Die ersten drei Monate in 2018 lebte ich in Herrmannsdorf und unternahm einiges:

viele Spaziergänge rund um Herrmannsdorf und Skilanglaufen in einem herrlichen Winter, Besuch und Kennenlernen einer Gemeinschaft bei Augsburg, eine winterliche Reise nach Holland zu meinen Kindern und Enkeln mit Schlittschuhlaufen, Konzerterlebnis und Radeln in Amsterdam, Geburtstagsfeier mit Hausmusik, ein Kurzbesuch in Dresden und 4 Tage in der Hütte im Alpbachtal/ Österreich mit Schneeschuhwandern.

Nach dem Auszug aus meinem Dachgeschoß-Zimmerchen in der WG Ende März war ich praktisch wohnungslos. "Unterschlupf" bekam ich erstmal in Dresden bei meiner Verwandschaft und bei Freunden. Ab Anfang April war herrliches Wetter, das ich in Dresden und Umgebung für schöne Ausflüge nutzen konnte. So z.B. Wandern in der Sächsischen Schweiz, im Schloßpark Moritzburg und in der Dresdner Heide, Besichtigung mehrerer toller Höhepunkte in Dresden wie die Brücke "Blaues Wunder", die Villen im Stadtteil Loschwitz, die Kunstausstellungen im "Grünen Gewölbe" und im Albertinum. Und natürlich war es auch eine schöne Zeit bei meinem Bruder und Frau und bei meinen betagten Eltern. Auch Freunde in Chemnitz konnte ich wieder einmal besuchen und mit ihnen die hügelige Umgebung an der Zschopau mit Radel erkunden. Dann ging`s zurück zur Abholung meiner neuen Errungenschaft.

...und hier ein kleines Blitzlicht von meinem Aufenthalt in der WG mit drei jungen Männern ! :

Herrmannsdorf, WG Nr. 5

(im Februar 2018)

In der Küche sah es wieder aus, als wären alle mitten beim Essen wegen Feuer davongerannt.

Aber... kein Alarm und keine Anzeichen von Katastrophen, wenn ich vom leichten Fleisch-Zwiebel-Branntgeruch absehe.

Ich möchte mich zum Essen an den Tisch setzen.

Mein Vorsatz, den WG-Mitbewohnern nichts nachzuräumen und zu putzen, bröckelt.

Wütend klatsche ich den Putzlappen ins Becken.

Brotkrümel auf dem Tisch, Zwiebelreste am Boden, verklebte Teller in der Spüle, Ketchupkleckse auf dem Herd.

Mich ekelt und wieder räume ich auf, fülle die Spülmaschine, putze den groben Holztisch.

Es dauert nicht lange und ich habe meine gewünschte Ordnung und einigermassen Sauberkeit.

Ob sie es überhaupt bemerken?

Ob die Vorbildrolle wirklich hilft?

Soll ich ihnen meinen Zorn zeigen?

Wie sage ich es ihnen?

Die jungen Metzger-Azubis kommen an dem Abend halb 9 nach Hause und hängen schweigend, ihr Brot mampfend im Stuhl.

Ich erfahre, dass sie nach dem Berufsschulunterricht nachmittags noch in die Arbeit gegangen sind. 40% der Metzger sind krank.

Am nächsten Tag verlasse ich mich nicht auf ihr Kommen. Ich teile die schweren Pakete mit den neu gekauften Schuhregalen unten im Auto und trage die Teile einzeln hoch in die 2.Etage. Der Akkuschrauber surrt und Freude kommt auf über mein handwerkliches Tun.

Die Männer verlieren kein Wort des Dankes darüber. Ihre Schuhe bleiben kreuz und quer im Flur liegen.

Es ist wohl nur meine Vorstellung, die sich daran störte.

Zwei Tage später kehre ich abends spät heim.

Irritiert wandert mein Blick in der Küche umher.

Alles ist sauber und blitzt, Handtücher sind gewechselt, Wäsche hängt zum Trocknen.

Einer schraubt gerade den von mir gekauften Kleiderhaken an.

Ich freue mich und lächle.

Mein Dankeschön brauchen sie nicht und brummen etwas Unverständliches.