Norwegen

ab Montag, 14.08.17

Wo bin ich denn? Eine Fahrt auf die Halbinsel Varanger am Varangerfjord an der Barentsee. Dieser Name ist mir bisher nur als unerreichbar und furchtbar kalte Gegend im Gedächtnis. Und jetzt bin ich hier!

Zuerst die Zollkontrolle bei der Einreise nach Norwegen. Natürlich wurde ich nach Zigaretten und Alkohol gefragt, und ich zeigte meine Mini-Flasche Rum, eine angebrochene Flasche Wein und eine Dose Bier vor. Als der zweite Zöllner in vorderen Busbereich ziemlich herumschnüffelte, beeilte ich mich zu erwähnen, dass ich noch eine zweite Weinflasche habe. Aber die Dame winkte schon ab und ich durfte passieren. Natürlich hatte ich mehrere Flaschen Wein dabei und vor allem Jüttertje aus Holland im Versteck. Okay geschafft.

Dann ging`s auf die gut ausgebaute Strasse E75 nach Osten auf die Halbinsel Varanger, die führt immer an der Südküste entlang und es zieht sich ziemlich.

Viel Verkehr und ich war schon skeptisch, ob ich da weiterfahren sollte. Blos gut, das ich es nicht abgebrochen habe. Nach ca 60/70 km die erste Stadt Vadsö ( das o mit dem Schrägstrich), wo ich versuchen wollte, an Bargeld - Norwegische Kronen- zu gelangen. Es blieb beim Versuch, nix möglich.

Aber gewundert hab ich mich schon, dass in diesem kalten Ort dunkelhäutige Flüchtlinge lebten. Mir fiel das Wort Verbannung ein.

Die Weiterfahrt nach Vardö, nochmal 60 km, war schon schöner, die Ausblicke aufs Meer, kleinste Dörfchen unterwegs, immer wieder Schafe, die wie zuvor in Finnland die Rene die Strasse seelenruhig überqueren. Und die Landschaft mittlerweile ohne Bäume, ab und zu niedrigste Büsche und sonst nur Gräser. Vardö liegt auf einer kleinen Insel vor dem Festland und ist durch einen unterseeischen Tunnel verbunden, dem ersten in Norwegen.

Nun wurde die Strasse ein einspuriges Sträßchen, aber immer noch super gut...und wer hielt hinter mir bei einem Fotostop? ein PkW mit Rosenheimer Kennzeichen, ein junges Paar aus Aschau. Nee, das gibts doch nicht ! Gibt es doch ....und an einem schönen Platz mit Ausblick haben wir gemeinsam Brotzeit gemacht, es war ja schon Abend mittlerweile.

Schade nur, die beiden waren doch etwas reserviert, blieben beim „Sie“ ( ich stelle mich immer gleich mit „Karin“ vor und schliesse gedanklich das „Du“ ein) und haben mir ihre Namen und Kontaktdaten nicht „verraten“.

Nun wurde die Fahrtumgebung „dramatisch“: felsig, zackig, schmale gewundene Strasse bergauf, bergab, immer wieder tolle Ausblicke zum Meer, unglaublich.

Dies ging so mehr als eine Stunde bis zum Ende der Strasse im Ort Hamninberg, ca. 15 Häuser, ( klingt deutsch, finde ich und es gab deutsche Stellungen des Krieges dort).

Dort am „Ende der Welt“ im Abendsonnenuntergang war es zugig kalt, ein riesiger Platz auf einer Wiese, ringsum sehr zerklüftete Felsen und noch ca. 6 andere Campmobile da. Ich wollte ja dort übernachten. Also ein Plätzchen nicht zu dicht am Wasser gesucht. Um Pipi zu machen, war der Weg zu den Felsen doch ein bissl weit, aber es half nichts, sonst offenes Gelände. Bei mir gab es nur noch einen heissen Tee und das erste mal auf dieser Reise stellte ich mir die Frage: Was mache ich eigentlich hier? Im Moment konnte ich es nicht beantworten. Was suche ich denn hier am Ende der Welt? Als ich dann mein Bett gerichtet hatte, fiel mir mein Schnaps ein, na auch noch einen Becher voll, hmm.

Es war nun schon nach 23 Uhr und nicht dunkel, trotzdem ab in die Falle.

Dienstag, 15.08.2017

Die Nacht war sehr erlebnisreich. Ca. 2.30 Uhr wachte ich auf, es ist so hell, dass man keine Zeit einschätzen kann, und es stürmte. Mein Auto wackelte hin und her - ich liege ja oben - und ich wurde ziemlich unruhig, da ich noch keinen Sturm mit dem Auto erlebt hatte. Wird es nicht umkippen, wie hält das Auto dem Sturm stand? Oje, ich hatte erstmals Angst. Allmählich fasste ich Vertrauen zu meinem basecamp, es kippte nicht um und nach ca.2 Std konnte ich sogar wieder einschlafen bis halb 9 in der Früh. Es stürmte immer noch. Die jüngere Frau aus Belgien im Zelt !!! ( Mann o Mann) einige Meter weiter mühte sich im Sturmwind. Ich lud sie zum Frühstück ins Auto ein und das wurde ein nettes Plauderstündchen.

 

„Nun aber raus in den Wind, Karin“- angehost und warm eingepackt, mit Regenüberhose und Anorak, das hält dann schön warm, ich spazierte und erkundete die Gegend, bestieg den Berg daneben, guckte von oben auf die Gischt, wanderte am Strand, bzw. kletterte über die Steine, leider auch hier Plastikmüll, guckte zum Friedhof mit Blick aufs Meer, freute mich über die Rentiere, die in grosser Zahl hier weideten. Ein polnisches Filmteam, die noch in der Nacht angekommen waren und deren Zelte ich in der schlaflosen Phase beim Rausgucken fast wegfliegen sah, war ebenfalls mit ihren Kameras auf Motivsuche.

Als ich genug geguckt und in mich aufgenommen hatte, machte ich mich wieder auf die Socken, sprich auf die Räder meines treuen basecamps. Zuvor wie immer die checkliste geprüft, damit auch ja nichts umherfliegt bei der Fahrt. Und dann war es noch schöner als gestern, ich nahm mir Zeit für unzählige Fotostops an der traumhaften Strecke, lichtete mein Mobil in allen Stellungen und an den Felszacken werbemässig ab. Das norwegische geschwungene, verschlungene Zeichen für eine Naturschönheit ist noch schöner gestaltet als in den vorherigen Ländern. Überrascht war ich, als ich Kühe auf der Weide sah, und natürlich viele Siloballen auf den Wiesen.

Erst bei Vardö bog ich ab und wollte das kleine Städtchen auf der Insel erkunden. Dies war aber ziemlich trist, ein paar schmucklose Läden, alles wie vor 40 Jahren und nichts für Touris hergerichtet, wie auch, hier verirren sich wenige hin. Am Ende der Insel, ich wollte grad wenden, sehe ich ein grosses Schiff, schaue genauer hin und es war ein Riesenschiff der Hurtigroutenlinie, das gerade in den kleinen Hafen einbog. welch ein Zufall und Glück, dies zu sehen.

Aber zwei Dinge gab es doch im Ort, ein Bankautomat, der funktionierte, 4000 Kronen hob ich ab, ca 400€ und ein thailändisches Restaurant, das aber von einem Norweger geführt wurde. Das war gut und nicht so teuer, ich hatte ziemlich Hunger. Im Gespräch mit dem Besitzer, der mir zeigte, wieviele deutsche Biere er führt ! wieder meine Frage, wieso man hier oben in der polaren Zone lebt. Und auch er lobte den herrlichen Winter, die Lichtspiele am Himmel und dieses Jahr sei es eh kein Sommer, sonst schon, kurz zwar nur von Ende Mai bis Mitte Oktober, aber schön. Er stammte aus dem Dorf, wo ich gerade herkam, aus Hamninberg.

Aber ich hatte es schon bissl eilig, unterwegs sah ich zum zweiten / dritten mal einen Rostocker mit dem gleichen Ford Nugget, wie ich ihn habe, immer an der Strasse mit Stativ irgendwelche Steinformationen fotografierend. Beim Überholen hupte er gewaltig. Ich war langsamer unterwegs. Und was soll der Zufall, an der Tankstelle in Varangerbotn fuhr ich ein und er kam gerade vom Bezahlen raus. Na jetzt muss es aber wirklich sein, dass wir uns bekannt machen! Und daraus wurde in der Tankstelle, während unsere Autos seelenruhig an der Säule stehen blieben, eine Stunde Schnelldurchlauf aller Highlights der polaren Küste und Halbinseln hier oben. Und ich solle ja das Nordkap auslassen, diesen touristischen teuren Rummel, ich würde es bereuen, wenn ich die anderen Fleckchen erlebt hätte. Ralf angelt, steht überall, bleibt und geniesst und „scheisst si nix“!

Das war eine Begegnung, sehr schade, dass sie so kurz war. Von ihm hätte ich noch einiges mitbekommen können. Aber er fuhr stracks nach Süden wieder nach Hause und ich kann mir nun im Hochgefühl dieser Begegenung in Ruhe aussuchen, was ich erleben möchte von seinen Tips und ob ich nicht doch das Nordkap sehen will. Das ist ja, denke ich mir, wie bei der Zugspitze, man weiss genau, dass es oben touristisch zugeht, wenn man verschwitzt und zitternd oben ankommt, aber man will es als Höhepunkt doch erleben. Um dann sagen zu können, es ist der totale Nepp, aber man muss es gesehen haben.....

Beschwingt kam ich eine halbe Std später auf dem Campingplatz in Tana an, zum Duschen und ausruhen, in der warmen Stube zwei Std am Computer schreiben. Ach die Zivilisation ist auch herrlich! Draussen sind nämlich nur noch 5°C, huh !

Mittwoch, 16.08.2017

Ich musste alles an verfügbaren Decken rausholen, es war a...kalt und eine Mütze hab ich mir dann auch noch geangelt zum Schlafen. Brr. Aber morgens war ich so früh wach, weil die Sonne ab 6 schon eine totale Wärme übers Dachfenster reinschickte. Na so etwas. Heute ist Sommer! Draussen frühstücken um 8 Uhr, wann hat es das das letzte mal gegeben? Angeregt vom Wetter war gleich noch Waschlaune aufgekommen, meine Hose und Flecepullover brauchten dringend einen Schwenk in Seifenlauge. Während sie abtropften konnte ich im Haus dank WiFi den blog aktualisieren.

Fast Mittag ging es dann wieder auf Tour , diesmal „ausnahmsweise“ eine kleine Strasse in wieder ein abgelegenes Gebiet, insgesamt ca 140 km weit, als Sackgasse. Zunächst nach Norden am Fluss Deatnu Tana ca. 40 km bis zum Meer folgend. Der Fluss wurde sehr breit, unterwegs wieder solch verkrüppelte Birken , in der Ferne Gebirgszüge mit Schneeresten, nicht höher als 400 m über NN, die sich z.T, zu gewaltigen Felsformationen auftürmten. Nachdem sich der Fluss ins Meer ergoss, eine liebliche, grüne, vom Meer durch die Berge total geschütze warme Gegend mit vielen Häuschen, kein Wunder. Der nächste Streckenabschnitt ging auf`s Fjell ( das Kongsfjordfjell ca 340m hoch nur), die baum- und strauchlose Hochebene. Weite Blicke, kaum Vegetation, ab und zu Seen. Als nächstes folgten total grüne Abschnitte, die von einem glasklaren Flüsschen durchzogen wurden. Und Seen, so blau, weil der Himmel sich darin spiegelte. Ab und zu einzelne farbige Häuser. Einfach herrlich. Ich stoppte immer wieder und fotografierte. Dann kam das Meer in Sicht, ein Fjordarm. Und von da an folgte die gute Strasse immer noch ca. 40 km der Uferlinie direkt am Meer entlang, jede der zackigen Kurven ausfahrend. Bis endlich der Ort Berlevac in Sicht kam. ein gar nicht so kleiner Ort, mit Friseur, Kirche, mehreren verschiedenen Geschäften, drei Fischfabriken und einem herrlichen Geschäft „Arctic glas“, kunsthandwerklich hergestellte Glasschmuckstücke und Schalen, Kerzenhalter usw., nützlich oder Staubfänger. Mein Spaziergang durchs Dorf endete am Tetrapoden-Monument, einem eigenwilligen Gebilde aus Stahlbeton, das als Wellenbrecher eingesetzt wird, in Norwegen nur in 2 Orten.

 

Habe ich erwähnt, dass fast 80 km lang niemand ausser mir das Ziel Berlevac hatte. Nur über ein paar LKW wunderte ich mich, die mir entgegen kamen. Später war es mir klar, die kamen von den Fsichfabriken.

 

Spätnachmittags suchte ich mir ausserhalb des Ortes einen Platz mit einer unglaublichen Rundumsicht, kein Haus, kein Baum verstellt die Sicht. Hinter mir war aber ein Steinhaufen, gut als Windschutz dachte ich, dahinter versteckte sich ein Holzgerüst, fast ein offener Schuppen. Irgendwann kam ein Pkw, ich war beim Stricken und einem Glas Rotwein. Es klackte immer wieder mal und das Auto fuhr nicht weg. Na, nun muss ich doch mal schauen und fragen, ob ich hier die Nacht über bleiben kann. Komme um die Ecke, steht da ein Mann und Jemand liegt auf dem Boden mit Kleinkalibergewehr. Schiesst noch mal, steht auf und guckt, es war ein Junge von ca 10 Jahren. Der Mann entschuldigt sich bei mir und sie seien gleich weg......

Am Abend, die Sonne war schon hinterm Berg verschwunden, zauberte aber noch einen tief roten Wolkenhimmel. Der Wind rüttelt am Auto. Und zufällig gucke ich gegen 22.45 Uhr raus aus meinem Zuhause, da sehe ich das Hurtigrutenschiff gerade in den Hafen einlaufen. Der Himmel orange dazu. Und das Orange wanderte langsam von Westen nach Osten am Himmel entlang, schade, dass ich nicht die Geduld hatte zu warten, bis die Sonne wieder aufgeht.

Donnerstag, 17.08.2017, immer noch in Berlevac

Heute aber ist Dauergrau und ab und zu Regenspritzer. Ich rücke mich gerade zum Frühstück zurecht, sehe aus dem Fenster und etwas Silbernes schwebt heran, ich denke natürlich an eine Möwe. Nee, die ist zu gross. Schwenkt ein, das ist ein Flugzeug, was soeben landet. Also mit Hurtigrouten- und Flugverbindung ist dieses Dorf doch nicht am Ende der Welt! Keine 20 min später startet es schon wieder.

Ich erkunde meine Umgebung mit einem ausgiebigen Spaziergang, besteige die Bergkette in der Nähe, zwischen den Felsen ist es leicht, einen Weg zu finden und bestaune immer wieder die kleinen Blüten und Beeren. Finde paar Heidelbeeren und Cloudberrys, die meisten sind noch nicht reif. Dann wieder ein Tümpel mit Wollgräsern und wunderschöne Steinformationen. Aber zugig ist es hier oben doch. Also langsam Abmarsch.

Nach dem Geschirrspülen im Bach fahre ich nochmals in den Ort, im „Arctic Glas“ möchte ich noch zwei Geschenke kaufen. Heute habe ich Lust auf ein Gespräch mit der Besitzerin, es ist eine Schweizerin, die vor 28 Jahren hierher kam und keine Sehnsucht zurück hat. Sie meint, der Winter sei gar nicht so kalt, das Meer friert hier wegen dem Golfstrom nicht zu. Geheizt wird übrigens mit Strom oder Wärmepumpen.

Und in Berlevac ist wirklich kein Ende der Welt, es gibt 3x die Woche einen Linienflug und die Versorgung ist gut, es gibt fast alles im Ort, Elektriker, sogar Möbel und Bekleidung. Nur für die Autowerkstatt hat sich momentan kein Nachfolger gefunden, also wer hat Lust auf diese Herausforderung? Die Werkstatt wartet.

 

Meine Rückfahrt aus der Sackgasse dieses Örtchens ist wieder 140 km lang und bei Regen, Nebel und Wind ist es heute keine Freude, über das Fjell zu fahren. Eine Freude war eine riesengrosse Rentierherde, die die Strasse querte, das waren mehrere Hundert Tiere, so viele habe ich noch nicht gesehen. Dann bin ich so müde, dass ich kurz vor Tana, dem ersten Kreuzungspunkt , eine Schlafstunde einlegen muss. Dort erledige ich kleinere Einkäufe, tanke wieder voll, denn die Orte mit Tankstellen sind jetzt rar. Diesel kostet jetzt rund 1,65 € umgerechnet je Liter, das ist teuer.

Nun fahre ich quasi wieder in die gleiche Richtung aus der ich heute kam, nämlich nach Norden, allerdings auf der linken Seite des Tana Flusses. Vorher gibt es halt keine Brücke. Und folge einer kleinen Strasse wieder mal in eine Ecke im Niemandsland, an einem Fischercampingplatz, kostenlos mit Klohäuschen, stehen einige Wohnwagen, aber niemand ist da. Das ist ein Platz für mich heute Nacht. Ich stehe über dem breiten, durch sandige Inseln geteilten Fluss kurz bevor er sich ins Meer ergiesst.

Auch hier ist es windig und wettertechnisch ungemütlich, aber ich habe ja zum Glück Küche und Esszimmer drinnen.

Hoffentlich hält das Wetter, was „Weather pro“ verspricht, morgen soll es schön werden.

Freitag, 18.08.2017

Am heutigen Morgen besuchte mich eine Herde Schafe, aber als eins ins Auto wollte, musste ich doch eingreifen. Beim Frühstük, ich checke das Wetter, um nun zu entscheiden, wohin ich fahre, ....ohhh das Wetter soll zwei Tage lang gut sein am Nordkapp, ....also beschliesse ich spontan, alle anderen Pläne und Ideen, z.B noch nach Mehamn zu fahren und Gamvik, das unbekanntere „Nordkapp“ weiter im Osten, fallen zu lassen und mich heute spontan sofort auf Nordkapp-Tour zu begeben. Das ist eine weite Strecke über die Eismeerstrasse nach Westen über Ifjord bis Lakselv und dann nach Norden, da müssen alle Nordkapp-Aspiranten lang.

Also Start und alle Empfehlungen von Ralf in den Wind geschlagen.

Ich muss doch zum Nordkapp, das war ja mein Ziel die ganze Zeit, die ganze Reise, das kann ich jetzt nicht auslassen.

Kaum bin ich mein Schlaf-Strässchen die 13 km bis zur Hauptstrasse zurückgefahren, winken 3 Leute mit Riesenrucksäcken an der Strasse. Upss, die hab ich doch gestern schon gesehen und ihnen abgewunken, weil ich wusste, dass ich nicht weit fahren will.

Also heute an dieser Strasse finden sie selten Jemanden zu Mitnehmen, ich stoppe also und frage nach dem Ziel. „Egal wie weit“ sagen sie, es sind Franzosen, einer spricht deutsch. „Was ist euer Endziel hier?“, „Das Nordkapp“, „Ja, da will ich auch hin!“.....“also hinein mit euch!“

Sie gucken noch ungläubig und dann muss ich erstmal das ganze Auto umbauen, quasi alles was ich vorne und mittig gelagert und gestapelt habe, nach hinten verfrachten, 3 Leute mit Rucksäcken, da ist eine Menge Platz nötig.

Aber wir schaffen es und nachher sieht mein Auto innen wie eine Zigeunerkutsche aus.

Rund 200 kg mehr im Auto, keine Ahnung wegen der zulässigen Last.

Aber egal, wir starten und es geht auf eine wunderbare Reise über`s Fjell - 300 - 400 m hoch- entlang an kleinen Seen, Flüssen, ab und zu Häuschen der Norweger an unglaublichen Stellen, dann wieder das Meer an den Fjorden. Ich halte immer wieder zum Fotografieren. Bei den ersten Schneefeldern springen die drei den Berg rauf , um einen Schneeball mitzubringen. Die sind lustig und spontan, das gefällt mir. Es sind drei junge Leute vom Zirkus, die aber alle an unterschiedlichen Orten als Zirkuslehrer arbeiten, im Sommer jetzt also frei haben. Und in 3 Wochen trampend von Finnland über Norwegen wieder zurück kommen (wollen). Auf diese Art zu reisen haben sie noch ganz andere Erlebnisse als ich, nämlich direkte Kontakte und Erlebnisse mit Einheimischen, die ihnen einiges zeigen und erzählen. Das macht mich auch neugierig, aber ist wohl nicht mehr die Reiseform für mich. Am Porsangerfjord angekommen, eine herrliche Sicht aufs Meer, auf die Buchten, vorgelagerte Inseln und alles im schönsten Wetter. Eine Schau zum Geniessen! Wir umfahren den Fjord fast komplett, aber er ist so groß, man sieht die andere Landseite nicht.

Lakselv ist die südliche Stadt am Fjord, dort wird wieder vollgetankt und weiter geht`s nun wieder nach Norden. Das ist jetzt die Strasse, die alle hinauf müssen, die an`s Nordkapp wollen. Aber es ist wenig los auf der Strasse. Wir sind schon am späten Nachmittag, frühen Abend.

Dann gehts auf die letzte Etappe, immer am Meer entlang, ich bin aufgeregt, nähere ich mich doch dem nördlichsten Ziel meiner bisher langen Reise.

 dem Nordkapp.

Die Insel Mageroya ist durch einen unterseeischen Tunnel mit dem Festland verbunden, 8 km unter dem Meer geht es hindurch, ein komisches Gefühl. Und dann der allerletzte Abschnitt. Nach dem Ort Honningsvag schraubt sich die Strasse in die Höhe, ein toller Blick nochmal zurück auf die Meeresbucht bei Honningsvag. Mein Autochen schnauft im 3. Gang die Serpentinen hinauf und ich muss mich sehr konzentrieren. Aber alles prima! keine Probleme, wir schweigen angespannt. Meine Hände sich feucht vor Aufregung. Kurz vor Erreichen des Plateaus eine Geldabnahme, pro Person ca 30€ „Eintritt“, das Plateau ist gar nicht voll, es ist nicht der angedrohte Massenauflauf. Wunderbar. Ich habe einen Platz in Reihe 2.

Und immer noch scheint die Sonne, es ergiesst sich gerade ein goldener Strahl übers Meer , direkter Blick vom Plateau Richtung Sonne. Nach diversen Fotos kommen auch wir dran an der Weltkugel und es entsteht das schönste Foto für uns, wir vier Fahrtgefährten am Nordkapp an der Weltkugel ! Genial !

 

Ein Hochgefühl breitet sich in mir aus, so lange war ich unterwegs dahin.

Vom 30. Mai bis zum 18. August = 81 Tage und nach einem Blick auf den Tacho am späteren Abend, ich glaube es kaum, genau 9.900 km ! Wahnsinn.

Knapp an Jules Vernes 80 Tagen um die Welt vorbei!

Und das Schöne, ich bin an diesem Tag nicht allein da, sondern habe Gesellschaft und was für nette.

Im Service-Gebäude bummeln wir herum, beschnuppern den „Mitbringsel-Shop“, die Ausstellungen und sehen den Film über alle 4 Jahreszeiten am Nordkapp, natürlich auch mit viel Schnee, tollen Lichtspielen und Nordlichtfarben.

Die Sonne ist indessen weg, ein Wolkenband überm Meer verhinderte einen Komplett-Sonnenuntergang, aber egal, wir waren genau zur richtigen Zeit oben und haben soooo ein Glück mit dem Wetter, kein Sturm, kein Nebel, kein Regen. Einfach Glückskinder!

Die drei bauen ihr Zelt auf der Wiese am Rande auf und da es draussen doch zu frisch ist zum Würstl-Grillen koche ich Suppe und Tee drinnen bei mir im Auto und mit einer Flasche Rotwein und zum Abschluß ein Stamperl Wodka stossen wir auf diese Fahrt, diesen Tag, auf uns an. „Santee“- Gesundheit- Prost.


Auch wenn ich die Mitternachtssonne nicht mehr erlebt habe, weil ich zu spät hier im Norden angekommen bin, sie ist sichtbar bis Ende Juli, so bin ich doch sehr froh über meine zeitliche Reisegestaltung, denn die Unterwegsziele und -ausflüge waren mir so wichtig, wichtiger, als die Mitternachtssonne zu sehen.

Samstag, 19.08.2017

Wir lassen es gemütlich angehen, ich schreibe noch ein paar Karten vom Nordkapp, die dann mit echtem Nordkapp-Stempel versendet werden. Auch eine an mich selbst zur Erinnerung. Aufbruch gegen Mittag, heute wollen wir noch die Wanderung zum Knivskjelodden machen, eine Wanderung übers Fjell zu einer Halbinsel und Bucht direkt am Meer und ca 100 m nördlicher als das Nordkapp-Plateau. Vom Parkplatz geht es los, und wir sind nicht die Einzigen, der kleine Parkplatz ist gefüllt. Aber egal, es geht 7 km über die Hochebene dahin, ab und zu feuchte Stellen zum Überspringen, immer wieder Seen, kleine Bäche, moorige Stellen und über Steine balancierend, Steinmänner weisen den Weg. endlich kommt das Meer in Sicht und auch das Nordkapp-Plateau, ein traumhafter Anblick. Zum Abschluss ein steiler Abstieg zum Meer und da stehen wir, gucken rüber zum Nordkapp-Felsen und freuen uns wie die Könige. Wir rasten und gucken.

Unglaublich, wo wir sind.

Die beiden Männer suchen eine Stelle zum Sprung ins kalte Wasser, das brauchen sie fürs Ego. Und das Beste an dem Tag war das Wetter, solch ein Sommerwetter mit Wärme ist ein doppelter Glücksfall und wir hatten den 6er im Lotto.

Zurück am Auto war es schon nach 18 Uhr, das Navi zeigte für mein nächstes Ziel, die Stadt Alta Ankunft 22.15 Uhr an, nee so weit fahre ich heute nicht mehr.

Also, bis 20 Uhr bin ich noch gefahren, die 3 Franzosen immer noch in Begleitung und an einer schönen Bucht am Fjord mit Toilette und Wiese fürs Zelt stoppte ich und der Tag klang mit Nudeln futtern und Würstl am Feuer brutzeln wunderbar aus. Ein Fluss zum Geschirrspülen war sogar auch da. Herz was willst du mehr?

Es war ein total netter Abend und mit wieder einem Kartentrick wurde ich ins Bett verabschiedet.

Sonntag, den 20.08.2017

Früh war es noch trocken, wir konnten uns am Fluss waschen, brr - kalt, aber frisch geputzt, sassen wir zum Frühstück, meine drei Leutchen hatten nichts mehr zu essen dabei. Blos gut, dass Karin diverse Vorräte im Lager hat. Da kam das Mütterliche in mir durch! Aber es machte mir Spass, die drei ein bissl zu verwöhnen, nun müssen sie eh wieder selbst für sich sorgen.

Kaum aufgeräumt, Zelt abgebaut, fing es zu regnen an, der sich leider zum kompletten kräftigen Landregen entwickelte. So konnten wir der wunderschönen Landschaft bis Alta keinen intensiven Blick mehr gönnen. Das war echt schade.

In Alta hiess es erstmal, einen geöffneten Supermarkt zu finden, upps, das war in Finnland kein Problem am Sonntag, hier schon.

Ich tankte vor allem Süßes auf und natürlich den Dieseltank auch, der Dieselpreis war wieder auf erträgliche 130 Kronen gesunken von 150 im hohen Norden.

An einer Tankstelle bei strömendem Regen nach einem Burger-Mittagessen setzte ich die Drei quasi an die nasse Luft aus, sie wollten heute noch weiter nach Süden kommen. Mögen ihnen die Strassengeister hold sein.

Der Abschied war so innig, die Drei hab ich echt liebgewonnen, aber nun muss ich auch wieder allein meine Mitte finden und mein „Zuhause“ nach meinem Bedürfnis einrichten.

Zum Abschluss signierte, zeichnete und beschrieb ich jedem von ihnen eine Karte eines Kartenspiels, auf denen sich alle verewigen dürfen, die die Drei als Tramper aufgenommen haben. So eine schöne Idee und ich bekam auch eine Karte mit ihren guten Wünschen und dem Dankeschön für diese drei tollen gemeinsamen Tage.

Super-Erlebnis und das am Nordkapp, mein highlight der Reise!

Ich brauche jetzt erstmal eine Ruhepause in Alta und hoffe auf besseres Wetter morgen, es soll sich hier echt lohnen, einiges anzuschauen.

In der warmen Küche des Campingplatzes Alta sitze ich nun schon seit Stunden, bin getrocknet, aufgewärmt, Kaffee ist alle, Fotos sind sortiert und Tagebuch ist für 3 Tage nachgeschrieben. Alles perfekt, Jetzt gucke ich mal, was das Wetter draussen sagt.

Montag, 21.08.2017

Ein grauer Tag, anfangs trocken, jetzt um 20 Uhr wieder Regen. Mit drei netten deutschen Motorradfahrern geplaudert, die die Strecke im Eiltempo fahren, außerhalb der Hauptstrassen bekommen sie (leider) kaum etwas mit. Aber die Fahrt ist ihr Erlebnis. Für Andi hab ich die Maschinen fotografiert.

Bis halb 12 hab ich mein Auto innen auf Vordermann gebracht, geputzt, getrocknet und dann in der Stadt Alta die Nordlichtkathedrale angeschaut. Ein toller Bau, es schraubt sich wie eine Spirale in den Himmel, innen ist es aber eine schlichte moderne Kirche, im Untergeschoss eine Ausstellung über die Historie der wissenschaftlichen Erforschung des Phänomens Nordlicht. Das hat zu tun mit Partikeln, die von der Sonne ausgestossen werden, beim Eintritt auf das Erdmagnetfeld zu den Polen umgeleitet werden und dann in der Nacht als unglaubliche, intensive, verschiedenfarbige Licht“spiele“ am Himmel in den Regionen oberhalb des Polarkreises beobachtet werden können. Natürlich hat das Nordlicht über die Jahrtausende bei den Naturvölkern, hier sind es ja die Sami gewesen, zu mystischen Vorstellungen, Legenden und Glaubensrichtungen geführt. In den Wintermonaten von Nov-Februar ist es am intensivsten zu beobachten. Dies wäre ein echter Grund ür mich, im Winter nochmals in diese Region zu reisen. Einstellen muss man sich allerdings dann auf die Polarnacht, ziemliche Kälte und ordentlich Schnee.

In einem Einkaufszentrum der modernen City hab ich endlich meinen längeren Wunsch wahr gemacht und mir einen neuen Fotoapparat gekauft. Über die Qualität, Klarheit, Schärfe meines vielleicht 5 Jahre alten Apparates mit einem digitalen Defekt habe ich mich ja lange genug geärgert.

Der Neue ist auch nur ein Mittelklasse-Gerät, eine Sony Cybershot DSC H400. Aber besserer Zoom, besserer Weitwinkel als meine bisherige Canon. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse. Und eine tolle Lachscremesuppe hab ich gegessen, ist zwar mit 14€ happig, aber sehr lecker.

Mein Wunsch, noch die 3000 Jahre alten Felszeichnungen in Alta anzuschauen, war dann aber nicht mehr realisierbar, zu spät dran.

Aus der Stadt raus führte mich der Fahrtweg am Abend auf der tollen E6 immer am Fjord entlang, ringsum Berge mit Schneeresten. Aber wolkenverhangen und grau alles, in Regen übergehend. Da ich noch keine weiteren Reisepläne geschmiedet hatte, blieb ich erstmal auf einem Strassen-Parkplatz hoch überm Fjord, um die nächsten Tage zu „planen“. Es gibt ja auf jeder Seite der Reisebücher ein Highlight nach dem anderen, gutes Wetter vorausgesetzt, dass man alles auch sehen kann. Da braucht es gar kein Lasso, um mich einzufangen für alles.

 

Mein jetzt erstellter Zettel enthält allein bis Tromsö ( das O mit dem Durchstrich kann ich nicht schreiben) für mindestens 7 Tage „must have`s“, natürlich wieder auf „Ab“- und „Um“-wegen. Aber den Plan von Norwegen in seiner ganzen Länge hab ich noch gar nicht annähernd im Blick. Ich werde wohl -einfach ist das nicht- etwas komplett auslassen müssen, am besten wäre überfliegen. 13 Touren allein beschreibt der Reiseführer Skandinavien für Wohnmobilisten von Oslo bis Alta. Die sind aber nicht an je einem Tag zu schaffen. Und die Lofoten sind noch gar nicht dabei.

Na, wann ich mal wieder nach Hause komme....   Ich muss das jetzt mal wissenschaftlich angehen.

Dienstag, 22.08.2017

Obwohl mein Standplatz an einer Hauptverkehrsstrasse war, stand ich sehr ruhig dort. Es ist halt nix los hier, nachts kommt keiner mehr. Dafür hab ich unzählige Versuche meines Ausblicks mit dem neuen Foto gemacht. Berge und Wasser, da kann ich mich gar nicht bremsen.

Meine Fahrt sollte heute auf einen Abstecher nach Oksfjord gehen, einen kleinen Fischerort am Ende einer Fahrstrasse am Oksfjorden, Abzweig von der E6 in Langfjordbotn. Auf dem Weg dorthin ein Schild: „Gammelvegen“ und Parkplatz mit Klo, zwei Gründe, um anzuhalten. Über die Sauberkeit und Anlage der Parkplätze mit Toiletten muss mal ein grosses Lobeswort gesprochen werden, das ist wunderbar.

Also der Gammelvegen ist eine alte Strasse, zu Beginn des 20. Jh von Einheimischen hier gebaut unter Nutzung aller am Ort vorhandenen Ressourcen und Materialien. Ich bin ihn spaziert, aber liebe Sachsen, beim Bau wurde bestimmt nicht gegammelt. Gammel heisst "alt". Heute stehen natürlich Blockhäuser an diesem Weg, die ihn als Zufahrt nutzen.

Der weitere Weg führt immer am Ufer der Wasserlinie des Fjords entlang, die Aussichten sind phänomenal, Berge von über 1000m Höhe mit ewigem Schnee und Gletschern. Leider zeigt sich die Sonne nicht wirklich. Auf dem Wasser sind Zuchtanlagen für Lachse, kreisrund und von einer Versorgungsstation mit Schläuchen verbunden. In einem Strassentunnel wird gebaut, also darf man die alte Strasse direkt am Wasser fahren, die ist meist einspurig, ab und zu Ausweichstellen. Mich überholt mit Karacho ein deutscher Reisebus. Was macht der denn hier? Ich geniesse noch die malerischen schneebedeckten Gipfel überm Wasser, stoppe immer wieder für ein Foto. Die im Bus tun mir leid, sie rauschen an den Aussichtsstellen vorbei, können nichts wirklich betrachten oder gar fotografieren, oder nur verwackelt. Das würde mich total nerven. Wie im Stadtrundfahrtsbus, fällt mir da ein.

Am Hafen in Oksfjord treffe ich die Busgesellschaft, „1 Std Zeit zum Spazieren, dann wieder Treff hier“ ist die Botschaft. Sie wollen mit dem Hurtigrutenschiff um 14.45 Uhr eine Station mitfahren. Oh... na das ist jetzt schon interessant. Im Reiseführer steht, dass dann vom Zielort Skjervöy in der Nacht wieder ein Schiff auf Rücktour ist. Da bin ich schnell entschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und ebenfalls eine Route auf dem Hurtigrutenschiff mitzufahren. Ist auch kein Problem, wie früher in der Strassenbahn kauft man sein Ticket im Boot, wenn`s losgeht.

3 1/4 Std dauert die Schiffsreise immer an den Inseln und Fjorden vorbei, alles rauhe Berggegend, z.T. auch wieder schneebedeckt. Leider, leider ist das Wetter sehr grau und verhangen, so dass meine gebuchte Aussicht sich nicht wirklich erfüllt. Der Zielort Skjervöy ist schon ein Städtchen mit 3000 Einwohnern, schönen Läden, Kindergarten und Hotel und was für eine Aussicht. Um Umkreis hohe Gipfel mit Gletscher. In diese Gegend könnte ich mich total verlieben, wenn es nur nicht so kalt wäre. Ich habe über 3 Std Zeit zum Spazieren, Schauen und Fotografieren. Und es gäbe sogar Wanderwege, um dort mehr Zeit zu verbringen, echt lohnend. Die Bustouristen checken im Hotel ein.

Zum Glück bin ich für die abendliche Kälte gut ausgestattet, erstmals in diesem Sommer!-Urlaub kommen die Handschuhe zum Einsatz. Die Mütze vom Nordkapp plus Kapuze, so ist es kuschelig.

Die Rückfahrt kröne ich mit einem Glas Rotwein zu 95 Kronen = ca. 11 €! Saftig, wie diese ganze Reise. Und stricke in der Bar! Gemütlich die Füße mit den Bergschuhen ausgestreckt und meine diversen Sachen auf 2 Plätzen verteilt. Stilvoll halt.

Noch ein Wort zum Hurtigrutenschiff: Das ist sehr groß, fast 130 m lang, 7 Decks, Kabinen, Salons, Restaurant, Bar. Auf dem Schiff sind Reisende, die die Schiffsreise komplett gebucht haben, viele Deutsche auch darunter. An den Haltepunkten werden verschiedene Ausflüge angeboten, um auch das Land zu sehen.

Während der Fahrt eine Ansage: „das Expeditionsteam trifft sich um 17 Uhr im Salon“.  Oh, dachte ich , was haben denn die für eine Expedition an Bord, das klingt interessant. Habe mich also mit in den Salon zu den Reisenden begeben. Dann ging es jedoch die ganze Zeit nur um die Häfen vom nächsten Tag und die Ausflüge, die dort möglich sind.

 

Es werden hier also die Begriffe „explorer“= Entdecker und „Expedition“ verwendet für ein komplett organisiertes, "kuschelweiches" Ausflugsprogramm nach Plan ohne irgendeine eigene Gestaltungsmöglichkeit oder gar unbekannte Erlebnisse.  Der Kunde König soll sich fühlen, als wäre er auf Expedition. Mich hat das sehr unangenehm berührt. Nix dagegen, den Kunden für ihr Geld etwas zu bieten. Jeder hat die Wahl, wie er reisen will. Aber im Kunden ein Gefühl zu erzeugen, er sei ein Entdecker und nehme an einer Expedition teil, das ging mir entschieden gegen den Strich. Absurd und pervers, fand ich das.

Mittwoch, 23.08.2017

Der Tag begann ja mit der Ankunft des Schiffes kurz nach 2 Uhr im Hafen von Oksfjord. Dort wollte ich aber nicht schlafen. Also musste ich wohl oder übel noch fahren. Ich wusste eine Stelle, bei dem Gammelvegen, aber das war weit. Na mal sehen. Es wurde schon wieder hell, kein Problem also, gut zu sehen.

Ich fahre also immer am Fjord entlang, da kommt der gesperrte Tunnel in Sicht, davor eine Lampe mit rotem Blinklicht, „Stop“ heisst es da. Der alte Weg führt aber auch dort entlang und zweigt erst im Tunnel ab. Am Tage bin ich den ja gefahren. Was nun tun? Ein wenig warte ich unschlüssig, aber es wird kein Grün. Also steige ich aus und gucke erstmal in den Tunnel, ob da was zu sehen ist. Nix. Hier kann ich warten bis frühmorgens. Dann starte ich doch und alles geht gut, die Ampelanlage steht halt einfach an der falschen viel zu frühen Stelle. An dieser kleinen Umgehungsstrasse sehe ich dann einige Campmobile direkt am Rande am Wasser stehen und da ich hundemüde bin, entschliesse ich mich auch dazu, mich in einer langgezogenen Ausweichnische zu platzieren. Ohne Zähneputzen, nur der Bettenbau muss ja noch sein, falle ich um 3 ins Bett.

Ich höre nichts des Nachts, aber am Morgen kommen dann schon einige Autos vorbei, leider wurde der Tunnel noch nicht geöffnet. Da es nicht so kalt ist, gibt es mein Frühstück draussen mit der tollen Aussicht zum Fjord und zu den Bergen. Ein Spaziergang noch, Wasser holen am kleinen Wasserfall, dann verabschiede ich mich von dem schönen Platz. Viele Rentiere verabschieden mich aus dem schönen Abzweig nach Oksfjord.

Meine Fahrt führt mich heute ein wenig weiter auf der E6 nach Süden, das Reisatal, Abzweig in Storslet ist mein Ziel. Die Fahrtroute ist eine Schau, die Aussicht auf hohe Berge mit Schnee, dann wieder von oben ein Panorama der Extraklasse auf die Fjorde, darin Inseln und die hohen Berge dahinter, dann schraubt sich die Strasse auf fast 800 m hinauf aufs Fjell. Ein Schauen und Staunen. Wieso war Gott hier so verschwenderisch mit den Naturschönheiten?

Kurzer Einkauf in Storslet, uff , das war teuer.

Die Fahrt ins Reisatal ist noch nicht spektakulär, meine Müdigkeit der kurzen Nacht kommt voll durch und ich muss ne Runde schlafen. An einem Waldweg ist ein schöner Platz, an dem ich dann auch bleibe und koche. Es gibt Nudeln, Fisch, Gemüse mit Pilzen und Pudding, das war ein Festmahl.

Bevor ich mich abends zur Ruhe setze, spaziere ich den Waldweg entlang, da von Ferne ein starkes Rauschen zu höhren ist, ich denke, das ist der Fluss. Ein Eimerchen und Messer habe ich dabei, da ich ja gleich am Auto zwei Pilze gefunden hatte. Mal sehen.

Ich sah! Und wieviele! Upps, meine Sammelleidenschaft bricht aus.

Ich sammle nur die am Weg, im Wald ist es eh zu nass, aber am Ende des Waldes auf der Wiese ist der Eimer schon mehr als halbvoll. Auf dem Rückweg geht es weiter, die hatten sich in einer Richtung versteckt, jetzt sah ich sie aber. Auf den letzten Metern musste ich passen, es geht kein Pilz mehr mit, sonst stürzen sie eh ab.

Aber was mache ich denn mit so vielen Pilzen? Zum Essen viel zu viele, zum Trocknen ist es zu kalt und zu feucht. Da muss morgen Rat werden.

Das Flussrauschen war übrigens gar kein Fluss, sondern ein Wasserfall, der von grosser Höhe herabstürzte und sich dann auf halber Höhe in einer Felsentasche

(ähnlich einem Känguruh-Beutel) wieder im Fels „versteckte“. Wo das Wasser dann unten ankam, konnte ich nicht mehr suchen, ich war ja im Pilzfieber und musste zurück.

Ich ging im Walde so für mich hin,

und nichts zu suchen, das war mein Sinn.

Da sah ich ein Pilzchen stehn so fein,

das muss mit, du kommst in den Eimer hinein.

 

Da riefen die andern Pilze im Nu,

"Lass uns nicht stehen, wir gehören dazu.

Wir wollen hier nicht alleine sein,

Heb uns in das Eimerchen mit hinein."

 

Die Karin erbarmt sich der Pilze sehr gern,

der Eimer ist voll, das Auto noch fern.

Die Grossen müssen bleiben im Wald.

Ich schleppe den Eimer und frage mich bald,

 

„Warum bin ich auf so viele Pilze versessen?“

zum Trocknen zu kalt und Zuviel zum Essen.

Soviel zu finden, macht auch wieder Sorgen,

ich verschiebe die Entscheidung am besten auf morgen.

Donnerstag, 24.08.2017

Auch hier wieder eine super ruhige Nacht, hier in Norwegen kümmere ich mich gar nicht mehr um meine früheren Ängste, irgendwo stehen zu bleiben. Es ist eh kaum ein Mensch irgendwo und wenn, die Norweger schätzen das Eigentum anderer und deren Sinn, was immer sie tun wollen, sehr hoch.

Ich beschliesse, noch ein wenig tiefer ins Reisatal hineinzufahren, irgendwo müssen ja die Wasserfälle zu sehen sein. Die angepriesene Bootstour zu den höchsten Fällen werde ich aber geld- und zeittechnisch nicht machen, über 100 € für 2,5 Std, das ist echt zuviel.

Ein Wanderweg zum Wasserfall Sarafossen reizt mich doch, nur 3 km. Es geht wunderbar leicht bergan, die Pilze und Blaubeeren am Weg ignoriere ich tapfer, naja einige Blaubeeren müssen in den Mund. Sie sind zwar blau, saftig und anscheinend reif, aber keine Süsse. Auf einer felsigen Hochebene ist es herrlich und wieder ( zum wievielten male eigentlich noch, Karin?) bedaure ich, keine Würstl und nichts zum Anfeuern mitzuhaben. Es gibt immer Feuerstellen an solchen Wegen! Und Holz liegt massig herum, sogar Birke zum leichten Anzünden. Naja, erst auf zum Wasserfall, nur noch 600 m!

Aber was soll das denn? Auf der Hochebene ein Moor mit vielem schönen Wollgras, und der Weg führt da hindurch. Hmm. Das hätten sie aber unten ans Schild schreiben können, das ich die Stiefel brauche,... manno! Angesichts der Kälte und meiner mangelhaften Möglichkeiten zum Trocknen entschliesse ich mich schweren Herzens, nicht durch diese Nässe zu waten. Also sammle ich auf der Ebene meine Dose mit Blaubeeren voll, hier sind sie schön abgetrocknet. Ach, die Dose ist viel zu klein, ich futtere mich satt. Auf zum Rückweg, der sich erstmal als Suche umwandelt, denn von oben ist der Weg nicht mehr zu finden, leichte Unruhe.

Irgendwann aber bin ich wieder „auf dem rechten Wege“ und nehme nun im Rückweg doch wieder einen ganzen Beutel voller schöner fester Pilze mit, sind es Sandpilze, wie mir Mutti in der email beschrieb? Aber hier ist es so feucht. Hellbrauner Hut, dunkelbraunes Futter, am Anschnitt blau anlaufend.

So und nun die Frage, was mache ich mit so vielen Pilzen? Was hätten denn die Sami früher gemacht, gefriergetrocknet wie die Dörr-Fische an den Gestellen? Ich versuche es mal mit Trocknen, schnippel sie klein und lege alles im Fussbereich des Beifahrersitzes aus, damit die warme Fahrtluft es trocknen kann.

Und eine Frage hab ich an die Naturwissenschaftler: warum kriechen die Hummeln derart träge auf der Distel und sind nach 2 Std. immer noch auf der gleichen Blüte?

Nun ist es gut mit dem Erlebnis des Reisatales, ich fahre nicht mehr in den Nationalpark tiefer hinein, ich muss nicht jede Ecke und jeden Wasserfall gesehen haben. Nach Kaffee und Keksen gehts zurück aus dem Tal, 44 km bis Storslet.

Am Abend fahre ich noch 2 Std nach Süden, man muss ja mal vorwärts kommen! Die drei Entscheidungen, wohin ich als nächstes fahre, sind bis morgen früh aufschiebbar, entweder nach Tromsö oder ins Skibotntal ( Richtung finnische Grenze, das muss auch phantastisch sein) oder gleich durch bis Narvik. Unterwegs 3 Baustellen, wo Tunnel den Berg durchbohren. Damit wird die für Touristen schöne Bergauf- und -umfahrung weggenommen, aber für Sturm- und Winterbetrieb sind die Tunnel natürlich wesentlich sicherer. Unterwegs passiere ich die Lyngenalpen auf der anderen Seite des Fjords, majestätisches Hochgebirge, es soll ziemlich unerschlossen sein und hat natürlich einige Gletscher. Überhaupt geht die Fahrt ständig an einem Fjord entlang, dadurch zieht es sich mit der Uferlinie lang dahin, einige langgestreckte Dörfchen verlangen immer 60 kmh.

Am Ende des Storfjorden, ein Rastplatz mit Toilette, na da schlage ich doch gleich den Lenker um. Das dachten sich auch diverse andere WoMo-Touristen. Ich brutzel mir einen Teil meiner Pilze und erlebe die größte freudige Überraschung beim Toilettengang, die ist nämlich warm und hat heisses Wasser! Ohh, sofort meine Waschsachen geholt und mein Körper bekommt nach 3 Tagen wieder eine warme Wäsche. Herrlich.

Freitag, 25.08.2017

Am Morgen wackelt mein Auto vom stürmischen Wind und es peitscht Regen dazu. So langsam bekomme ich meine Grenzen im Ertragen der Kälte zu spüren, ich als wärmebedürftiger südlicherer Mitteleuropäer bin da empfindlicher. Wie sich die Menschen hier darauf einstellen, nicht alle depressiv zu werden, ist eine Leistung. Nun ist mir auch die Bedeutung der Saunen im Norden völlig klar, die einzige Möglichkeit, mal die angespannten Muskeln und Sinne zu lockern. Aber auch der Norweger aus Tromsö, den ich auf dem Hurtigrutenschiff dazu befragte, sprach mit leuchtenden Augen von der Aurora Borealis ( dem Polarlicht) und den Mitsommernächten. (Aber Urlaub macht er auch nie im Norden... das implizierte seine Frage, "wieso kommt Ihr hierher im Urlaub?") Und in den Polarnächten ist er viel mehr müde, als sonst.

Übrigens hat er mir gesagt, wie das durchgestrichene O gesprochen wird: wie Ö, aber ganz kurz, ohne Betonung, mehr so gehaucht. Probiert es mal aus in "Vardö, Tromsö".

Nach Frühstück und Abwasch mit dem warmen Wasser vom Klohäusl, treffe ich eine Norwegerin, die die Toiletten reinigt. Ich spreche sie an und bedanke mich für ihre Arbeit und wie toll ich diesen Service finde, sie freut sich total.

Ich schreibe auf dem Platz noch das Tagebuch von gestern, es wird fast Mittag, aber egal, wo ich sitze bei Regen.

Also auf - bei diesem Wetter ist der Entscheidungs-Würfel auf Tromsö gefallen ( „Ö“ üben!).

Die Temperaturanzeige pendelt zwischen 4,8 und 5,2 °C. Ich aber heize mächtig ein bis ich schwitze, für die Pilze muss ich das aushalten. Bilder gibt es nicht von diesem verkorksten Tag und für die Schönheiten der Fahrtstrecke hab ich auch keinen Blick mehr. Einfach nur durch.

Am Nachmittag komme ich bei Regen auf dem Campingplatz Tromsö an.

Hier ein Ausschnitt aus der Werbung des Campingplatzes:

„We are located in the wild arctic nature. You can sleep to the sound of the river running outside...with the majestic mountains behind you. When you wake up you can step out ...and take a deep breath of the extreme fresh air ......“  Alles klar, wo ich bin und eine Vorstellung davon, wie kalt es hier ist?

Die Campingservice-Dame wollte mir 360 Kronen abknöpfen, ohne Strom, für mein kleines Gefährt, mit Protest hatte ich auf 200 NOK heruntergehandelt.

Der Nachmittag vergeht faul und das Beste, ich gehe in die Campingplatzsauna. Ein extrem kleines Käfterchen, aber wohlige Hitze kann ich speichern. Ein grosser Vorteil dieser Campingplätze im Norden sind die warmen Küchen mit Koch- und Spülmöglichkeiten, die ich ausgiebig nutze, um gleichzeitig zwischen Küchendünsten, internationalen Schwatz-und Essgeräuschen meinen blog zu verfassen.

Samstag, 26.08.2017 (Muttis 85. Geburtstag)

Die Glückwunschmail habe ich schon in der Nacht geschrieben.

Am Morgen werde ich wach, weil es auf dem Platz zugeht, wie auf der Autobahn, viele Autos kommen rein und finden keinen Platz, kurfen deshalb herum und rangieren. Mir scheint, dieser Campingplatz ist auch Treff für Veranstaltungen jedweder Art. Die Werbung versprach etwas Anderes, an Ruhe und nur Natur dachte ich.

Auch gestern war was los, da startete von hier aus ein Lauf auf den Hausberg Storsteinen, 412 m hoch, im strömenden eiskalten Regen. Es gab wirklich Unerschrockene, die das in Angriff genommen haben und ein weit vorn Platzierter mit Medaille, den ich danach traf, war sehr stolz auf seine 27 Min., die er gebraucht hat.

Ich bin heute flott fertig, es ist sehr frisch, aber fast trocken und starte erstmal in die Stadt Tromsö. Eine tolle geschwungene Brücke führt zur Insel, auf der Tromsö liegt, der Stadtteil auf dem Festland heisst Tromsdalen. Tromsö ist eine moderne Stadt, bietet viele Einkaufsmöglichkeiten, wo man zu „Sommerschluss“??-Preisen einkaufen kann. Ich frage mich, wann die Menschen hier die T-shirts und hotpants überhaupt tragen können. Vom kleinen Hafen ein schöner Blick Richtung Brücke und zur Eismeerkathedrale, ein weisser Bau. In der Stadt auf der Hauptstrasse direkt am Kino gibt es eine! Parknische, ich kann es kaum glauben, aber die habe ich. Ich besuche das Polarmuseum und erfahre eine Menge über die Jagd nach wilden Rentieren, Robben, Walrossen, Polarfüchsen, sogar Eisbären und anderen Pelztieren, von Trappern, die im Eismeer überwintert haben ( natürlich bei Polarnacht) und dort Pelztiere gejagt und die Pelze dann verkauft haben. Ein mir unvorstellbares, hartes Leben. Ein Teil der Ausstellung ist den Polarforschern Roald Amundsen ( der erste Mensch am Südpol vor Scott und er versuchte die Drift mit dem Schiff im Eis über den Nordpol, was nicht gelang, aber überflog den Nordpol im Luftschiff mit der italienischen Nobile-Expedition) und Fridtjof Nansen ( er erreichte mit dem Schiff Fram den damals nördlichsten Punkt Ende des 19. Jh) gewidmet.

Das waren Forscher, Abenteurer, Explorer... nicht die Passagiere der Hurtigrutenschiffe! (könnt mich gleich wieder aufregen !)

Nach Besichtigung der Eismeerkathedrale ( warum die so im Reiseführer angepriesen wird, ist mir unverständlich). Für einen netten modernen Kirchenbau wird Eintritt verlangt, mir war es das nicht wert, ich war trotzdem drin :o)

Am Spätnachmittag starte ich endlich Richtung Narvik. Beim Ausfahren aus der Stadt sehe ich, dass die Berge ringsum alle eine Schneezuckerhaube tragen, ich schätze ab 1000 m, ganz neu vom gestrigen Regen/ Schnee in der Höhe.

Meinen Plan war, südwärts bis Andselv zu fahren, dann nach Gryllefjord abzubiegen und mit der Fähre nach Andenes auf die Vesteralen zu schippern, .... der Plan war super, nur ausgeführt hab ich es so nicht, der Wetterbericht für die Lofoten meldete 5 Tage nur Regen!! Jetzt hab ich echt Frust, der Regen und die Kälte machen mich ganz depressiv. Ich muss nach Alternativrouten und Fähren Ausschau halten.

Ich will jetzt nach Süden!! nach Süden mit Wärme !

Die Landschaft bietet heute wieder alles, Berge rund und zackig, oben mit frischer Schneehaube, Wasserfälle von ganz weit oben bis zum Meer runter, Hochebenen mit kleinen Mooren, und immer wieder tolle Aussichten, die zum Stop zwingen.

Unterwegs weisen häufiger Schilder und Infotafeln auf „Narvik 1940“ hin. Damals ging es zwischen Deutschen und Alliierten um die Stadt und den Erzhafen Narvik, die Deutschen behielten die Macht über Narvik vorerst, verloren aber einen Grossteil der Flotte.

Bis Narvik schaffe ich es heute doch nicht und kurve gegen 19 Uhr bei einem Polar-Tierpark auf dem Parkplatz ein. Dort darf man gegen Gebühr stehen und hat sehr schöne Toilettenanlagen. Küche und Duschen waren leider geschlossen. Dieser nördlichste Tierpark der Welt soll sehr schön sein. Wenn es morgen regnet, dann ist der mein Plan.

Sonntag, 27.08.2017

Mein Thermometer lügt! Es zeigt mir jeden Morgen ca 10°C an. Aber ich muss mich beim Frühstück in Daunenjacke und Wolldecke hüllen. Wenn ich dann losfahre, zeigt das Autothermometer die nackte Wahrheit: 6,2°C, heute morgen. Aber Sonne, blauer Himmel, wann gab es das letztmals?

Also checke ich den Wetterbericht für die Lofoten nochmals und siehe da, heute und nur heute wird es trocken, teils sonnig dort. Oi, oi.... das ändert meine Pläne und die Tiere im Polartierpark müssen ohne mich auskommen.

Leider, leider war zu meiner Abfahrtszeit noch niemand im Service des Tierparks da, ich konnte die 140 Kronen Übernachtungsgebühr nicht bezahlen. Danke für den schönen Standplatz.

Ich fuhr bis kurz vor Narvik, um dann auf die E 10 Richtung Lofoten westwärts abzubiegen.

Eine sehr lange Fahrt wurde das heute, anstrengend und konzentriert zu fahren, ein ständiges Auf und Ab, manchmal wie im Karussel, wieder tolle Aussichten auf Gipfel und Berghänge, die sich steil nach oben ziehen. Unterwegs aber auch immer wieder schöne Rastplätze zum Schauen und Fotografieren. Die Inseln der Lofoten sind durch Brücken

miteinander verbunden, es ist keine Fähre notwendig und man fährt durch unzählige Tunnel. Als ich schon ganz wirr im Kopf war vom ständigen auf und Ab, machte ich Pause vor der Brücke zur Insel Vestvagoy und erhielt von einem Deutschen den Tip, dass Henningsvaer sehr schön sei.

Mein Gedanke war, ich fahre erstmal die Hauptstrasse bis zum Ende aller Inseln durch und schau mir morgen einzelne Orte an. Das war falsch gedacht, weil es viel zu weit ist bis zum Ende der 5 Inseln im allerletzten Ort A ( mit einem Kringel drauf, und das spricht sich als kurzes O aus). Also nach meiner Brotzeit kurve ich ein Stück zurück, keine 20 Min. zum Ort Henningsvaer und das hat sich echt gelohnt. Die Zufahrt schon ein Highlight, an steilen Felsflanken vorbei, direkt am Meer führt die meist einspurige Strasse auf die ins Meer ragende Landzunge. Dann zwei geschwungene Brücken, nur einspurig befahrbar, mit Ampel geregelt. Und im kleinen Ort um den Hafen gruppieren sich farbige Holzhäuser, die auf Stelzen im Wasser stehen. Ich bin am Abend dort, die meisten Touristen sind schon wieder weg, das ist prima. Ein Spaziergang zum Ende des Ortes mit Ausblick aufs Meer bis zum Ende der Lofoten-Inselgruppe ist sehr schön. Sogar die zwei kleinen Inselchen, die sich an die größeren Lofoteninseln anschliessen, sind heute zu sehen, das ist eine grosse Seltenheit. Leider sind keine Dörrfische mehr auf den Gerüsten, erst im Winter werden die wieder gefüllt.

Aber ich entdecke etwas ganz Seltenes: ein paar Tomatenpflanzen hinter Glas und sogar einen kleinen Kirschbaum mit sehr kleinen roten Kirschen hat sich Jemand an eine windstille Hausecke gepflanzt. Die ersten Früchte seit vielen Wochen, die ich draussen sehe.

Natürlich ist es dann schon spät genug, eine Bleibe für die Nacht zu suchen. Bei der Rückfahrt von Henningsvaer stehen an vielen der kleinen Ausweichbuchten schon Fahrzeuge. Solch eine Stelle wäre gut, denn an der Hauptstrasse E10 wird nix zu finden sein. Und ich habe richtig Glück, finde in einer grossen Linkskurve vor einem Damm zwischen Fjord und See eine Ausbuchtung mit Büschen im Hintergrund, die gross und sicher genug ist, dass mich nachts niemand über den Haufen fährt dort. Die kleine Ortszufahrtsstrasse ist sicher sehr ruhig in der Nacht. Rechts von mir steigt der Fels steil an und ich kann nur hoffen, dass es heute Nacht keinen Felssturz gibt, dann würde ich darunter liegen.

Das Wetter ist immer noch ruhig und trocken, um die 12°C war es heute, eine tolle Temperatur angesichts der letzten Tage. Ich futtere meine letzten Reste der Pilzmahlzeit und aus Freude über diesen schönen Tag auf den Lofoten, gibt es ein Glas Rotwein.

Montag, 28.08.2017

www.wetter.com/norwegen/svolvaer = Lofoten:

„morgens 11°C bedeckt, mittags 12°C mäßiger Regen, abends 12°C leichter Regen, nachts 13°C Regenschauer, Luftfeuchte konstant 90%“

Erbitte Eure Mithilfe, wie man Sch..wetter noch schöner beschreiben kann.

 

Alles dahin, die Trockenheit gestern war wirklich nur eine Eintagsfliege. Am Morgen pladdert es auf mein Dach und der Wind pustet. Aber das Positive: ich bin weder vom Felsturz verschüttet noch von Autos zuammengefahren worden an meinem Platz.

Ja, was mache ich nun, alle Berggipfel sind total im Nebel eingehüllt, nix zu sehen, von der Postkartenschönheit der Lofoten. Mein Fotoapparat streikt bei der Wiedergabe der Farben, der erkennt nur noch schmutziges graugrün. Trotzdem wage ich einen Ausflug auf einem schmalen Sträßchen am Meer entlang bis nach Stamsund auf der dritten Insel Vestvagoy. Die Fahrtstrecke ist wunderschön an Seen, am Meer, Felsen, Berghängen, kleinen Dörflein entlang, trotz Nebel und Regen versuche ich immer wieder ein paar Fotos und steige dann durchfeuchtet wieder ein. Ein Glück, das ich drinnen im Warmen sitzen kann. Anders als die Radler oder Tramper, die ich sehe. Ab und zu gibt es sogar richtige kleine weisse Sandstrände, fast wie im Süden, nur bissl kälter....

 

In Stamsund checke ich am Fährhafen, ob mich die Hurtigrutenlinie nach Bodö mitnimmt, das wäre ein teures Vergnügen, würde aber viel Fahrtstrecke sparen. Leider klappt es nicht, das online-Portal ist extrem langsam und versteht mich nicht.

Also geht es die lange Strecke zurück mit dem Auto. In der Stadt Kabelvag besuche ich noch kurz das Aquarium, eine Ausstellung mit diversen Fischen und einigen Robben, und einen Film über die Lofoten gab`s auch, mit Schönwetter versteht sich. Der Eintritt war für die kleine Schau unanständig hoch. Nun doch noch ein wenig Fahrt machen, denn der Rückweg von Kabelvag bis Narvik, von der meine Fahrt dann wieder nach Süden weitergehen kann, dauert 4 Stunden. Eine Stunde schaffe ich noch auf regennasser, sehr kurvenreicher Strasse und finde dann kurz nach 19 Uhr wieder an einer Nebenstrasse zu einem kleinen Fischerdorf einen wunderbaren Nachtplatz, direkt 10 m überm Fjord. Herrlich und keiner hier ausser mir. Nur die Küstenwache hat später mal nach dem rechten gesehen.

Die Fotos von dem Tag sind teilweise unscharf, wie das halt bei Nieselregen und Nebel aussieht.

etwas über Norwegen und Norweger:

- wenn im scheinbaren Nigendwo mehr als zwei norwegische Autos stehen, kann ein fischreiches Gewässer nicht weit sein

- die Norweger scheinen finanziell gut gestellt zu sein, neben vielen Holzhäusern stehen Wohnmobile oder -anhänger und unterwegs treffe ich jede Menge davon, wieviele davon jedoch von Touristen gemietet sind, weiss ich natürlich nicht,

- gemessen an der geringen Bevölkerungsdichte sind doch erstaunlich viele Autos auf den Strassen unterwegs, aber dafür sind halt alle Bergmassive, die tiefen Wälder, die Fjorde unzähligen Seen menschenleer

- Fahrräder sind in Nord-Norwegen ein meist mit Blumen dekorierter, oft kräftig farbig bemalter Deko-Artikel vor dem Haus. Kein Wunder, bei den Wegstrecken und Berganstiegen hätte ich auch mein Rad schon umgewidmet. Nur solch paar verrrückte Ausländer, die sich schinden wollen, sind mit Rad bei Regen und Sturmwind unterwegs und wenn ich mitleidig Kaffee oder Hilfe anbiete, lehnen sie dankend nässetriefend ab. Das Schärfste für meine Begriffe war eine Touristen-Familie mit Kleinstkind ( keine 2 Jahre alt), die ich am Morgen am Campingplatz Tromsö sah, wie sie ihre Räder im Regen mit dem Babyanhänger fertigmachten. Der arme Kleine kann sich ja nicht aussuchen, wo er lieber sein möchte.

Dienstag, 29.08.2017

Ein wunderbarer Morgen, ... wenn man vom Sturmwind absieht, es guckt nämlich die Sonne hervor. Aber nur manchmal. Und ich hab meinen Wecker nicht gehört, die Schlafstörung um 5 Uhr , als der Sturm begann, war die Ursache.

Deshalb werde ich später reisefertig als gedacht, aber kein Problem , ich habe ja Urlaub. Einen anstrengenden zwar, aber frei von Arbeitszwängen ist er auf jeden Fall.

Ein ziemlich trauriges Ereignis betrübt mich aber sehr: ich entdecke bei genauerem Hinschauen auf meine zu trocknenden Pilze, die ich jeden Morgen wieder auf frisches Papier zurechtrücke... Maden und zwar nicht nur eine, sondern diverse. Das kann ja nicht sein! denke ich. Ist aber wahr. Ich versuche eine letzte Rettungsaktion mit Erhitzen in der Pfanne und richtig, da kommen alle hervorgekrochen. Also das geht nicht, ich entschliesse mich endgültig, alle wegzuwerfen. Nichts mit dem schönen Mitbringsel nach Hause und der Erinnerung im Winter. Ich gucke ziemlich betröppelt.

 

Von den Lofoteninseln starte ich dann wieder nach draussen aufs Festland auf der E 10, begleitet von heftigem stürmischen Gerüttel und Sonne und Regen im Wechsel. Aber schon wieder annehmbare Temperaturen, bis 13°C schafft es das Thermometer heute. Wunderbar. Bei einer Rast klettere ich bisschen am Ufer herum und entdecke einen Bach, der ins Meer fliesst, mit dem gelben angespülten Tang ( überall in den Buchten) ein wunderbares Bild. Und bei einem weiteren Stop entdecke ich Massen von Heidelbeeren, so kann ich in Schnelle meinen Vorrat fürs Frühstück wieder füllen. Zwei Pilze finde ich noch, zum Trost für die weggeworfenen.

 

Ich bin süchtig... süchtig nach Süßem. Als Favorit herausgestellt haben sich die kleinen Pfefferminz-Schoko-Linsen, sehr gut handhabbar während der Fahrt. Sie liegen links von mir im kleinen Fach für eine Tasse. Und wie das ist mit Süchten, ich kann nicht widerstehen, wenn ich einmal angefangen habe zu futtern. Rang zwei nehmen kleine knusprige Kekse mit Nugatfüllung ein, aber da muss ich manchmal fummeln, ehe die Folie den Widerstand auf- und das Keks freigibt.

 

Die Fahrt auf den kurvenreichen Strassen und dem Wind fordert ziemliche Konzentration, deshalb pausiere ich öfter, zusätzlich natürlich noch die unzähligen Fotostops. Da bin ich rigoros, keine Lücke am Strassenrand ist zu klein, als dass ich da nicht stehenbleiben könnte, oder ich setze einfach den Blinker und bleibe an der Bergstrasse stehen. Mit dem Fotoapparat bewaffnet marschiere ich zur Stelle mit dem besten Fotomotivblick. Dazu sei gesagt, es ist wenig Verkehr und alle haben Verständnis.

Statt 3 Std wie vom Navi vorgeschlagen, brauche ich 6 mit Pausen und passiere dann Narvik am Abend, ohne Stop. Den grossen Hafen zur Verladung des schwedischen Erzes aus Kiruna und die riesigen Schiffe sehe ich vom Auto aus. Und kurz vor Narvik ein toller Brückenneubau, die Fahrstrasse fehlt noch.

Ein Campingplatz kurz vor Narvik wollte 270 Kronen für eine Nacht, da hab ich das erste mal abgelehnt und bin wieder gefahren. Viel zu teuer.

Dafür stehe ich jetzt auf einem Parkplatz am Ofotfjord (mit Gedenktafeln für die Schlachten bei und um Narvik 1940) genau am Meer und kostenfrei.

Aber eine Dusche wär schon bald wieder mal recht.

Mittwoch, 30.08.2017

Kurzfassung für eilige Leser:

Narvik...Regen...stürmische Böen....kurvenreiche Bergstrassen....rundgeschliffene Felsmonolithe....oh Wahnsinn, diese Wasserfälle...Tunnel...Tunnel...Wasser von überall... ein Lichtstrahl....Campingplatz.

 

Wenn ich nicht allabendlich dieses Tagebuch führen würde, ich wüsste kein Datum und erst recht keinen Wochentag.

Heute morgen in Narvik war es noch trocken, grau unterlegt, 12°C.

Und ich fand etwas ganz Kostbares: Himbeersträucher am Parkplatz und es waren sogar einige reif davon. Mir scheint, Narvik hat ein mildes Klima. Auch Vogelbeerbüsche gibt es seit einiger Zeit.

Bei Fahrtbeginn am Vormittag hatte ich die Idee, keine Landschaften zu fotografieren, die sind eh so gewaltig, dass man es im Bild gar nicht darstellen kann. Stattdessen wollte ich mal Alltagsdinge fotografieren. Kaum begonnen, schon ....

Es fing nämlich derart mit Regnen und Schütten an und zwar stundenlang, dass ich zu keinen Fotos kam. Dazu ein erfrischend stürmischer Wind. Da konnte einem alles vergehen und ich musste das Lenkrad sehr festhalten. Es gab nur ein paar geringe Ausnahmen von obigem Vorhaben, da bin ich sogar im Regen aus dem Auto raus. An den gigantischen Wasserfällen, die heute den Weg gesäumt haben. Die Felslandschaft war derart kompakt, glatt geschruppte gigantische Monolith-Felsen aus Granit, vor Jahrtausenden von der Eiszeit geprägt, auf denen nichts wächst und an deren Wänden Wasserläufe heruntersausen, die nirgendwo versickern können unterwegs. Ein paar Fotos davon - vom Regen etwas unscharf-, aber die mussten sein. Wie mag das nur bei schönem Wetter aussehen? Aber sicher sind dann die Wasserfälle nicht so stark. Und jede Menge Tunneldurchfahrten, unglaublich, wie diese Strassen gebaut sind (z.T. in den 40er Jahren durch Kriegsgefangene). In den Fels gesprengte Strassen, Tunnel kilometerlang.

Aber auch ohne Fotos gibt es genügend Erinnerungsmomente. Manche blitzen auf, während ich schon fast vorbei gefahren bin. Da bin ich oft geneigt umzukehren, um es im Bild festzuhalten.

Z.B. die lustigen heute:

- eine Herde Rentiere, die sich irgendwo an der Bergstrasse im Hof einer Baptistenkirche versammelt hatten....

- mein Versuch, im strömenden Regen an einem kleinen Wasserfall an der Bergstrasse für den Abwasch Wasser zu schöpfen, es war aber so glitschig-schmierig auf den Moos-Steinen, dass ich nach 2 geschöpften Litern nassgeregnet aufgab.....

- die Ansage meines Navis bei der Auffahrt auf die Fähre: „in 7,5 km die Fähre verlassen“.... ein lauter Lacher meinerseits,

- wenn man, wie ich, als fast Letzte von der Fähre runterkommt, hängt man auf der Serpentinen-Bergstrasse an dem sich langsam herunterwindenden „Regen“wurm der Fahrzeuge hinten dran, am Fjord unten gab ich auf und rastete erstmal mit Brotzeit.... und siehe da, als ich fertig und wieder startklar war, kam der nächste Schwall aus dem Fährschiff gerade unten bei mir an....

 

und das Schöne:

- ein Rosenheimer Auto mit einer jungen Familie aus Übersee/ Chiemsee, die ich beim Pipi-Stop am Parkplatz traf, kurzer Schwatz und noch 2x unterwegs zuwinken,

 

und das ganz Besondere:

- inmitten tosender Regenmassen und Windschübe öffnet plötzlich die Wolkendecke ein kleines Loch und die Sonne schickt einen Strahl hinab, so dass sich auf dem Fjord ein glitzerndes Areal zeigt ( in diesem Moment fing sogar ich an, gläubig zu werden), und ich fand eine Möglichkeit, sofort am Strassenrand vor einer Tunneleinfahrt zu halten und im Regen herauszuspringen- das Bild ist unten zu sehen.

 

Zu guter Letzt, nach stundenlanger, sehr anstrengender Regenfahrt bin ich um 17.30 Uhr auf einem Campingplatz angekommen, in Straumen, kurz vor Fauske, dem Abzweig der Strasse Nr 80 nach Westen nach Bodo, den ich morgen fahren möchte. Hier genoss ich am Abend eine heisse Dusche und konnte eine volle Waschmaschinenladung nebst Trockner benutzen. Da geh ich jetzt mal gucken, ob auch alles trocken und fertig ist.....

Donnerstag, den 31.08.2017

Das musste heut ein fauler Tag werden, nur wenige km fahren, bitte. Da war ich mir mit meinen Leipziger Campnachbarn einig, die mir aber versicherten, es gibt hier auch sehr schönes Wetter. Sie müssen es wissen, kommen sie doch schon oft nach Norwegen. Und es blieb einigermassen trocken mit kleinen sonnigen Momenten sogar.

Mein Weg am Vormittag führte Richtung Bodö, kurz vorher gibt es eine Natursehenswürdigkeit, den größten Mahlstrom der Welt. An einer Engstelle zwischen offenem Meer und Fjord ( 3 km lang und 150m breit) tauscht sich das Wasser durch die Gezeiten in starker Geschwindigkeit aus und bildet einen schnellen Wasserstrom in der Mitte der Engstelle und an den Rändern viele Strudel. Das gurgelt und rauscht. Ich war zur Mittagszeit da, bei Ebbe rauschte das Wasser aus dem Fjord ins Meer, bei Flut dreht sich die Richtung.

Einige Angler nutzen die Gelegenheit, da viele Fische mit der Strömung kommen. Ich beobachtete ca. 1 Std den „Kampf“ zweier Männer mit rundgebogener Angelrute um einen Riesenfisch, den sie letztlich aufgeben mussten und die Schnur kappten. In der gleichen Zeit fing ein junger Mann daneben 7 Fische, keine kleinen, 40 cm aufwärts.

Nach diesem Erlebnis änderte ich meine Fahrtrichtung und fuhr von Fauske nach Osten Richtung schwedische Grenze, eine Nebenstrasse ins Gebirge hinein, in die frühere Bergbausiedlung Sulitjelma, von da geht der Junkerdalen NP los. Auf der Fahrt passierte ich vier! ziemlich alte enge Tunnel, einige riesige Wasserfälle und einen Stausee. Am Talschluss die kleine Ortschaft Sulitjelma an den Hang gebaut, in der Kirche gab`s grad ein Essen des Pfarrers mit den 4 Jugendlichen des Ortes. Am Spielplatz eine knallrote Bank, und darauf ein Schild befestigt, mein Übersetzungsprogramm wusste Bescheid: „Setzen Sie sich hin und schalten Sie einen Chat aus“. Das befolgte ich prompt und nur deshalb schien die Sonne ein wenig auf diese Stelle hinterm Supermarkt.

Nun wollte ich aber auch noch wissen, wohin denn der weitere Weg bergauf führt nach Jakobsbakken, in der Karte mit Stern gekennzeichnet. Es ging sehr steil bergauf und ich kam auf dem Fjell oben an, in ca. 700/800m Höhe. Die Aussicht war famos, Wald- und Fjell-Landschaft so weit das Auge reichte. Nach einer Kaffeepause erkundete ich die nächste Umgebung auf dem Fjell, zum Wasserfall, zu Schneefeldern vom letzten Jahr, etwas bergauf. Es gab einen Weitwanderweg durch Landschaften, wo einem kein Mensch begegnet, erste Wanderhütte (natürlich unbewirtschaftet) in 15 km, die zweite in 30 km.

Mit Einbruch der Dämmerung startete ich den Rückweg und machte es mir auf einem schönen Platz gemütlich, den ich schon am Nachmittag ins Auge gefasst hatte.

Freitag, 01.09.2017

Der Nachtplatz am Startpunkt eines Wanderweges war wirklich ideal, totale Ruhe. Am Morgen wanderte ich ein Stück den Weg entlang und gar nicht weit, floss der Bach, der aus dem Riesenwasserfall weiter hinten gespeist wird. Das war bequem zum Wasser holen. Total klares Wasser.

Mein Fahrtweg führte mich zunächst vom Bergdorf Sulitjelma nach Fauske zurück, dabei waren vier Tunnel zu fahren, ein Drittel der Strecke! Als mir ein grosser LKW entgegen kam, wurde mir total mulmig, denn der musste in der Mitte fahren, der alte Tunnel war nicht so hoch. Und ich bin auch nicht gerade niedrig, aber ich musste mich mit dem Auto an den Rand quetschen. Uff, getankt habe ich dann für 12,1 NOK = 1,31€ für Diesel.

Die Fahrt von Fauske nach Mo I Rana, das sollte mein Tagesziel werden, ging einigermassen flott voran. Nach diversen Tunneln eine weite Strecke im Saltfjellet, auch ein wildes Gebiet mit reissenden Flüssen, totale Lachsgegend... und ich hab nicht geangelt! Der Neubau der Strasse E6 -auf ca. 40 km führte die alte Strasse parallel bzw. immer wieder querend zur Baustelle- war sehr beeindruckend. Links der reissende Fluss, dann eine Bahnlinie und daneben die Strasse aus dem Fels gehauen.

Über ein riesiges Fjellgebiet mit dem höchsten Punkt über 600 m führte der Weg und genau da war der Arctic Circle = der Polarkreis, bei 66° 33` nördlicher Breite. Was die 33` bedeutet, weiss ich allerdings nicht. Sicher kann mir jemand helfen.

Reichlich 3 Wochen bin ich jetzt schon überm Polarkreis. Heut überquere ich ihn wieder nach Süden. Das ist eine grosse Freude für mich. Im Polarcenter kaufe ich einige Andenken und warme Woll-Handschuhe ( der nächste Winter ...), und mit Kaffee und Waffel ( mit Sauerrahm und Himbeerkonfitüre, hmmm) feiere ich die Einfahrt in die südlicheren Gefilde. Allerdings ist es gerade am Arctic circle ungemütlich kalt, der Abschied fällt mir leicht.

Nun gehts nur noch bergab bis nach Mo I Rana an den Ranafjord hinunter. Der Höhepunkt meines halbstündigen Stadtbesuchs war ein Ständchen einer Blaskapelle zur Eröffnung einer Ausstellung im Museum. Den Besuchern bin ich dann aber nicht ins Innere gefolgt, sehr schade, aber ich hätte dann nicht gewusst, wo ich schlafen soll in der Stadt. So bin ich lieber noch ein wenig stadtauswärts am Fjord entlang gefahren, ein Parkplatz direkt an der Strasse ist heute mein doch etwas lauter Schlafplatz.

Die Abendsonne meint es mit aller Kraft nochmal gut, auch heute war es nämlich wieder ein Wechsel zwischen Winterkälte, Regen und gleissendem Sonnenlicht auf nassen Strassen.

Der junge Schweizer hinter mir zeigt mir noch, was das Schweizer Nationalgetränk ist -Kaffee mit einem Schuss Obstler- und geht gemütlich zum Lesen im letzten Abendlicht über. Angeboten hat er mir aber keinen, na so was, nur vom Reden wird mir nicht warm.


Aber der junge Mann hat sich ein Herz gefasst und mich gefragt, wieso ich in meinem Alter (als Frau) allein unterwegs bin. Er war auch allein unterwegs und hatte nur die Hälfte meines Alters ca., das war für ihn in Ordnung so, er ist ja jung und männlich. Das zeigt deutlich die Rolle, wie man als ältere Frau „zu sein hat“, was „normal“ ist und von diesem Rollenbild weiche ich mit dieser Reise total ab. Das verwirrt manche und junge Leute vergleichen dann wohl insgeheim mit ihrer Mutter......

 

Vielleicht ist genau dies ein Grund meiner Reise, ich rede ihnen gegenüber nur von meinem Traum, den ich mir erfülle, aber es ist auch der Wunsch, eben nicht „normal“ zu sein, etwas Außergewöhnliches zu machen, etwas zu wagen und zu tun, was nur Wenige tun. Und mir, nur mir, zu zeigen, dass es geht, es ist nicht gefährlich, es ist nicht langweilig, ja, es ist manchmal anstrengend  und  auch manchmal einsam. Aber ich kann gehen und bleiben, wo und wann ich will, kann mich vom Instinkt leiten lassen und ich kann es schaffen, was ich mir gewünscht, erträumt und vorgenommen habe. Auch allein! Das schafft mir eine tiefe innere Befriedigung. Und diese Freiheit bedeutet mir sehr viel.


Samstag, 02.09.2017

Ach je, am Morgen wieder alles grau und nach Fahrtbeginn wie immer beginnt auch der Regen. Mein Plan ist nun, flott südwärts zu kommen, vielleicht komme ich ja endlich aus dem Schlechtwetter heraus. Bis Trondheim ist es aber zu weit für einen Tag. Ich rausche ja nicht durch. Zuhause auf der Autobahn sind Strecken von 300 km und mehr kein Thema, aber hier schon. Und es kam auch so, dass ich wieder 4x den Lenker herumgerissen und etwas Interessantem gefolgt bin.

Das erste war nach einer Stunde im letzten größeren Ort vor einer langen Durststrecke, Mosjöen, ich wollte erst durchfahren, und plötzlich fand ich mich doch im alten Zentrum wieder, das Einzig Sehenswerte in diesem Ort, und wirklich sehenswert! Die größte Anzahl von alten Holzhäusern in einer Strasse in Nordnorwegen, die Strasse heisst Sjögata und war den Spaziergang wirklich wert.

Dann ging es auf und ab durch Wald und Wiesen und Wald und Wasser, bis ich ein sehr lautes Rauschen höre, also zweitens dem Schild gefolgt und ich lande beim Laksfossen, einem ohrenbetäubend lärmendem Fluss Lakselv (lachsreich natürlich), der über Felsstufen nach unten donnert. Die Gischt besprühte mich und ich kletterte ein wenig herum, um ganz nahe an das Geschehen zu kommen. Solche Naturgewalten interessieren mich total, da muss ich ganz dicht sein, um es zu spüren.

Nun aber weiter, kaum ein wenig gefahren,...so 60 - 70 kmh, da sehr kurvenreich.... ein Parkplatz und, ich traue meinen Augen nicht, in herrlich grüner Wiese entlang des Parkplatzes stehen Schopftintlinge, aber so viele, wie ich noch nie an einem Fleck sah. Zum Glück war die Parkplatzausfahrt 100m weiter frei und ich kam von hinten heran. Eimer und Messer geschnappt, ...ich muss vor den Leuten da sein, die sich die Sache gerade beguckten... Aber keine Bange, es waren Franzosen mit ohne Ahnung. Ich konnte ihnen aber nur den deutschen Namen nennen, englisch wusste ich ihn nicht, aber heisst da nicht eh alles „mushroom“? Und bissl Angst hab ich ihnen noch eingejagt mit der Aussage, dass man nach dem Genuss dieser Pilzmahlzeit keinen Alkohol trinken darf.

Ach, hab grad mal geschaut, in Norwegisch heisst „Pilze sammeln“: „sopp plukking“.

Mein 5l-Pilzeimer war voll gefüllt, die Wiese anschliessend fast leer, nur die größeren Tintlinge hab ich zur Deko stehen lassen.

Jetzt hatte ich schon wieder eine Aufgabe für heute, die müssen ja verarbeitet werden, stehen lassen geht nicht.

Und ich kam nicht weit, der vierte Rechtsschwenk, ein Parkplatz direkt am Fluss und es führt ein Weg unter die Bäume noch näher an den Fluss heran. Genauso hatte ich mir das doch gewünscht! Da blieb ich einfach und genoss den Nachmittag, den rauschenden Fluss, ging vom Kaffee ins Abendbrot über, dazwischen lag natürlich die Putzaktion der Massen von Schopftintlingen. Es wurden zwei grosse Bratpfannen voll, die nächsten zwei Tage hab ich genug zu futtern davon. ( Wenn sie einmal gebraten sind, kann man sie gekühlt gut aufbewahren, 2 Tage sind kein Problem.) Und es wurde trockener, sogar Vollmond in der Nacht.

Na, weit bin ich heute nicht gekommen!

Sonntag, 03.09.2017

Die Sonne gibt es noch, und wie, blauer Himmel ohne Wolken, und Wärme bis zu 20°C. Eine Wonne! Beim Frühstück ganz guten norwegischen Dinkelbrots und der letzten Reste der finnischen Salamischeiben hab ich den Text auf der Wurst-Verpackung übersetzt, das gefiel mir außerordentlich gut. Von der Seniorchefin des Unternehmens: „Wenn Du es nicht gut machst, dann mach es gar nicht.“ Das kann auf alles zutreffen, was wir tun. Keine halben Sachen!

Fast hätte ich mich überzeugt, noch am glitzernden Fluss zu bleiben. Mein schöner Platz mit Abwaschküche am Flussufer. Aber auf gehts, Karin, Du willst ja noch wandern im Süden!

Gar nicht weit, stehen wieder zwei Tramper (hitchhiker) an der Strasse. Die hab ich auch wieder „aufgenommen“, zwei Engländer waren es. Als Muttersprachler sprachen sie aber so perfekt und schnell, dass ich nicht alles verstand, was sie erzählten. Ich musste mich ja auch konzentrieren, die Fahrtstrecke war wunderschön, kurvenreich wie immer, die Berge nicht mehr so hoch und später auch kein Schnee mehr drauf und außer herrlichen Flüssen und Seen, zeigte sich die Landschaft wieder, wie ich es kenne von daheim. Leuchtende Getreidefelder, die reif zur Ernte waren. Das erfreute mich ungemein. Vor lauter Fahrerei hab ich aber gar kein Foto davon gemacht, obwohl es mir so viel Genuss für die Augen brachte. Ich war angestrengt, bin zu lange und zu weit gefahren. Naja, letztendlich sind wir bis kurz vor Trondheim zusammen unterwegs gewesen, dann trennte ich mich von ihnen, ich wollte die herrliche Abendsonne noch ein wenig außerhalb der Stadt geniessen und mal wieder einen Campingplatz aufsuchen. Das erwies sich als schwieriger als gedacht, denn die schönen Plätze hatten leider schon geschlossen. Anfang September! Bei dem Wetter! Drei deutsche Autos standen unschlüssig vor einem schönen leeren Platz. Schliesslich entschloss ich mich doch, den nicht so schönen Platz aufzusuchen, der ist klein, von Autowerkstatt und -wracks umgeben und nicht gerade sauber im Umfeld. Trotzdem, ich wollte nicht länger suchen, in Stadtnähe ist es schwer/ unmöglich, gute Plätze in freier Natur zu finden. Sanitär und Küche waren halbwegs in Ordnung.

Die Stunde sonnen im gemütlichen Campingstuhl hat mir dann auch echt sehr gut getan. So faule Stunden hab ich mir viel zu selten gegönnt.

Montag, 04.09.2017

Meine Stadtbesichtigung in Trondheim ist viel zu kurz ausgefallen, sehr schade.

Mein Versuch, einen Parkplatz zu finden, endete auf einem sehr teuren Parkstreifen, aber dafür gleich direkt an der City. 3 Std waren die maximal erlaubte Parkdauer für umgerechnet 15€. Und nochmal einen anderen, gleich teuren Platz hab ich mir dann nicht gesucht. Und was kann man in 3 Std von einer schönen Stadt sehen?

Trondheim liegt wunderschön am Trondheimsfjorden und ist die drittgrößte Stadt Norwegens. Sie war einst der berühmteste Wallfahrtsort des Nordens, dies wird heute mit dem noch ziemlich unbekannten Olavs-Pilgerweg versucht, wieder zu beleben. Die beiden Könige Olav I. und der II. christianisierten im 10. und 11. Jh. das Land und vor allem die heidnischen Wikinger. Olav II. fiel dann in einer Schlacht bei Stiklestad unweit von Trondheim ( gegen aufständische Bauern, die sich der teils brutalen Christianisierung widersetzten) und Olav wurde später als Martyrer heilig gesprochen. Olav der Heilige wurde zum Symbol für Volk und Reich erklärt ( sicher durch die Kirche, nicht durch die aufständischen Bauern). Und über seinem Grab wurde der Nidaros-Dom errichtet, ein gewaltiger Bau, der größte gotische Sakralbau Skandinaviens. Nachdem er durch Brände in mehreren Jahrhunderten ziemlich zerstört war, wurde er erst im 19. und 20. Jh. wieder aufgebaut und ist heute wahrlich ein beeindruckender Dom. Er ist auch lt. Verfassung die Krönungskirche der norwegischen Könige. Im Dom, trotz 90 Kronen Eintritt durfte man aber leider nicht fotografieren. Natürlich gibt es auch eine Figur von Olav auf einer grossen Säule, bei dessen Foto ich ein wenig mit dem Himmelslicht gespielt habe.

Sehenswert waren noch die wunderschön hergerichteten alten Speicherhäuser am Fluss Nidelva, der Trondheim ähnlich wie der Inn in Wasserburg umringt. Nach Überqueren des Flusses auf der alten hölzernen Fußgängerbrücke steigt die Strasse steil bergan zur Festung, die ich aber leider nicht mehr besuchen konnte. Aber sehr interessiert hat mich der Bicycle-Lift, eine Anlage, die Radler benutzen dürfen und sich den steilen Berg hinaufziehen lassen- der rechte Fuß auf dem Lift, einer Abstützung, die sich und dich mitsamt Rad in einer Schiene den Berg hinaufbewegt. Ich war allerdings zu feige, dies auszuprobieren, hab aber zugeschaut, wie es ging. Wer allerdings Ehrgeiz hat, schindet sich selbst den Berg hinauf. Am Hafen für die Ausflugsdampfer war gerade eine Truppe offenbar nach einer Veranstaltung dabei, die Fläche mit Wasserstrahl von vielen Krabben zu säubern. Was da wohl veranstaltet wurde? Dann waren meine 3 Std. auch schon herum und pünktlich holte ich mein Auto wieder ab.

Was nun tun? Ich fuhr dann am Spätnachmittag noch los, um weiter nach Süden zu kommen, immer noch der E6 folgend, diesmal Richtung Oslo.

Nach Kaffeepause suchte ich allerdings ewig nach einem schönen Platz für die Nacht, bis ich die „Nerven verlor“ und mich doch an einem Strassenparkplatz einrichtete.

Schade, das war im Norden leichter.

Dienstag, 05.09.2017

Am Morgen studiere ich erstmal wieder Karte und Buch, wo bin ich eigentlich. Und stelle fest, dass mein Nachtplatz nur 4 km entfernt war von Oppdal, einem grossen nordischen Skizentrum. Da in der Nähe der Skilifte hatte ich nach einem ruhigen Platz gesucht, aber denkste, in Norwegen sind viele schöne Nebenstrassen bebaut, entweder es gibt eine Strasse, dann sind da auch Häuser oder es gibt halt gar keine Strasse.

Und nahe Oppdal besuche ich die Gräberstätte Vang aus der frühen Eisenzeit und der Vikingerzeit (Zeit vor Christus und bis ca 1000 nach Christus). Massenhafte runde oder ovale Grabhügel, die erst im 19. Jh als solche erkannt wurden. Einige wurden leider schon vorher ausgegraben, aber die professionellen wissenschaftlichen Ausgrabungen haben dann viele wichtige Funde zutage gebracht. In den Gräbern von Männern fand man Werkszeuge, in denen von Frauen immer Schmuckbeigaben, die auch auf Handelsbeziehungen mit anderen Regionen/ Ländern schliessen liessen. Und ringsum in den Bergen auf dem Fjell wurden Speere, Jagdwaffen und Tierfallen aus Steinen gefunden, so dass klar wurde, dass sich die Menschen schon in der frühen Steinzeit aus der Rentier-Jagd ernährten.

Der fast 2stündige Spaziergang im Gräberfeld war sehr informativ und abwechslungsreich. Leider hatte ich für die Preisselbeeren keinen Behälter dabei  :o( .

Nach einem Einkauf von frischem Gemüse im riesigen Coop Mega-store machte ich mich wieder auf den Weg, weiter nach Süden Richtung Dombas.

 

Schon gestern und auch heute verlief die Strasse streckenweise durch ein immer enger werdendes Tal, das sich heftige Winde als Strömungskanal ausgesucht haben. Da heisst es, das Lenkrad gut festhalten. Im Tal verläuft auch die Bahnlinie, die ich gestern schon bewundert habe, welchen Streckenverlauf sie meistert. An einem Parkplatz mit Flusszugang war wieder die richtige Stelle für mein Geschirrspülen, aber eiskalt war`s. Auch meine Wäschetrocknung im Auto muss Beachtung finden.

weiter mit dem 05.09.:

Am Ende des Tales ging es nach oben auf das Dovre-Fjell. In ca 800/ 1000m Höhe wuchs nur noch wenig, ab und zu niedrige Sträucher oder meist nur Gräser, Beeren, Moose, die weißen Moose sind wunderschön. An mehreren Parkplätzen hielt ich Ausschau nach einer Wandermöglichkeit, endlich hatte ich sie gefunden. Ein Parkplatz mit Gedenkstein an ein Jubiläum der norwegischen Verfassung von 1814, in der es voll inbrünstigem Nationalstolz heisst: „Einig und treu werden wir sein, bis das Dovregebirge einstürzt“ !! So ist dieses Fjell quasi ein Nationalheiligtum und ich bin da heute gewandert! Ich bin ebenso stolz!

 

Vom Gedenkstein nämlich bin ich bergauf gestiegen und habe mir einen Höhenzug als Gipfel ausgeguckt. Nach kurzem Aufstieg musste ich zurück und die Gummistiefel anziehen, es ging teilweise durch sehr morastiges Gebiet. Natürlich gibt es keine Wege da, ab und zu ein Pfad, der sich aber auch wieder verlor. Aber man sieht ja das Ziel immer vor Augen, es gibt keinen Wald, der die Sicht versperrt. Zu Beginn einige kleine Birken, aber sonst nur der kleine Bodenbewuchs. Herrlich, und mir ist aufgefallen, wie intensiv ich die Farben und die Schönheit der Pflanzen und Moose wahrnehme, da es sonst wenig an Ablenkung zu sehen gibt. Wenn ich Glück gehabt hätte, dann wären mir vielleicht ein paar wilde Moschusochsen begegnet, die hier frei leben sollen. Obwohl... ob ich das als Glück empfunden hätte in der Situation?

Nach einer knappen Stunde war ich oben am mit Steinmännchen markierten Grat und stellte fest, dass ein echter Gipfel noch weiter weg war. Normalerweise keine Entfernung für mich, nur es nieselte und starker Wind brachte Nebel, upps, da schau ich mal , dass ich nach unten komme. Das ist im unmarkierten, weglosen Gelände nicht so leicht und wenn nicht auf der anderen Talseite eine Art Steinbruch mit paar Gebäuden gewesen wären, ich hätte wohl Probleme mit der Richtung gehabt. Trotzdem, ich hatte wieder einmal beim Start der Tour nicht ganz genau meine Position lokalisiert, ich kam zwar an der Strasse an. Aber wo war der Parkplatz mit meinem Auto? Der erste Versuch, 10 min. in eine Richtung zu gehen, war falsch, also zurück und die andere Richtung versucht. Uff , nach 20 min Marsch im Strassengraben, hatte ich mein Auto wiedergefunden. Diese leichte Unruhe, wenn man ganz allein unterwegs ist, in solch einem Gelände mit riesigen Ausmassen, macht unsicher und flatterhaft.

Mit Kakao und Schokokuchen war die innere Ruhe allerdings schnell wieder hergestellt. Mein Auto ist schon ein schönes kleines Zuhause.

Nun noch ein wenig ins Tal fahren und aus dem Wind und der Kälte raus, beschloss ich. Weit bin ich nicht gefahren, ein schöner Platz für die Nacht, abseits und verdeckt von der Strasse und noch vor dem Ort Dombas lud mich ein. Und es begann wieder ein Nieselregen.... frisch mit 8°C ist es eh.

Mittwoch, 06.09.2017

In Dombas traf ich das Leipziger Paar vom Campingplatz vor einer Woche wieder, das freute uns. Dann trennten wir uns aber auch schon wieder, ich schlug den Weg nach Westen zu Fjord und Wasser wieder ein, Richtung Andalsnes. Das war gar nicht so weit wie gedacht und spontan beschloss ich, trotz nicht bestem Wetter, den berühmten Trollstigen heute zu wagen.

Doch zunächst ging es von Dombas aus durch ein sehr breites Tal mit Landwirtschaft. Eine schöne alte steinerne Eisenbahnbrücke Kylling bru ( das Wahrzeichen der Norwegischen Staatsbahn) überquert den Raumafluss. Extra für mich kam gerade ein Zug. Später dann wurde das Tal immer enger, steile Felsflanken rechts und links und es nieselte sich wieder ein. Aber die Aussicht war famos, die tiefhängenden Wolken machten es dramatisch. Kurz vor Andalnes ( das ich leider unbesucht liess) der Abzweig nach links zum Trollstigen. Dies ist eine der bekanntesten Touristenstrassen in Norwegen und wegen der Kühnheit der Route hatte ich mich gefürchtet davor. Ich kam an vor einer riesigen Felswand, von zwei mächtigen Wasserfällen durchzogen und sah, wie die Serpentinenstrasse in den fast senkrechten Fels gehauen ist. Und natürlich wird auch vor Trollen gewarnt, obwohl die ja nett sein sollen, nur bissl komisch.

Hfff, tief Luft holen und bissl zitterten mir die Knie und im Bauch grummelte es gewaltig. Aber los, die andern machen es ja auch. Schön langsam mit 30 kmh, die Spitzkehren gehen doch gut und die Ausblicke nach unten hat man als Fahrer eh nicht. Zweimal hielt ich unterwegs an, zum Schauen und Fotografieren. Da kenne ich ja nix, auch wenn mir die Knie schlottern. Wirklich gigantisch. Leider war ich dann bei den obersten 2 Spitzkehren schon im Nieselnebel, die Sicht war gleich Null und am „Gipfel“, sprich dem Touristenrestaurant Trollstigen war ebenfalls keine Sicht. So konnte ich den Ausblick von ganz oben nochmal zurück nicht "geniessen". Es war gut, dass ich jetzt in der Nachsaison da bin und ziemlich am Abend, so war nicht mehr viel Verkehr und ich musste selten Gegenverkehr in den Ausweichspuren abwarten. Im Sommer hätte ich keine Lust auf dieses Abenteuer, wenn die Busse und RiesenWoMo`s hier lang krauchen.

Ich bin nur ein Stück Richtung Geiranger von der Höhe abwärts gefahren, da geht es dann nicht mehr so dramatisch nach unten und übernachte hier in den Bergen an einem laut rauschenden Bach. Vorhin haben mich noch ein paar Schafe besucht. Und zur "Belohnung" hab ich mir echten Lachs zum Abendbrot gebraten.

Nachtrag zu diesem Tagebucheintrag vom 06.September:

An diesem Abend ging es mir gar nicht gut, es war kalt, es regnete wieder, meine Laune sank in den Keller, die Angstgefühle von der steilen Trollstigenfahrt sassen mir noch im Bauch, ich fühlte mich einsam und traurig. Soweit ich mich erinnere, in den mehr als 3 Monaten meiner alleinigen Reise erst das zweite oder dritte mal. Aber egal, ich richtete mich mit meiner Traurigkeit und meinen Ängsten bei Kerzenlicht und heissem Grog gemütlich in eine Decke gekuschelt ein. Am liebsten hätte ich mich nach Hause zu Gesprächen mit den Freunden ins Warme und Gemütliche gebeamt. Das kalte Wetter und der häufige Regen strengen mich psychisch doch mehr an, als ich vorher dachte.

Donnerstag, 07.September 2017

Am Morgen guckten endlich mal blaue Himmelsfetzen durch die Wolken. So hatte ich es mir gewünscht und nach dem Frühstück fuhr ich die 7 km nochmal bergauf zum Trollstigenrestaurant, um mir die ganze Sache von gestern vom Aussichtspunkt anzusehen.

Am Vormittag kamen natürlich auch die Busse mit Touristen aus aller Welt an. Sehr beruhigend, deren Fahrt auf der Serpentinenstrasse nur von oben zu sehen. Diese Strasse ist aber auch gigantisch! Zwei Wasserfälle rauschen zu Tale und das Objektiv der Kamera genügt nicht, die ganze Spannweite der Serpentinen im Bild zu erfassen. Und mit der Zeit konnte ich diese Ansicht auch geniessen. Von der Aussichtsplattform schaut man quasi direkt von oben rein in diese Wand, die die Trolle offenbar immer noch des Nachts hochsteigen....Und sogar eine polnische Oma hat den Aufstieg zur Aussichtsplattform geschafft. Super, gute Laune verbreitet diese Familie. Zur Belohnung der gestrigen Fahrt hab ich mir eine Waffel mit Sauerrahm und Marmelade gegönnt. ( Ich belohne mich immer mit Essen !, hmm)

Ich habe ausgiebigst geguckt und dann aber Abschied genommen vom Trollstigen.

Es wartet schliesslich gleich noch das nächste Highlight heute auf mich:

Die Fahrt geht zum Geirangerfjord, 1,5 Std Fahrt, dann die Fähre über den Norddalsfjorden. Nach der Fähre steigt die Strasse wieder ins Gebirge hoch an. Komisch, ich dachte Geiranger wäre am Wasser? Und wenn dann an einem Strassenpunkt mehrere Autos stehen und die Leute auf der Strasse herumlaufen, dann heisst es ebenfalls stop, herausspringen, Foto schnappen ... und gucken.

Puhhh... das ist ein Blick! Von oben konnte man in den Geirangerfjord ( gesprochen: Geeranger..) hineingucken. Felswände ringsum und ganz unten das spiegelglatte Wasser des Fjords, am linken Blick-Ende das Dorf Geiranger, das sich an den Beg schmiegt.

Und am rechten Blickende führt das Wasser des Fjords um einen Felsknick herum.

Mit verschiedensten Fotoeinstellungen gelingen dann doch einige gute Aufnahmen und ab wieder ins Auto und auch hier gibt es eine steile Serpentinenstrasse nach unten, z.T. 11% Gefälle, den Adlerweg nennen es die Geiranger.

Im Ort checke ich im Campingplatz direkt am Wasser ein und habe einen Standplatz zum Fjord, so toll! Und es ist nicht voll, Nachsaison halt.

Für 16 Uhr bekomme ich noch eine Schiffsfahrt auf dem Fjord und die ist wirklich sehr, sehr schön. Das Wetter spielt endlich mal mit am touristischen Höhepunkt , die steilen Felswände sind vom Wasser aus wunderschön, mit teils schon gelb werdenden kleinen Birken und einige Ecken blauer Himmel verschönern die Blicke.

Ich stehe vorn im Schiff und staune nur über diese Erhabenheit der Natur.

Ich bin versöhnt mit dem Wetter und meine Laune ist wunderbar. Mit Pizza mit Lachs und einem Glas Rotwein im Restaurant beschliesse ich den Abend, kostet zusammen 230 Kronen, aber mal nicht selber kochen ist auch ein Luxus.

Freitag, 08.09.2017

In der Nacht war Vollmond.

Ich habe den Wecker nicht gehört, Wäsche gewaschen, sehr spät gefrühstückt und dann beschlossen, dass heute Ruhetag ist. Blau-weißer Himmel, angenehm mild, eine Umgebung von Weltniveau, das muss ich einfach auskosten.

Also bissl innen geputzt, nicht übertrieben...in die Sonne gehockt und am rauschenden Bach gestrickt und Vögel beobachtet, kleine Schwarze mit weißer Brust, die fliegen und tauchen können. Am Fjord und im Ort totale Ruhe, das wird sich übermorgen ändern, wenn ein Kreuzfahrtschiff anlegt und sich tausend Menschen in diesen kleinen Ort ergiessen.

Am Spätnachmittag bin ich dem Wasserfallweg bergaufwärts im Ort gefolgt, das ist wirklich enorm, ein Wasserfall mit wilder Kraft fliesst mitten durch Geiranger. Es leben ca. 250 Bewohner fest ganzjährig im Ort, deren Häuser am Hang aufwärts verstreut sind. Es herrscht ein relativ mildes Klima, so dass Obst reifen kann, Äpfel und Birnen hab ich an den Bäumen gesehen. Von der kleinen weissen Kirche und dem Friedhof daneben hat man ein wunderbares Panorama über den Fjord. Im Winter wird versucht, die Strasse, die ich gekommen bin -den Adlerweg- freizuräumen vom Schnee. Die andere Strassenverbindung zum über 1000m hohen Dalsnibba ist im Winter geschlossen, das dauert mit Räumgeräten im Mai eine Woche, bis sie frei ist.

In den felsigen Höhen über dem Fjord gibt es einige winzige kleine Flächen, die fruchtbar sind und von Bauernfamilien mehrere Generationen lang bewirtschaftet wurden mit Ziegen- und Schafhaltung und auch ein wenig Feldbau. Käse wurde gemacht und auf einem Hof wurde mit dem angebauten Hopfen sogar Bier gebraut. Heute sind leider alle verlassen, ein Verein kümmert sich um den Erhalt dieser historischen Höfe. Es heisst, dass die Kinder angebunden wurden und man sich beim Heumachen anseilen musste. Die Steige zu diesen Höfen waren sehr gefährlich, heute nennt man das Klettersteig, im Winter überhaupt nicht begehbar. Da waren die Familien völlig auf sich gestellt, und der Winter dauert lange hier. Das waren Lebensverhältnisse, unvorstellbar heute.

 

Diese Informationen zum Leben hier, gab es gestern während der Schiffsfahrt im Fjord per Kopfhörer in allen Sprachen, wirklich sehr professionell gemacht. Die 250 Kronen waren es echt wert.

Ein traumhaft schöner Tag war das und jetzt am Abend ist immer noch klarer Himmel. Und ich habe solch einen Traumplatz direkt am Wasser.

Bitte, bitte weiter so!

 

Samstag, 09.09.2017

 

Weil es so gemütlich ist am Campingplatz, hab ich gleich nochmal geduscht heute, aber vorbeugend kann man sich ja nicht „reinwaschen“, oder?

 

Ich frühstücke nochmals am Wasser, es kommt bissl Wind auf und dann paar Spritzer Regen, der bleibt aber nicht zum Glück. Da dies hier totale Trollgegend ist, die kleinen Kobolde, die man so selten zu Gesicht bekommt, schreibe ich an alle kleinen Kinder der Familie eine Karte mit Trollen.

 

Und dann Mittags geht`s endlich los, ich fahre die Paßstrasse südöstlich vom Ort rauf. Auch die hat es in sich und schraubt sich mit Serpentinen durchs Gebirge bis auf knapp über 1000m. Das ist hier schon richtig Hochgebirge, die gletscherbedeckten Berge sind nicht weit.

 

Dann kommt der Abzweig zur Dalsnibba, dem höchsten per Strasse erreichbaren Fjordblick auf 1.500m Höhe. Aber es kostet etwas, diese Strasse zu benutzen, 130 Kronen für PkW. Sie ist super ausgebaut, alles asphaltiert und breit genug. Ich zögere noch, wollte ich doch eigentlich rauflaufen. An der Mautkasse frage ich “ I would like to walk, is it possible?“ „Yes you can walk, it`s 5 km“. Also gleich beschlossen, ich kehrte um mit dem Auto, zog mich hochgebirgsmäßig an und stapfte mit Rucksack los. Das war kostenlos!

 

Auch hier wieder ein Glück, dass es Nachsaison ist, es fuhren nicht so viele Autos und keins schubbste mich von der Strasse. Ich konnte gut gehen und die Aussicht, die mit jeder Serpentinenkehre anders, schöner, gewaltiger wurde, geniessen, viel besser und intensiver als die Autofahrer.

 

Über dem Djupvass-See leuchteten die Gletscherberge, die Sonne schien ab und zu darauf. Und die vom Fjord sich heraufwindende Strasse war von oben im Gletscherschliff-Fels auch gut zu sehen. Gewaltige Dimensionen. Viele Fotostops und nach 1 Std 20 min erreichte ich das Plateau Dalsnibba in 1.500m Höhe. Ob manche Autofahrer dachten, dass sie auch gern gelaufen wären? Oben war Platz für viele Busse und Autos, ich möchte nicht wissen, wie es hier im Sommer zugeht, wahrscheinlich kommt man gar nicht an die Aussicht heran.

 

Auf jeden Fall, Traumausblicke in alle Richtungen, zu den vergletscherten Bergen, nach Geiranger auf den Fjord, der wie eine Pfütze aussah. Wirklich beeindruckend, aber noch mehr, wenn man es gelaufen ist.

 

Eine dicke arabische Frau konnte sich gar nicht aufraffen, Schluss zu machen bei ihrem Filmen, immer wieder drehte sie sich mit dem Handy und sprach dabei salbungsvolle Worte in ihren Film.

 

Nach Thermoskannentee und Keksen setzte auch ich wieder zum Rückweg an, und nahm mir Zeit, die grossen Gletscherberge und auch die Steine, die kleinen Pflanzen und Moose am Wegesrand zu betrachten und wieder und wieder den Fotoapparat auszupacken.

 

Um 18 Uhr war ich an meinem Auto an der Hütte zurück, die hat aber schon Winterruhe. Weit bin ich nicht mehr gefahren. An einem schönen kleinen Platz an der Strasse hoch über dem Abfluss des Gletscherwassers bezog ich Quartier für heute Nacht zwischen 900 und 1.000m hoch.

 

 

Sonntag, 10.09.2017

 

Morgentemperatur 3°, bei Wind gefühlt unter Null.

 

Zum Glück ist es in meinen Schlafdecken kuschlig warm.

 

Ich nehme aus dem Geirangervegen Abschied und Kurs nochmal nach Osten (natürlich ein Umweg), nach Lom. Dort soll es diverses zu sehen geben und vor allem danach der südliche Weg durchs Sognefjell soll unbedingt sehens- und fahrenswert sein. In dieser Gegend hier jagen sich die Highlights, man weiss gar nicht, welche Fahrtstrecken man wählen soll.

 

Nur wieder bin ich nicht weit gekommen, mein Navi wird mir bald beleidigt sein. Ein Ergebnis der ausreichenden Zeit, die ich mir frei einteilen kann. Ich bestaune gerade überall den Überfluss der herbstlichen Farben. Jetzt wird mir klar, wieso die Norweger im Norden vor allem den Herbst so sehr lieben. Ein Farbenrausch der Birken, Sträucher und kleinen Pflanzen von gelb, rot, orange, braun und Resten von grün. Die Fototechnik kommt nicht zum Ausruhen. Ein braunes Schild mit dem Logo der Sehenswürdigkeiten zeigt nach rechts zum alten Fjellweg, für Wohnmobile nicht empfohlen. Kurzes Zögern- aber ich bin ja kein Wohnmobil, erkläre ich mir dann und biege in den Weg ein. „Nur ne halbe Stunde gucken“ - beruhige ich mein Fahrtgewissen. Nicht geteert, ziemlich schmal, aber mit Ausweichstellen, am Rande die alten Feldsteine, so geht es hinein in ein Tal, das von Bergen mit Schneeresten eingefasst ist. Phantastisch. Es gefällt mir so und das Wetter ist angenehm, dass ich mich entschliesse, das Auto stehen zu lassen und die Strasse ein Stück zu wandern. Nur so kann ich den Charakter der Landschaft wirklich spüren.

 

Nach 2 km auf der linken Seite eine kleine Hütte, dahin gehe ich neugierig und es weist ein kleiner Wegweiser zum Maratal. Einen Trampelpfad, nicht zu verfehlen gibt es auch - also los, dem folge ich auch noch. Es werden bald zwei Stunden daraus: in ein Seitental hinein, unten rauscht der Fluss und man sieht schon, dass es zu einem grossen Gletscher geht. Nur irgendwann wird der Weg so nass, dass ich mich auf den Rückweg mache. Es ist eine unglaubliche Ruhe in der weiten Landschaft, kein Mensch, kein Tier, das einzige Geräusch kommt vom Gurgeln der Bäche. Wer kann nachvollziehen, wie man sich da fühlt? Nur der Pfad gibt ein beruhigendes Gefühl, die Sicherheit für den Rückweg.

 

Woher kommt die Redewendung „von der Hand in den Mund leben“ ? Ich pflücke mir die spärlichen Heidelbeeren in den Mund und dabei wird mir es klar, die steinzeitlichen Sammler haben`s so bestimmt in den Fels geritzt.

 

Und mein Abendbrot hab ich mir auch wieder gesichert, genug Pilze für zweimal Abendbrot gefunden, dazu gabs Tortellini, die aber aus`m Supermarkt.

 

Jedenfalls war meine Entscheidung nach dieser Wanderung klar: in der Nähe der kleinen Hütte gab es eine gute ebene Fläche, also hab ich das Auto dorthin geholt und den Nachmittag hier im weiten Rund der erhabenen Bergwelt verbracht, allein an einem See und ringsum Berge, wie in einem Kessel. Extravagand!

 

Das würde nicht Jedem gefallen! Aber mir !

 

Natürlich schlafe ich auch hier.

 

 

Montag, 11.09.2017

 

Auch heute morgen ein elend kalter Wind, aber die 7- Uhr- Morgensonne bescheint, zumindest minutenweise die Felsen, das leuchtet herrlich. Nach Frühstück und einem Abschiedsspaziergang mit der Trommel verlasse ich dieses wunderbare Stück Natur wieder, dass ich sehr genossen habe.

 

Bei der Rückfahrt auf dem Gamle Strynsfjellvegen steht an einer Ecke ein gelb leuchtendes Auto, da denke ich noch, na die sind aber auch sehr auffällig. Beim Näherkommen entpuppt es sich als ein Strassenbaufahrzeug und nach der Kurve versperrt mir ein Bagger den Weg. Vorbei geht nicht, die Strasse ist zu eng. Also warten, die 2 Männer befestigen die schweren Randsteine der Strasse neu, na das kann dauern. Mit Geduld, ein paar Fotos und freundlichem Lächeln bekomme ich dann irgendwann freie Fahrt.

 

Zurück an der Hauptstrasse setze ich wieder zum wiederholten Male an, nach Lom zu kommen, die 1,5 Std müssten doch nun endlich in einem Ruck zu schaffen sein.

 

Ich überwinde mich und nehme keine Abzweigungen mehr, bis Lom ist die Strecke sehr schön, landschaftlich alles ein Augenschmaus, aber leider, leider, es beginnt zu regnen. Aber ich will mich nicht beklagen, ich hatte ja 3 ( oder wieviele) trockene Tage.

 

Lom soll eigentlich ein sehr trockener Ort sein, im Schutz mehrerer Bergketten, die Landwirte mussten sich schon immer viel Mühe geben, ihre Felder (per Leitung aus den Bergen oder zum Teil per Hand) zu bewässern. Aber heute freuen die sich alle, es regnet lange und ergiebig. Ich besuche die Stabkirche Lom, aus dem 12. Jh, sehr sehenswert. Stabkirche heisst die Bauweise, weil ein Holzrahmen die senkrecht angefügten Wandbretter in einer Nut hält. Die ganze Kirche ist aus Holz und sehr schön verziert.

 

Nach dem Auffüllen meiner ziemlich leeren Kühlbox entschliesse ich mich, auch noch das Fjellmuseum zu besuchen, lt Reiseführer ein „Muss“, wenn man sich für das Fjell interessiert. Hier war das einzig Interessante, der Film und die Fundstücke von Gletscherarchäologen, ein neuer Zweig der Archäologie, da die Gletscher abschmelzen und Jahrhunderte oder Jahrtausende alte Fundstücke zutage treten. Nur August und September sind die möglichen Monate, am Rand der Gletscher zu suchen, ansonsten liegt Schnee und verdeckt alles.

 

Irgendwie wollte ich mir die Zeit länger vertreiben in Lom, da ich die spektakuläre Sogne-fjellstrasse bei schönem Wetter fahren wollte. Es geht zunächst durch wunderschöne fruchtbare Täler am Rande des Jotunheimen NP und Sonne und Regen wechseln sich ab.

 

Dann wird`s langsam dramatisch , es schraubt sich nach oben und ich finde keine Möglichkeit, vorher einen Ruheplatz zu entdecken. Also was soll`s, dann fahre ich eben am Abend die Strasse, es hat ja mit Regnen grad mal aufgehört. Bis auf 1.434 m zieht es sich in Bögen im Auf und Ab dahin, ringsum Berge mit Gletschern, die aber leider schon zeimlich angenagt sind von der Erderwärmung. Und sie geben nie ihre volle Schönheit preis, graue Wolken versperren die Sicht auf die Gipfel. Sehr schade, aber trotzdem , ich springe immer wieder raus und fotografiere. Mit blauem Himmel und weissen Bergspitzen wäre ja auch alles recht kitschig, die Wolken machen es doch dramatischer.

 

Fahren muss ich sehr konzentriert, die Strassen sind nass, extrem kurvenreich, mit Spitzkehren und Steigungen bzw Gefälle bis 11%. Uff.

 

Aber es ist schon spät, wo finde ich denn nun einen Platz für die Nacht? Ich probiere mehrere Parkplätze aus, aber alle sind nicht eben und ohne Klo. Schliesslich , schon nach dem höchsten Strassenpass finde ich einen grossen Parkplatz mit Toilette und schönem Gelände, das ist zwar wirklich noch sehr weit oben und mächtig kalt, aber was hilft`s. Zum Fahren bis ins Tal ist es schon zu spät. Es wird schon dunkel. Also richte ich mich oben ein, draussen hat`s 2 oder 3°C. Und vielleicht ist ja morgen schöneres Wetter, dass ich die Berge nochmal komplett sehen kann. Sternenhimmel jedenfalls macht Mut und auch sehr kalt.

 

 

Dienstag, 12.09.2017

 

Die Nacht war sehr unruhig, es kam immer wieder starker Wind auf, es regnete und ich malte mir voll Sorge aus, dass ich einschneien würde und nicht mehr vom Berg herunterkäme. Man muss dazu wissen, dass es hier in 1.200m Höhe bereits Hochgebirge ist.

 

Warum nur bin ich hier oben geblieben? An entspannten Schlaf war wenig zu denken.

 

Irgendwann bin ich doch nochmal eingeschlafen und am etwas späteren Morgen war kein Schnee, aber ein eiskalter Wind. Zum Glück, welch Luxus in den Behindertentoiletten in Norwegen, da drin ist das Wasser angewärmt.

 

Nur von den Bergspitzen hab ich auch heute morgen nichts gesehen, viele graue Wolken und feuchte Nebel. Schade, aber ich kann beruhigt zu Tale fahren. Die Ruhe und Konzentration brauchte ich auch. Das nahm noch mehrere km Serpentinenstrasse in Anspruch und in Skjolden am Lustrafjorden waren es dann herrliche 10-12°C und ein milder Wind.

Und genau da am Beginn des Fjords zeigt ein braunes Sehenswürdigkeiten-Schild nach links zu einer Stabkirche. Naja, denke ich, ich hab ja noch Zeit, die gucke ich mir noch an.

Es wurde sehr spannende 39 km daraus, ehe ich das Dorf Urnes erreichte. Immer am Lustrafjord entlang, sehr schön könnte man meinen. War es auch, nur hatte ich wenig Blick dafür übrig. Die Strasse, besser gesagt, das Strässchen war nämlich über 30 km einspurig, sehr kurvenreich, so dass man vor der Kurve nie sah, ob Gegenverkehr kommt. Ich fuhr sehr angespannt, hatte aber bis auf eine Situation, wo ich 30 m rückwärts in eine Ausweichspur fahren musste, sehr viel Glück. Da ich immer wieder Schilder für Bushaltestellen sah...., ein Bus im Gegenverkehr wäre das ultimative Drama für mich geworden.

Unterwegs hab ich mich selbst beschimpft für diese Entscheidung, aber man denkt ja immer, vielleicht wird es besser nach der nächsten Kurve. Denkste aber nur.

Aber dann, die kleine Stabkirche in Urnes liegt auf dem Berg und hat Sicht nach zwei Seiten des Fjords, der gerade dort eine Kurve dreht. Sie ist wirklich ein Schmuckstück, aus dem 12. Jh, Teile davon aus einer noch früheren Kirche. Und von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt. Von tausenden Stabkirchen aus diesen frühen Zeiten sind nur ganz wenige heute erhalten, die von Urnes ist die älteste und so reichhaltig und schön mit Schnitzereien ausgestattet. Das Holz war von besonderer Qualität, die Außenwände wurden mit Teer behandelt, das sieht zwar schwarz aus und man meint, eher unschön, aber dafür ist es sehr haltbar gegenüber der Witterung. Und die Grundbalken liegen auf Feldsteinen, das hat die Fäulnis des Holzes verhindert.

Auf dem Rückweg von der Kirche kam mir am Berg ein Traktor entgegen, solch einen hatte ich schon öfter gesehen, da werden Stäbe für die Wintermarkierung der Strassenränder "automatisch" gesteckt. Im Gebirge stecken die überall schon.

Und nachdem ich schon mit „Grausen“ an die Rückfahrt dachte, tat sich ein Lichtlein auf, mein Schutzengel sandte ein Fährboot, das zum gegenüberliegenden Fjordufer fuhr und mich für 110 Kronen , juchhu, viel schneller und sorgenfrei ans andere Ufer brachte. Schlappe 60 km gespart.

Nur auf das kleine Fährboot musste man rückwärts einfahren- über eine schmale, schräge Rampe-, um dann am Zielort vorwärts raus zu kommen. Oje! Dies hat mir dann als Service der Mann von der Fähre übernommen, tausend Dank ihm.

Nun war es nur noch ein kurzes Stück zu fahren und ich checkte - im heftigen Regen- wieder mal auf einem Campingplatz ein, Camping Kjornes in Sogndal.Herrliche Lage direkt am Fjordufer. Von da sind es morgen in der Früh nur 15 min bis Kaupanger auf`s Fährboot.

Dusche und Haarwäsche sind auch wieder dringend nötig. Den Abend in der Campingplatzküche verbrachte ich schwatzend, kochend, schreibend und fachsimpelnd mit einer jungen Familie aus München , ebenfalls im Ford Nugget unterwegs, allerdings mit 2 kleinen Kindern, 5 Monate und 3 Jahre, upps, das erfordert nochmal andere Rücksichten auf die Kleinen.

Mittwoch, 13.09.2017

Heute hat mein Vati seinen 86. Geburtstag, eine SMS habe ich noch in der Nacht geschrieben, die Karte ist auch schon angekommen. Prima, auf die norwegische Post ist Verlass.

 

Nach kurzer unruhiger Nacht, dass ich nur ja nicht verschlafe, hiess es halb 7: die Nacht ist vorbei. 8.15 Uhr war ich nach allem Aufräumen und gefrühstückt abfahrtsbereit, los ging es die 10 km zum Fährhafen nach Kaupanger. Pünktlich 9 Uhr hiess es von dort „Leinen los“ mit einem ziemlich alten klapprigen Fährschiff durch den Auerlandsfjord und den Neröyfjord, als Weltnaturerbe der Unesco anerkannt. Die Fjorde sind umgeben von hohen Bergen und Hängen, die ineinander übergehen, meist sehr schroff, teils mit Wald bewachsen, teils grasig, meist aber felsig und steil. Eine ständig wechselnde Szenerie, keine Zeit zum Drinnen sitzen, aber mit Bar war ja nichts los. 2 Std 40 min schipperten wir durch die Fjorde, bestaunten die Wasserfälle und kleinste Dörfer, im scheinbaren Nirgendwo. Und manchmal wurde es sehr eng, dass man gar nicht glauben konnte, wo das Schiff noch durchfahren kann. Wolken verhüllten allerdings die Berggipfel, es hatte ja am Vortage mächtig geregnet. In einer kleinen Bucht in Gudvangen war`s vorbei mit dem Fjord, wir kamen an und gleich ging die Strasse wieder hoch in die Berge, um aus Gudvangen raus zu kommen.

Meine Richtung lautete Bergen auf der Strasse E16. Leider habe ich die Tunneldurchfahrten nicht gezählt, geschätzt waren es mindestens 40. Verrückt, wie die Strasse verlief, am Fjord entlanggeschlängelt und in halber Höhe aus dem Fels gehauen.

Da ich heute noch nicht in die Stadt wollte, tippte ich mit dem Finger auf der Landkarte ein Ziel für heute, es liegt nördlich von Bergen auf der Halbinsel Lindas. Ich war überrascht, wie bergig es auch hier ist und wie wunderschön abwechslungsreich das Relief. Die Suche nach einem schönen Platz dauerte sehr lange, ich hatte es eigentlich schon fast aufgegeben. Aber irgendwann hatte ich das Glück des Tüchtigen. Ein kleiner Wegweiser zu einer Sehenswürdigkeit, nur 400 m von der Strasse weg, die ich erst anschaute. Und siehe da, ein kleiner Platz am Ende einer Bucht am Fjord, ein Fischerboot schaukelt sanft, etwas Wald mit einem bezeichneten Wanderweg und eine neu asphaltierte Anlegestelle, aber jetzt keine Menschenseele hier.

 

Ich richtete mich wieder „wohnlich“ ein, freute mich über`s wunderschöne Abendrot am Wasser und mein Abendbrot, auch wunderschön.

Ein super Platz wieder einmal. Toll.

Donnerstag, 14.09.2017

Eine himmlische Ruhe und Sonne am Morgen am Straumenkai, so heisst der Platz, an dem ich übernachtet habe. Auch hier gibt es nämlich eine Enge zwischen Meer und Fjord und demzufolge die Strömungen= straumen, die ich schon mal bei den Saltstraumen besucht hatte.

Ich erkunde etwas die Umgebung, lädt doch ein kleiner Wanderpfad zum Entdecken ein, wie die Steinzeitmenschen hier gelebt haben könnten. Da die früher sicher barfuss durch den Matsch gewatet sind, hatten sie nicht das Thema, Schuhe trocknen zu müssen. Ich bin nach kurzer Zeit umgekehrt, der Pfad wurde gar zu echt Natur! Also Abschied vom schönen Platz, ich muss ja noch die Rundfahrt auf der Halbinsel Lindas vollenden, ehe ich nach Bergen komme. Eine wirklich kurvenreich-bergige, abwechslungsreiche Fahrt. Diese Halbinsel hat Berge, Seen, Wälder, Dörfchen, alles sieht wild aus. Auch eine Kirche zur Erinnerung an die Auswanderer nach Amerika habe ich entdeckt. Und eine Vogelschar vom Friedhof aus lange beobachtet, die im Verbund eine Flugschau demonstriert haben. Faszinierend.

Dann entschied ich mich, vor der Stadt den „Camping Bergen“ aufzusuchen, naja, die Umgebung nicht berauschend, aber ich bin ja nur eine Nacht hier. Der Vorteil - und das ist ziemlich teuer bezahlt- ist, dass man sein Auto hier stehen lässt, natürlich Sanitäranlagen hat, Stadtplan und Hinweise bekommt und dann mit dem Bus in die Stadt fahren kann.

So war ich dann erst am Nachmittag gegen halb 4 in der Stadt, spät zwar, doch ich konnte lange genug bummeln und die Eindrücke in mich aufnehmen. Für ein Museum oder ähnliches reicht die Zeit aber nicht.

Und ich bin sehr beeindruckt. Nicht nur das echte Zentrum, die Bryggehäuser- die sind Weltkulturerbe der Unesco-, sondern auch die erweiterte Altstadt sind äußerst sehenswert. Es gibt noch eine unglaubliche Vielzahl von farbigen, vielgestaltigen Holzhäusern, wunderschön anzusehen. Bergen liegt wie die ganze Region ziemlich bergig, auch in der Stadt geht es bergauf und -ab und Bergen liegt am Wasser. Es hat einen grossen Hafen, der eine lange Geschichte hat und im Mittelalter in der Hansezeit Bergen eine Blüte als Hansekontor verschaffte. Deshalb heisst das Viertel auch Tyske Bryggen = Deutsche Brücke, die Hanse ging ja von deutschen Kaufleuten aus.

Na... und einmal essen gehen im bekannten Fischmarkt von Bergen musste auch drin sein, Steinbutt, 1 Glas Wein = 450 Kronen, schlappe ca. 50 €, aber was soll`s ins Grab nehmen kann ich das Geld auch nicht.

Bergen ist die zweitgrößte norwegische Stadt und die Stadtteile durch diverse Tunnel verbunden. Im Zentrum war es sehr geschäftig, am Samstag findet ausgerechnet hier die Strassen-Rad-WM statt, überall gab es schon Absperrungen für den Zieleinlauf, Zelte für Journalisten und den gesamten Tross der Sportler und Sicherheitskontrollen am Busbahnhof.

Ich bin noch am Überlegen, ob ich morgen noch ein Museum besuche oder gleich das Weite suche und wieder in der Natur verschwinde.

Übrigens habe ich richtig Glück mit dem Wetter, es war heute ein fast trockener Tag, angenehm mild und das, obwohl Bergen viermal mehr Regen hat als der Landesdurchschnitt.

Aber liebe Statistiker, nach diesem regenreichen Sommer müsst Ihr bitte den Durchschnitt neu errechnen.

Mein Reise- Elan lässt nun langsam nach. Die ständig wechselnden Eindrücke kann ich nicht mehr gut verarbeiten. Ich sehne mich nach Familie und Freunden, nach Gesprächen und Gemeinsamkeiten. Und ich freue mich wieder auf Deutschland. Lange nicht gespürte Heimatgefühle kommen auf und wollen ihr Recht.

Meine weitere Route bis Oslo wird noch sehr bergig und auch da ist wieder mit herbstlicher Kälte zu rechnen.

Ein „Muss“ für jeden Südnorwegen-Aufenthalt ist eigentlich der Preikestolen, die Predigtkanzel in der Nähe von Stavanger, im Südwesten Norwegens. Ich habe lange die Karte hin und her gewälzt und mich nun dagegen entschieden. Es ist mir einfach zu viel Fahrerei. Ich möchte der Hardangervidda, einem riesigen Hochplateau ( dem größten in Europa) im zentralen Südnorwegen den Vorzug geben, um dort evtl. bei gutem Wetter nochmals zu wandern.

Da mich Norwegen landschaftlich unglaublich fasziniert, ist eine nochmalige Reise nach Süd- und Mittelnorwegen schon fast gebont. Deshalb darf ich mir dafür auch noch etwas „aufheben“.

 

Freitag, 15.09.2017

 

Ich habe mich doch nicht entschlossen, in der Stadt Bergen zu bleiben, außer am Campingplatz bis Mittag, und da hat es mit dem WLAN geklappt. Am Abend ist es meist unmöglich, weil wohl alle Gäste am Surfen sind. So konnte ich die letzten Reisetage noch in den blog stellen.

 

Und dann startete ich wieder zur nächsten Fahrtetappe. Und mir wurde wieder einmal klar, wie sehr ich die Vorschläge des Navis kritisch mit der Karte vergleichen muss. Wollte es mich auf meinem Weg in die Hardangervidda, der größten europäischen Hochebene auf 1000 bis 1300m Höhe, doch glatt auf nördlichen Umweg die E 16 entlang schicken. Dabei führt die Strasse Nr 7 direkt nach Osten immer am Ufer des Hardangerfjords entlang und ist als Sehenswürdigkeit mit dem braunen Logo gekennzeichnet. Aber das Navi wusste schon, wo es, obwohl länger, doch schneller geht. Die Strasse am Fjord war landschaftlich ein Traum, aber schnell vorwärts kommt man langsam! :o))

 

Herrlich ging es kurvenreich am Fjord entlang, bergauf, bergab, durch viele Tunnel, manche auch schon recht betagt. An einem Wasserfall ein Hinweisschild zu einer „Krigsminne“ , eine Gedenkstätte in Erinnerung an die tapfere, letztlich erfolglose Verteidigung einer Strasse durch norwegische Freiwillige im Frühjahr 1940, der Einnahme Norwegens durch die deutsche Armee. Diese habe ich diesmal besucht, es gibt solche Gedenkstätten immer wieder am Wege.

 

Im weiteren Wegverlauf, zuerst Rätselraten, dann löst es sich auf: eine industrielle Dreckschleuder, die erste in Norwegen, die ich sehe, verursacht einen riesigen Nebelschleier im Fjord. Das wundert mich aber gewaltig.

 

Fast am Ende des Fjords er“fahre“ ich eine atemberaubende Verkehrsführung: ein neuer Tunnel (mautpflichtig), knapp 8 km lang, aus dem ging es ohne Pause über eine riesige, ziemlich neue Brücke über den Fjord und direkt nach dieser gings wiederum in einen Tunnel hinein. Innerhalb beider Tunnel waren Kreisverkehre angeordnet zur Richtungswahl. Mir blieb der Mund offen stehen vor lauter Drehen und Staunen, aber man kann ja leider nicht innen stehen bleiben, um es anzugucken. Als ich wieder ans Tageslicht kam, fuhr ich sofort in einen Parkplatz ein, um wenigstens die tolle Brücke zu fotografieren. Die norwegische Strassenbautechnik ist unglaublich.

 

Und dann gab`s nochmal herrliche Ausichten in den letzten sich abzweigenden Winkel des Fjords. Das ruhige Wasser spiegelt die Berge wundervoll und blaue Himmelsfetzen gucken durch. Und im allerletzten kleinen Ort am Fjord, in Eidfjord lag doch ein riesiges Kreuzfahrtschiff vor Anker. Da verkraften ca. 40 Häuser eine Reisegesellschaft von bis zu mehreren tausend Menschen. Aber Kioske, Andenkenläden und Cafes leben auch davon. Trotz allem Widerspruch in mir, gewaltig sieht es schon aus, so ein Schiff mit 7 Etagen.

 

Nach diesem letzten Fjordstück ging es in luftige Höhe, durch 4 Tunnel, innen zum Teil einen kompletten Kreis drehend, schaffte ich in vielleicht 10 Min. einen Höhenunterschied von ca. 800m.... und kam auf der Hardangervidda oben an. Sie zeigte sich im Abendsonnenlicht schon sehr schön, Hügel ohne Ende, ohne Bäume, nur niedriger Bewuchs so wie auf den Fjells, wo ich schon war. Alles ziemlich in braun und dazwischen glitzernde Seen und Flussläufe. Ich fuhr nicht mehr lange, mein Navi-Tagesziel Haugastol wollte ich gar nicht mehr erreichen. Meist ist in der Nähe von Orten kaum eine Möglichkeit, einen guten freien Stellplatz zu finden. Eine Busgesellschaft mit Asiaten an Bord hatte Pech, es musste auf ansteigender Strasse etwas repariert werden. Das ist die Situation, vor der mir gruselt, aber mein basecamp ist sehr zuverlässig bis jetzt. Da ich deshalb langsam fuhr, hatte ich aber Glück und sah den schönen ebenen Platz neben der Strasse, auf dem ich jetzt stehe und direkt vor mir eine weite Aussicht über die Hochebene.

 

Normalerweise sind am Abend die Bergstrassen leergefegt, heute um halb 10, wie jetzt eben, fahren immer noch Autos rasant vorbei. Mein Blick auf den Kalender: Aha, heute ist Freitag und die Norweger wollen bei Sonne ebenso wie ich zum Wandern.

 

Samstag, 16.09.2017

Am Morgen weckt mich Sonne im Gesicht, ohhh, wie schön.

Von meinem Standplatz mit Blick auf den Fluss und über`s weite Fjell spaziere, schaue und fotografiere ich ein wenig, ehe ich mich fertig mache.

 

Und schreibe noch einen Text, der mich grad beschäftigt hat. Den könnt Ihr in „Nebensächliches“ lesen.

 

Bei der Fahrt Richtung Haugastol - das hatte ich gestern schon im Navi- komme ich wieder nicht bis zum Zielort. Ein paar Hütten am Wege, ein paar Info-Schilder, da halte und gucke ich. Heute möchte ich wandern und suche einen guten Weg dafür. Ein paar ältere Wandersleut kommen mir grad recht zum Fragen, oh, ich bekomme meine Info sogar in Deutsch. Am besten diese kleine Strasse entlang, da geht man nicht verloren in der Weite der Hardangervidda und wenn ich Lust habe, kann ich ja ein paar Hügel besteigen... gesagt, getan. Ich marschiere los und besteige einen Hügel mit herrlicher Aussicht. Man kann bis zu Gletscherbergen gucken im Norden, die allerdings gehören nicht mehr zum Gebiet der Hardangervidda. Ich schätze, dass es der Hardangerjokulen ist, max. Höhe 1.862 m. Wie schon gesagt, das ist bei uns Wendelsteinhöhe, da ist es zwar felsig, aber kein ewiger Schnee oder gar Gletscher.

 

Es ist ein wunderbares Gefühl, so zu gehen, wie auf watteweichen Wolken in den weissen Moosflächen, die aber hier scheinbar schon vertrocknet sind. Überhaupt kommt mir die Hardangervidda hier schon sehr braun vor, nicht wie auf den Fjells vorher, wo alles in Farben explodiert war. Ab und zu sind auch hier oben auf den Hügeln moorastige Wasserkuhlen und ich suche mir einen Weg springend von Grasbüschel zu Grashügel.

Nach einer Weile habe ich die Idee, dass ich diese kleine mautpflichtige Strasse (immerhin 150 NOK!! auf Selbstbedienungsbasis) hier ja auch mit dem Rad fahren könnte und so erkunden, was es denn in 11 km lt. Schild zu sehen gibt. Das wird aber unerwartet eine doch anstrengende Radtour, denn das Strässchen schlängelt sich bergauf, bergab durch die Landschaft. Entweder ich bin von 4 Wochen Autofahren so untrainiert oder es ist wirklich so happig. Der Wind ist kalt beim Bergabsausen und ich schwitze mächtig beim Bergauf-Strampeln. Schliesslich erreiche ich einen mit Autos voll gefüllten Parkplatz an einem See mit Staustufen, von da gehen Wanderwege los oder, wie mir eine Familie auf Nachfrage sagte, die Leute gehen fischen und jagen. Stimmt, geschossen wurde in Flussnähe vorhin ein paarmal.

 

Herrlich war es dort in der Natur, ich leerte meine Thermoskanne und es gab was Süsses dazu und auf gings zur Rückfahrt, deren steile Abschnitte es auch wieder in sich hatten. Schwitzend, keuchend zeitweise erreichte ich mein Auto, aber eine Sonnen-Viertelstunde hatte ich mir auch gegönnt.

Naja, es war fast halb 6, wo schlafe ich heute Nacht? Da fiel mir das Einfachste ein: der gestrige Standplatz. Keine 10 min zurück und ich nahm die schon bekannte Wiesen-Nische wieder in Beschlag. Schön, wenn man an bekannte Stellen zurückkommt. Mit spätem Kaffee und herrlichem gold-roten Sonnenuntergang klang der Super-Sonnen-Tag gemütlich aus. So kann es weitergehen!

Sonntag, 17.09.2017

Gleich in der Früh hab ich Else zum Geburtstag angerufen, das macht Spass. Und ich hatte wieder prima Sonne an meinem Platz mit Blick übern Fluss und die Berge ringsum. Doch keine Illusionen, bei draussen noch 2°C ist die Sonnenwärme relativ!

 

Dann bin ich gar nicht weit gefahren, etwas höher als mein Platz, und war ich im Nebel verschwunden, und kalt wurde es da wieder. Die ganze Hardangervidda sah damit nur noch braun aus und nicht mehr so einladend wie am Vortag bei Sonne. Aber die Hochebene ist vielleicht vom Weltraum aus betrachtet eine, wenn man sie direkt fährt, geht es ganz schön rauf und runter, nur nicht mehr so extrem zwischen den Höhenlagen. Und viele viele Seen liegen zwischen den Berghügeln.

In Haugastol, das war ja seit zwei Tagen mein Ziel, startet der Rallarvegen, ein berühmter, beliebter Radweg bis nach Flam. Gebaut wurde er als Versorgungssträsschen zum Bau der Eisenbahnlinie, der Bergenbahn über die Hardangervidda Anfang des 20. Jh. Als Radweg wurde er in den 1970er Jahren ausgebaut und ist heute sehr beliebt, aber auch anstrengend und zum Teil extrem angelegt. Ich dachte ja vorher, evtl. ein Teilstück davon zu radeln, aber am heutigen Tage mit Nebelkälte und meiner müden Faulheit konnte ich überhaupt keine Energie dafür aktivieren. Also beliess ich es beim kurzen Gucken und weiter ging es bis Geilo. Hier da Gleiche, es gibt jede Menge Wanderwege, ich hab mich auch im Infocenter kundig gemacht, letzlich aber bin ich weitergefahren. Na so etwas, ich bin heut zu Nichts zu gebrauchen! Keine Motivation, sich irgendwie anzustrengen.

 

Also wieder ins Auto gehockt, die Müdigkeit weggegähnt und weiter ging die Fahrt, nun südostwärts auf der Strasse Nr 40 bis kurz vor Kongsberg. Das war eine sehr lange, aber wunderbare Fahrtstrecke durch das Numesdal , abwechslungsreich mit Seen, Wiesen, Wäldern, runden, nicht mehr so hohen Bergen, Dörfern mit Landwirtschaft und viele Stabkirchen zum Anschauen am Wege. Mein Ziel ist Rjukan, ein Ort am Nordrand der Telemark, von Kongsberg nach Nordwesten gelegen, Str. Nr 37. Nun wurde es wieder sehr kurvig und massenhaft Norweger kamen mir entgegen, die das Wochenende in den Bergen verbracht hatten. Dort möchte ich gerne morgen den Gaustatoppen besteigen, den höchsten Berg der Telemark mit 1883 m. Ich hoffe, dass das Wetter mitspielt.

Bis Rjukan bin ich nicht mehr gekommen, es wurde mir schon zu spät und ich fand einen schönen verdeckten Waldweg. An einem Flüsschen liegt er auch noch, wie ich dann beim Erkunden erspähe. Auf ein Neues morgen früh, da es noch fast eine Stunde bis Rjukan ist, sollte ich mal früher starten. Also ab ins Bett jetzt.

 

Montag, 18.09.2017

 

Am Morgen erfreuen mich starke 9°C draussen, bei dieser Wärme kann ich ja gleich mal in den Fluss steigen zur Ganzkörperwäsche. Hoi, hoi, frisch ist er.

 

Beim Frühstückskaffee erledige ich immer meine Post, sprich emails und whatsapp checken und antworten. Da wird dann gelegentlich schon mal der Kaffee kalt dabei. Aber heute nicht, ich will ja auf Bergtour.

 

Und das war ein Tag nach meinem Geschmack. Schönes Wetter und ich habe wieder Lust auf Aktivität. Kurz vor Rjukan sehe ich meinen Berg erstmals vom Tale aus, hmm, sieht gewaltig aus. Da gehts dann auf eine Serpentinenstrasse mit Spitzkehren, na endich mal wieder eine, ich hatte es schon vermisst. Von oben herrlicher Blick ins Tal nach Rjukan, ganz eng umgeben von so hohen Bergen, dass von Oktober bis April keine Sonne ins Tal kommt. Am Aussichtspunkt treffe ich zwei deutsche junge Männer, und ich dachte schon, hier kommen gar keine Deutschen mehr hin. Das sind wirklich die Einzigen, ich bin halt nicht mehr auf Touristenroute.

 

Die Fahrt bergauf geht bis auf 1000 m, von der Strasse her hatte ich ein Wanderwegsschild erspäht. Mein Rucksack ist gut gepackt, es kann losgehen. Am Schild stehen 4 km bis ganz nach oben, in Norwegen wird der Weg mit km angegeben, auch im Berg, bei uns mit Höhenmetern, und es sind 880 Höhenmeter bis auf 1.883 m. Zunächst ganz zu Beginn stehen noch einige kleine Birken, aber das ist nach paar Höhenmetern schon vorbei. Dann gibt es noch ein paar wenige kleinste Sträucher, und dann nur noch Steine, Steine, Felsen, Felsen. Der Weg ist mit dem roten T des norwegischen Wandervereins gut markiert. Aufwärts wird mir schön warm und es geht sehr steil nach oben. Nach der Hälfte der Strecke treffe ich dann eine ganze Reihe anderer Wanderer, die kommen vom Parkplatz, der höher liegt und deren Weg ist nicht so steil, dafür länger.

 

Die Ausblicke nach unten werden immer besser, die Berge, Fjells und Seen ringsum sind sehr gut zu sehen.

 

Nach 2,5 Std habe ich es geschafft, musste natürlich immer wieder Pausen machen zum Fotos schiessen. Oben gibt es eine Plattform, weil es eine Bergbahn gibt, die senkrecht im Innern des Berges ganz nach oben geht., wie ein Fahrstuhl. Merkwürdigerweise machen die Polen, die mit der Bahn gefahren sind, oben das aufwändigste Fotoshooting von allen.

 

Bis zur Spitze sind es von der Plattform noch einige Meter auf schmalem Grat, das spare ich mir, ich bin heut bissl höhenschwindelig.

 

Mein Abstieg dauert fast genauso lange wie der Aufstieg, es ist ein sehr vorsichtiges Absteigen über die Felsen und Steine, aber alles palletti. Ziemlich unten treffe ich zwei Jäger, besser gesagt, deren Hunde treffen mich erstmal, sie sind auf Jagd nach Schneehühnern. Einer der Jäger zeigt mir eins, was er schon geschossen hat. Sie bekommen jetzt schon ihr weisses Federkleid vom Winter, im Sommer sind sie braun.

 

Ich koche mir auf der Höhe im Auto noch einen Kaffee und entschliesse mich dann, nach Rjukan zu einem Campingplatz ins Tal zu fahren. Auf diesem Platz ist gähnende Leere, nur ein norwegisches WoMo und ich, in der Küche bin ich ganz allein. Schade, das war auf belebten Plätzen immer ein Raum zum Erzählen und Leute treffen. Es lagen ein paar Lebensmittel von abreisenden Flug-Urlaubern da und dabei dieser Zettel von Amerikanern, der mir wegen der Notiz rechts unten so gefallen hat.

Dienstag, 19.09.2017

In der Campingplatzküche habe ich mich von den „Resten“ abgereister Urlauber noch mit Salz, Zucker und Öl bedient, das sind Dinge, die ich ungern kiloweis einkaufe.

Dann hatte ich eine Herzklopfsituation am Supermarkt. Das Schild „Einfahrt verboten“ stand auf der linken Seite und ich wusste auch nicht, was die Schrift darunter heisst, kurz überlegt,... zu kurz...... und ich bin diese Einfahrt auf den Parkplatz gekurvt. Als ich rückwärts einparke, erkenne ich, dass ich die Ausfahrt reingefahren bin und außerdem eine Armada von Polizisten mit Motorrädern genau mir gegenüber steht. Hhhhh, ach du Schreck.

Eine Weile hab ich beobachtet, ob sie mich nun aufs Korn genommen haben, aber zum grossen Glück, keiner hat reagiert, die waren alle mit dem Einkauf ihrer Brotzeit beschäftigt. Gaaanz unauffällig hab ich sie durchs nasse Autofenster fotografiert, als Erinnerung.

 

Der Ort Rjukan liegt wirklich in einer tiefen Tallage, ringsum hohe Felsen, die das Sonnenlicht im Winter nicht in den Ort lassen. Deshalb wurden auf dem Berggipfel „Sonnenspiegel“ installiert, die in der dunklen Jahreszeit das Sonnenlicht auf den Marktplatz reflektieren. Ausgeführt wurde dies von einer Starnberger Firma.

Fährt man aus Rjukan bergaufwärts raus, liegt linkerhand das Wasserkraftwerk Vemork, das den Wasserfall Rjukanfossen nutzt. Das damals weltgrößte Kraftwerk, erbaut 1907- 1911, ist denkmalgeschützt, beinhaltet jetzt eine Industriearbeiterausstellung und war mit der danebenliegenden Wasserstofffabrik, deren Nebenprodukt schweres Wasser ist, im 2. WK Schauplatz für mehrere Sabotageaktionen Allierter und norwegischer Widerstandskämpfer. Nazideutschland wollte das Schwere Wasser für eine Atombombenproduktion nach Deutschland überführen und es gelang, das Schiff mit dieser Ladung auf dem See zur Explosion zu bringen. Die beteiligten Norweger werden als Helden heute noch verehrt.

(Bei Interesse, recht ausführlich: wikipedia: Norwegische Schwerwassersabotage).

Doch nun weiter mit meiner Fahrt heute von Rjukan nach Dalen. Der Weg führte, vielleicht ein letztes mal für mich, über Fjells an der Südkante der Hardangervidda entlang, nicht so hoch gelegen, deshalb gab es z.T. Bäume, die herbstlich bunt gefärbt waren. Ich habe diese Fjells sehr genossen und mich an meine herrlichen Wanderungen in diesem Terrain erinnert.

 

Dalen ist ein Ort in lieblicher Tallage am Ende des Telemarkkanals, ein über 100 km langer Wasserweg, der 1892 vollendet wurde und mit Schleusen zwischen den Seen die unzugängliche Telemark verkehrstechnisch und wirtschaftlich erschloss. Alle Schleusen sind noch historisch original in Betrieb, heutzutage aber eigentlich nur noch touristisch genutzt. Ich hatte die Idee, dem Radweg am Kanal wenigstens einen Tag zu folgen. Die Idee war gut, aber realisiert hab ich sie nicht. Es hatte heute Regenwetter , auch die Folgetage sind schlecht angesagt und vor allem, es ist keine Saison mehr. Alle Ausflugsschiffe auf dem Kanal fahren nicht mehr, so dass die Möglichkeit entfällt, eine Strecke der Radtour mit dem Schiff retour zu fahren. Im Sommer ist hier sicher der Teufel los, aber jetzt einfach nix mehr.

Schade, aber ich entschloss mich, von Dalen am Abend noch wegzufahren und evtl. morgen einen anderen Ort am Telemarkkanal zu besuchen. Das schönste Gebäude von Dalen ist allerdings das alte Hotel, gut besucht, und ein paar Oldtimer, als Markenzeichen

Eine Stabkirche hab ich noch besucht, von Dalen serpentinenmässig bergauf im kleinen Ort Eidsborg, dort steht eine wunderschöne kleine Stabkirche ohne Touri-Rummel und man hat viel Zeit, sie zu geniessen.

Mittwoch,20.09.2017

Oh, oh, da war ich an einem ungastlichen Ort für die letzte Nacht gelandet. Wenn man einmal auf einer Europastrasse ist, in diesem Fall die E 134 Richtung Oslo, dann findet man kaum noch Parkplätze für die Nacht. An einem Strassenparkplatz mit Toilette ( der einzige Vorteil) fuhr ich ab und blieb dort. Aber es war laut, wenn ein LKW vorbeidonnerte und es regnete. Hab trotzdem gut, aber kurz geschlafen. Aber gestern Abend war es mir dann zu dumm mit dem Wetter, ich rechnete und studierte den Atlas, wirklich wichtig ist mir nur noch Oslo. Und dann buchte ich eine Fähre von Trelleborg in Süd-Schweden nach Rostock. Das bedeutet aber, keine anderen Orte in Norwegen mehr zu besuchen. Ich glaube auch, es ist nun gut. Mein Elan für neue Unternehmungen und neue Orte hält sich ja schon eine Weile in Grenzen.

 

Meist im Regen fuhr ich nun nach Oslo.

Da tut es Wunder für die Laune, wenn aus dem Radio bekannte Hits dröhnen, die ich lauthals mitsingen kann. Meine Ost-Hits der Jugendjahre waren gerade an der Reihe, bei über 1000 Titeln auf meinem Stick ein Wunder zur rechten Zeit.

 

Einen Halt machte ich nur an der größten Stabkirche Norwegens in Heddal. Aber auch hier, wo sich sonst die Busse um die Parkplätze raufen und die Leute in der Kirche keine Muße haben vor lauter Geschiebe, heute war es sehr ruhig und angenehm dort. Ich hatte allerdings auch keine Lust auf einen Kartenkauf und besah sie mir nur von aussen. Die eigentlichen schönen Schnitzarbeiten sollen ja innen sein. Trotzdem, eine tolle Kirche. Per Autobahn fuhr ich ohne Probleme nach Oslo auf den Campingplatz in der Nähe vom Holmenkollen, dem Berg mit der legendären Skisprungschanze. Teures Pflaster hier, die 2 Übernachtungen, die ich gebucht habe, kosten 790 NOK= 87 €. Uff, aber morgen wirds mit der Stadtbesichtigung auch noch teuer. Schade nur, dass es schon wieder/ immer noch regnet.

Beim Duschen hatte ich eine Tempo-Aktion zu bestehen: per Karte mit elektronischem Chip kann man duschen. Ich wollte meine Utensilien erstmal ablegen, dann auf Toilette gehen und dann Duschen. Nur leider reagierte die Schaltuhr sofort, als ich mit der Karte in die Nähe kam und das Duschwasser schoss schon los. 6 min Zeit hat man da, dann ist das Wasser aus. Wer hat schon mal gestoppt, wie lange man braucht, um sich von mehreren Schichten Klamotten, incl. Regenjacke und Bergstiefel zu entledigen? Ich war jedenfalls nun sehr schnell, denn die Duschzeit bekam ich nur einmal!

Und wie trocknet man die Haare, wenn man zwar einen Fön dabei hat, es aber keine Steckdosen im Waschraum gibt? ( unmöglich find ich das). Wer dazu kommt , wird staunen, denn er trifft mich auf dem Boden knieend unter dem Handtrockner, der allerdings immer nur eine Sekunde einen warmen Luftstrahl abgibt, dann wieder abschaltet und man muss erneut mit der Hand darunter wedeln, um ihn wieder in Gang zu setzen.

Naja, irgendwann sind die Haare einigermassen getrocknet.

Die Campingplatzküche ist sehr ungastlich, denn es gibt zwar drei Kochstellen, aber keinen Tisch und Stühle, um das Essen dort zu verzehren. So müssen alle mit dem heissen Topf im Regen über den Platz zum eigenen Zelt / Auto.

Und als ich dann im Auto hocke, um zu essen, ist neben mir im Regen viel Hektik. Da hatte sich doch solch ein junger Spund mit riesigem ( natürlich geliehenem) Wohnmobil, die gut ihre 5 Tonnen wiegen, schätze ich, auf der nassen Wiese neben mir festgefahren.

Nach einer Stunde waren er und seine Helfer pitschnass und endlich haben sie es geschafft, das Monstrum herauszuziehen. Der wird ewig daran denken.

Aber meine Schadenfreude kann ich mir noch sparen, noch weiß ich nicht, wie ich rauskomme, wenn es weiterregnet. Nur, dass mein Autochen nicht so schwer ist.

Donnerstag, 21.09.2017

Heute Stadtbesichtigung in Oslo und ich muss sagen, das war wieder einmal ein Volltreffer. Mir ist nur unklar, wieso ich bisher nichts von Oslo gehört hatte ( oder hat es mich nur nicht interessiert?)

Mit dem Bus ( guter Service des Campingplatzes für die Buchung eines Tickets, da können sich die Bergener ein Scheibchen abschneiden) fährt man direkt bis zum Rathaus, und das ist total zentral. Mein Gesamteindruck von Oslo: eine sehr moderne Stadt mit Groß-Baustellen überall und sehr beeindruckender Architektur. Hier sieht man, dass Norwegen ein reiches Land ist und dies zur Schau stellen kann.

Und wie schon bei anderen Städten am Meer: das ist total locker und belebend, wenn eine Stadt am Wasser liegt und sich Hafenanlagen, Schiffe, gross und klein, historisch und neu, Möwen, Strand, Festungen, usw mit den Bauten der Stadt um den Platz raufen. Oslo liegt am Oslofjord und ist die größte Stadt Norwegens, in früheren Zeiten hiess sie Christiania.

Ich spaziere immer erst mal los, lasse das, was ich zufällig entdecke, wirken und gucke dann erst später auf den Stadtplan, wo ich denn spazierend gelandet bin, um die anderen Sehenswürdigkeiten auch noch zu finden. So gelangte ich als erstes in das Nobelviertel Tjuvholmen mit modernster Architektur, das hinter der Akerbrygge liegt, dem ehemaligen Werftgelände, (davon ist nichts mehr zu sehen), alles piekfein, auch Jamie hat dort ein Etablissement, und architektonisch die Krönung ist das private Modern Art Museum Astrup Fearnley. Zu schade, dass ich dafür nun keine Zeit hatte. Natürlich hat solch ein Nobelviertel auch eine eigene Badestelle vor der Haustüre.

 

Ich hatte für diesen Tag schon drei Termine vorgemerkt: um 13 Uhr eine Besichtigung der neuen Oper von Oslo, auch dies ein gefeiertes architektonisches Wunderwerk seit 2008, mit begehbaren Dachflächen aus Carrara-Marmor, direkt am Wasser gelegen, das Holz innen ist deutsche Eiche! Und die Form soll einem treibenden Eisberg nachempfunden sein.

Modern, modern!

Und genau daneben zwei Grossbaustellen: für die Nationalbibliothek und für ein neues Edvard Munch-Museum, einem genialen norwegischen Maler. So geraten in fast alle Fotos in Oslo Baukräne mit hinein.

Um 17 Uhr war im Bahnhof in einer im normalen Reiseverkehr genutzten Halle die Eröffnung der Opernfestspiele mit Ariensängern und einem Pianisten. Das fand ich echt cool, ein solches Festival eigentlich für Spezial-Interessierte in einen frequentierten Verkehrs- Raum zu legen. Und um 19 Uhr, juchhu, endlich gelang es mir mit Kultur ! hatte ich eine Karte für das Konzerthaus beim Osloer Sinfonieorchester. Das Stück von Sibelius war der Hammer, stehende Ovationen für die Frau am Dirigentenpult und ihre MusikerInnen !

Zwischen diesen Terminen erlief ich mir das Parlamentsgebäude Stortinget ( ein toller historischer Backsteinbau), das Nobel Friedenszentrum, die Universität, das Königliche Schloss, das Nationaltheater und zweimal die Karl Johans gate rauf und runter, die Flaniermeile Oslos. Auslassen musste ich leider die Halbinsel Bygdoy mit ihren Museen, die Sprungschanze Holmenkollen und und und. Die geschäftigen Osloer laufen in der Regel, vermeintlich vor sich hinplappernd , aber über Kabel in ein Handy redend, durch die Stadt. Und übersehen dabei womöglich die Vielzahl von kleinen und größeren Kunstobjekten, die auffällig schön, die Stadt bereichern.

Leider hatte ich an diesem Tag einen Schub meines schon häufiger aufgetretenem Rheuma in der rechten Hand, schmerz, schmerz, vor allem im Konzert, wenn man ruhig sitzt und die vermeintlich mitgenommene Schmerztablette nicht in der leeren Verpackung steckt.

Trotzdem, es war ein sehr, sehr würdiger Abschied von Norwegen. Und Oslo`s Museen verlangen eigentlich eine Wiederkehr für mehrere Tage, wie wär`s 2020, wenn die Baustellen im Zentrum fertig sind?

Freitag, 22.09.2017

Mein letzter halber Tag in Norwegen ist angebrochen. Für den habe ich mir noch eine Besonderheit in Oslo vorgenommen: im Frognerpark ist der Skulpturenpark Vigeland zu sehen, ein einmalig eindrucksvolles Erlebnis. Gustav Vigeland war ein norwegischer Bildhauer (1869-1943), der eine Unmenge von lebensnahen, echt wirkenden, immer nackten Steinfiguren geschaffen hat, die in diesem Park geballt ausgestellt sind. Eine Anlage, in der man sinnlich-aufnehmend spaziert und über die geniale Beobachtungsgabe und deren Umsetzung in Stein nur immer neu staunen kann. Schaut einfach die Fotos an. Aber das Tollste ist ein riesiger 17m hoher Monolith mit über 100 ineinander verschlungenen menschlichen Leibern und rings um diesen Monolithen nochmals 36 Figurengruppen.

Das war ein besonderer Abschied von Oslo, für den sich auch die Kurverei durch die Innenstadt mit meinem Mobil am Freitag Nachmittag in schönster Hauptverkehrszeit gelohnt hat. Und ab und zu hat sogar die Sonne gelächelt.

 

Nun gings auf die Strecke stadtauswärts nach Süden Richtung Schweden und die führte auch durch den Osloer Fjordtunnel, über 7 km Länge unter dem Meer verlaufend, tiefste Stelle war 134 m unter dem Meeresspiegel, uff, alles ging gut.

Und einmal auf der Autobahn schnurpste es nur so dahin , ich verliess Norwegen sehr unspektakulär und die Öffnungszeit des Visitorcenters an der Grenze erlaubte mir auch nicht mehr die Steuer für Einkäufe in Norwegen zurückzuverlangen. Die Mehrwersteuer beträgt normal 25%! Hätte sich gelohnt!

Aber is eh scho Wurscht, bei den Gesamtkosten meiner Reise.

 

Review Norwegen:

 

Das Land Norwegen ist viel zu riesig, zu vielfältig, zu imposant, einfach zu umwerfend, als dass ich eine ruhige sachliche Einschätzung schreiben könnte.

 

Die Eindrücke waren derartig überwältigend zum Teil, dass es mir schwer fällt, überhaupt einen oder ein paar Höhepunkte herauszustellen. Dies hat mich aber auch als Alleinreisende manchmal direkt überfordert, so dass ich nicht wie gedacht, zu mehr Relaxtagen gekommen bin. Natürlich habe ich mir selbst auch das Programm gestaltet, es hätte noch viel mehr sein können, aber es war auch so intensiv genug vom Erleben.

 

Meine spontanen Abweichungen vom geplanten Streckenverlauf waren allesamt wunderbare Erlebnisse, ohne die für mich Norwegen wie im Buch gewesen wäre. So aber habe ich mir individuelle, einmalige Erlebnisse und Augenblicke gegönnt, die aber auch manchmal schwierig zu meistern waren. Die Kälte und der häufige Regen über einen längeren Zeitraum und das Wissen, dass zuhause Sommer ist, haben es mir manchmal wirklich schwer gemacht.

 

Aber gerade deshalb werden mir die Wochen in Norwegen sehr lange und intensiv in Erinnerung bleiben. Die Halbinseln im äußersten Nordosten, das scheinbar eintönige Fjell, aber die wunderbaren federweichen Moose dort, die intensiven Farben im Herbst, die Freude am Nordkapp, die hunderte Meter hohen Wasserfälle, wunderbare Städte, die Kälte auf über 1000m, der Sturmwind, die Haarnadelkurven und Serpentinen, der Trollstigen, meine Wanderungen, der Arctic circle,.....meine Ängste und mein Mut, mein Kältezittern, meine Einsamkeit, meine Wahnsinnsfreude, die Lustigkeit mit den Trampern, mein Auto, das sehr brav war.....

 

Es steht für mich fest, dass ich sehr gerne nochmals nach Norwegen reisen möchte.