Griechenland 2020 _ Teil 2_ ungeplante / unfreiwillige Verlängerung 16.3.-16.04.2020
Ab hier ändere ich die Reihenfolge meiner Beiträge und stelle stets das Aktuellste ganz oben auf dieser Seite dar.
Donnerstag, 16. bis Samstag, 18.04.2020
Die Fähr- Überfahrt von Patras nach Ancona war sehr ruhig, angenehm. Die meisten Gäste haben sich in ihre Kabinen zurückgezogen.
Im SB-Restaurant waren kaum Leute zu treffen. Mehr als 24 Std. sind wir auf dem Meer.
Lediglich das Räumen der Kabinen bereits 3 Std vor Ankunft ist zu bemängeln, denn nun mußten alle Reisenden in den zentralen Räumen
warten, nicht gerade sehr schlau, wenn man sich vor Corona schützen soll. Aber daß einige Reisende deswegen wütend waren, „dies ins Internet stellen“ wollen und sich massiv beschweren, ging mir
zu weit. Es war genügend Platz für`s Abstandhalten da, so voll war ja das Schiff nicht. Auch die Schiffsgesellschaft und das Personal waren natürlich etwas überfordert, da ist dann halt
Eigenverantwortung gefragt!
Und Meckerer finden sich gerne zusammen, über Preise, angebliche Unsauberkeit, Duschvorhänge....
Überhaupt muß man sich für manche Deutsche schämen, die zwar reisen, aber immer viel zu meckern haben. Fünf-Sterne-Ansprüche passen halt nicht in ein preiswertes, oft viel liebenswerteres Reiseland. Solche Leute bleiben bessser zuhause.
Die Ankunft in Ancona verzögert sich um mehr als eine Stunde. Und dann dauert es noch ewig... bis halb 7, ehe wir den Hafen verlassen können. Viel Polizei wurde aufgeboten, die Kolonne der Wohnmobilisten aus der Stadt zu weisen. Auch den ernsten Gesichtern winke ich zu.
740 km liegen vor mir.
Eine Übernachtung an der Autobahn ist notwendig.
Etwas Aufregung erwartet uns unterwegs wegen eines Schadens an Hans` PkW.
Nun sind wir aber zügig unterwegs. Kleine Kaffeepausen und immer muß der Mundschutz vor`s Gesicht, dabei beschlägt die Brille regelmäßig. Die Handschuhe haben wir aber kaum gebraucht, sind eh eklig, wenn alles feucht wird drinnen.
Auf den Autobahnen ist kaum was los, wir können zügig fahren. Zwei Stopps an Raststationen, alles sehr leer, hygienisch sauber und nette
Mitarbeiter mit Mundschutz.
An der Grenze zu Österreich am Brenner freundliche Begrüßung, wir geben unsere Selbsterklärung ab. Kein Halt, Durchfahren ist geboten!
In Deutschland erwarten uns ca 10 Grenzer, die junge Polizistin ist erstaunt, daß wir aus Griechenland kommen. Freundlicher Einlaß in`s Heimatland.
Und keine Belehrung wegen Quarantäne. Aha.
Flott schaffen wir es nach Rosenheim.
Viel Zeit bleibt nicht zum Verabschieden und wann wir uns wiedersehen werden, ist ziemlich unklar.
Müde schaffe ich noch die letzten km, tanke voll für 1,07 € / Liter. Ein unglaublich niedriger Preis.
Ein schöner Platz begrüßt mich, der Apfelbaum steht in voller Blüte und mein "basecamp" genau darunter. Herrlich.
Tagebuch schreiben, Abendessen mit Nudeln und Gemüse von Dyonisios, ein Weißbier, wohlige Müdigkeit.
Eine lange Reise und ein langer Winter in Griechenland sind nun zu Ende.
Viel erlebt, viel erfahren, viele positive Eindrücke und am Ende so manche Aufregung.
Da gibt es einiges zu reflektieren.
Donnerstag, 16.04.2020
Früh aufstehen, den Rest einladen, duschen, Frühstück bei Ionios und los geht die Fahrt kurz vor 10 Uhr.
Abschied von Methoni, meinem Zuhause für 3 Monate.
Hans prescht mit dem Pkw vorneweg, ich im WoMo zügig hinterher, Geschwindigkeitsbeschränkungen sind in Griechenland „Kann“-Bestimmungen, da sind wir heute echte Griechen. Wir unterbieten die Navi-Zeit um fast eine Stunde und sind nach 210 km pünktlich halb 2 in Patras am Fährhafen. Nochmal volltanken, für 1,10 € / L Diesel ein angenehmer Preis z.Z.
Und wir werden unterwegs nicht polizeilich kontrolliert, hatten aber von der Botschaft ein „Erlaubnis“-Schreiben dabei.
Nachdem wir die Tickets in der Hand halten, bezahlt haben, kann sich nun die Aufregung legen. Wir sehen Deutsche, Franzosen, Niederländer, Schweizer, Engländer in WoMos oder mit Pkws, die ebenfalls diese Chance der Überfahrt nutzen.
Unsere letzten Sonnenstunden in Griechenland auf dieser Reise, die so aufregend endet.
Gegen 16 Uhr sind wir auf der Fähre, zuvor fliegende Temperaturmesssung und an der Rezeption müssen wir ein Covid 19- Dokument für Italien und die Autobahn-Durchfahrt ausfüllen mit allen persönlichen Angaben und Strafandrohung. Eine Kopie bleibt im Schiff und wir haben 24 Std Zeit, Italien wieder zu verlassen, allerdings nur Autobahn ist erlaubt.
Auch einen Mundschutz und Handschuhe bekommen wir als „Abschiedsgeschenk“ der Botschaft mit dem strengen Hinweis, dies in Italien immer zu tragen, selbst wenn man eine Hand aus dem Fenster strecken wolle. Owei !
Es fühlt sich wirklich alles etwas beklemmend an.
Aber wir sind unterwegs, das ist jetzt die Hauptsache.
Mittwoch,15.04.2020
Wir sind unruhig. Klappt es mit der Fährüberfahrt morgen? Am Vormittag dann kam die Nachricht der Botschaft per email.
Ja, wir sind dabei. Ich bin mächtig aufgeregt.
Wir buchen telefonisch bei Minoan, der Fährgesellschaft. Ich muß etwas schlucken, denn der Preis ist mehr als doppelt so teuer, wie die Überfahrt mit Anek, die ich gebucht hatte und nicht antreten konnte.
Aber egal, wir nehmen diese Möglichkeit wahr, wer weiß, wann es wieder eine Möglichkeit gibt. ( Und wirklich, wir erfahren später, daß die griechische Regierung die regulären Fähren für weitere 4 Wochen sperrt.)
Nun heisst es, alle Pläne aufgeben, wir sortieren, packen und laufen viele Male zu den Autos, um alles zu verladen. Schließlich hatte ich schon wieder vieles vom WoMo-Haushalt in die Wohnung geholt. Außerdem haben wir ja viele Mitbringsel, Olivenöl, Wein, Honig, Apfelsinen und Zitronen......
Abends sind wir beide gerädert, sind eben doch nicht mehr 20.
Zum Abendbrot gibt`s Fleisch und Pommes „über die Straße“ vom Restaurant Ionios. Ein letztes mal versorgt uns Dyonisios, unser Freund mit Gemüse, Orangen, Zitronen, Öl und für mich bringt er als Geschenk einen Tischläufer, von seiner Mama mit Hand gestickt. Ich freue mich riesig. Er ist so glücklich, daß er mit den Gemüselieferungen an uns etwas Geld verdienen konnte. Und beim Angebot von 5 € Trinkgeld wurde er richtig böse.
Das wollen Griechen überhaupt nicht, das kommt ihnen wie Almosen vor. Ein solches Geschenk können sie nicht annehmen.
Ganz aktuell warten wir gespannt, ob sich aus der vom deutschen Generalskonsulat Thessaloniki angekündigten Möglichkeit einer Sondergenehmigung für eine Fährüberfahrt nach Ancona eine Tatsache entwickelt. Eine Initiative der französischen Botschaft, na endlich. Die Deutschen haben keine Anstalten gemacht, etwas zu initiieren.
Das würde dann eine schnelle Handlung zum Start erfordern....
doch ich bin sehr gespalten, angesichts der „Androhung“ einer 14-Tage-Quarantäne dann in Bayern, ...nur weil ich vom Ausland einreise, aus einem coronafreien Gebiet!! Als ob meine mitgebrachte Gefahr größer ist, als die der Deutschen im Inland. Sollte ich Symptome haben, bin ich natürlich bereit zur Quarantäne. Aber ich möchte einen Test fordern.
Eine strenge Quarantäne ohne begründeten Nachweis, daß ich eine Gefahr für die Allgemeinheit sei, bezeichne ich als Freiheitsentzug.
Oder wie wäre es, wenn alle um mich herum in Quarantäne müßten, um mich zu schützen, denn ich bin gesund.
Komisch für mich ist nur, daß die Mehrzahl der Deutschen offenbar eine noch längere Beibehaltung der strengen Regeln fordert.
Und das Anzweifeln an der Aufhebung unserer Grundrechte wird kaum verstanden, Aufruf zum Protest schon als Straftat gewertet. Man muß den Klageweg beschreiten und doch wagen kaum Gerichte die Sinnhaftigkeit der Maßnahmen zu verneinen. Wie soll denn beim Lesen auf einer Parkbank, beim Wandern im Gebirge oder einem Strandspaziergang Viren-Verteilgefahr bestehen, wenn man die Grundregeln zum Abstand und zur Hygiene einhält, die nun wirklich jedem bekannt sind.
14.04.2020
Und wieder ein Gruß aus Methoni.
Das sommerliche Wetter können wir geniessen und gucken öfter auf die bedauernswerten Gegenden, wo es noch immer wieder mal winterlich kalt wird.
Trotz Ausgangssperre nutzen wir die Möglichkeiten, um einige Ausflüge zu machen. Natürlich sind wir mit Passierschein ausgestattet, aber wurden zum Glück noch nicht von der regelmäßig Patrouillie fahrenden Polizei aufgegriffen. Über die erlaubten Grenzen sind wir etwas im Unklaren, es gibt verschiedene Versionen.
Kleinere oder mittlere Wanderungen, z.B. zu den Windrädern auf dem langgezogenen Bergrücken kurz vor Pylos oder zu den fantastischen Sand-Buchten Marathi, das gibt es die Megalo und die Mikro, die im rechten Winkel zueinander liegen. So hat man nach einer kleinen feinen Klettertour über den Felsrücken die Möglichkeit, trockenen Fußes zur Mikro-Marathi-Bucht zu wechseln. Da ist es dann windstill, während die Megalo-Bucht genau im Windeinfall liegt.
Auch wenn Baden derzeit verboten ist ( wir erkennen leider nicht, wo die Corona-Gefahr hierin liegen soll), springen wir da ins Wasser und tauchen schon mal unter, 16°C hält man aus, wenn die Luft dann wohlig warm ist.
Viele Vögel sind hier zu beobachten, massig Schwalben segeln herum und bauen emsig ihre Nester ebenso wie Wildtauben. Einen Wiedehopf habe ich gesehen, die seien hier häufiger und in der Abenddämmerung werden wir beim Spaziergang von Fledermäusen umschwirrt. Manchmal ein feines Fiepsen in der Luft - herrlich.
Bei unseren Ausflügen kommen wir immer wieder mit WoMo-„Urlaubern“ in`s Gespräch, die z.T. einsam oder in Gruppen an Stränden stehen, dort zum Glück geduldet werden, weil die Campingplätze ja geschlossen sind. Aber sie dürfen nicht umher fahren, haben Glück, wenn es eine Wasserleitung gibt und müssen natürlich ihre Toiletteninhalte irgendwo vergraben. Alle sind Abenteurer, deshalb einigermaßen geduldig, genießen das Wetter, aber ausgesucht hat sich das keiner über solch eine lange Zeit.
Auch hier stellen wir wieder einmal fest, daß wir mit unserem kleinen Appartement ziemlich Glück haben.
Am Ostersonntag wagen wir mit drei anderen deutschen Paaren auf dem Campingplatz Methoni eine wunderbare Grill-Feier. Alle in gebührendem Abstand, der sich bei zunehmendem Alkoholpegel etwas verringert, aber wir sind auch sicher, daß keiner vorn uns virenverseucht ist, denn ganz Messenien ist Coronafrei.
Das war eine wunderbare Abwechslung.
03.04.2020
Wir sind noch in Methoni.
So langsam entwickelt es sich ohne meine ausdrückliche Entscheidung zum „dauerhaften“ Wohnort.
Ein Garten wäre mir sehr recht, damit man was zu tun hat. Langeweile schleicht um`s Haus.
Die letzten Tage der Ausgangsbeschränkung haben wir mit normalem gemütlichen Rentnerleben ohne Verpflichtungen verbracht, Spaziergänge, Essen kochen oder mal selber grillen, einkaufen, wenige Treffen mit einem der sehr raren Deutschen hier.
Kleine Abwechslungen bieten Begegnungen mit Griechen, so z.B. Dyonisios, der eigentlich wieder in Deutschland in einem griechischen Restaurant arbeiten will, jetzt keine Möglichkeit zum Geldverdienen hat und uns immer wieder besucht, um 10kg-Beutel mit Zitronen und Orangen vorbeizubringen.
Noch nie im Leben habe ich so viele Zitronen gehabt.
Aber was tun damit?
Momentan könnte ich eine Zitronensaft-Press-Manufaktur eröffnen und suche nach Rezepten.
Auch einige Tavernen haben wir entdeckt, die als take-away Pizza, Souflaki, Steaks anbieten. So können wir ab und zu preiswert Essen holen, essen müssen wir natürlich an der Straße oder zuhause.
Eine Gartenbank für zwei gegenüber vom Backwarengeschäft ermöglicht Kaffee und Eis in der Sonne.
Aber die sonst allmorgendlich vor den Tavernen sitzenden älteren Griechen mit Kaffee und Tsipouro sind leider jetzt verschwunden, ebenso
wie das wunderbare Treiben auf dem Platz am Meer vor den Tavernen. Auch keines der sonst hier regelmäßig Station machenden WoMo`s ist mehr zu sehen.
Einen nicht unerheblichen Teil unserer Zeit nimmt jetzt das Surfen nach neuesten Nachrichten und Informationen im Internet ein. Erstaunt vernehmen wir, wie sich die „Macher“ der deutschen Regierungsparteien jetzt profilieren.
Wenn jedoch sogar die DISKUSSION über Ausstiegsstrategien aus dem jetzigen shut down kein Thema sein darf, dann sollte sich der mündige Bürger m.E. Fragen stellen.
Ich jedenfalls sehe diese derzeitigen „Notstands“-Regeln kritisch ob der Verhältnismäßigkeit und der immensen Eingriffe in die demokratischen Grundrechte.
Und optimistisch bin ich schon gar nicht, daß sich in Griechenland/ Italien/den Balkanländern bald eine Lockerung einstellen wird. Ich habe ehrlich gesagt, Angst um die europäische Idee und deren Offenheit.
... und um unsere Heimkehr natürlich.
Hier grünt und blüht es allerorten, Obstbäume in weiß, Mandelbäume in rosa-violett, die Feigenbäume bekommen Blätter und erste Fruchtansätze, die Olivenbäume haben ganz kleine helle Blütenansätze, die Orangenbäume knospen, während noch Früchte daran hängen.
Schon eine Weile haben wir einen größeren Strauch mit ovalen pflaumengroßen grün-gelb-orangenen Früchten in unserem Hausgrundstück betrachtet.
Gestern lüftete Giannis das Geheimnis, sie heißen Mousmoula = japanische Wollmispel. Und die reifen, orangenen schmecken frisch-fruchtig, süß-leicht säuerlich. Man zieht die dünne Schale einfach mit den Fingern ab und der Saft tropft schon heraus. Zwei oder mehr glatt-braune Kerne, wie kleine Kastanien, soll man sogar einpflanzen können. Ich werde es probieren.
Eine tolle Entdeckung.
25.03.2020
Bei unseren Spaziergängen in und rund um Methoni entdecken wir immer wieder auch noch unbekannte Ecken und Wege, bleiben an vielen Blüten stehen, gucken Tieren zu, schauen in die orthodoxen Kirchen hinein, wechseln ein par Worte bei den rar gewordenen Begegnungen. Der Ort ist wie ausgestorben, dabei ist heute am 25.3. Nationalfeiertag, an dem im Normalfall alle Griechen unterwegs sind und in Tavernen tafeln. Lediglich ein paar flatternde Fahnen künden vom Stolz der Griechen an den Beginn des Freiheitskampfes vor nunmehr 199 Jahren. Hoffentlich ist im kommenden Jahr der 200. Jahrestag zu feiern.
Zwei Tage vor der Ausgangssperre (ab 23.3.) hatten wir bei sommerlichem Wetter noch einen traumhaften Ausflug.
Eine halbe Stunde Anfahrt Richtung Tsapi, auf halber Bergstrecke eine Wanderung abwärts zum Strand „Megalo Marathi“.
Von oben guckten wir schon begeistert ins Strandrund hinein. Und erst unten sehen wir es....Wahnsinn!
Wiese, großer Sandstrand, heute fast windstill. Wir lagern nackt, genießen die Sonne und tauchen auch schon mal im türkisen Wasser unter, keine Wellen, das ist ein seltenes Glück.
Entspannung pur in diesen angespannten Tagen.
Glücklich wandern wir wieder bergauf zum Auto.
Mitte März 2020
Unfreiwillig im Paradies:
empfinde ich das Paradies, das Wunderbare noch als solches, wenn ich unfreiwillig hier bleiben soll? Unter Bedingungen, die mir das Leben ermöglichen, aber kaum Entscheidungs- und Bewegungsfreiheit besteht.
Wenn zwar Umgebung, Natur und Wetter sehr sehr annehmbar sind, ich aber eigentlich hier schon weg sein wollte,
in meine Heimat, nach Deutschland, zu Familie und Freunden?
Wenn ich mich meiner Freiheit, selbst zu entscheiden, beraubt
fühle.
Aber hier in Griechenland ist die eigentliche Situation besser als meine derzeitigen Gefühle.
Annehmen und das Beste draus machen, heisst die Devise. Tag für Tag. Das Gute sehen. Und davon gibt es
hier genug.
Ist also ein Paradies nur ein Begriff oder sind es erst meine Einstellungen, die es dazu machen?
18.3. - 25.03.2020
Gestrandet mit Aufregung wegen der Corona-Pandemie
So etwas gab es noch nie, auch im Westen der vielgepriesenen Freiheit hätte sich keiner vorstellen können, daß nunmehr europaweit Ausgangssperren an der Tagesordnung sind.
Da war die angebliche Unfreiheit der DDR ein Klacks dagegen.
Ich denke neu über den Begriff „Freiheit“ nach. Wer hatte da wohl definiert, daß „Freiheit Einsicht in die Notwendigkeit“ sei?
Über die Handy-Notfall-Warnmeldungen erfahren wir, daß nun seit Montag auch in Griechenland Ausgangssperre herrscht. Bei jedem Gang nach draußen soll man den Ausweis und ein Papier mit sich führen, auf dem dokumentiert ist, wozu dieser Weg dient. Einkaufen, Arzt, Apotheke und physische „Ertüchtigung“ sind weiterhin erlaubt.
Gilt das auch, wenn wir zu einer Wanderung zu zweit fahren wollen oder müssen wir ortsgebunden bleiben?
Noch immer fällt es mir sehr schwer zu akzeptieren, daß Griechenland mit seinen extrem geringen Corona-Fällen solch drastische Maßnahmen ergreift. In ganz Messenien gäbe es derzeit drei Fälle = Ärzte in Kalamata. Wozu also sollen wir hier im Dorf am Meer an`s Haus gefesselt bleiben und uns strafbar machen, wenn wir auf einsamen Wegen wandern oder an einem einsamen Strand lagern? Ich kapiere es nicht und werde ob dieser Inakzeptanz unruhig bis wütend.
Noch dazu hat Hans gestern herausgefunden, daß die Sperrung der Fähren ab 16.3. eine rein griechische Entscheidung war, Italien hat erst ab 19.3. die Häfen gesperrt. Wo liegt die Logik, daß Griechenland die Ausländer nicht ausreisen lassen wollte? Zumal alle Tavernen und nun auch die Hotels, die Autoverleiher, kleine Läden, Friseure usw. geschlossen sind.
Ein Argument, was mich neben der Einsicht in die virologisch-medizinischen Tatsachen immer wieder überzeugt, ist, daß ich speziell in meiner WoMo-Wohnung im jetzt wieder winterlich kalten Deutschland wahrlich unangenehmer leben würde. Ausgangssperre hat Bayern auch. Hier ist es wenigstens vom Wetter her super angenehm. Und unsere einfache kleine Wohnung hier ist ein Tanzsaal im Vergleich zum Platz im WoMo.
Aber meine Freiheit ist beschnitten, die ich in meinen Reisejahren als höchstes Gut in Europa empfunden habe.
Und wie lange soll dieser Zustand bleiben? Wann ist ein Ende in Sicht? Das würde es mir leichter machen.
Ach wie gut, daß ich einen sehr gesprächigen, lustigen, immer wieder aufmunternden Partner hier an meiner Seite habe. Er meistert die Situation viel besser als ich.
Wir verbrauchen unsere Früchte vom letzten Kalamata-Markteinkauf, die für zuhause vorgesehen waren. An Vitaminen mangelt es uns wahrlich nicht. Aus den Zitronen presse ich den Saft und gefriere ihn ein.
17.03.2020:
Nun wissen wir es: wir sind gestern, nachdem die Autos fertig bepackt waren, nicht zum Hafen nach Patras gefahren. Mehrere Telefonate mit der Fährgesellschaft, der Athener Botschaft, dem ADAC ( der ziemlich uninformiert war) ergaben NICHTS. Die Fähren fahren, aber nur mit LkW`s , wir als private Reisende dürfen nicht mit.
Was die griechische Regierung dazu bewogen hat, ausländische Urlauber nicht ausreisen zu lassen, ist mir unklar. Hier versagt die EU
meines Erachtens völlig, jeder Staat schließt seine Grenzen ohne Abstimmung miteinander. Ich bin sauer.
Trotzdem wir fast im Paradies sind, wir sind hier festgesetzt, haben keine Aussicht, wann dies wieder endet und wir nach Hause fahren
können.
Über den Vorschlag der Botschaft, das Flugzeug zu nehmen und das WoMo hier zu lassen, kann ich nur staunen. Erstens wohne ich darin und
zweitens läßt doch keiner solche Werte auf unbestimmte Zeit zurück. Aber wir sind nicht die einzigen Gestrandeten hier, immerhin müssen wir nicht zur Arbeit. Alles andere muß warten.
Zum Glück können wir die Wohnung in Methoni noch nutzen, denn Hotels sind geschlossen oder sollen ab kommender Woche alle schließen. Wo
bleiben dann die Gestrandeten, die keine Wohnung und kein WoMo haben?
Mir scheint, Panik überwiegt auch in höchsten Kreisen und Griechenland könnte doch froh sein, wenn alle Urlauber raus
wollen.
Naja, nun harren wir hier aus und genießen die Sonne, die Bäume treiben aus, das Meer glitzert. Wir haben zu essen, es geht uns
gut.
Wir versuchen, viel zu lachen.
Möge es so bleiben.
Urlaubsverlängerung bis 2021! ...bekam ich heute eine whatsapp von Freunden . Hurra.
März 2020
Corona oder Koroneiki ?
Die Aufregung um den Corona-Virus hat uns hier ebenfalls erfasst, auch wenn ich mich nicht vereinnahmen lassen will und alles für total übertrieben halte.
Aber auch hier hat der Staat reagiert, die Faschingsumzüge wurden abgesagt, das hat aber die Menschen nicht davon abgehalten, am Faschingssonntag unterwegs zu sein. Alle gehen aus, zum Essen und am Montag, dem „reinen Montag“ steigen am Strand die Drachen hundert Meter in die Lüfte. Herrlich, es ist wie ein Frühlingsfest, eigentlich aber laut kirchlicher Tradition der Beginn der Fastenzeit.
In der Bäckerei gab es am Faschings- Sonntag nur eine einzige Brotsorte, ein großer ovaler Fladen mit Sesam bestreut.
Nichts desto trotz, das Grillrestaurant Onondas verkauft auch weiterhin seine Souflakis, riesigen Koteletts und gegrillten Hähnchen.
....doch nun wieder zurück zum Corona:
Wir machen uns nach der Sperrung von ganz Italien richtig Sorgen um unsere Heimreise.
Hans will am Montag, 16.3. schon mit der Fähre nach Ancona und dann geht es ja durch Italien. Die Fähren fahren zZ planmäßig. Ich warte mal gespannt ab, ob er gut durchkommt.
Meine Fähre von Patras nach Ancona ist für den 01.04. gebucht. Wegen des so freudig erwarteten Besuchs meiner Freundin hatte ich den letztmöglichen Termin gewählt. Jetzt hat sie aber abgesagt, verständlich, aber extrem schade. Ich bin traurig.
Und mir wird nun ganz blümerant, wenn ich an die Heimreise denke. Wie soll denn das durch Italien gehen? Und eigentlich wäre es nun doch besser, etwas früher zuhause anzukommen, um Arzttermine wahrzunehmen. Aber sind die nicht eh überfordert zur Zeit?
Als Alternative bliebe noch der Landweg über den Balkan zurück nach Deutschland, natürlich viel weiter zu fahren. 2,5 Tsd km. Dazu brauche ich mehr Zeit.
Ich muß bald eine Entscheidung fällen, aber keiner kann sagen, was in Italien los ist und ob weitere Länder gesperrt werden, gestern war von Slowenien die Rede.
Das beunruhigt mich jetzt sehr.
Aktualisierung 15.03.:
Der Überlandweg ist gesperrt, kein Land läßt mehr die Einreise zu. Wir hatten auf die Stabilität der Fährverbindungen gehofft, Hans ist ja super optimistisch. Und ich hatte mich entschieden, nun auch am 16.3. mit ihm zu reisen. Die Durchfahrt durch Italien und Österreich sollte klappen, wenn wir auf der Autobahn bleiben.
Aber heute Abend dann die wirklich aufregende Meldung, daß die Fähren angeblich ab morgen nur noch LkW`s mitnehmen würden, keine Personen. Was heißt denn das? Müssen wir hier bleiben? Wie lange soll denn das noch gehen? Ist das denn wirklich gerechtfertigt?
Eigentlich könnte man bei über 20°C, strahlend blauem Himmel hier im Paradies sein, nur es hat keine Taverne, kein Cafe mehr offen, eine Ruhe ist das, völlig ungewohnt. Ich kann die Nachrichten schon nicht mehr hören. Und doch ist es wie ein Sog. Man meint, jede Stunde etwas Neues, Besseres zu erfahren. Fehlanzeige.
Unserem Vermieter Giannis haben die erwarteten Erasmus-Gruppenreisen von 50 jungen Leuten über 4 Monate hinweg abgesagt. Er ist mitten in der aufwändigen Renovierung des Hauses hier.... wo soll das hinführen? Die Wirtschaft nimmt enorme Schäden, die kleinen Leute verarmen...ist das noch gerechtfertigt?
Und wir werden womöglich zwangsweise hier im Land bleiben müssen.
Morgen wissen wir mehr.