WoMo-Camping in Mecklenburg - eine Urlaubswoche mit meiner Schwester

Camping in der Uckermark und Mecklenburg

im WoMo mit Renate unterwegs / 19. - 26.07.2020

 

Auch wenn es ungewohnt frühmorgens war für Renate, um 09.30 Uhr starteten wir aus Tautenhain nach Leipzig.

Der erste Besuch galt unserer Nichte Ines mit Sasa und Luka.

 

Das Bleiben zum Mittagessen lehnten wir ab, der Wetterbericht „versprach“ Wolken und Regen für die nächsten Tage, also mußten wir noch heute bei Sonne und Wärme in`s Wasser des Werbellinsees, unserem ersten Ziel in der Uckermark, eine knappe Stunde nördlich von Berlin.

 

Berolina- Camping, ein überwiegend mit Dauercampern vollbesetzter Platz. Der Luxus-Preis „Wohnmobil all inclusive“ für stolze 40 €/ Tag umfasste aber leider nicht das Duschen und auch kein WLAN, dies ist extra gebührenpflichtig.

 

So tauchten wir in die Brandenburgische internetlose Zone ein. Der See allerdings ist `ne Schau, Sandstrand, sehr klares Wasser, schöner großer Wiesenbereich, ein Barbereich und ein Bäckerwagen, sehr frische Backwaren und leckere Kuchen, die mich an DDR-Geschmack erinnerten.

 

Unser erster Fahrradausflug am nächsten Tag wurde vom Regenschauer unterbrochen und endete schon nach 4 km im nächsten Dorf. Dort nämlich wälzte sich eine Fahrzeugschlange die Straße entlang, Sperrung der Autobahn, damit wurde eine kleine Regionalstraße zur Verkehrsgefahr für Radler.

 

Unser zweiter Versuch, dann zu Fuß an der westlichen See- Seite, war erfolgreicher, ein paar Pilze landeten im Beutel und im „Schorfheider Fischexpress“ gab's auch Bier ohne Essen.

Aber die WoMo-Küche brachte dann was Gutes hervor, Reis mit Zucchini-Pilzpfanne, sehr lecker.

 

Morgens war unsere erste Aktivität das Schwimmen im 20°C warmen See, danach mit frischen Backwaren ausgiebiges Frühstück. Das Leben kann schön sein!

 

Wir bekamen neue, zwar nette WoMo-Nachbarn, die uns aber leider den Blick zum Wasser versperrten. Nun war unser Platz sehr beengt, ringsum eingebaut,  Hecke und hohe Bäume, die jede Sonne absorbierten und eine Leitung, wo die Fäkalienabsaugung aus dem Boden ragte. Oje.

 

Am dritten Tag rüsteten wir zur Fahrradtour nach Joachimsthal, dem Ort, wo wir als 18-20 jährige im Kinderferienlager als Rettungsschwimmer bzw Gruppenleiter tätig waren. Die Radroute war nicht so brettl-eben wie wir dachten, also schon anstrengend. Aber prima Radwege entlang der Chaussee ( so sagt man hier).

 

Und wirklich, dies ist die Gegend der schmalen Alleestraßen, mittlerweile aber kein Kopfsteinpflaster mehr.

 

In Joachimsthal bewunderten wir eine rekonstruierte Schinkelkirche mit wundervollem Portal, spendeten einen Dachziegel, stärkten uns im Edeka-Cafe, erkundeten noch schnell das Ufer des Grimnitzsees, wo unser Ferienlager damals war. Ein schönes Feriendorf steht da jetzt, wär das mal ein Ziel mit den Eltern? Nun strampelten wir sehr zügig zurück, denn wir wollten Fisch essen gehen, zum Glück schafften wir das rechtzeitig. Ausgepumpt, aber glücklich.

Am Mittwoch, 22.07. war unser Abreisetag vom Werbellinsee. Zwei Besichtigungen lagen als Kultur noch am Wege. Das ehemalige Jagdschloß Hubertus. Wir waren enttäuscht, nichts sah mehr nach herrschaftlicher Jagd aus und für den Parkbesuch hätte man auch noch 3 € zahlen sollen. Also nee. Ein netter Herr klärte uns auf, daß dies das Jagdschloß von Honni gewesen sei, wo er hohe Westgäste empfing, darunter Franz Josef Strauß.

 

Also ein zweiter Versuch: das Industriedenkmal „Ziegeleipark Mildenberg“. Das war sehr sehenswert, in der Gegend wurde Ende des 19. Jh Ton abgebaut und es siedelten sich viele Ziegeleien an. Ein Unternehmer namens Hofmann verhalf mit seiner Erfindung, einem Ringbrandofen, der Ziegelherstellung zu hoher Effektivität. 9 Monate im Jahr brannte es im ovalen Ringofen immer im Rund reihum, nach Vortrocknen wurden die geformten Roh-Ziegel direkt im Feuer gebrannt, langsam abgekühlt und durch Öffnungen reihum wieder entnommen und der Ofen neu bestückt. Der Transport von den Tongruben zu den Werken und innerhalb der Ziegeleifabriken erfolgte mit Feldbahnen, die flexibel neu verlegt werden konnten.

 

Wieder was gelernt!

 

Auf einem Schienstrang strampelten wir auf einem Schienenfahrrad eine spaßige Runde, um danach auf dem Parkplatz des Geländes noch unser warmes Picknick-Essen einzunehmen.

Nun aber auf zum zweiten Campingplatz unserer Reise, 2 Std Fahrt nach Nordwesten zum Malchiner See, vorbei an der Müritz und Waren und den bekannten Seen aus mehreren Zelturlauben zu DDR-Zeiten.

 

Das Landschaftsbild änderte sich von Sand & Kiefern zu Wiesen und kleinen Wäldern. Das fand ich schade, hatte mich doch auf einen weiteren sandigen See gefreut.

In Dahmen am Südufer des Malchiner Sees hatte ich reserviert im „Camping-Paradies“. Doch schon 18.30 Uhr war die Anmeldung geschlossen. Und ein Aushang erklärte unmißverständlich: „Wer sich nicht benimmt, fliegt vom Platz, ohne Vorwarnung“.

 

Oha. Ein rauher Charme hier. Weitere Hinweisschilder bzgl der Maskenpflicht im Sanitärgebäude und der Schließung der Anlage während der Reinigung stellten klar, welcher Ton hier herrschte.

Mir war erstmal nach Umkehren und Abhauen zumute.

 

Naja, ein freundlicher Dauercamper-Ersatz-Platzwart unterstützte uns bei der Platzauswahl, nach einigem Rangieren fanden wir einen akzeptablen Platz und mit dreifacher Verlängerung reichte auch das Elektrokabel bis zum wackligen Schaltkasten im hintersten Eck.

 

Die Campingnachbarn sind wenig gesprächig und einige Dauercamper zeigen unmißverständlich, welche Plätze ihnen „gehören“, die der gemeine Campinggast gefälligst zu umgehen hat.

Die Spülküche aber ist klasse und hat richtig heißes Wasser und an die Maskerade im pieksauberen Sanitärgebäude, das nur mit Schlüssel zugänglich ist, halten sich wirklich alle, auch wenn ich es als unsinnig empfinde.

 

Der kleine Strandbereich mit Sand wirkt sehr familienfreundlich, viele kleine Kinder buddeln im Sand und ins Wasser geht es sehr langsam tiefer. Aber leider, etwas unangenehm für mich, der Boden wird moorig und das Wasser ist braun. Der moorige Malchiner See ist nur durchschnittlich 3m tief.

Eine schöne Dorfkirche mit historisch getreu wieder aufgebautem Glockenstuhl und die Geschichte des Zuckerwerkes von Dahmen waren interessant. Das unternehmerische Risiko von Mitte der 1870er Jahre hatte sich nicht gelohnt, der Preisverfall für Zucker, eine neue Straßenordnung, die weniger Lasten erlaubte... schon Anfang des 20. Jh erfolgte die Liquidation eines großen, für die Ortschaft bedeutenden Unternehmens.

 

Der Donnerstag war dann angenehm warm und windstill, wir hatten Relax- und Sonnen-Badetag. Aus der WoMo-Küche gab es Nudeln und feinen frisch gebratenen Fisch.

 

Für Freitag nachmittag reservierten wir ein 2er-Kanu, leider fiel dieser Ausflug ins Wasser, denn das Wetter wurde windig-regnerisch, manchmal böig. Der See sei tückisch bei Wind und so spazierten wir lieber zum Vogel-Beobachtungsturm. Aber wir hatten nicht viel Glück, nur ein Reiher und zwei Wildgänse zeigten sich kurz, der große Schwarm Wildgänse, der vor allem abends schnatternd zu hören ist und im Schwarm über`m Platz kreist, war tagsüber ausgeflogen.

 

Im nahen Strandkorb- Restaurant gab es aber ein gutes Kaiser-Schnitzel mit Bratkartoffeln für uns.

Danach war Faulenzer-Ruhe angesagt, Lesen, Sudoku lösen und bei zwischen Sonne und Wind wechselndem Wetter Jacke an- und ausziehen.

Wir haben uns entschlossen, schon am Samstag von Dahmen abzureisen, da wir unseren Onkel Hermann und seine Sonja in Malchin besuchen wollen und dann evtl. schon ein Stück Richtung Neustrelitz fahren. Von dort fährt Renate mit dem Zug wieder nach Hause zurück.

 

Voll im Zeitplan liegend bezahlten wir unsere 3 Camping-Tage und dann.......im Nachhinein kann man ja alles trefflich rekonstruieren:


Wir wollten in's Auto einsteigen.....    

ich bediente den WoMo-Schlüssel zum Öffnen, sah, daß die Warnlichter blinkten, ein Hinweis darauf, daß eine der Türen beim Abschließen vorhin gar nicht zu war. Also rein, Warnblinker abgestellt...und nun hätte es mir zu denken geben müssen. Denn statt zu öffnen, stand das Schließprogramm noch auf „Zu“.

Genau das machte mein WoMo dann auch, nachdem ich die Seitentüre ordentlich zugeknallt hatte.

 

Nur leider hatte ich den Schlüssel auf den Fahrersitz geschmissen und wollte ja nur herum gehen.

Puff, Türe zu, Schließanlage machte klick-klack, alles drin, Schlüssel, Handys, Papiere, kein Fenster offen!

 

Da standen wir nun....bissl ratlos erst. Eine Campingmitarbeiterin lieh uns ihr Handy, wir riefen den ADAC und nach 1,5 Std Wartezeit kam der gelbe Engel angesaust.

Wie er eine Luftpolstermatte über`m Fenster in die Türe klemmte, diese etwas aufpumpte und damit die Türe zwei Zentimeter aufhebelte, einen langen Draht von oben durchschob, den Schlüssel auf dem Sitz drehte und mit einem anderen starren Draht den entscheidenden Knopf zum Öffnen bediente.... wow, das nötigte uns viel Respekt ab. ...und Erleichterung.

 

Schlappe zwei Std verspätet kamen wir bei Onkel Hermann und Tante Sonja in Malchin an, trotzdem wurde das Mittagessen, selbstgeschossenes Wildschwein, selbstgezogene Kartoffeln noch serviert.

Nach viel Schwatzen kam eine monumentale Torte auf den Tisch! Lecker!

Und nach wieder viel Schwatzen fuhren wir zu ihrem Bootshaus mit dem Angebot, auf diesem Grundstück sicher die Nacht zu verbringen. Natürlich gab es noch ein „kleines“ Abendbrot.

 

Mit viel Dankbarkeit und allseitiger Freude über diesen Verwandtenbesuch endete dieser aufregend-schöne Tag.

Im Bett dann gab es noch ein Prost auf den Abschluß unserer Urlaubswoche.

 

Sonntag, 26.07., unser Abreisetag: Nach Bootshaus-Komfort mit Toilette und Frühstück verabschiedeten wir uns von Malchin und ich fuhr Reni nach Neustrelitz zum Bahnhof. Punkt 12 Uhr endete unsere gemeinsame WoMo-Reise.

 

Schön war`s und toll, daß wir beide ab und zu etwas gemeinsam unternehmen.