21.10.2019

...und wieder bin ich morgens nicht in die Pötte gekommen. In Passau noch ausführlich frühstücken, telefonieren, mailen....abspülen. Das dauert einfach zu lange.

Ich entschließe mich, die Landstraße in Österreich südlich der Donau direkt am Fluß entlang zu fahren, Navi: keine Autobahn !

 

Eine herrliche Strecke, herbstbuntes Laub, Sonne und ein gemächlicher Fluß, der sich nach Südosten bewegt.

 

Ca 20 km nach Passau erreiche ich eine Staumauer mit Kraftwerk , Jochenstein, das ist ein Felsen mitten im Fluß, auf den eine kleine Kapelle als Blickfang gebaut wurde. Genau davor wurde in den 1950er Jahren das Kraftwerk gebaut, von Bayern. Die Grenze verläuft hier ein Stück mitten durch den Fluß.

 

Diese Staumauer kann man überqueren, allerdings sind 90 Treppen zu überwinden. Normal kein Problem, aber für Donauradler mit Gepäck doch schon ein bissl. Zwei große Pötte lagen in der Schleuse.

Ich hatte mir für heute ein Stück dieses tollen Radweges vorgenommen. Es gibt ihn zwar auf beiden Flußseiten, aber der nördlichere ist der schönere unten am Fluß entlang.

 

Es rollte fantastisch, eben, alles geteert, immer wieder schöne Aussichtspunkte und ein paar fast leere Fluß-Kreuzfahrtschiffe glitten vorüber. Die Saison ist vorbei.... und auch die der Rad-Fähren, die haben ihren Betrieb schon eingestellt.

 

Mein Radl-Ziel war die 20/25 km entfernte „Schlögener Schlinge“. Hier vollführt die Donau eine Kehrtwende, ein 200/300 m höhergelegener Höhenrücken aus Granit und Gneis versperrt ihr den geradlinigen Weg. Auch danach schlingert sie noch etwas, ehe sie ihren Kurs Richtung Linz fortsetzen kann.

 

Natürlich wollte ich diese Schlinge, die 180°- Wendung gerne beradeln. Leider endet aber der Radweg auf der linken Seite, ein Fährmann bietet zwar noch diese letzte Woche die Flußüberquerung an, aber auf der anderen Seite ist der Weg eh wegen Baumfällarbeiten gesperrt. Man hat beschlossen, daß jetzt keine Radler mehr zu kommen haben! :o(( Die letzten Deppen müssen 10 km zurück bis zur großen Brücke.

 

Der letzte Fährmann verabschiedete sich dann wieder von mir, er müsse jetzt noch Apfelsaft pressen.

 

Für mich war das das Signal zur Umkehr, flott erreichte ich das Kraftwerk und genehmigte mir in der schönen Gastwirtschaft davor ein warmes Essen. Das spart das abendliche Kochen.

 

Ehe aber nun alles wieder auf dem Fahrradträger verstaut war, geriet mein Zeit-Plan ? aus dem Rahmen.

 

Natürlich wollte ich die Schlögener Schlinge von oben in Gänze bewundern, lt. Fährmann-Tip am besten vom „Schlögener Blick“. 25 km sind nicht weit, aber der Abend naht schnell. Bergauf ging`s ein schmales Sträßchen zu Bergbauernhöfen, es dämmerte schon, als ich aufbrach zum Fußweg durch den Wald.

 

Und da war er, der Traumblick. Unter mir, schon im Dunst des Abendnebels vollführte die Donau die 180°-Wende. Atemberaubend der Blick, nur leider kein tolles Fotolicht mehr.

Ob ich morgen nochmal herkomme?

Eigentlich dachte ich ja, am Wanderparkplatz zu übernachten, aber über das Schild „no camping“ wollte ich mich nicht hinwegsetzen, ein Bauernhof war zu nah dran.

 

So erkundete ich in einem Dunkel-Spaziergang das Sträßchen weiter bergauf, drei einzelne Gehöfte, aber keine Möglichkeit für meinen Camper zum Stehen. Was tun in schwarzer Nacht auf`m Berg?

 

Schließlich läutete ich an einem Bauernhaus und wie erhofft, der ältere Besitzer ist nicht erschrocken über mein Kommen und hat mir einen ruhigen Stellplatz hinter seinem Haus gezeigt. Super, jetzt ist Entspannung angesagt.

 

Dienstag, der 22.10.19

      

Ruhiges Erwachen hinter`m Bauernhof, aber alles Nebel. Beim Bauern hab ich mich nochmal im Tageslicht gezeigt und bedankt. Eigentlich war`s ja klar, daß man bei dem Nebel nichts zum Fluß runter sieht, aber ich bin trotzdem nochmal zum Aussichtspunkt ohne Sicht spaziert. Welch Glück, daß ich gestern Abend noch hierher gekommen war. Es hat sich aber trotzdem gelohnt, denn ich habe Pilze gefunden, Hallimasch, Butterpilze, Edel-Reizker.

      

Also auf nach Linz. Das war aber keine Stadt nach meinem Geschmack, auf der Donau liegt noch der Nebel, in der belebten Einkaufsmeile schöne Häuser aus k. u. k.- Zeiten, ein neuer und ein alter Dom, beide von außen grau. Das Wahrzeichen, die Dreifaltigkeitssäule auf dem Hauptplatz war eingezäunt und verhängt. Schade. Incl. Kaffeetrinken mit Linzer Torte ( die war mir doch schon immer etwas zu trocken) genügte mir das 2 Std Parkticket völlig. Interessant wäre wahrscheinlich noch die Ausstellung der gesammelten Gurlitt- Werke im Museum moderne Kunst gewesen.

 

Ach, da fahre ich doch lieber an der Donau entlang, und irgendwann kam auch die Sonne langsam hervor.

 

Mein Ziel heute: Melk mit dem riesigen Kloster hoch oben auf dem Felsen über der Stadt. Das gelb strahlende Ensemble wird gerade von der Abendsonne schön angeleuchtet, als ich ankam.

 

Ich nutze für 5 € den WoMo-Stellplatz, Frischwasser ist leider abgeschaltet, Strom brauche ich nicht. Nach einem kurzen Stadtspaziergang widme ich mich meinen leckeren Pilzen in der Pfanne.

 

Und studiere Karte und Internet über Serbien. Ein unbekanntes Land.

 

Mittwoch, der 23.10.2019

Gut schläft man zwar, aber solche WoMo-Stellplätze mag ich nicht, kein Flair, der Nachbar 50 cm neben dir, und nicht mal Toilette oder Wasser. Nicht würdig eines solch riesigen und reichen Klosters wie Melk.

 

Wenigstens ist es nah zur Besichtigung des barocken Benediktiner-Stiftes, 320 m lang ist der gelb leuchtende Komplex. Als Highlight eingebettet in`s Weltkulturerbe Wachau hoch über der Donau.

 

Auf den Mauern einer römischen Burganlage wurde im 11. Jh das Kloster gebaut, zuvor waren die Gebeine des heilig gesprochenen Koloman hier begraben worden ( ein irischer Pilger wurde in der Nähe von Wien aufgehängt, weil man ihn für einen Spion hielt !). Der jetzige Klosterbau stammt aus dem beginnenden 18. Jh. Schon von Beginn an gehörte eine Schule dazu, heute ein Gymnasium.

Die Führung des österreichischen „Kulturvermittlers“ war mit vielen religiösen Vokabeln geschmückt, u.a. hob er die Bedeutung von Reliquien für die Gläubigen hervor, deshalb glaubt man auch, daß ein nagelgroßer Holzsplitter aus dem Kreuz Christi echt sei.

 

Über die Jahrhunderte schwankte die Lage und Bedeutung des Klosters zwischen Ruin und großem Erfolg. Die Anpflanzung von Obstbäumen in der ganzen Region zur Mostgewinnung geht auf Initiative des Klosters im 19. Jh zurück.

Es gibt einige reich gestaltete Räume im Kloster, die schönsten sind neben der goldüberladenen Kirche, das Speisezimmer und die prunkvolle Bibliothek. Nach einer Stunde, angehäuft mit Informationen kamen wir gerade rechtzeitig zum Mittagsgebet :o)), mich interessierte nur das Orgelspiel.

 

Mein anschließender meditativer Spaziergang im großen Park war Erholung pur, Sonne, herbstlicher Laubfall, Licht und Schatten, Glockenspiel und Kunstwerke, alles ergänzte sich bestens.

Am Nachmittag, nach all den Besichtigungen, trudelte ich langsam weiter an der Donau entlang nach Osten bis nach Dürnstein. Unterwegs mehrmalige Foto-Stops, als die Wachauer Weinberge mit ihren gelben Blättern und die Donau um die Wette strahlten.

 

In Dürnstein, ein sehr sehenswertes Örtchen mit blauer Kirchenkuppel, verkostete ich im Kreise Einheimischer auf der Gasse das erste Glas Grünen Veltliner, die meistangebaute Rebsorte hier in der Wachau.

Auch wenn mir die hiesigen Damen versicherten, auf dem großen Parkplatz würde nachts nicht mehr kontrolliert, ich traute dem Frieden nicht und erkundete ein Stück weiter in Senftenberg, nahe bei Krems einen kleinen Dorf-Camping. So super, nur ein WoMo ist da, Wiese am Flüßchen, Dusche, Toilette, sogar eine Waschmaschine ist da. Schlüssel und Geld auf Basis des Vertrauens. So gefällt mir das, genial.

Daten für`s Navi: N 48°27`2.2`` O 15°33`6.1``

 

Donnerstag, der 24.10.2019

      

Ein herrlicher sonniger warmer Morgen, den ich auf der Wiese genieße.

 

Gegen 14 Uhr fahre ich los, denn heute kommt Hans, ich hole ihn in St. Pölten am Bahnhof ab.

 

Ich spaziere durch die Stadt, bzw durch die Einkaufsmeilen, finde kein historisches Zentrum und lande aber bei den modernen Stahl- und Glasgebäuden der Landtagsregierung am Flüßchen. Auch das moderne Theater und das Nieder-Österreich-Museum sind da. Und ein Klang-Turm. Im Innern hängen in drei verschiedenen Höhen ca 1m-Stahlkugeln, die so denke ich, für Klangerlebnisse verwendet werden. Heute ist freier Eintritt, keine Klänge, dafür aber Auffahrt zur Aussichtsplattform, von der mir eine nette junge Frau den Rathausturm zeigt und das historische Stadtzentrum. Die Plastik der Hohlköpfe hat mich zu nächst irritiert, dann amüsiert. Dann hole ich Hans schon ab und wir genießen in der Abendsonne noch eine gemütliche Pause auf dem schönen Marktplatz. St. Pölten wird 2024 Kulturhauptstadt Europas.    

 

Zum Abendbrot in Senftenberg erkunden wir, wo der Winzer mit der „Heurigen“-Öffnungszeit ist, man nennt das hier: „ausgsteckt is...“ Etwas Suche und wir landen in einem wunderschönen Wein-Restaurant, da gibt es deftige Brotzeiten und überwiegend Weißwein, meist Grüner Veltliner. Es schmeckt wunderbar.

 

Schön war`s.

 

 

Freitag, der 25.10.2019

      

Wir genießen das Ausschlafen und das späte Frühstück auf der Wiese am rauschenden Flüßchen, die Sonne mußte sich erst durch den Nebel kämpfen.

 

Dann schwingen wir uns auf die Räder und radeln die 8 km nach Krems. Hans als Bahn-Spezialist erkundet die günstigste Möglichkeit, morgen mit der Bahn nach Wien zu fahren. Und morgen ist ja auch noch der Nationalfeiertag. 34 € für uns beide hin und zurück.

 

Eine Stippvisite in der Altstadt von Krems und danach radeln wir den Donauradweg bis nach Dürnstein. Die alten Gassen kenne ich ja nun schon, aber die Radtour an den Weinfeldern, die schon rot oder gelb gefärbt und abgeerntet sind, ist toll. Hans zeigt mir am Ortsende noch den Traum-Ausblik vom Ort auf dem felsigen Hügel zur Donau hinunter. So herrlich.

 

Beim Kaffee-, Kuchen- und Weingenuß ertragen wir das zunehmend einseitige, mehr und mehr selbstsüchtige Gesabbel eines Musikers mit Würde.

 

Zurück radelt es sich nochmal wunderbar und mit einem kleinen Einkauf in der Packtasche strampeln wir nach Hause nach Senftenberg.

 

Fast dunkel ist es, wir entscheiden, nochmal zum Heurigen in die Winzerwirtschaft zu gehen. Aber heut ist es voll! Das ganze Dorf ist wohl heut zu Gast. Endlich können wir uns an den Stammtisch quetschen, finden nette Gesprächspartner und stellen wieder fest, daß man vom sehr günstigen Preis der gemischten Wurstplatten nicht auf die Menge schließen kann. 4,50 € und wir schaffen es kaum, so viel ist es, aber auch so gut ist es. Dazu je ein Glas Weißen und ein Glas Rotwein. Es war ein lustiger Abend in guter Gesellschaft. Der Heimweg ist zum Glück nicht weit.

 

 

Samstag, 26.10.2019

      

Heute ist Österreichs Nationalfeiertag und der hat etwas mit der Erklärung der Unabhängigkeit und Verpflichtung zur Neutralität Österreichs zu tun, 10 Jahre nach Kriegsende und ein Jahr nach dem vollen Abzug der Besatzungsmächte nach dem 2. Wk.

 

Wir stehen früh auf, und sitzen kurz vor 9 im Regionalzug nach Wien. Außer uns sind massig geführte Touristengruppen unterwegs und ein paar einheimische Wien-Ausflügler. Am Stephansdom lugt dann die Sonne schon gut durch, Fiakker klappern übers Pflaster. Wir suchen ein Cafe für`s Frühstück, denn morgens gab es noch nichts. Die Empfehlung für ein echtes K u K Zuckerbäcker-Cafe, das Demel, war uns dann doch zu teuer, zu nobel, zu voll. Ein kleines, ziemlich leeres und zwei Ecken aus dem Touri-Strom raus, war dann wesentlich schöner, angenehmer und nett auch wegen eines Gesprächs mit den Tischnachbarn.

 

Und ich habe meinen Wunsch erfüllt: ein Wiener Schnitzel muß es hier in Wien schon mal sein.

 

Wir erkundeten sodann die Wiener Hofburg, den Regierungssitz des österreichischen Bundespräsidenten ( derzeit Van der Bellen) , Armee und Polizei musizieren, stellen ein paar Fahrzeuge aus und informieren, der Wehrdienst ist in Österreich noch Pflicht. Die Hofburg ist seit 700 Jahren ein Regierungssitz, damals der Habsburger, die das Österreichisch-Ungarische Kaiserreich über einen Großteil Europas beherrschten. Ein riesiger wunderschöner Gebäudekomplex, dem sich der Heldenplatz anschließt, genauso mondän bebaut, das Parlament hat seinen Sitz hier und mehrere große Museen.

 

Im Schweizertrakt befindet sich die Schatzkammer , in dem die Krone der Habsburger Kaiser und viele anderen Insignien, aus Gold, Silber, mit Edelsteinen besetzt, Krönungsmäntel der Kaiser und Könige usw ausgestellt sind. Unvorstellbare Schätze.

 

Hans hat derweil im Innern der Hofburg Plätze reserviert, denn ab 15 Uhr startete ein Konzert von Armee-Orchestern mit Martin Grubinger, dem weltbekannten Percussionisten. Und der Bundespräsident kam persönlich und sprach kurze Worte. Alles war für die Bevölkerung offen, es gab Bier, Gulaschsuppe oder Kaffee kostenlos, wow, welch Glück hatten wir, dabei sein zu dürfen. So haben wir gern mit den Ösis gefeiert.

 

Im Fast-Abendlicht spazierten wir noch durch den Hofgarten, viele Menschen waren unterwegs zum Spazieren und Feiern.

 

Sogar den Rückweg und die Bahnverbindungen fanden wir wieder, Hans kann sich souverän orientieren.

 

Ein toller Wien-Ausflug und Feiertag ging müde zu Ende.