Reise nach Kirgistan und Usbekistan Aug./Sept. 2019

Lange schon habe ich den Wunsch, diese Länder in MIttelasien zu besuchen. Durch den früheren Russisch-Unterricht waren mir der Issyk Kul, Amu-Darja, Syr Darja, Tienschan, Buchara, Samarkand...... Begriffe, ohne genau zu wissen, wo liegt denn das eigentlich. Aber ich war sehr neugierig. So habe ich einen kleinen, auf Russland und ehemalige Sowjetrepubliken spezialisierten Reiseveranstalter gefunden (Werbetip: Knut-Reisen).

Genau das war es! Eine organisierte Reise für drei Wochen in einer Gruppe. Wanderungen in Kirgistan, in der unglaublichen Natur dieses Hochgebirgslandes plus Kultur der alten Seidenstraße in Usbekistan.

Die Anreise erfolgte mit Zwischenstop in Istanbul nach Bishkek, der Hauptstadt Kirgistans, dort zwei Wochen wandern und Rundfahrt, um nach einer dritten Woche in den Seidenstraßen-Städten von Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans zurück zu reisen.

Beide Länder liegen in Zentral-Asien,  umgeben im Norden von Kasachstan, im Osten von China, Im Süden von Tadshikistan und Afghanistan sowie im Westen von Turkmenistan. In beiden Ländern sind die Menschen überwiegend muslimisch, allerdings in einer sehr gemäßigten, angenehmen Art.

Bereits in der Mitte des 19. Jh. gerieten die Länder Zentralasiens in die Machtverhältnisse des Russischen Reiches, nach der Oktoberrevolution wurden sie als relativ selbständige Sowjetrepubliken in die damalige UdSSR integriert. Es sind also vielfältige Einflüsse dieser Zeit sichtbar und die Völker haben sich vermischt. Neben der Veränderung des politischen Systems haben die russischen Einflüsse auch zu einer moderneren Wirtschaft und Gesellschaft, zu Gesundheitswesen und Bildung beigetragen. Deshalb begegne ich Aussagen wie "die Russen haben...." mit Distanz. Man muß m.E. sehr differenzieren und die Geschichte, ihre Fehler und ihre Errungenschaften neutral und umfassend und nicht unter dem Blickwinkel einseitig politisch (ab)wertender westlicher Vorstellungen betrachten. Heute sind beide Länder unabhängig und hatten in den 1990er Jahren einen schweren Weg, sich wirtschaftlich eigenständig zu machen und die enge Verzahnung und Spezialisierung innerhalb der Sowjetrepubliken zu überwinden.

Ich versuche im folgenden, meine Tagebucheinträge, die ich im Bus, Zug, vor der Jurte oder abends im Hotelbett geschrieben habe, zu kürzen und die Bilder sprechen zu lassen.


Kirgistan- ein Hochgebirgsland mit weiten Steppen

Wenn ein Kirgise gefragt wird, wie es ihm geht, spricht er von seinen Pferden.

Erst danach spricht er von sich.

 

Die Jungen der Nomaden lernen als Kleinkinder reiten, kümmern sich um die Herden, holen Wasser mit Esel oder Pferd.

 

Die Bedeutung des Nomadentums und der Jurte spiegelt sich in der Nationalflagge wider, auf rotem Grund wird die obere Öffnung der Jurte stilistisch dargestellt.

 

Der bekannteste Autor Kirgistans war Dschingis Aitmatow.

75% sind sunnitische Muslime, 20% russisch-Orthodoxe.

Das Gebiet gehörte zum Mongolenreich, wurde im 18. Jh von Chinesen unterworfen und ab Mitte des 19. Jh vom russischen Reich  erobert.

Seit 1991 ist Kirgistan unabhängig und pflegt heute gute Beziehungen zu Russland.

Im Jahre 2005 und 2010 gab es große Unruhen im Land, die jeweils zum Sturz des Präsidenten führten. Daraufhin wurde durch Verfassungsänderung die Macht des Präsidenten beschnitten und Kirgistan konnte als erster Staat Zentralasiens eine parlamentarische Republik werden.

Trotz wirtschaftlicher Erfolge, aber immer wieder hoher Inflation, Korruption und Schwarzmarkt ist die Armut nicht besiegt. Viele Kirgisen arbeiten im Ausland (Kasachstan, Russland) und überweisen Gelder nach Kirgistan.

 

 

Die Frauen und Mädchen der Nomaden sind unglaublich fleißig, genügsam, sie bereiten unter einfachsten Bedingungen im Holz- oder Dungofen köstliche Speisen selbst zu, sammeln Beeren und Pferdeäpfel, versorgen die Tiere und sind dabei zufrieden und freundlich.

 

Kirgistan ist ein junges Land, die Geburtenrate beträgt 2,6 KInder je Frau.

Die russische und kirgisische Sprache existieren gleichrangig als offizielle Sprachen, beide auch kyrillisch.

 

Kirgistan ist ein Hochgebirgsland, Im Norden vom Tienschan , im Süden vom Pamir umgrenzt. Die Landwirtschaft ist die Basis der Wirtschaft. 75% des Ackerlandes wurden an die Landbevölkerung verteilt.

Das Land hat große Goldvorkommen, das größte wird von einem kanadischen Unternehmen ausgebeutet.

Das Straßennetz ist in schlechtem Zustand, dazu kommen die Hindernisse durch die gebirgige Lage und jährliche Zerstörungen durch das Wetter. 60-70% der Straßen sind lediglich geschottert oder unbefestigt.

Der öffentliche Verkehr wird überwiegend mit Kleinbussen (Marschrutkas) abgedeckt.

Sonntag, 18.08.2019

Heute morgen sind wir in Bishkek gelandet. Nach dem mißglückten ersten Landeversuch in Istanbul war ich froh, daß die Luftreise nun erstmal beendet war. Etwas verloren standen wir

( Angela, meine Freundin ist mit dabei) herum, die angekündigte Abholung war nicht am Flughafen. Aber es fanden sich dann doch Helfer, die uns zum richtigen Hotel brachten. Frühstück und Schlafen!!

Nach dem Kennenlernen der kleinen Gruppe (10 Deutsche mit Reiseleiterin) erkundeten wir die Sehenswürdigkeiten des Stadtzentrums zu Fuß.

Offenbar sind noch immer die großen Monumente das Wichtigste, was Fremden gezeigt wird. Zuerst das Mahnmal der Gefallenen des 2. Wk in der Form einer Jurte, dann zwei Figuren aus Kirgistans Historie: Kurmandschan Datka - 1811 - 1907- kirgisische Nationalheldin, die im friedlichen Kampf gegen die russische Besetzung politisch aktiv war und

Manas - ein kirgisischer Nationalheld, hat im 9. Jh gegen die Uiguren gekämpft und die kirgisischen Stämme vereint. Das Manas Epos mit 1/2 Mio Versen erzählt über diese Geschichte. Es gibt ganz wenige hoch geehrte Menschen, die das gesamte Epos erzählen können, ( dem Manas begeneten wir später noch öfter), Lenin, Marx und Engels hatten auch noch ihre Standorte und zuletzt das Mahnmal zur Erinnerung an die blutige letzte Revolution 2010, als zum zweiten mal nach der Unabhängigkeit der Präsident aus dem Amt gefegt wurde.

Im großen modernen Kaufhaus ZUM ( Zentralnui Universalnui Magasin) tauschten wir unsere € in Som. Der Kurs ist 1 € = 80 Som, mit 1.600 Som fühle ich mich reich.

 

Und wichtig der digitale Kontakt nach Hause, wir erstanden Telefonkarten von Beeline, für 300 Som sollten wir zwei Wochen lang surfen können. Auf dem großen Osch-Basar bekamen wir einen ersten Eindruck vom geregelten Durcheinander eines solchen asiatischen Basars, hatten Gelegenheit, die wunderbaren gefüllten Samsa-Teigtaschen zu verkosten und ich fand den kühlenden Brottrunk Kwas sehr schmackhaft.

....und schon habe ich mein erstes Mitbringsel gekauft:

ein Wasserkessel aus Emaille, weiß mit Blumenmuster! herrlich nostalgisch für mein WoMo.

 

Unser Spaziergang durch`s abendliche Bischkek führt an der Philharmonie vorbei zu einer gemütlichen Teestube. Wir lernen schon schmackhafte kirgisische Speisen kennen, Lagman ist der Favorit. Eine Suppe mit dicken langen Nudeln mit Fleisch und Gemüse.

 

Als ich auf einer der breiten, fast leeren Boulevards ein staubig verdrecktes niederländisches WoMo sah, war ich neugierig, wie man bis hierher mit dem eigenen WoMo kommen kann. Die später erlebten Straßenzustände haben mich von diesem " Wunschtraum" wieder etwas abrücken lassen....

Montag, 19.08.2019

Heute geht`s los, von Bischkek nach Osten zum Issyk Kul, dem in Fläche zweitgrößten, volumenreichsten Bergsee der Welt, 1.738 km3, 182 km lang, 60 km breit, bis 668 m tief, er liegt auf 1.607 m über NN.

Wir werden begleitet von Mischa, unserem Busfahrer und Isabel, unserer Reisebegleiterin/Dolmetscherin

 

Als ersten Stop besuchen wir Burana, im 9. - 12. Jh eine große islamische Stadt am Kreuzungspunkt der Seidenstraße mit Moscheen, Medresen, Wohnhäusern. Durch ein Erdbeben wurde die Stadt komplett zerstört. Nur ein abgebrochenes Minarett, jetzt der Turm von Burana, blieb erhalten. Ein kleines Museum zeigt archäologische Ausgrabungsstücke. Im Freigelände sind Balbals, 1.500 Jahre alte, bemerkenswerte Steinfiguren mit eingravierten Menschengesichtern aus der ganzen Region aufgestellt, ebenso Stelen mit Inschriften.

Das Mittagessen wird uns üppig und köstlich im Haus einer kleinen Familie angeboten.

 

Am Spätnachmittag erreichen wir das Jurtencamp „Bel Tam“ bei Bokonbajewo, direkt am Südufer des Issyk Kul gelegen. Das Camp besteht aus ca 10 Jurten a 2 Personen ausgestattet mit dicken Matratzen. Sehr gemütlich.

Strand und Wasser sind steinig, aber herrlich klar. Auf 1.600 m Höhe ca. 20° Wasser und 20 - 25 ° C Luft.

 

Ein Traum erfüllt sich, ich stehe am Issyk Kul.

 

Im Jurtencamp werden wir auch verpflegt, es gibt Vorspeisen, Suppe, Kartoffeln mit Gemüse und Tee. Hmmm! Und verlockende Süßigkeiten sowie Himbeerlikör- Wodka als Nachtisch. Der Abend klingt am Feuer aus.

Eine wichtige Belehrung nehmen wir ernst: Wodka vor und nach dem Essen verhindert Darmprobleme!

Dienstag, 20.08.2019

 

In der Speiseraum-Jurte (Schuhe ausziehen, die Füße unter einem sehr niedrigen Tisch einrangieren) gibt es Frühstück vom Buffet. Heute steht ein langer Bus- Ausflug an. Holprige Straßen, immer am Südufer des Issyk Kul entlang. Ein riesiges Projekt zur Ehrung aller Religionen ist leider unvollendet geblieben. Daneben auf dem Berg thront eine Manas-Figur.

Wir biegen ab in`s Tal Dshety Oguz = Sieben Stiere. Das sind 7,....jetzt erodierte 9 rötliche poröse Sandsteinfelsen, die in der Legende 7 Jünglinge waren, die sich im Streit um eine schöne Frau getötet hatten. Vor Gram barst der schönen Frau das Herz, das beweist der rote, in der Mitte gespaltene Herzfelsen.

 

Mischa jongliert den Bus auf abenteuerlich schaukelndem Weg am Fluss, mehrfach über schmale Holzbrücken ohne Geländer. Unser Luft- Anhalten hat geholfen, der Fluss schäumte ohne uns weiter bergab.

Endlich dürfen wir wandern, über Almen zu einem Wasserfall. Einige kirgisische Jugendliche warnen uns, lässig auf ihren Pferden sitzend vor den schlammigen Wegen. Sie hatten recht.

Eine Gruppe Kirgisen, spaziermäßig gekleidet, aber behende, war selbst in Ballerinas weniger schlammverschmiert als wir. Sehr nette und gut gelaunte Frauen stellten sich später als „Die Tiger“ vor.

 

Herrlich zudem die Umgebung: das Jurtenlager der Nomaden, grüne Wiesen,  Blicke zu hohen schneebedeckten Bergen, viele Pferde, daneben aber auch Autos, Kälbchen werden paarweise an den Vorderfüßen zusammengebunden.

Bei einer Nomadenfamilie gibt`s köstliches Mittagessen.

Im Regen dann brachte Mischa uns auf glitschigen Brücken und Wegen wieder sicher bergab. Teils ängstlich guckten wir in die braunen Fluten.

 

Unser letztes Ziel am Abend ist das Tal der Märchenfelsen- die Skaska- Felsen.

Umgeben von gelben, roten, braunen erodierten, runden Felsen wandern wir im letzten Abendlicht in`s Tal hinein. Kraxeln hoch und bewundern die märchenhafte Umgebung. Ganz oben öffnen wir unsere Bierflaschen und stoßen an auf diesen tollen Platz und unser Hiersein.

Mittwoch, 21.08.2019

 

Unser heutiges frühes Ziel war ein Panorama-Wanderweg. Aber kirgisische Geduld ist gefragt beim Warten auf die klapprigen Taxis. Von einem Pferdehof, vorbei an einem kleinen, herrlich ruhig in den Bergen gelegenen Jurtencamp für Touristen (Shatyly -Yurt-Camp) wandern wir die Hänge hinauf.

Keine Stunde, da erreichen wir schon den Ausblick. Vor uns unten der blaue Issyk Kul, hinter uns oben die schneebedeckten Berge. Lange verweilten wir da oben.

 

Nach einem Tee aus dem Samowar und Süßem ging`s erholt und beseelt  zurück. Die Truppe teilte sich im Rückweg, die Bergabwanderer brauchten statt 1,5 Std fast drei. Wir PkW-Rückfahrer besichtigten noch einen der besonderen Friedhöfe. Große Gräber mit steinernen Umbauten oder in Jurtenform, mit islamischem Halbmond und Fünfzack-Stern geschmückt.

 

Das Highlight am Nachmittag war Baden im Issyk Kul im glasklaren, warmen Wasser. Ewig hätte ich auf dem Rücken liegend die Bergkette mit Schneebergen bewundern können. Die runden Steine luden zur Reaktivierung früherer Kugelstoßfähigkeiten ein.

 

Daß eine Mitreisende in ihrer Jurte von einem Skorpion gestochen, sofort im Krankenhaus behandelt und von kompetenten Ärzten beruhigt wurde, die hiesigen Skorpione seien nicht so giftig, erfuhren wir erst am Abend.

Donnerstg, 22.08.2019

 

Heute reisen wir vom Issyk Kul ab, ein wunderbarer Platz hier, dem ich mit einem Morgen-Abschiedsbad Servus gesagt habe. Wir verabschieden uns von der Crew des Camps und fahren nach Kyzyl-Tuu, einem Dorf der Jurtenbauer. Eine Familie zeigt uns den Aufbau einer Jurte. Die Stäbe sind aus Weide, deren Äste im Herbst geschnitten, getrocknet, gesägt, unter heißem Dampf erhitzt und gebogen werden.
Der Aufbau einer Jurte war sehr spannend. In der Reihenfolge:
Mehrere vorgefertigte Scherengitter im Kreis mit Gurtband verbinden, die doppelflügelige Tür einsetzen, mit Band am Gitter befestigen,.

Der kreisrunde Himmel wird hochgehalten und mit 4 roten gebogenen Dachstangen vorerst oben fixiert/ stabilisiert, dann werden ringsum alle Dachstangen in die Löcher des Dachrings gesteckt und am Scherengitter unten festgebunden.

Eine Schilfrohrmatte wird außen um`s Scherengitter gewickelt, sie dient der Fernhaltung von Getier, darüber wird ein breites Band ringsum gelegt und am Türrahmen verknotet, dies ist die Stabilisierung des gesamten Kreisrundes.

Über die Schilfrohrmatte wird dann die dicke Filzmatte außen herum gewickelt, oben durchs Gestänge wird ein geflochtenes Band um jede Stange geschlungen zur Stabilisierung der Dachkuppel, mit einer Stange werden die 2 dicken konkaven Dach-Filzmatten nach oben auf's Gestänge gehievt. An diesen Matten sind Stricke befestigt, die schräg vom Dach nach unten geführt und unten vertäut werden. Ein gewebtes, breites oft farbiges Schmuckband wird um`s obere Kreisrund der Jurtenwand gelegt als Abschluß, im Innern gibt es dann ebenfalls ein meist rot-grünes Schmuckband und diverse andere Troddeln, Bänder, gewebte Bilder.

Es gibt Wettbewerbe im schnellen Aufbau der Jurten.

Kostenpunkt einer solch tollen Jurte aus sehr dickem Filz: 3.000 $.
Nach dem erfolgreichen Aufbau stärkten wir uns im Garten unter Obstbäumen mit Salat, Vorsuppe, Reis mit Fleisch (Plov) und Süßem, das steht immer da, der Schwarztee kann immer mit Konfitüre, meist aus kleinen schwarzen Johannisbeer-ähnlichen Früchten, gesüßt werden, äußerst schmackhaft.

 

Auf der Weiterreise kommen wir durch den Ort, der zu Sowjetzeiten Karl Marx hieß. Ich als ehemalige Karl-Marx-Städterin ehre natürlich das Denkmal.
Unsere nächste Staion war Kotschkor. Eine größere touristische Stadt mit Geschäften, Hostels, Touristinformationen. Kotschkor ist von hohen schneebedeckten Bergen umgeben. In einem netten Gästehaus beziehen wir die Zimmer und haben dann noch 3 Std Zeit für nen Stadtgang. Und was entdeckt Kaffeespezialistin Angela als erstes? Einen alten braunen VW-Bus mit der Aufschrift “Coffee“. Der Test fiel sehr gut aus.

 

An Marktständen werden massenhaft Melonen angeboten, Gemüse, Kräuter.
Zum Abendessen versammeln wir uns in der Speisejurte im Hof des Guesthouses. Es gibt sogar Stühle, Toiletten mit Sitz und Dusche, luxuriös. Packen und Aussortieren unserer Ausrüstung für die kommende 2-Tageswanderung.

Freitag, 23.08.2019

Am Morgen treffen wir in Kotschkor unseren Wander- Guide und zwei Reit-Transporthelfer und nach kirgisisch angemessener Zeit startet der Bus zum Kyzart Pass auf 2.684 m. Das dauert reichlich eine Std durch beeindruckende Berglandschaften.
Bei einer Hirtenfamilie werden Pack- und 3 Reitpferde geordert, beladen und endlich, endlich starten wir Wanderer zur ersten großen Wanderetappe. Die Reitpferde konnten vorher gebucht werden. Ich möchte alle Wanderstrecken zu Fuß gehen, das ist mein Ehrgeiz. Unser Ziel ist ein Jurtencamp am Gebirgssee Son Kul.
Es geht zunächst allmählich über weite Hochflächen bergauf. Die Blicke zurück und ringsum sind phantastisch. Unser Guide rennt, während wir es sehr langsam angehen lassen.
Wir steigen bis zum Tschar Artschar Pass auf 3.061 m.
Dort kurze Rast, mein Telefonversuch bricht zusammen. Ab jetzt gibt es 3 Tage kein Netz mehr.

 

Weiter geht es, jetzt gemächlicher, wellig, immer wahnsinnig weite Blicke in die schier unendlichen, jetzt ausgedörrten Steppenwiesen. Keine Blumen mehr, ab und zu Pferde- oder Rinderherden.
Ca. halb 3 langen wir nach längerem Abstieg bei einer Hirtenfamilie am Fluss an. Den Abstieg muß ich dank meiner Knieschäden langsamer gehen, die Anderen springen voraus. Noch länger dauert es mit Pieselpause und Fotografieren. Aber keine Panik, alle lagern in der Sonne am Fluss, die Essenszubereitung dauert eine Std. Kirgisische Geduld ist gefragt.
Schließlich, erst nach 4 Uhr brechen wir zum 2. Abschnitt auf, die Wegführung diesmal angenehm wellig, am Hang entlang und erreichen unser Ziel, das heutige Nachtlager schon nach 2 Std.

 

Immer wieder begeistert die unglaubliche Weite der Steppenlandschaft. Kurz vor unserem Jurtencamp, das oben am Hang liegt, müssen wir einen Fluß überqueren. Trockenen Fußes gelingt das nicht. Also gehen die Pferde zuerst, werden abgeladen und jeder von uns Wanderern wird per Pferd hinüber geholt.
Ich wollte ja nicht reiten. Aber was blieb mir übrig, rauf auf's Pferd und durch den Fluß. Mir war mulmig, aber nach kurzer Besinnung fand das Pferd ruhig den Weg zum Ufer. Uff, der erste Reitkontakt war geschafft.
Nun noch der kurze Aufstieg zu den Jurten im letzten Abendsonnenlicht. Ein Traum.

 

Schnell wird's kühl, wir beziehen die Jurten, diesmal zu viert und bald gibt's Abendbrot.

Mit dem eigenen Schlafsack wird es unter Decken gemütlich warm in ca 2.800 m Höhe.
Wir schlafen gut und ein nächtlicher “Toilettendrang“ wird wegen der Kälte lange verschoben. Als Toilette dienen Holz- oder Blechhäuschen, 100 m entfernt, mit einfachem Bodenloch und Fußtritt ringsum. Toilettenpapier ist aber an den Jurtencamps immer da, auch ein kleines mobiles Waschbecken.

Samstag, 24.08.2019

 

Heute steht der Aufstieg zum Pass Tschalgyz-Karagaj an. Nach moderatem Beginn wurde es dann aber steiler, ich war kräftemäßig ok, langsam, aber vorne mit dabei, stieg ich gemächlich und tief schnaufend auf. So leicht war der Tagesrucksack auch nicht, waren wir doch auf alle Wetterverhältnisse eingerichtet.
Nach einem Anstieg, die scheinbare Pass-Spitze im Blick, ging es erneut um Felsen herum, noch kein Ende in Sicht. Ein paar Regentropfen lösten sich aus dem nebelverhangenen Himmel, dies weitete sich aus zu einem kräftigen Graupelunwetter. Da kannst du nur unbeeindruckt weiterstapfen und auf den eigenen gleichmäßigen Atem hören.

Von weißen Eiskörnern umgeben, kaum Wind, kamen wir der Passhöhe auf Serpentinen näher. Auf den Graupel folgte kurz vor der Passhöhe zurückschauend ein Regenbogen.

 

Vom höchsten Felsen winkten zwei junge kirgisische Pferdeführer, Musik und ihr Gesang ertönte.
Klasse, der Paß Dschalgyz Karagaj war geschafft, alle kamen schnaufend und glücklich oben an. 3.325 m, mir ist nur ein Rätsel, wie unsere Pferde diesen z.T. sehr schmalen Steig bewältigten.
Unsere Rast oben war trotz der Kälte total lustig, junge Kirgisen tanzten und sangen und wir fielen alle in den Tanzrhythmus mit ein. So lustig! Zum Schreien, als Andre mit einem Kirgisen den sehr flotten Hüft-Armschwung vorführte und Birgit sich Rücken an Rücken mit einem Burschen wand. Schade, zu den besten Momenten war mein Fotoapparat nicht bereit.
Vom Pass hatte man eine tolle Aussicht auf schneebedeckte 4 - 5000er.
Doch nun auf, der Abstieg liegt vor uns und der war heftig, lang, ätzend über verdorrte Graspampa- Flächen.
Beim Abstieg sind alle Anderen immer schnell. Ich fiel weit zurück. Alle waren in Eile, den ewigen Hatscher hinter sich zu bringen. Nur gut, daß das Terrain übersichtlich, so unendlich weitläufig war, daß ich die Vorauslaufenden nicht aus den Augen verlor. Das Camp für's Mittagessen war kurz vor dem Ufer des großen Bergsees Son Kul. Ich kam ziemlich ausgelaugt da an, nach dem Aufstieg hatte mir der lange Abstieg alles abverlangt, obwohl der Weg keine Schwierigkeiten vom Gelände her hatte.
So nahm ich das Angebot, ein Stück zu reiten, zögernd, aber gerne an. Wie sich die Prioritäten ändern können!

Nach dem Essen wurde es ernst. Ich bestieg unter Anleitung das Pferd, ein hellgrauer gemütlicher Hengst. Mit dem Zügel zeigst du ihm, ob rechts oder links, ansonsten, sagten alle, das Pferd läuft alleine und weiß auch wohin.
Das wußte mein Pferd wohl nicht, denn nachdem ich oben saß, ging mein Pferd los, aber in die Richtung, aus der wir kamen. Alle lachten und riefen mir zu, ich müsse das Pferd wenden. Tja, aber wie? Naja, irgendwann waren wir auf richtiger Spur, langsam und gemütlich ging es vorwärts. Aber wieso langsamer als die Wandernden? Und unterwegs grasen oder Disteln fressen, das hatte ich auch nicht erwartet. Mit der Zeit saß und guckte ich nicht mehr verkrampft. Es begann, ein wenig Spaß zu machen.
Nach ner Std stieg ich aber mit zittrigen Beinen wieder ab. Zu Fuß gehen, ist mir wesentlich symphatischer. Der Weiterweg führte am Ufer des Son Kul entlang, ein Riesensee, auf 3.016 m Höhe. Gegenüber am anderen Ufer ragen hohe Berge mit weißen Kappen empor. Das flache Terrain und dieser letzte lange Abschnitt veranlaßten wieder alle zu hohem Marschtempo.

Wenn man wie ein Esel nicht mehr um sich blickt, die Umgebung nicht mehr wahrnimmt, keinen Augenblick für ein Foto stehen bleiben kann, dann ist das nichts für mich.
Anfangs hielt ich das Tempo noch mit, verlor dann aber den Anschluß. Und mußte alleine hinterher flitzen. Flach, verdorrtes Gras, tausende vertrocknete Edelweiß. Sonst gibt`s kaum noch Farbiges, das Frühjahr ist wahrscheinlich ein Blüteneldorado.
Vom anderen Seeufer aus den Bergen zogen schwarze Unwetterwolken auf. Alle sausten, mit dem Gedanken, ihm noch zu entkommen. Vergeblich. Vor dem Regen kam ein heftiger Sturm auf, der uns “ zum Glück“ vor sich hertrieb. Etwas Angst vor dem Unwetter, das Ende meiner Kräfte, der Sturm und der dann aufkommende Regen führten für mich zu einer ziemlichen Streßsituation.
Endlich. Ich hatte als Letzte das “rettende“ Blechhäuschen unseres Jurtencamps “Edelweiß“ erreicht, wurde vom Pferdehirten hineingewunken. Im Moment der Sicherheit im warmen Raum schossen mir die Tränen. Die Anspannung fiel nur langsam ab. Nach ner Weile und heißem Tee wachte ich wieder auf, konnte dann erst reden und wieder lachen.
Als Älteste der Truppe werde ich wohl manchmal darum bitten müssen, auf mich zu warten.


Welch ein Luxus, daß die Hirtenfrau am Abend für uns die mobile Zelt- Banja ( = Sauna) einheizte, mit dem raren Holz. Ein grünes Zelt, in zwei Räume unterteilt, eines zum Umziehen, eines mit Öfchen für Wärme und Aufheizen eines großen Wassertopfes. Ich drängelte mich in die Gruppe der ersten drei Saunagäste. Erst schön den Körper aufwärmen, Kalt- und Heißwasser in einer Schüssel mischen, sich damit übergießen, einseifen und warm abspülen. Wie wohlig nach der Anstrengung des Tages.

 

Gewärmt und warm eingepackt guckte ich noch bei der Herstellung von Teigtaschen = Manty zu, die dann im Topf gedämpft werden. Die gab's dann zum Abendbrot, mit Fleisch- oder Gemüsefüllung, alles oberlecker.
Morgen ist Ruhetag und Faulenzen angesagt.
Die Hausherrin heizte unsere Jurten noch ein, kleine Öfchen glühten von trockenen Dungfladen.
Das war anfangs viel zu warm, aber in der Nacht zog ich mir noch die dicke Decke über den Schlafsack.

Sonntag, 25.08.2019

Früh gegen 6, nach langem Zögern ging ich auf's Toilettenhäuschen, draußen war Frost und Sonnenaufgang. Ein sonniger Faulenzertag. Sonnen, Essen, Tagebuch im Handy in die Memos tippen, zum See und über die Almweiden (Jailos) spazieren und Steinchen werfen. Viel Spaß gab`s beim Wikinger-Schach (Andre & Birgit hatten Hölzer gesägt), 1x gehörte ich zum siegreichen Team, Juchhu!
Kleine 4/5 jährige Jungs auf Pferden jagen die Pferdeherden im Galopp. Das Getrappel der Hufe hat einen wunderbaren Klang.

Nach einem sehr feinen Abendbrot , im Dampf gegarte Gemüselasagne, desinfizieren wir wieder mit Wodka und spielten Würfel-Kniffel. Den ich gewann! Darauf wieder nen Wodka!! Mein gefundenes Hufeisen brachte doch Glück.
Lustig ging's bei tollem Sternenhimmel zu Bett. Morgen ist leider schon Abreise hier.

Montag, 26.08.2019

 

Heute ist der 87. Geburtstag meiner Mutter.
Wir verabschieden uns vom Camp am Son Kul und fahren durch die Berglandschaft wieder über einen Pass mit 3.400 m. Nochmal Fotostop und sehnsüchtiger Blick zurück zum See. Eine lange holprig-steinige, atemberaubende Serpentinenstraße führt in`s Tal hinab.

Heute steht eine lange Fahrt an, über sehr wechselnde Straßen, mal toll ausgebaut, mal gravel roads mit langer Staubfahne.
Im Ort unserer Mittagsrast muß man westliche Vorstellungen von sauberen Straßen und ordentlichen Marktständen ablegen. Wir finden eine einfache Stolowaja und verzehren Lagman, die leckere Nudelsuppe mit Gemüse und paar Bröckchen Fleisch. Eine kleine Cola, eine Sprite und ein großes Wasser kosteten mich im Laden 90 Som, gerade mal 1€!
Der letzte Fahrtabschnitt dauerte dann auf holprigster Nebenstrecke nur noch 1,5 Std. Aber was für ein Tal! Der Fluß Kara-Ketsche bildet eine atemberaubende Schlucht. Hohe, bis 60 / 70 ° steile Wände aus Fels, Sand oder Geröll flußaufwärts auf der rechten Seite über dem schäumenden, wirbelnden und strudelnden Gebirgsfluß.
Währenddessen kurvte Mischa, unser Fahrer, gekonnt, abenteuerlich, manchmal waghalsig, auf der “Straße“ herum. Ich zuckte zusammen, wenn die Steine an's Bodenblech knallten.
Kurz vor dem Dorf Kyzyl-Oi weitete sich das enge Tal, Wiesen und sanftere Hänge und dann das Dorf, unser Ziel für heute.
Vor der Tourist-Info hielten wir. Davor amüsierten wir uns über einen ampelgeregelten Fußgänger-Überweg auf einer einsamen Dorfstraße im kirgisischen Bergland. Die Schule ist zwar gegenüber, aber auf ein vorbeikommendes Auto muß man schon mal n Stündchen warten..
Wir bezogen schöne Zimmer im privaten Gästehaus, alle duschten freudig und die Waschmaschine des Hauses wurde 3x angeworfen.

 

Nach einem guten Abendbrot beantwortete der Touri-Chef noch unsere Fragen und stellte das Dorf vor.
ZB: hier wurde immer kirgisisch gesprochen, Russisch war in Sowjetzeiten Schulfach, aber nicht tatsächlich auf dem Land benutzt. In den Städten wurde meist russisch gesprochen. Heute wird englisch und russisch gelehrt.
2 Mio Kirgisen arbeiten im Ausland, die meisten in Russland, z.T. illegal, und schicken Geld nach Hause.
Die Jahre nach der Selbständigkeit 1992- 1996 waren sehr schwierig, es war kaum Mehl für Brot zu bekommen. Danach besserte sich die Lage langsam.

 

Im Dorf leben die Menschen von Viehzucht, das verkauft wird, für den Eigenbedarf bauen die Familien aber Kartoffeln und Gemüse an.
ZZ sind im Dorf kaum Tiere zu sehen, die sind noch auf den Jailos. Aber ab Okt/Nov ist das Dorf voller Tiere.
Im Winter (bes. Im Januar) werden es bis minus 45°C, aber es gibt nicht viel Schnee, ca 30 - 60 cm nur.
Der Nationalfeiertag am 31.8. wird im Dorf nicht gefeiert, nur in Bishkek. Als Feiertage gelten Neujahr und die islamischen Feiertage.
Es wird ein moderater Islam praktiziert, auch Alkoholgenuss ist meist kein Tabu.
Bei uns auch nicht!

Heute Abend spendete ich meine Flasche Wodka “Sary Tschelek“, benannt nach der Gegend der 7 Seen, in der wir in 3 Tagen wandern werden.

Dienstag, 27.08.2019
Heute war “Ruhetag“ im Ort Kyzyl-Oi. Nach dem Frühstück mit Milchbrei und Tee ging's mit einem ortskundigen Guide auf Panorama-Wanderung.
Zunächst aber suchen wir einen von vier ! Läden des Ortes, machen den Besitzer ausfindig, der öffnet dann extra für uns.

 

Wir wandern immer leicht aufwärts staubig aus dem Ort hinaus und beobachten noch einen Bauern, der an zwei Pferde angespannt, eine kleine Getreidemähmaschine betrieb.
Aus dem massenhaft vorkommenden Lehm formen sich die Dorfbewohner Ziegel, die nur in der Sonne getrocknet, nicht gebrannt werden. Daraus werden Mauern und Häuser errichtet, lange haltbar sind sie sicher nicht. Lange Reihen von Pappeln werden angepflanzt und für den Hausbau verwendet.
Wir steigen danach in die trockenen Berge um stachelige Sträucher und Kakteen herum. Die Aussichten auf die umliegenden Berge, den Ort und den schäumenden Fluß werden wunderbar.
Nach dem hitzigen Abstieg vom Berg schlagen wir uns durch Gebüsch und überqueren Wasserläufe, um an eine uralte Mühle zu gelangen. Dies ist ein an einen großen alten Baum angelehntes windschiefes Lehmhäuschen, innen im Halbdunkel erkennen wir den Mühlstein. Obwohl vorher in Sowjetzeiten schon ewig nicht mehr in Betrieb, rettete diese alte Mühle den Dorfbewohnern in den sehr kargen 1990 er Jahren nach der Unabhängigkeit das Überleben.
Am Nachmittag relaxen wir am Fluss, springen in die kalten schäumenden Fluten und einige Mutige lassen sich sogar von der Strömung über die großen Steine treiben. Nach einem feinen Abendbrot genießen wir noch den täglichen Abend-Wodka.

 

Zur Rechtfertigung sei gesagt, daß es sich immer nur um ein, max zwei kleine Gläschen handelt. Soweit zum Verdacht des organisierten Alkoholismus.

Mittwoch, 28.08.19

Abschied vom engen steilen Flußtal und dem Ort Kysyl-Oi.
Die Straße führt noch 2 Std als wellige Staubpiste am Flußufer und steilen Fels- oder Geröllwänden entlang.
Im nächsten Dorf, jetzt auf einer Hochebene in 2.200 m, wird viel Getreide angebaut, ungewöhnlich große Flächen, aber sie haben noch viel abzuernten. Das Dorf soll im Winter extrem kalt sein.
Hier war auch der stärkste Mann Kirgistans zuhause, der Felsblöcke von 800 kg geschleppt haben soll. Ihm zu Ehren ist seine Jurte als Lehmbau erhalten.
In den Höfen stehen riesige Berge von Strohballen, aufgeschichtet wie Spitzdach-Häuser.
Und plötzlich, mitten im Nirgendwo, kommen wir an eine moderne Tankstelle mit sauberem WC, Kaffeeautomat und Internet. Wow, das gibt es auch.
Wir sind jetzt auf einer “modernen“ Asphaltstraße unterwegs.


Links und rechts der Straße ca 2-3 km ebene Steppe, dann geht`s in die Berge, z.T. mit Schneeresten.
Immer wieder stehen Jurten und Bauwagen an den Straßenrändern, erstmals haben wir eine zwei-etagige Jurte gesehen.

Die Steppe ist hier sogar etwas grün, denn es führt ein Flüßchen entlang, sind gerade auf ca 2.800 m Höhe.
Oft haben die Nomaden neben ihrer Wohnjurte einen Bauwagen, ein Blechhäuschen oder ein windschiefes Zelt, in dem gekocht wird. Aus den Jurten qualmt oft schon der Rauch von den Eisenöfchen.
Herden von Pferden, Schafen, Kühen, Ziegen ziehen vorüber, meist auch mit vielen Jungtieren. Die Tiere sind auf den Höhenweiden nur im Sommer.
Aus einem Tankwagen wurde Benzin direkt in einen Pkw abgepumpt. Sicher illegal?

Nach langer Bergauffahrt überqueren wir den Pass Djalalabad auf rund 3.100 m und so heißt jetzt auch der Oblast. Topmoderne riesige Strommasten, wir vermuten, von den Chinesen gebaut, denn sonst überland sind die Stromleitungen aus frühen Sowjetzeiten wackelig alt.

Nach dem Pass geht es abwärts, es wird es viel grüner, die Berge niedriger und es gibt zunehmend Bäume. Schöne Anblicke nach Tagen baumloser Steppe.
An der Straße wird Honig zum Verkauf angeboten, die Bienenkästen stehen aber oft direkt an der Straße. Es gibt jetzt immer wieder Restaurants, an einem netten im Wald halten wir, sitzen auf Eisengestellen, wie einem großen Bett auf Kissen rund um einen niedrigenTisch. Unter uns fließt der Bach.
Hier essen wir gegrillten Fisch oder Schaschlyk, nur unsere Vegetarier kommen leider zu kurz.
Im Abwärts kommen wir auf 926 m zum riesigen Stausee Toktogul, der vom Fluß Naryn gespeist wird und mehr als 80% des Stroms von Kirgistan erzeugt. Hier empfängt uns bei einem kurzen Fotostop eine ziemliche Hitze. Die gelb-roten Berge gegenüber wirken wie gemalt.
Die Straße entlang des Stausees und nach der Staumauer entlang des spektakulären Abflusses des Naryn ist viele km lang super gut und bietet tolle Aussichten auf das zwischen steilen Felsen dahinfließende smaragdgrüne Wasser.
Nach rechts biegt die Straße nach Sary Tschelek ab, der folgen wir noch 60 km durch weite sanfte Wiesenhänge.
Kühe, Schafe und Pferde werden im Abendlicht nach Hause getrieben.
Viele Häuser machen hier einen stabileren Eindruck, aus gebrannten Ziegeln oder verputzt.
Die letzten 30 km sind eine Auf-und-ab-Zumutung, steinig, die Brückchen wenig Vertrauen erweckend.
Nach unendlichen, durchgerüttelten km Ankunft in Kara Su, ein sehr ! einfaches, offenbar armes Dorf.

 

Erst bei näherem Hinsehen entpuppt sich die “Touristinfo“ von Kara Su als unser Nachtquartier,

Mitten im schlammigen Grau treffen wir auf ein paar Farbtupfer, eine Gruppe von Mädchen, die uns kichernd und neugierig ihre Künste im Hula-Hupp vorführen. Viel Spaß.

Donnerstag, 29.08.2019

Wir wohnen hier im Haus des älteren sehr kompetenten Tour-Guides, seine Kinder leben im Ausland oder arbeiten selbst als Bergführer, z.B. am Pik Lenin. Da wundern wir uns doch, wieso er in diesem armen Dorf wohnen bleibt, Geld hat er doch offenbar für ein anderes Leben.
Zum Frühstück hocken wir alle wieder “ebenerdig“ am Tisch, zwar auf einer teppichbelegten Empore, aber unter dem „kurzbeinigen“ Tisch müssen die Füße verstaut werden, oder du sitzt auf den eigenen Fersen. Für mich anstrengend.

 

Die Mannschaft mit dem Jeep nimmt all unser Gepäck, Zelte und Kochausrüstung mit.
Unsere Wanderung startet direkt vom Haus aus. Es geht zunächst leicht ansteigend durch's langgestreckte Dorf, dann wird's steiler, total steinig und staubig. Mehr stolpern als steigen ist es anstrengend.

 

Unsere Fragen nach Länge des Weges und Höhenangaben können die Guides nicht so richtig beantworten.
Es heißt, es ginge zunächst über einen Pass von 1.300 m, das Dorf liegt 900 m hoch. Da wir für den Aufstieg in der Sonnenhitze 3 Std brauchen, meine ich, daß es ca. 500-600 Höhenmeter sind. Da kann die Passhöhe nicht ganz stimmen.
Auf dem Pass Rast und Abstieg wieder bis zum Fluß, der auf ca. 1200 m liegen soll. Dort erwartet uns malerisch direkt am Flußufer ein Tisch, unser Mittagessen haben die fleißigen Tourbegleiter gekocht, Suppe, Obst, Süßes.
Gegen 14.45 Uhr geht's weiter und nun ein 10 km langer Weg bergauf, am Fluß entlang. Im Geröll läuft es sich nicht leicht. Über einen Wasserfall queren wir den Fluß und steigen nun in Serpentinen zum 1.800 m hoch gelegenen Bergsee der 7 Seen des Naturschutzgebietes Sary Tschelek. Ich bin völlig kaputt, wir sind geschätzt 20 km gegangen und mindestens ca. 1.200 Höhenmeter.

 

Uff, so lautete die Tourenbeschreibung nicht. Die Kirgisen haben die Tour des ersten Tages verändert, nachdem letztes Jahr Beschwerden aufkamen, der erste Tag sei zu leicht. Naja, mir schmerzten Beine und Knie. Lust auf Schwimmen im See hatte ich nicht. Erst beim Abendbrot erwachten meine Geister wieder.
Der Chefguide gesellte sich zu uns, wir verkosteten “Kirgisischen Balsam“- eine Mischung aus 30 Kräutern gemischt mit Wodka, sehr gut!
Am Lagerfeuer wurde noch mit allen Helfern Schaschlik gegrillt, getrunken und geschwatzt.
Unsere Zelte standen alle hanggeneigt, so mußten wir unter unsere Isomatten noch Klamotten stopfen und der Rucksack sollte die nächtliche Abwärtsbewegung stoppen. Sollte!
Es wurde trotzdem eine unruhige Nacht, es regnete leicht, einmal donnerte es aus den Bergen ringsum.

 

Freitag, 30.08.2019

So richtig ausgeruht war ich nicht heute früh, doch was hilft's, es startet Tourtag 2 und der soll anstrengend werden.
In der Jurte eines Nomaden hier oben wird unser Frühstück gerichtet. Die 4 kirgisischen Begleiter, zwei bei uns als Pferde- und Wanderguide, zwei im Jeep für den Gepäck- und Ausrüstungstransport zaubern unter einfachen Bedingungen tolle Mahlzeiten für uns.
Gleich nach dem Tourstart ging es steil bergauf, steinig, staubig, sandig. Anstrengend. Aber bergauf gehen ist für mich immer die bessere Wahl.
Nach knapp 2,5 Std hatten wir den Pass auf 2.400 m erreicht und uns eine Pause verdient. Hier oben wurden wir von unseren beiden jungen guides mit Tee, Melone und Süßem bewirtet. Wir sahen nun schon den nächsten See weiter unten, unser heutiges Tagesziel.
Ich bandagierte mir beide Knie, warf vorsorglich eine Schmerztablette ein und ahnte noch nicht, wie beschwerlich der steile Abstieg wurde.
Kotz, kotz, lautes Schimpfen hilft manchmal....Ich mühte mich auf steilem gerölligem Gelände, stützte mich auf meine Stöcke und wußte, jeder Abstieg ist einmal vorbei...wenn man nicht abgestürzt ist.
Da gibt es doch Leute, die das auch noch schnell hinunter“hüpfen“. Na, egal, irgendwann hatte ich den halben Berg abwärts bewältigt, die Pferde waren auch nicht abgestürzt und Bertram wurde aus dem Steilgelände mit PS gerettet. Dann wurde es leichter.
Zum See, zum Mittagessen und unserem Lagerplatz war es dann durch Blumenwiesen nicht mehr weit.
Welch herrliches Fleckchen Natur. Und von unten betrachtet sah der Paß viel einfacher aus. Eine Zeltwiese umgeben von Bergen im kirgisischen Niemandsland. Ein paar Kühe umzingelten uns immer.
Weit auseinander gezogen suchte diesmal jeder einen einigermaßen ebenen Platz für's Zelt.
Der Nachmittag war frei zum Sonnen, Relaxen, Schwimmen, Spazieren.
Nach einem wieder sehr schmackhaften Abendessen saßen wir noch zusammen bis in die Dunkelheit.
Drei junge Männer aus Israel und Schottland, Individualreisende mit georgischem Jeep machten keine gute Figur, entweder krank oder bekifft, dachte ich mir. Als sie aber kamen und nach einem Edelstahl-Topfkratzer fragten, kringelten wir uns vor Lachen.
Angelas Kommentar über sie: “ a laare Hosn“.
Wir lagen schon brav schlafbereit in unserem Zelt, als das wodkalockere Lachen von Birgit, Isabel und den jungen guides noch lange über den Platz klang.

 

Samstag, 31.08.2019

Von Kühen und der Kälte geweckt, das Zelt war nass von der Nachtfeuchte ,trieb mich die Blase raus. Die Guides hatten uns ja ein schönes Klozelt aufgebaut, innen mit Loch in der Wiese. Heute, am 3. und letzten Wandertag hieß es Abschied nehmen von dieser Idylle.
Zum Frühstück mit Milchbrei, gebratenen Eiern, Pommes war es noch recht frisch. Erst als die Sonne über den Berg lugte, konnte ich meine Zwiebel-Wärme-Schalen abwerfen.
Zum Glück war heute nur ein halber Wandertag anberaumt. Sehr hügelig auf und ab, auf schmalen Steigen am Hang, durch hohes Gras stiegen wir in dieser herrlichen Natur herum, von einem zum nächsten See hinab und erwanderten uns so sechs der sieben Seen von Sary Tschelek. Am gleichnamigen größten der Seen, 7,5 km lang, genossen wir ein letztes mal diese herrliche Landschaft. Noch halbe Stunde auf staubiger Straße und wir erreichten unseren letzten Picknickplatz, eine Idylle. Sogar Krautwickel hatten unsere guides für uns gezaubert. Und wieder wie alle Tage die köstlichen, saftigen Melonen.
Wir sind sehr beeindruckt und dankbar von dieser Gastfreundschaft, Herzlichkeit und dem Service der drei Jungs.
Ein gutes Trinkgeld ist unser Dankeschön und zum Abschied zeigen mehrere noch ihr Können mit dem Hula-Hupp-Reifen. Ein Mords-Spass.
Zum Augenblicke möcht ich sagen, verweile doch, Du bist so schön....“
Es waren phantastische Tage.
Unser treuer Busfahrer Mischa schunkelt uns die steinige Straße wieder von den Bergen herunter in den Ort Arkit, wo wir ein nettes Guesthouse mit Dusche und ordentlichem Bett, Strom und Wlan bezogen.
Am Nachmittag sortierte ich alle Wander-, Zelt und Bergsachen aus, verpackte sie separat im weißen Plastsack und packte die leichte Kleidung für die zu erwartende Hitze in Usbekistan in die Reisetasche.
Morgen steht eine lange Fahrt bis Osch bevor.

 

Sonntag, 01.09.2019

Unser letzter Tag in Kirgistan war ein extrem langer Fahrttag.
Vom letzten Dorf im Nationalpark Sary Tschelek ging die Fahrt fast pünktlich um 9.15 Uhr los. Versprochen war erst 10 km schlechte Straße, dann Asphalt, das traf nur zum Teil zu, denn die “schönen“ Strecken hielten das Versprechen nur selten. Mir wird vom Geschuckel komisch im Magen, ich muß unentwegt gähnen und werde sehr müde. Die kurzen Schlafphasen, bei denen der Kopf an`s Fenster knallt, sind aber auch nicht erholsam.
Abschied von den Bergen und den Hügeln Kirgistans, die von der Morgensonne in ein herrliches Licht getaucht werden.
Wie schon oft, bedaure ich, nicht an den schönsten Aussichtsstellen anhalten, zu schauen und fotografieren zu können. Das ist der große Vorteil, im WoMo zu fahren. Aber bei diesen Straßen würde ja mein WoMo zusammenbrechen.
Unterwegs halten wir in einem quirligen Ort, besuchen für eine Std den Basar, ich trinke Kwas, ein kühles leicht gegorenes Brotgetränk, schmeckt lecker, und kaufe zwei gefüllte Samsi-Teigtaschen aus Blätterteig.
Schon geht die Fahrt weiter bis nach Osch im Ferganatal. Dies ist eine große Stadt, die den Namen auch verdient, sauber, schöne städtische Gebäude, kein staubiges Chaos auf den Straßen. Ein schönes Hotel, ordentliches Zimmer. Wie angenehm.
Mir ist von der Busfahrt ganz schwindlig, aber wir haben nur 20 Min Pause, schon geht's weiter.
Mischa fährt uns mit dem Bus zum Weltkulturerbe Sulaiman Too.
Auf einem riesigen Felsareal mitten in der Stadt sind prähistorische Funde, Felszeichnungen, ein Mausoleum usw. vorhanden und der Berg diente religiösen Kulten im 10.-12. Jh.
Er ist ein Sonntags- Ausflugsziel der Familien. Mit einer hatten wir netten Kontakt und ne Fotosession am Aussichtspunkt und wurden anschließend in ihr Pfannkuchen-Picknick mit einbezogen.
Nach dem Abstieg über viele Treppen kehrten wir schnurstracks in einem schönen Gartenrestaurant ein. Ah, das Bier vom Fass schmeckte.
Es dauerte, bis alle die Speisekarte übersetzt bekamen und sich für ein Essen entschieden. Es gab Vieles: Schaschlik auf großen Spießen, Fisch, Pizza, Nudeln Bolognaise und ich aß nach griechischem Vorspeisen-Salat Frikassee mit Reis, das war sehr gut.
Richtig Spaß hatten wir beim Gesang eines jungen DJ's, er bekam viel Beifall von uns. Die Mahlzeiten beendeten wir natürlich wieder mit unserem Gesundheits-Vorsorge-Getränk Wodka. Mit meiner Rückkehr in die Heimat als Schnapsdrossel ist zu rechnen.
Der nächtliche Fußmarsch zum Hotel tat gut und wir überreichten unserer Reiseleiterin Isabel unser Dankeschön-Trinkgeld-Abschiedsgeschenk.

 

Usbekistan- auch muslimisch und doch Vieles anders

 

Dank unseres heimischen Reiseleiters erfuhren wir manch Wissenswertes über das Land von ihm und wir sahen und erlebten auch völlig Anderes als zuvor in KIrgistan.

 

Usbekistan hat gerade 28 Jahre Unabhängigkeit gefeiert. Amir Temur, ein islamischer Herrscher, Kriegsherr, kurz Timur, lebte im 14. Jh, er eroberte weite Gebiete Vorder- und MIttelasiens, begründete die Dynastie der Timuriden. Seine Herrschaft war geprägt durch große Grausamkeit, er war intelligent und berechnend, war aber auch ein Kunst- und Literaturförderer. Dieser Timur ist im nunmehr selbständigen Usbekistan zur nationalen Kultfigur, zum Vorbild avanciert.

 

Das Land öffnet sich langsam, es will den Tourismus fördern. Wir haben kein Visum mehr gebraucht. Die tägliche Meldepflicht  gibt es immer noch, dies wird vom Hotel erledigt. Die kleinen Nachweise wurden dann allerdings nicht kontrolliert.

 

In Usbekistan wird zZ sehr viel gebaut, auch mehrstöckige Gebäude komplett aus Ziegeln. Es soll jetzt ein Programm geben, daß bis 2050 jede Familie ein modernes Häuschen hat mit Wasser, Abwasser, Strom. Allerdings sehen diese Siedlungen dann alle gleich aus.

Angeblich bekommt jede Familie, deren altes Haus abgerissen wird, kostenlos ein neues Haus.

 

Die Straßen sind gut bis sehr gut, breite Boulevards, sauber. Die Basare waren sehr sortiert und aufgeräumt.

Arbeitslose und vor allem Frauen werden zu Arbeiten im öffentlichen Raum eingesetzt, es wird gepflanzt, gehackt, gesäubert. Diese Menschen tragen dann gelbe Warnwesten und bekommen das Geld täglich ausbezahlt.
Der Standard vieler Familien sei jetzt 28 Jahre nach der Unabhängigkeit gut , man kann sich Reisen oder Auto leisten, Benzin kostet ca 50 Cent/ Liter, Diesel 70 cent, Gas ist viel billiger, deshalb fahren auch Busse mit 6 Gastanks auf dem Dach herum. Nach vielen Unfällen/ Gastankexplosionen wurde ein jährlicher TÜV eingeführt.
Es gibt Kindergarten ab 3 Jahre, dann 9 Jahre Schulpflicht, danach 3 Jahre College mit Berufsausbildung oder Lyzeum mit Abi. Fremdsprachen ab 2. Schuljahr, kostenloses Mittagessen in Schule oder Hochschule. Studium ist in der Regel kostenpflichtig, für ca 20% der Besten kostenfrei, aber es gibt auch Stipendien.


ZZ sind noch die kyrillische und lateinische Schrift in Gebrauch, ab 2021 soll alles in lateinischer Schrift sein. Ursprünglich war usbekisch in arabischer Schrift, abgeschafft mit Übernahme durch die Russen.
Ein Lehrer verdient aktuell ca 400 bis 600 $, Ziel ist 1000 $ . Die Arbeitslosigkeit war nach der Unabhängigkeit 50%.

Die Monokultur Baumwolle wird langsam zurückgedrängt, stattdessen wird Obst und Gemüse -im Ferganatal- angebaut, das bringt mehr im Export und schont die Wasserressourcen.

 


Montag, 02.09.19

Heute war Abschied von Kirgistan, Bussi und Danke, danke an Mischa, unseren tollen Busfahrer und nochmal danke an Isabel, unsere immer freundliche, immer lachende Sich-um-alles-Kümmernde.
Die Kinder hatten ihren ersten Schultag und die kleinen Mädchen alle weiße Schleifen im Haar. In einem von diversen Tauschbüros wechselten wir unsere letzten kirgisischen Som und ich zusätzlich 50 € in usbekische Som. Nun bin ich mit 998.000 Som fast Millionärin, denn der Wechselkurs beträgt ca. 1 € = 10.000 Som.
Bis 100 m vor dem Grenzübergang hatten wir noch unseren Bus-Service.
Dann mußten wir zu Fuß, alles Gepäck schleppend, die Grenze überqueren. Das war mit doppelter Passkontrolle ohne Probleme, nur ein relativ langer, anstrengender staubiger Fußmarsch im Niemandsland.
Nun hat uns ein neuer Reiseleiter empfangen, der junge Usbeke Siroj mit sehr gutem Deutsch.
“Salam“ in Usbekistan.
Das Ferganatal, die sehr fruchtbare ebene Gegend hier im Osten Usbekistans macht 3 Ernten im Jahr möglich. Der zu Sowjetzeiten extrem einseitige und extrem wasserverbrauchende Baumwollanbau wird nach und nach durch Obst- und Gemüse ersetzt.
Usbekistan ist in den fruchtbaren Regionen viel dichter besiedelt als Kirgistan, allein im Ferganatal leben 1/3 der 33 Mio Einwohner, 70% des Landes sind Wüste.
Bei der Besichtigung des Babur-Memorialparks bei Andijon ( Babur war einer der letzten timuridischen Herrscher) machten wir schon mit der Neugier und unerwarteten Freundlichkeit der Usbeken Bekanntschaft. Viele winkten uns zu und Fotos mit uns zusammen sind ein Highlight.
Heute sind wir im Hauptort Fergana (200.000 Einwohner) in einem total schicken Hotel der Kette “Asia“ mit Pool und schönen Zimmern.
Es ist sehr warm, aber noch gut aushaltbar.

Wir dachten ja, hier sind die Menschen muslimischer als in Kirgistan, aber heute beim Mittagsimbiss standen schon auf zwei Tischen von Usbeken Wodkaflaschen.
Also, wir werden keine Entzugserscheinungen zu befürchten haben.
Da die Frauen hier alle sehr hübsch in bunten langen Kleidern unterwegs sind, habe ich gestern auf dem Basar ein langes blumengemustertes Sommerkleid gekauft und kann mich unter die Leute mischen.
So schön bin ich zum Abendessen marschiert und habe Lob eingeheimst.
Wir waren in einem netten großen Lokal und eine englisch übersetzte Speisekarte gab es auch. Ich habe mich bewußt mit der Speisekarte in russisch beschäftigt und konnte gut bestellen, einzig, daß im Rucola-Salat Rindfleischstreifen waren, hatte mich überrascht. Naja, vegetarisch kennen sie nicht. Das usbekische Bier ist leicht und schmeckt gut.
Beim Bezahlen dann der Hammer: unsere Gesamtrechnung für 8 Leute betrug 515.621 usbekische Som, wenn man umrechnet hört es sich besser an, ca 51 €. Kein Wunder, daß für's Kassieren des Geldbetrages kein Mäppchen wie bei uns gebracht wird, sondern eine größere Holzdose, ähnlich der Zigarrendosen, die ich von früher kenne.
Auf dem Nachhauseweg vom Restaurant in's Hotel wurden uns die völlig anderen Dimensionen gegenüber Kirgistan nochmal bewußt. Hier in Fergana, einer ca. 1880 von Russen neu gegründeten Stadt sind autobahnähnlich breite Straßen mit gutem, glatten Belag, Ampeln, bunte kitschige Straßenbeleuchtungen, alles ordentlich, sauber.
Unglaublich nach unseren Wochen in staubigen, ärmeren Kirgistan-Dörfern mit Pferdeäppeln, Tierställen aus Holzknüppeln.
Eine andere Welt.
Unser Reiseführer sprach begeistert vom neuen Präsidenten (seit 3 Jahren), der das Geld aus Erdöl, Erdgas und Bodenschätzen in die Infrastruktur steckt. Usbekistan öffnet sich langsam.

 

Dienstag, 03.09.2019

Das Frühstücksbuffet im Hotel war ne Wucht. Unsere Busfahrt führte uns zunächst nach Margilan in eine Schauwerkstatt für die Seidenherstellung.

Im April werden die winzigen Maden der Seidenraupen 2x täglich mit frischen Blättern des Maulbeerbaumes gefüttert, 1 kg je Tag vertilgen sie, nach 25 Tagen sind sie ausgewachsen und spinnen sich in einen weißen Kokon ein. Wir haben Kokons von ca. 3 cm Länge und 1 cm Dicke gesehen. Die Kokons werden zum Abtöten der Raupen in heißes Wasser geworfen und ein paar Fäden aus dem Kokon herausgezogen, die dann mittels eines drehenden Rades immer weiter herausgespult werden und auf eine kleine Spule gewickelt. Im kalten Wasser wird die Spule abgekühlt. Aus einem Kokon kommen ca 3 km feinster Faden. Wenn man die Raupen nicht tötet, entwickeln sich Schmetterlinge, die sich durch den Kokon fressen, damit den Seidenfaden vernichten und winzige Eier legen. Dies wird für die weitere Zucht neuer Raupen bewußt gezüchtet. Es gibt heute keine wilden Seidenraupen mehr.
Die entstandene Rohseide ist ziemlich hart und wird in Salz gewaschen, damit wird sie weiß und sehr weich und zart.
Die Seide wird in lange Bündel gelegt , gefärbt, wobei immer wieder verschiedene Stellen des Seidenstranges abgebunden werden. Das Muster muß zuvor festgelegt sein. Es werden sowohl Naturfarbe als auch chemische verwendet, danach wird fixiert. Am Webstuhl werden die einzelnen tausenden Seidenfäden eingespannt und von Frauen in mühseliger Arbeit zu einem Stoff verwebt. Mit der Hand immer die gleiche Auf- und Abbewegung, mit den Füßen werden zwei oder mehr Pedale abwechselnd getreten. Wir konnten den Frauen bei ihrer Arbeit an den Webstühlen zuschauen, die gerade gefertigten Stoffe haben uns begeistert.
Im Anschluß konnten wir im Shop viele verschiedene Stücke bewundern und kaufen.

Auf dem sehr schönen großen Basar schwärmten wir aus mit dem Ziel, für unsere abendliche Zugfahrt Verpflegung einzukaufen. Schier unendlich die Auswahl an Broten mit kunstvollen Motiven, Nüssen, Pfirsichen, Tomaten, Gurken, Zwiebeln, fertigen Salaten, Gewürzen....
Einen solch schönen, gut organisierten Basar hatten wir auf dieser Reise noch nicht besucht. Fantastisch.

Nun war schon große Hitze, im Bus angenehm gekühlt. Weiter ging unsere Fahrt nach Rischtan in eine Töpferwerkstatt. Der Meister und seine Familie hatten sich erst nach der Unabhängigkeit selbständig machen können, in Sowjetzeiten gab es nur die Möglichkeit, in größeren staatlichen Firmen zu arbeiten. Jetzt arbeiten einschließlich der Kinder (wir sahen Jungs ab 12 ) 17 Mitarbeiter da.
Der Grundstoff Ton oder Lehm kommt in der Gegend überall vor, deshalb gibt es hier viele Keramikwerkstätten.
Vom Formen per Hand an der Töpferscheibe, oder Teller in einer Form maschinell drehen, übers Auftragen der Konturen für die Muster, farbiges Bemalen bis zum Bad aus Kaolin...um dann bei 800°C im Brennofen 8 Std lang zu schmoren. Wir bekamen alle Prozesse gezeigt und konnten dann wieder aus einer unübersichtlich großen Auswahl von Tellern, Tassen, Schalen...etwas kaufen.

Weiter ging unsere Fahrt auf den breiten guten Straßen bis in die Stadt Kokand. Nach einem guten Mittagsimbiß besichtigten wir den Palast des letzten Khans von Kokand, der ca. 1870 von den Russen vertrieben wurde. Dieser war ein Nachfolger von Timur, einem großen Herrscher der Region, mit dem sich heute Usbekistan die eigene Geschichte verherrlicht.
Vor dem Palast übten Hunderte Jungs in der Sommerhitze ein Trommelkonzert ein. Überhaupt war überall wahnsinnig geschäftiges Treiben, alles wurde repariert, gebaut, verschönert, gemalt, bepflanzt für ein internationales Handwerksfest in knapp 2 Wochen.
Wir verließen den Palast, wollten durch die Menge hindurch und prompt kam ein Fernsehteam und bat uns um Interviews zu unseren Eindrücken von Usbekistan. Bertram und ich sprachen in's Mikrofon, voll des Lobes natürlich. Dann entlud sich ein spontaner Tanz von Usbeken mit uns, immer von der Filmkamera verfolgt und nach diesem Tanz kannte die Begeisterung der Umstehenden keine Grenzen. Immer mehr Menschen strömten herbei für Fotos, immer wieder sprang noch Jemand zu uns und ins Bild.
Eine unglaubliche Stimmung und Begeisterung wildfremder, so offenherzig freundlicher, neugieriger Menschen.
Wir lachten nur noch, waren begeistert und haben unser bestes Erlebnis des Tages sehr genossen.
Endlich kamen wir los von der Menge und unsere letzte kurze Busfahrt führte zum Bahnhof von Kokand.

 

Eine Std vor Abfahrt am Bahnsteig sein, Kontrolle der Fahrkarten, um überhaupt ins stahlzaungesicherte Bahnsteiggelände zu kommen. Dort warteten wir bis 17.30 Uhr, fast pünktlich fuhr der Zug ein, der uns in 4 Std bis nach Taschkent bringen soll. Wir wuchteten unsere schweren Gepäckstücke rein, hatten reservierte Plätze in 2er Reihen hintereinander mit viel gemütlicher Beinfreiheit.
Ich nutzte die Zeit zum Schreiben der Tagesereignisse.
Nun muß ich aber im letzten Tageslicht noch die Gegend anschauen, bald wird's dunkel.
4 Std Bahnfahrt, davon die Hälfte leider im Dunkeln. Der Zug fuhr durch sehr gebirgige, trockene, braune Landschaft.
Ab und zu tauchte in einer Talsenke eine grüne Oase mit Bäumen und einem Dorf auf. Dann bis zur Hälfte der Fahrtzeit schnaufte er langsam in's Gebirge hinauf und durch einen 20 km langen Tunnel hindurch, um danach mit hohem Tempo bergab zu rasen. Es schaukelte und pfiff. Beim Bremsen haute es uns immer erstmal mit einem Riesenruck in die Polster.
Etwas verspätet kamen wir in Taschkent, der Hauptstadt Usbekistans an. Unsere kleine 9er-Gruppe wurde von einem großen Reisebus erwartet. Durch ein modernes, hell erleuchtetes Zentrum ging es in 20 min zum Hotel, ein großer Prachtbau. Auffällig war, daß alle PkW`s weiß waren und wie neu schienen.

 

Mittwoch, 04.09.19

Heute hieß es früh aufstehen im schönen Hotel in Taschkent. Es ging sofort weiter zum Bahnhof “Toshkent“, ein modernes, verglastes Gebäude. Man durfte es erst nach Kontrolle der Fahrkarten und Durchleuchten des Gepäcks betreten.
6 Std Bahnfahrt über Samarkand nach Buchara. Unterwegs Essen, Wein trinken, ratschen, im Reiseführer lesen, ruhen, gucken.
Nachmittags Ankunft im sonnig-warmen Buchara und Erkundung der Altstadt zu Fuß. Schon begeistern die blauen Kacheln und Kuppeln.

      

Buchara war ein Knotenpunkt der legendären Seidenstraße, ein Zentrum des Islam in Mittelasien, wurde 1220 von Dschingis Khan zerstört, im 16./ 17. Jh erlebte Buchara eine neue Blütezeit, im 19. Jh eroberte Russland große Teile Mittelasiens, Buchara konnte als Khanat noch bis 1920 relativ selbständig bleiben, danach wurde Buchara in die Usbekische SSR eingegliedert. Seit 1993 ist die Altstadt Weltkulturerbe.

 

Buchara ist eine große Oase, mit den umliegenden Dörfern leben hier 1 Mio Einwohner. Es gibt hier Grundwasser und einen Nebenfluß des Amudarja, der aus Tadjikistan kommt.

Wir besuchen das Samaniden-Mausoleum, das älteste Gebäude Zentralasiens von 907, die Zitadelle, eine Vielzahl Mausoleen, Moscheen, Medresen (Koranschulen), gucken Minarette an und sind begeistert von der Kunst der Ziegelbauwerke, z.T. rohe Ziegel, die plastischen Muster sind nur aus der Anordnung der Ziegel gefertigt. Andere Bauwerke sind mit blauen (das waren die ersten Farben von Glasuren), grünen und weißen Kacheln geschmückt. Geometrische Formen, Koraninschriften, Tiere und Pflanzen, das waren die erlaubten Motive im Islam. Die meisten Gebäude sind aus der Zeit des 15./16. Jh. Das war eine politisch stabile, wirtschaftlich starke Zeit.
Der Höhepunkt im wunderschönen Abendlicht war der Besuch des Hauptplatzes der Altstadt mit dem Kalon-Minarett.
Umgeben von riesigen Portalen mit diversen Nischen, Fenstern, geschmückt mit farbigen Kacheln ist man geblendet und beeindruckt. Im umbauten Innenhof bzw . Vorplatz einer aktiven Moschee, die wir nicht betreten dürfen, verweilen und staunen wir bei so viel Größe und Schönheit.
Nach diesem Erlebnis geht's durch enge alte Gassen des jüdischen Viertels zu unserem kleinen, sehr netten Hotel.
Zum Abendessen kamen wir in einem, schön am Teich mit laut rauschenden Fontänen gelegenen Restaurant endlich zur Ruhe. Stießen mit Bier auf Buchara an und als leckeres Essen wählte ich Borschtsch als Vorsuppe und Hackfleischspieß mit Pommes als Hauptspeise. Abschluss war ein doppelter Espresso mit Vanilleeis. Unser Guide und der Kellner konnten diese Zusammenstellung nicht glauben und lachten ungläubig erstaunt.
Beschwingt und müde fiel ich ins Bett.

 

Donnerstag, 05.09.19

am Vormittag noch in Buchara

 

Angela hatte im Hotelzimmer wieder die rauschende Klimaanlage in Betrieb genommen, das hieß für mich, eine Decke in den Bezug zu ziehen.
Auch heute besichtigen wir in Buchara wunderbare Moscheen und Medresen, u.a. die 4-Türme-Moschee Chor Minor oder eine 2000 Jahre alte, 4 m unter dem heutigen Niveau liegende Moschee, in der ein kleines Teppichmuseum ist. Dieses Gebäude, jetzige Moschee diente 4 Religionen, Zarathustra, Christentum, Buddhismus und Islam. All diese Religionen waren im Lauf der Jahrtausende hier beheimatet.
In einer Puppenwerkstatt erfuhren wir, wie schöne Stabpuppen gefertigt werden, besuchten eine Werkstatt für Scheren und Messer, die Scheren in Form von Hühnervögeln sind wunderschön, die gibt's nur hier.

 

In den alten überkuppelten Basaren läßt sich auch heute wieder gut Handel treiben, zu Zeiten der Seidenstraße waren die Basare nach Handelsgütern getrennt.

 

Dann bestiegen wir unseren viel zu großen Luxus-Bus zur Fahrt nach Samarkand.
Unterwegs, nach ca. 1 Std endet die Oase.
Aber es sind immer wieder Siedlungen, Industrieanlagen, Tankstellen zu sehen. Goldabbau rechts in den Bergen, Gaskraftwerk links der Straße.
Wir besichtigen eine rekonstruierte Karawanserei aus der Zeit der Kamelkarawanen, d.h. nur das schöne Portal und ein Stück Mauer stehen komplett, sonst ein paar Grundmauern. Die Karawanserei endete im 16. Jh mit der Entdeckung des Seeweges zwischen Indien und Europa.
Daneben befindet sich ein ehemaliger großer Wasserspeicher, der Durchmesser war vielleicht 10 m. Man grub in den Boden, bis Grundwasser kam. Über das Wasserloch wurde ein überdachtes Gebäude gegen das Verdunsten des Wassers gebaut. Hier konnten sich die Tiere und Menschen der Karawanen, die in der Karawanserei pausierten, laben.

 

Am frühen Abend kamen wir im Hotel in Samarkand an.

 

 

05.09.19

am frühen Abend schon in Samarkand, eine Stadt, von der viele träumen. 

Der erste Weg im Abendlicht führte zum Registanplatz. Von der Monumentalität und Schönheit ist man fast erschlagen, du stehst nur staunend davor. Von einem Chorfest zum Unabhängigkeitstag waren noch Tribünen aufgebaut. Ein junger Usbeke sprach mich an, er wolle sein Englisch üben und erzählte, sein Traum wäre, in England zu studieren. Ein Foto erinnert mich daran.


Am Abend, wir waren im Restaurant in Nähe des Hotels essen und haben interessiert, neugierig auf eine große, mit leckerem Essen gedeckte Tafel geschielt. Dann kamen ca. 30 schick gekleidete Einheimische, alles Frauen, allen Alters. Es gab was zu feiern, aber was?

 

Nach unserem Essen und Bierchen dazu trinken, haben wir zu acht zwei Flaschen Wodka a 0,5 l geordert (aber nicht komplett geleert), eine kostet ca 3 € !!, und nun schauten sowohl Kellner als auch sämtliche Gäste sehr amüsiert und erstaunt zu uns rüber.
Wir sind ja in einem islamischen Land, auch wenn es locker zugeht.

      

Dann kam von der feiernden Familie eine ältere Frau mit Kind auf dem Arm an unseren Tisch, sprach uns russisch an und ich konnte einiges von der Familie erfahren und für alle übersetzen. Eine tadschikische Großfamilie (lebt in Samarkand) feierte den 1. Geburtstag des Jüngsten. Aha!

Nun war der Bann gebrochen, alle waren neugierig, eine Frau sprach englisch, paar Buben ein wenig und ein tolles Fotografieren, Lachen, Auf die Schulter klopfen, Reden und Nichtverstehen, .... mit allen Beteiligten entwickelte sich. Dazu kamen die Kellner, die dann auch mit auf's Foto wollten. Zum Schreien die gesamte Aufregung im Lokal.
Wir lachten und amüsierten uns prächtig.

Endlich hatten wir frohen Mutes das Lokal verlassen und beschlossen, uns nochmal den nächtlich beleuchteten Registan-Platz anzusehen. Beim Überqueren der Straßen ist äußerste Vorsicht geboten. Es gibt zwischen Fußweg und Straße ca. 40 cm breite tiefe Gräben im Asphalt, wahrscheinlich zum Abfluß großer Regenmassen.

 

Angekommen am Registanplatz mit den riesigen Mosaik-Medresen ging eine Lasershow mit Musik los. Welch ein Glück und Zufall, wir waren 22 Uhr da und die Show über die Historie Usbekistans dauerte sicher 20 min. Im Nachhinein sahen wir auf “Ehrenstühlen“ Japaner und es wurde erzählt, daß die Show nur läuft, wenn hochrangige zahlende Gäste da sind.
Wow, was für ein Glück wir unvermutet hatten!

Das war ein sehr erlebnisreicher Abend. Unglaublich, was in 3 Std passieren kann, hat in dem Falle viel Freude und Begeisterung ausgelöst.

 

Freitag, 06.09.2019

Nach dem äußerst dürftigen Frühstück im dunklen Keller-Restaurant des Hotels trafen wir uns zum Kulturtag. Stiegen in unseren riesigen Bus für 50 Leute, was für eine Verschwendung.
Es begann am Registan-Platz, dessen Größe und monumentale Gebäude schier überwältigen. Er wird von 3 Medresen (Koranschulen) eingerahmt. Riesige Eingangstore, farbig mit Kacheln, Blumenranken, Koransprüchen, geometrischen Mustern geschmückt. Geht man durch die geschnitzten Holztüren hindurch, kommt man in einen riesengroßen Vierseit- Innenhof, der wieder mit den großen Torbögen an jeder “Hofmauer“ geschmückt ist. Da waren die Räume für die Studenten der Medrese. Ganz am Ende des Hofes geht es in eine aktive Moschee, die wir nicht betreten dürfen.
Da der Platz von 3 Medresen eingerahmt wird, muß es zu den aktiven Zeiten viele Studenten hier gegeben haben. Bis 9 in einer Zelle, pro Mann 1 m2. Früher lernten sie überwiegend den Koran auswendig und beteten, später nahmen auch wissenschaftliche Fächer mehr Raum ein.
Welche weiteren Medresen wir besucht haben muß ich im Reiseführer nochmal nachlesen. Die Vielzahl und Eins fantastischer als das Andere... das überfordert direkt.

Zum Betrachten, Genießen bleibt viel zu wenig Zeit.
Kurze Stipvisite auf dem Basar von Samarkand.
Zum Mittagessen führte uns Seroj, unser Reiseleiter, in ein Einheimischen-Restaurant, in dem es nur Plov, das usbekische Nationalgericht gibt. Salate schon auch. In einer überdimensionalen Pfanne, wie ein Wok, darunter ein Feuer, vor der Kneipe werden Fleisch, Reis und Karotten mit viel Öl und Zwiebeln geschmort. Heraus kommt ein sehr gutes, sehr fettig schweres Gericht. Normal essen zwei Männer mit Löffeln gemeinsam von einer Riesenportion. Wir bekamen reduzierte Touristenportionen. Und waren trotzdem prall gefüllt.

Nächste Station war das Observatorium von Ulug Bek. Das war ein Enkel von Amir, der nicht nur Herrscher und Kriegsherr, sondern vor allem ein besonders begnadeter Wissenschaftler und Astronom war. Ohne Teleskop , Fernrohr u.ä. berechnete er die Länge des Jahres fast auf die Sekunde genau, entdeckte Fixsterne und benannte viele Sternbilder. Ein faszinierendes Genie. Von seinem Observatorium fand man Reste im Boden durch Ausgrabungen, wie der obere Bau aussah, weiß niemand bestimmt.
Am Stadtrand von Samarkand besuchten wir ein Museum zur Geschichte der Stadt, deren erste Siedlung wohl 3 Tsd Jahre alt ist. Das Museum raubte uns alle Energie, bot zu wenig Interessantes und der Plov wollte verdaut werden. Erst ein Kaffee Amerikano brachte mich wieder etwas ins Leben zurück.

 

 

 

Die letzte geführte Station war dann nochmal ein Highlight.
Die Nekropole von Samarkand. Das ist ein Gräberfeld, aber was für eins. Auf einem Hügel wurden viele „kleinere“ Mausoleen hintereinander gebaut. Von einer Gasse aus kann man links und rechts, ein paar Stufen hinauf, immer wieder in die ähnlich wie die Medresen geschmückt und gestalteten Gebäude gehen, innen stehen Sarkophage, aber das Besondere sind die Eingangsportale und die Innengestaltung der Wände und der Kuppeln. Phantastisch farbige Kacheln, Muster, Motive.
Hier hatten wir endlich ohne (zermürbende) Erklärungen eine Weile Zeit zum Entdecken, sehr schön.

Mittlerweile fast 17 Uhr, nun war das Besuchsprogramm Samarkand geschafft und wir waren es auch. Siroj fuhr nach Hause zu seiner Familie und unsere Gruppe traf sich 19 Uhr zum Abendessen.
Den Weg zurück zurück zum Registan Platz, mit allen Gräben und Löchern, an weit sprengenden Rasenbewässerern vorbei, durch Container hindurch, kannten wir bereits.
Ein Stück die Hauptstraße entlang und wir fanden das Old Town Restaurant.
Ein etwas “heruntergekommener“ Schuppen, aber gut, wir blieben da. Alle fanden anhand der bebilderten Karte was zu essen, Bier zu trinken und den Abschluß bildete wie gehabt, eine Flasche Wodka zu acht. Obwohl ich mal abstinent bleiben wollte, beim Wodka blieb ich aber doch nicht hart.
Auf dem Nachhauseweg am Registanplatz war wieder eine Lichtshow zu sehen, viel bunt, viel knallig. Welch schönes Abschlußerlebnis.
Morgen geht's sehr früh raus.

 

...und am Spätnachmittg noch in die Mausoleen-Stadt, die Nekropole

Samstag 07.09.2019, letzter Tag in Usbekistan

Früh aufstehen hieß es heut, statt gemütlich am Vormittag wie im Reiseplan, fuhr unser Zug von Samarkand nach Taschkent bereits im halb 7, uff, das hieß halb 6 Abfahrt vom Hotel, 5 Uhr Frühstück. Das Buffet war auch wirklich schon bestückt.
Der Zutritt zum Bhf erfolgt nur durch eine Sicherheitskontrolle, Gepäck-Durchleuchtung, die Bahnhöfe sind immer eingezäunt, Hochsicherheitszonen.
Alle Reisenden warten brav in der Wartehalle, erst paar Minuten vor Zugeinfahrt wird der Zugang zum Bahnsteig geöffnet.
Wir besteigen heute den Schnellzug, sehr komfortabel, viel Beinfreiheit, und die über 300 km Strecke fährt der Hochgeschwindigkeitszug in 2 Std. Diese Strecke wurde völlig neu gebaut und erst 2011 eröffnet.
Der berechtigte Stolz kam beim Reiseleiter wieder zur Geltung.
In Taschkent angekommen, erwartete uns wieder ein großer Reisebus, mittlere gibt's wohl nicht.

      

Es sollte heut nur ein geführtes Halbtagesprogramm werden. Ich war irritiert, wollte ich einerseits mal selbständig eine Stadt begucken, andererseits ohne Reisehandbuch und Stadtplan schwierig. So schloß ich mich doch der geführten Gruppe an. Kein Fehler für mich.
Das Museum für angewandte Kunst ist ein wunderschönes altes Kaufmannshaus, es waren Teppiche zu sehen, Stickarbeiten, Silberschmuck und tolle Holzschnitzereien, früher wurden alle Türen sehr aufwändig geschnitzt.
Nächste Station war ein Islamisches Zentrum, mit riesiggroßer neuer Moschee, ein Raum wurde gerade aufwändig mit Gipsstuck gestaltet und von mehreren Dekorateuren auf Gerüsten farbig bemalt. Gegenüber lag eine alte Medrese, längst nicht so gigantisch wie in Buchara und Samarkand. Das Wichtigste hier war: ein kleines Museum mit dem Original eines Korans aus dem 7. Jh, geschrieben auf Antilopenhaut, das der Herrscher Amir von einem Kriegszug aus Persien mitbrachte. Ein Buch, aufgeschlagen ca 2 m breit, ca 60 cm hoch und sicher 30 - 40 cm stark. Die Schriftgröße ist 10-15 cm.
Das hat mich sehr beeindruckt, auch wenn ich nicht islamisch gläubig bin. Anfang des 20. Jh hatten russische Wissenschaftler das Buch nach St Petersburg “entführt“, wo 50 handschriftliche Kopien gefertigt wurden.
Über Umwege kam dieser wertvolle Koran wieder nach Usbekistan und wird da als Schatz geschützt und bewacht.

Letzter organisierter Programmpunkt war der Besuch des Basars von Taschkent, dem größten in Zentralasien.
In der großen, kreisrunden Halle für Fleisch und Milchprodukte stapeln sich schier unübersehbare Berge von Fleisch und viele, viele Menschen stehen als Händler oder Fleischzerleger hinter den Theken.
In der oberen Etage gab es Nüsse, Rosinen, Kekse u.ä., es ist mir völlig unklar, wie diese Massen verkauft werden sollen.

Nun ging's in den Untergrund. Die Taschkenter Metro hat drei Linien, aber Pläne gibt's nicht. Selbst zurechtfinden, lautet die Devise. Alle Stationen sind reich verziert, mit Marmor verkleidet. Wir fahren zur Station Kosmonaftkaja, an den Wänden Bilder von Kosmonauten, Forschern der Raumfahrt u.ä.

      

Nun endet die geführte Tour in Usbekistan, wir langen in unserem Hotel an, holen unsere eingelagerten Gepäckstücke ab, ausruhen und packen für die Heimreise morgen.
Erst am Abend kommen unsere drei  Individual-Stadttouristen zurück und haben viel erlebt, aber auch viel zu Fuß marschiert.
Um 18 Uhr ist Treff der  Gruppe in der Rezeption zum Abschieds-Abendessen. Siroj führt uns in ein gutes Restaurant, es gibt sogar feines europäisches Essen.
Zum Abschluß einen letzten Wodka ! Und Verabschiedung und Danke ! an Siroj.
Morgen heißt es sehr früh aufstehen. 5 Uhr fährt unser Taxi zum Flughafen.

 

Sonntag, 8.9. ,Heimreise
Ohne Frühstück ging's 5 Uhr los, am Flughafen übliche Sicherheitskontrolle, Gepäckaufgabe, nochmal Passkontrolle und dann war noch Zeit für einen Kaffee. Der kostete hier 35.000 Som, 3,50 €.  So teuer, wie sonst ein ganzes Abendessen in Usbekistan.
Der Flug bis Istanbul dauerte ca 5.5 Std, wir flogen nach dem Kaspischen Meer nördlich vom Kaukasus und plötzlich, der Elbrus war unter uns zu sehen. Ein Highlight für mich.

Im riesigen Istanbuler Terminal hatten wir wieder viel Zeit, sogar shopping war angesagt im einzigen türkischen preislich sehr annehmbaren Bekleidungsshop. Mit Kleidung für  35 € kam ich nach 2 Std wieder heraus..
Der letzte Flugabschnitt von Istanbul nach Salzburg war fast eine Std verspätet und Salzburg begrüßte uns unwirsch. Kälte, 10°C, Regen, Brrr..
Mit Angelas rotem Flitzer sausten wir nach Rosenheim, ich packte sofort und langte halb 10 in Hedo am WoMo an.

Tee kochen, Heizung anwerfen, durchschnaufen......ich bin zuhause. Gesund.


Es war ein unglaublich erlebnisreicher Urlaub, neue fremde Welten zu sehen und hautnah zu erleben, sehr neugierige , freundliche Menschen zu treffen.

Auf jeden Fall eine Reise wert.

.....und die angebotene Alkohol-Entgiftungskur konnte ich gerade noch abwenden.

Für ein richtiges Fazit brauche ich nochmal ne ruhige Stunde.