Polen- dzien dobry


Am Samstag 17.06.2017 spätnachmittags begrüßte mich Polen in Swinoujscie mit Sonne und einer 20 kmh fordernden Kopfsteinpflasterstrasse....

Da es als Währung keine Euro gibt, war ein Umtausch in Zloty nötig, diverse Büros boten ihre Dienste an. Gleich nach dem Ort erreichte ich eine Fähre über die Dwina, es ging flott vonstatten, nur auf die Kassierung wartete ich vergeblich. Gehört das hier zur normalen Straßenbenutzung und ist kostenlos? Mein Beleg der Fähre Glückstadt zeigte 13,50 € an. Erstes Verwundern !

Dann wählte ich die Strasse an der Küste entlang, wunderschöne Strasse,  immer mit Radweg daneben, sehr viel Wald und abwechslungsreich zu fahren, ab und zu war das Wasser zu sehen. Mein erster Plan war, auf einen Campingplatz zu gehen und ich bin nur ca. 40 km gefahren, da lachte mich das Schild "Camping Wiking" an.

Die Rezeption war schon geschlossen, aber der nette Schrankenwärter wies mir einen schönen großen Platz zu. Mitten im Kiefernwald, viele gemütliche  Holzhütten, die man mieten kann, ein Restaurant, und von überall her schnuppert und räuchert es nach Grillen. Die Kinder rollern und radeln mit Hunden im Pulk um die Wette..

Na da packe ich doch auch endlich meinen Grill aus, auch wenn grad keine Steaks vorrätig sind. Die Polen ringsum sind alle in Familie draussen und haben Spass, die Deutschen im WoMo gucken drinnen fern.

Im Eiltempo hab ich es dann gerade noch zum Sonnenuntergang-Gucken an den nur 300 m entfernten Strand geschafft. Gute erste Nacht in Polen.

...eigentlich hatte ich geplant, gleich am Sonntag weiterzufahren, hatte schon bezahlt, aber beim Frühstück wurde mir klar, dass der Platz und das Wetter zu schön sind, ...also entschied ich kurzerhand, noch einen Tag zum "Ankommen" da zu bleiben.  Und Wäsche war auch mal wieder zu waschen.

Knapp 3 Std. in der MIttagssonne am Strand bei leichtem Wind haben mich schon gefärbt, ich hab natürlich keinen Windschutz und auch nicht so schöne luftgefüllte Relax-Kissen...., es geht gemütlich und fröhlich zu.

Ein erster Einkauf im erstaunlich gut sortierten Supermarkt des Ortes am Sonntag brachte das nächste Staunen: 1 Pfund Tomaten, 1 Paprika, O-Saft und eine Dose Bier für rund 8 Zloty = 2,30 € etwa. Aha, hmm.



Wanderdünen Leba

Ich habe das Internet befragt nach den Höhepunkten der polnischen Ostsee und erfuhr von den Wanderdünen. Leba ( das L wird mit einem schrägen Strich durchkreuzt und man spricht es dann nicht "L", sondern mehr gehaucht "Lhw" oder so), jedenfalls Leba liegt nordwestlich der Gdansker Bucht. Das war mein nächstes Ziel. Ein netter Campingplatz, ein deutscher Dauercamper, der viel zu erzählen wusste, und gleich am ersten Abend nach 18 Uhr radelte ich die 9 km zum "Slowinski Park Narodowy". Kein Ticketverkauf mehr, kein Touri-Andrang, nur von weitem sah ich drei andere "Wüstengänger".

Herrlich, die Dünen sind ca. 40 m hoch, wandern im Jahr ca. 10 m nach Osten und liegen zwischen Ostsee und dem Leba-See. Der Sand ist superfein.

Der Ort bietet etwas Touri-Rummel, einen netten Strand, aber sehr windig und kühl und der Zeltplatz eine Waschmaschine, so dass ich "große Wäsche" = Bettwäsche und Handtücher waschen konnte.

Zu meinem Erlebnis im Supermarkt lest unter der Rubrik "Nebensächliches".

Gdansk

Am Mittwoch, 21.06.17 war Gdansk mein Ziel (deutscher Name Danzig).

Ein stadtnaher Campingplatz (Stogi Nr 218), enge Platzverhältnisse, aber trotzdem angenehm und vor allem: Gespräche, Tips und Fachsimpeleien mit deutschen Urlaubern, wie schön.  Und ich konnte mit dem Radl bis in das Stadtzentrum fahren, immer der Strassenbahnlinie 8 folgen.

Dann bin ich überwältigt und lasse mich treiben. Gdansk liegt im Süden der Gdansker Bucht und war nach dem Krieg zu 90% zerstört. Deshalb wurde die Altstadt originalgetreu wieder aufgebaut im Stil der Backsteingotik des 13. Jh ff. Gdansk als Hansestadt war jahrhundertelang ein wichtiges Zentrum mit Hafen und Werft.

Handelswege wie die Bernsteinstraße verbanden sie frühzeitig mit anderen Regionen. Im 14./15. Jh übernahm der "Deutsche Orden" die Stadt. Die weitere Geschichte war im wesentlichen ein stetiger Kampf zwischen Polen und preussischer Herrschaft, deshalb siedelten auch so viele Deutsche dort an, 1831 waren in der Region 76% deutschsprachig. Die politischen Probleme und die Situation zwischen Polen und Deutschen führten zum deutschen Angriff auf die Westerplatte und das war der Beginn des 2.Weltkrieges. Nach dem Krieg wurde die deutsche Bevölkerung vertrieben und Polen aus Ostgebieten angesiedelt.

Gdansk ist heute ein Touristenmagnet und bietet Vieles. Mir hat das Flair einer offenen Stadt mit Musikern an jeder Ecke und den tollen Gebäuden sehr gut gefallen.

Das Michkannentor, das Grüne Tor, das Goldene Tor, das Artustor, das Rathaus mit seinem Turm, die Bazylicka Mariacka, die Neptunfontäne, die Philharmonie und und .... und das Wahrzeichen Gdansks , das Krantor, was einen riesigen historischen Hafenkran darstellt. der grosse Lasten der Schiffe entladen konnte. Das neue Museum über den 2. Weltkrieg ist architektonisch bemerkenswert, inhaltlich soll es Differenzen mit der neuen polnischen Regierung geben.

Zurückgeradelt, auf dem Campingplatz war der Abend sehr nett mit der Bekanntschaft meiner Nachbarn, einem Bonner Paar, deren Ford Wohnmobil einige Jahrzehnte mehr auf den Rädern hat als meines.

Meine Empfehlung: Gdansk besuchen und selber schauen ! Es lohnt sich.


Ein Tag Stadtcamping sind genug, es ging wieder auf die Landstrasse.... aber wohin ?

Spontan am nächsten Morgen, nunmehr Donnerstag 22.06.17 beschloss ich, dem Tip und Ziel meiner Nachbarn zu folgen und nach Süden zu fahren, statt an die Nehrung. Malbork heisst der Ort mit 2 Sternen in der Karte.

Unterwegs immer wieder grosse Strassenbaustellen.

Und es begegnen einem solche Ortseingangsschilder, diese bedeuten, 50 kmh innerorts. Wenn das Stadtpiktogramm fehlt, ist weiterhin 90 erlaubt, wie auf den Landstrassen.

Preisfrage: wer kann diesen Ortsnamen richtig und flott aussprechen?

Malbork (Marienburg)

Das war ja nochmal ein Höhepunkt: nach der gestrigen Stadtbesichtigung gleich nochmal Kultur und ganz monumental:

die Marienburg in Malbork, ca 70 km südl. von Gdansk, erbaut im 13. Jh, ist ( soll sein) das größte Backsteinbauwerk Europas und lt. Audioguide, die größte Burganlage der Welt. Naja, egal, ob die Grösste, riesig war es auf alle Fälle.

Und Gründer auch hier der Deutsche Orden, der im Zuge seiner Ostexpansion und politischen Machtfestigung große Burgen als Bollwerke bauen liess. Gedacht und gegründet war er als karitativer "Verein", der den Heiden des Ostens das Christentum natürlich nahebringen musste.

Auch diese Burg hat eine sehr wechselvolle Geschichte, erlebte viele Kriege, Schlachten und Belagerungen und viele verschiedene Herrscher u.a. war sie auch lange Zeit der Sitz polnischer Könige. Zum Ende des 2. Weltkrieges war sie lange umkämpft und dabei unglaublich zerstört worden.

Viele Ausstattungen sind verloren, die Gebäude konnten wieder aufgebaut werden und sind heute ein großartiges Ensemble. Mithilfe eines Audioguides konnte man eine sehr ansprechende und informative Führung selbst machen. Nach fast 4 Std. im Burggemäuer , nur unterbrochen von Genüssen im Gotik-Restaurant, hatte ich genug Geschichte intus. Zurück auf dem anliegenden Campingplatz, fiel ich in einen kurzen Tiefschlaf. Ob sich damit das Wissen gefestigt hat.... bleibt mein Geheimnis.

Besonders schön war aber, dass meine Nachbarn nochmals die zwei nun schon Bekannten aus Gdansk waren, wir hatten noch einiges zu plaudern und auszutauschen. Gemeinsam unsere Erkenntnis, dass wir hier in Polen einem Teil ganz alter deutscher Geschichte nahe gekommen sind. Und das ist sehr lohnenswert.

PS: der Tacho zeigt 98.246 km, d.h. ich bin 3.276 km gefahren.

Storchendorf Zywkowo (Bociania Wies Zywkowo)

... ein polnisches Dorf am Ende der Welt, genau an der Kaliningrad-Russland-Grenze , 8 Häuser, einfache Bauern, herrliche Natur ringsum, Vogelgezwitscher , Stille..... bis auf das Klappern von Schnäbeln, ...Storchenschnäbeln und zwar vielen....

Auch dies war ein Tip von Campingnachbarn, mein Campernavi kannte den Ort gar nicht ( kein Wunder bei den Strassen!), aber ich habe mich hingefunden. Unterwegs grosse Getreide- und Rapsfelder, Grünland, alles landwirtschaftlich angebaut, kein Brachland.

Zunächst ein paar Fotos von der Gegend.

Beim Aufenthalt an der Grenze war mir mulmig. Beim Spaziergang durch die Felder entdeckte ich plötzlich die Pfosten und bei einem weiteren Abendspaziergang ging ich dann die alte Strasse direkt zur Grenze und steckte einen Strauss Margariten in die Absperrbalken. Das tat mir irgendwie gut.

Auf einem gemähten Wiesenplatz eines Bauern am Ortseingang (Parkgebühr 3 Zloty, die ich großzügig auf 5 erhöhte = 1,30 €) konnte ich die ganze Nacht bleiben, ich war ganz alleine da.

Welcher Kontrast zu den letzten beiden Tagen !

... aber der Höhepunkt war ja nicht die Ruhe und Natur dort, sondern die Störche.

Auf jedem der 8 Häuser, Schuppen, Scheunen, auf extra Stangen oder Elektromasten sind Storchennester. Natürlich ist das Grundgerüst von den Bauern gebaut und hoch oben installiert. Die Störche kommen jedes Jahr wieder aus dem Süden und nisten dort. Sie sammeln und konstruieren viele Äste, um ihr Nest zu bauen.

Fasziniert ging ich im Dorf auf und ab, guckte nur nach oben und entdeckte immer wieder neue Nester mit Störchen. Sie haben Nachwuchs, der gefüttert werden musste, die Nahrungssuche kostet viel Zeit und im Nest warten das Weibchen und die Jungen geduldig. Die Umgebung ist bestens geeignet dafür, Wiesen, Teiche, Felder, und neben einem Traktor auf dem Feld sah ich mehrere Störche, die gleich den offenen Boden absuchten.

Ein Bauer hatte im Hof einen großen Turm gebaut, auf den man - wiederum für 3 Zloty- klettern konnte und die Störche aus der Höhe, fast in Nesthöhe beobachten. Ich bin noch immer so beeindruckt davon und hab einen ganzen Fotoakku verbraucht für die Fotoversuche, die schönsten zeig ich Euch hier. Die Störche im Flug aufzunehmen, war fast unmöglich, da nie absehbar ist, wann das Männchen zum Nest kommt. Aber wenn sie fliegen und elegante Runden drehen, im Gleitflug und im Landeanflug, das ist eine große faszinierende Schau.

Wer das erleben möchte, nehme Stativ und einen guten Zoom-Apparat mit, ich bin da nicht professionell ausgestattet gewesen. Aber in Erinnerung bleibt es mir auf alle Fälle.

....ein Text zu den Störchen ist noch unter "Nebensächliches" zu finden.


Mein nächster und letzter Aufenthalt in Polen sollten die Masurischen Seen sein, ein Gebiet mit vielen grossen und kleinen Seen, ideal für Wassersport aller Art. Ich wollte gerne paddeln und mir noch zwei Tage gönnen.

Von der Fahrt dahin im Grenzbereich zu Kaliningrad lest bei Interesse unter "Nebensächliches".

Auf jeden Fall, es wurde nichts mit Paddeln. Angesichts 14 °C, kaltem Wind , grauen Wolken und abweisender See bin ich nach kurzer Besichtigung eines völlig verwaisten Campingplatzes in Wegorzewo ( im Norden der Seenlandschaft) weitergefahren bis zur letzten Station vor der litauischen Grenze. Zum Glück fand ich noch eine "Bar", das ist ein Bistro, und gestärkt ging es nochmal auf die wellige anspruchsvolle Pistenschaukelei.

Hier in Suwalki habe ich den völlig ungastlichen, weil offenen, glatten Eurocamp gewählt, gleich neben einem Stadiongelände, dessen einziger Vorteil heute für mich im freien WLAN besteht. Deshalb ist der blog-Teil "Polen" heute damit fertiggestellt.

Mein O2 hat mir nämlich schon vermeldet, dass mein Datenvolumen innerhalb des Vertrages fast aufgebraucht sei. Und das bevor der blog fertig ist, das geht ja gar nicht!


Do widzenia Polska !