am See und dann zurück zum WoMo. Eine herrliche Bergblumenwiese lockte noch zum Hinsetzen und Pflücken von Margariten und Zittergras - das gibts wirklich nur noch auf ungedüngten Wiesen.

Nasser Po von der Wiese und einsetzender Regen trieben mich zurück und die Fahrt aus den Bergen nach Germering glich einer erfolgreichen Flucht vor den dunklen Gewitterwolken.

 

Das war ein wunderbarer Ausflug, der fordert Wiederholung. In den Bergen fühle ich mich glücklich.