Dienstag, 28.07.
der Tag beginnt in Lütow auf Usedom und weil es heute viel angenehmer ist als gestern und ich seit Samstag nicht mehr geduscht bin, radele ich nochmal zum Achterwasser ins NSG Gnitz.
Kein Wind, also rein ins Wasser, herrlich, überhaupt nicht kalt heute.
Gegen Mittag rüste ich mich und dann geht`s gegen 14 Uhr endlich los auf meine 4wöchige Reise nach Polen.
Verfluche mein Navi, das mich über 500 km Autobahn über Szczecin führen will, ich will doch den kürzeren Weg über Swinoujscie an der Küste nehmen. Die Straße in den ersten polnischen Ort hinein ist noch immer ein harter Flickenteppich. Ich finde das Tauschbüro wieder, wo ich vor 3 Jahren schon war. 1€ sind rund 4 Zloty.
Kostenloses Fährboot über die Swina, bei der Auffahrtsrampe demoliere ich meine Einstiegsstufe - wieder einmal.
Dann liegen über 300 km vor mir, ich will zur Halbinsel Mierzeja Helska nördlich von Gdynia.
Meine Entscheidung, die Landstraßen in Küstennähe zu fahren, kostet mich viel Zeit. Viele enge Alleestraßen, teils ausgefranste Straßenränder erfordern ständige Konzentration. Für Besichtigungen unterwegs habe ich keinen Blick. Aber für die Landschaft schon, große reife Getreidefelder, ab und zu ein Storch und einmal wechselt ein Reh seelenruhig die Fahrbahn vor mir. Von der Ostsee sehe ich nichts, davon bin ich entfernt. Schade. Ich schaffe es heute nicht bis zur Halbinsel Helska. Die fast 6 Std für 300 km sind doch realistisch.
Bei Slupsk, suche ich unter „park4night“ einen Platz und finde kurz hinter Lubuczewo in einem Dorf am Friedhof meinen Nachtplatz. Ruhig und Unbeobachtet. Super. Und direkt am Wald, günstig für`s Pipi.
Mittwoch, 29.07.
Die Nacht war wunderbar, ich frühstücke ausgiebig und bei gutem 4G Empfang wird bissl gesurft.
Gegen 11 erst fahr ich los, heute 2 Std für 80 km bis zur Halbinsel, ich wollte es nicht glauben, aber die Straße gaben nicht mehr her. So eng, sehr viel Verkehr, ich bin irritiert, auf diesen kleinen Straßen, wer ist da alles unterwegs? Mehrmals fast von der Straße gerutscht, Randstreifen gibt es nicht, aber gefährlich nahe Alleebäume, manchmal Huckelpiste oder Flickenteppich. Zweimal Glück gehabt, daß der Spiegel nicht hops ging. Oje.
Ab Karwia an der Ostseeküste wurde der Verkehr massiv, viele, viele Menschen sind in den Orten auf den Straßen ( heute ist kein Badewetter) , das ist hier ein durchgängiges Massen-Ferienrevier. Und ich hatte eine Naturschutzzone auf der Halbinsel erwartet. Von Ruhe keine Spur, Stau, Auto an Auto. Die Natur - Kiefernwald und Sand- wird vergewaltigt.
Auf der Hälfte der Insel, gegen 14 Uhr, gebe ich erstmal entnervt auf, schwenke auf einen Parkplatz ein. Am Automaten kann ich nicht zahlen, habe nur Hunderter Scheine. Ein nettes Paar gibt mir für 1,5 Std ihr Restticket.
Viele Kytesurfer sind bei dem heftigen Wind auf dem Wasser, so viele bunte Schirme. Nur der erwartete Sandstrand ist das hier nicht. Der liegt auf der anderen Inselseite, zu der man nicht hinkommt, eine Bahnlinie versperrt die Fahrt dahin.
Erst mal beruhigen und Teepause, dann radele ich in den nahen Ort, am Kiosk wechsele meinen Hunderter-Schein. Prima, nun könnte ich die 15 Zl Parkgebühr zahlen.
Aber nun, neuer Mut, ich versuche es nochmal und fahre bis zum letzten Ort der Insel nach Hel, mal sehen, ob aus dem Tag noch was wird.
Noch immer sind sehr viele Leute dorthin unterwegs, ich bin skeptisch wegen Parkmöglichkeiten.
Aber Glück habe ich dann, in einer Wohnstraße ist der Parkautomat defekt, was hilft`s, ich bleibe kostenlos stehen und radele auf der Suche nach dem Strand los. Meine Nase war gut, nach 1 km durch Wald begann der Sand, eine große Dünenlandschaft erstreckt sich vor dem Meer. Und dann endlich, ich bin an der Ostsee, herrlich breiter, feinsandiger Strand. Schuhe aus und am Strand entlang gewandert, immer weiter. Ein Seehund liegt seelenruhig am Strand.
Fast eine Std laufe ich am Wasser und erreiche die südöstlichste Spitze der Halbinsel. Na, das war jetzt aber ein versöhnlicher, wunderschöner Abschluß dieses verkorksten Tages. Und nun guckt auch noch die Sonne raus und es wird etwas wärmer.
Auf dem Rückweg sehe ich, daß ein zweiter Seehund sich zum ersten gesellt hat.
Der Sandstrand soll sich die ganze Länge der 35 km Halbinsel hinziehen, verständlich, daß viele diesen tollen
Strand nutzen wollen. Aber in den Orten ist es ein einziges Massengewimmel. Das ist nichts für mich.
Zurück am Auto stelle ich fest, daß jetzt der Parkautomat wieder funktioniert, Mist, ich hätte vorhin ein Foto davon machen sollen. Bin gespannt, ob mich ein Knöllchen aus Polen dann zuhause erwartet.
Am Ortsausgang von Hel finde ich Platz neben einem deutschen WoMo auf einem kleinen kostenlosen Straßenparkplatz. Hier bleibe ich.
Ich koche und richte mich ein.
Mal sehen, ob das Wetter morgen noch einen Badestop erlaubt. Ansonsten ade, Ostsee.
Bis in die Masuren ist es auch noch weit.
Donnerstag, 30.07.
Ich bin seit 6 Uhr wach. Der Straßenrand ist doch kein idealer Übernachtungsplatz. Also entschließe ich mich, die Morgenstunde zu nutzen und aus der Halbinsel herauszufahren. Kaum Verkehr, wie wunderbar, nur paar Morgenjogger oder Straßenkehrer sind schon auf.
Im Ort Jastarnia, angeblich dem schönsten der Insel, lockt mich die Aussicht am Hafen, hier frühstücke ich. Bis 9 Uhr ist auch dieser Parkplatz noch kostenfrei. Mit meinem Kanister bin ich auf der Suche nach Wasser, in jedem Hafen gibt es doch einen öffentlichen Hahn. Der hier ist aber ziemlich versteckt, ein Fischer bringt mich hin. Leider haben sie keinen Frischfisch zu verkaufen, das Boot wird gerade repariert.
Nun aber los, aber sehr weit komme ich nicht. Ein Lidl lockt mich, dort drinnen brauche ich Zeit, um alle polnischen Angebote zu mustern. Mit Bier, frischem Gebäck, Obst und Süßem gehts weiter....aber nun hab ich den Salat!
Um 11 ist der Rückreiseverkehr in vollem Gange, außer mir wollen noch paar mehr dem trüben windigen Wetter entkommen. Diesem fiel auch mein gewünschter Badestop zum Opfer. Stattdessen verbringe ich im Stau 2,5 Std für 30 km. Fast apathisch zuckel ich mit und rege mich nicht mehr auf, selbst schuld.
Vorbei an Gdynia, dann endlich gehts auf die Autobahn. 200 km und die fahren sich dann flott, diese Autobahn hat keine Mautkosten.
Mein Ziel heute ist Olsztyn, die Hauptstadt der Wojewodschaft Masuren/ Ermland. Etwas außerhalb liegt der kleine Zeltplatz Ukiel. Mal abgesehen von der ruckligen Anfahrt erinnert der mich in allem an unsere Zelturlaube in den 80ern in der Tschechei. Sehr großzügig, viele Zelte von Kanuten, Wiese und ich gucke vom Stellplatz auf den See unterhalb. Die Sanitäranlagen sind einfach, nicht sauber, leider. Aber es gibt Strom, Spülbecken für`s Geschirr und einen Heißwasserkocher daneben.
Die ehemalige Rezeption ist von Unkraut überwuchert, der deutsch sprechende sehr nette Betreiber kommt persönlich herum.
Nach dem Abendbrot rüste ich mich zum Duschen. Leider hatte ich wohl die falsche Zeit gewählt.
An der Außenwand der Baracke spülten mehrere polnische Männer in langwieriger Kleinarbeit mit viel Wasserverbrauch ihr Geschirr. Immer wenn sie auf den Wasserdruckknopf drückten, knallte und rauschte es und drinnen in der Dusche war das Wasser eiskalt. So stand ich nackt, angefeuchtet und wartete und hoffte, daß sie bald fertig sein würden. Zitternd werden 15 min zur Ewigkeit.
Mit dem Rest laukalten Wassers wusch ich dann mutig meine Haare. Der folgende Schnupfen wird jedenfalls nicht durch Corona verursacht sein.
Zurück am Zuhause, hieß es „flott, flott“, die polnischen Kanuten saßen in großer Gruppe schon am Lagerfeuer, zeichneten die Besten eines Wettbewerbs aus und dann wurde die Gitarre ausgepackt. Lieder erklangen und wirklich alle sangen mit. Ich hatte in der deutschen Ecke Platz genommen, eine Chemnitzer Familie und ein Kölner Vater mit Söhnen, der aus Schlesien stammte und somit zweisprachig war. Es wurde ein sehr schöner Abend, dreimal wurde eine Schnapsflasche gereicht, dank Corona-Vorsichtsmaßnahmen tranken alle aus einem Schnapsgläschen!
Gut geräuchert hängte ich meine Jacke zum Auslüften draußen auf und war sehr glücklich, dies erlebt zu haben. Hoffentlich finde ich noch mehrere solcher Plätze.
Freitag, 31.07.2020
Sehr grau und kalt präsentierte sich der Morgen. Ich entschied zu bleiben und den Tag zum Relaxen und Stadtbummel zu nutzen. Bissl innen geputzt, Fußmatten geschrubbt und gegen 12 schwang ich mich auf`s Rad. Das Städtchen ist 8 km entfernt.
Allensbach, so hieß der Ort früher, als er noch deutsch war. Bis 1945 gehörte er zu Deutschland, dann wurde er im Potsdamer Abkommen Polen zugeschlagen. Sowohl die Grenze der UdSSR als auch die polnische wurden nach Westen verschoben und die Bewohner mit.
Die Deutschen, die in der Hitlerära die Juden vertrieben und umgebracht hatten, wurde nun von den Polen vertrieben. Obwohl ich die Schrecken der Vertreibung aus einer seit Generationen bewohnten Heimat verstehe, das Auftreten der Vertriebenenverbände (noch in den 1990er Jahren, als ich nach Bayern kam) fand/ finde ich anmaßend und suspekt.
So wie ich es in der DDR gelernt hatte, benutze ich auch die polnischen Ortsnamen und nicht die früheren
deutschen. Für mich ist das die Anerkennung der Nachkriegsgeschichte.
In Olsztyn wurde einiges getan, um das Zentrum des Städtchens attraktiv zu machen. Trotzdem sieht man noch immer an manchen Gebäuden bröckelnden Putz und an vielen, daß der letzte Farbanstrich schon sehr lange zurückliegt.
Eine große Basilika, die auch vom polnischen Papst geweiht wurde, ein Schloß ( drinnen ein Museum), ein sehr altes Rathaus (heute Bibliothek) aus dem 14. Jh mit einer über die Hausecken angebrachten Sonnenuhr, der Marktplatz, ein noch erhaltenes altes Stadttor, ein sehr üppiges Gebäude der polnischen Post,
es gab einiges zu bewundern. Viele Cafes und Eisdielen lockten die Spaziergänger, es war ja kein Badewetter für die umliegenden Seen.
Nikolaus Kopernikus war mehrere Jahre in dieser Stadt als Verwalter
tätig, davon künden ein paar Plastiken. Die 1938 abgebrannte Synagoge wurde leider nicht wieder aufgebaut, ich fand auch keinen Hinweis, wo sie stand.
Zurück am Campingplatz begann es zu regnen. Ist das nun Pech mit dem Wetter oder Glück, daß ich noch trocken zurück kam?
Aber am Abend leuchtete sogar mal die Sonne den See an- aber nur kurz.
Samstag, 01.08.2020
Sehr früh war ich schon wach und bekam den Sonnenaufgang mit, schnell mal rausgehuscht vor Freude. Die zweite Schlafrunde dauerte dann bis nach 9. Meine Nachbarn aus dem Kölner Raum hatten schon fertig gepackt. Ich bewunderte den “Klappfix“ ( ein Wohnanhänger zum Zusammenklappen), moderner und größer natürlich.
Auch mit der Chemnitzer Familie hielt ich noch einen Abschiedsplausch.
Der Campingwart kam zum Kassieren vorbei, völlig ungeniert nahm ich den Preis zu Kenntnis: WoMo mit Strom, 1 Person, 2 Nächte = 60 Zl =
15 € !!! Damit sind die unsauberen Toiletten fast verziehen.
In Olsztyn tankte ich noch voll, der Liter Diesel kostete 4,25 Zl = 1,06 €, das ist günstiger als zuhause.
Angesichts des besseren Wetters habe ich mich entschieden, noch etwas im Land der Masuren zu erkunden. Bei der Stadtausfahrt von Olsztyn mußte ich eine große Ehrenrunde drehen, mein Navi erkannte wieder mal die neu gebaute Schnellstraßenkreuzung nicht.
Der Tip vom Kölner: Swieta Lipka = eine prunkvolle Wallfahrtskirche, nördlich von hier inmitten der großen Seenlandschaft. Ursprünglich war es eine Mutter Gottes Statue an einer Linde, die Gläubige geheilt hatte. Natürlich vervielfältigten sich die Wunderheilungen, eine Kapelle entstand, wurde erweitert und schließlich wurde 1687 eine Basilika erbaut. Ob die Wunder heute noch geschehen, war nicht herauszufinden. Auf jeden Fall soll dieses Heiligtum eines der wichtigsten Pilgerziele der Polen sein.
Heute Nachmittag war aber nicht so viel los. Ob man in den Ferien nicht so pilgerfreudig ist?
Eine wirklich prunkvolle Kirche, von innen und außen, umgeben von einem Kreuzgang.
Und brav sind sie alle, die Polen. Alle gingen mit Mundschutz hinein. Da kommt keine heilige Stimmung auf, ich blieb tapfer ohne Mundschutz...und siehe da, keiner hat mich ermahnt oder wieder rausgeworfen.
Nach kurzer Wartezeit begann um 15 Uhr ein 10 min- Orgelspiel für die Besucher. Alle guckten zur - wirklich prächtigen - Orgel nach hinten oben, dann erkannte ich warum: goldene Heiligenfiguren wackelten im Takt des Spiels mit, drehten und verbeugten sich, Bläserengel trompeteten in den Himmel der Basilika. Das Orgelspiel war schön, aber die Figurenwackelei kam mir wie Jahrmarkt vor.
Wallfahrt mit der Bitte um Heilung ist doch was ganz Ernstes, oder?
Aufmerksam wurde ich auf eine Gruppe Menschen, auch mit Kindern, die alle schwarze T-Shirts trugen, Vorderaufschrift: „Masuren 2020“,
naja, eine normale Reisegruppe denkt man. Aber der Schriftzug hinten lautete: „Sturmtrup Leipzig“ (wirklich mit nur einem p). Auch google konnte meinen Verdacht einer rechtsextremen Gruppe nicht
aufklären, einen „Sturmtrupp“ auch in Bezug auf Leipzig gab es in den 1930er Jahren als Gruppe von Pfadfindern. Mit Leipziger Pkw und polnischem Kleinbus fuhren sie davon. Ich war sehr
irritiert.
Weitere 70 km vorbei an Getreidefeldern mit Störchen und über z.T enge Alleestraßen, zwischen zwei großen Seen, in der Nähe von Gisycko erreichte ich am frühen Abend den Tip Nr 2: Camping Sonata.
Direkt am Wasser, sehr saubere Sanitäranlagen, Brötchenservice und es kostet pro Tag: 40 Zl für`s WoMo und 12 Zl für mich, ohne Strom also 13 €. Auch dieser Platz ist sehr großzügig, keiner kommt dem andern zu nahe. Die Polen meist in Zelten, die Deutschen im WoMo oder Wohnwagen. Große und kleine Kinder jagen über den Platz, man klettert, schaukelt, spielt Fußball, Ball über die Schnur und Federball ( dazu hätte ich auch mal wieder Lust), sucht unterm WoMo die Katze und genießt das Da-Sein.
Ich auch, ....und die letzte Abendsonne vor meinem basecamp.
Abendliches Feuerchen nur im Familienkreis, alles anständig still.
Sonntag, 02.08.2020
Ich genieße heute noch einen Relaxtag auf Camping Sonata. Bis Mittag jedenfalls, war schwimmen, der See ist herrlich, das Wasser sauber und es geht sehr allmählich auf Sandboden ins Wasser.
Von Dresdner Nachbarn erhielt ich Tips und von Berlinern eine detailliertere Karte.
Also rauf auf`s Radl, links raus aus dem Campingplatz und auf der schönen fast ebenen Straße konnte ich gut strampeln. Was gab`s zu sehen: schöne Badestellen, eine Brücke über die Verbindung zweier Seen, einen kleinen Hafen und im Ort Sztynort= Steinort ein ehemaliges Herrenschloß, der Palast Lehndorff, der zZ mit Unterstützung der TU Dresden und einer Münchner Firma restauriert wird.
Das war mir noch zu wenig an Strecke, also weiter die Straße lang und auf einem sehr ruppigen Feld-/Wiesenweg in der Runde zurück nach Sztynort.
Plötzlich, so ein Zufall, dies zu finden, mitten im Wald endete der Weg an einem Turm, der aber im 19. Jh die Erbbegräbniskapelle der Familie Lehndorff war. Der Architekt war Friedrich August Stüler, aus Mühlhausen gebürtig. Einige sehr alte Grabkreuze mit Sterbedatum 1880er Jahre waren noch vorhanden. Ein mystischer Ort. Spannend.
Über solche Zufallsentdeckungen bin ich immer total glücklich.
Zum Ausklang der Tour kehrte ich im SB-Fischrestaurant ein, und habe lecker und üppig gespeist.
In sehr flottem Tempo strampelte ich in 20 min zum Zeltplatz zurück, zahlte meine Gebühren und werde morgen abreisen.
Bissl schade, denn dieser Platz lädt noch zum Bleiben ein.
Montag, 03.08.2020
Als erste vom Campingplatz bin ich morgens gegen halb 8 im Wasser, ohne Sonne, aber schön erfrischend.
Dann hole ich meine bestellten frischen Backwaren ab und richte mich und das Auto zur Abfahrt.
Naja, es wird wieder nach 10 Uhr. An diesen gemütlichen Platz werde ich noch öfter zurückdenken, mal sehen, welche Qualitäten noch kommen.
Ich entschließe mich doch, noch etwas nach Norden Richtung Dreiländer-Eck ( Polen, Litauen, Weißrussland) zu fahren. Es soll noch ein sehr schönes Kloster zu besichtigen geben, nahe Suwalki. In diesem Ort bin ich vor drei Jahren schon gewesen, kurz vor dem Grenzübertritt nach Litauen. 2 Std Fahrtzeit für ca 100 km sind es aber doch wieder. Im Dorf Stary Folwark parke ich kostenlos , inspiziere die belebte Badestelle. Das Kloster Wigry liegt auf der anderen Seite vom gleichnamigen See. Dahin radele ich und lasse das Auto hier im Ort sicher stehen.
Kurz vor dem Kloster stoße ich auf den Radweg „Green Velo“, ein EU-Projekt, der beginnend an der Ostsee die nördliche und östliche Außengrenze von Polen durchläuft, fast 2.000 km lang.
Vielleicht finde ich mal ein Stück zum Radeln darauf.
Das Kloster Wigry dann war den Umweg nicht wirklich wert. Sehr viele Baumaßnahmen gerade, die vieles absperren, die Klosterkirche reich geschmückt und 4 kleine Räume, die an den Besuch des polnischen Papstes erinnern. Das war`s dann schon wieder. Nichts, was mich vom Hocker gerissen hat.
Nach einer süßen Stärkung fahre ich noch die letzten 30 km zum heutigen Campingplatz, ganz nah an der weißrussischen Grenze. In Bryzgiel ist der Camping Widok gut ausgestattet, auch ein Restaurant gut besucht. Es kostet 55 Zloty, knapp 15 € ohne Strom pro Nacht. Ich bekomme einen Logenplatz auf der obersten Terasse, zwei Etagen darunter sind nur polnische Urlauber . Der Blick auf den See ist sehr schön.
Der Abend ist noch warm, also spielen und schwatzen die Polen noch lange draußen. Kinder toben, man spielt Federball, angelt, grillt und wärmt sich am Feuer.
Also, ich dachte ja, ich käme ich ein abgelegenes, einsames Gebiet, aber denkste, hier ist auch noch viel Autoverkehr und das volle Leben.
Dienstag, der 04.08.2020
Als ich um 8 aufstehe, fahren meine Nachbarn, die Niederländer mit 3 Kindern schon vom Platz. Schade, bin gar nichts in`s Gespräch gekommen mit ihnen. Ansonsten sind es nur Polen hier.
Daß die im Urlaub sind, erlebe ich dann beim Warten am einzigen ! Abwaschbecken ( auch nur eine Dusche für einen großen Platz). Die polnische Hausfrau spült unter fließendem Wasser mit eingeschäumtem Schwamm und zwar sehr !!! gründlich und bedächtig. Daß sich hinter ihr eine Warteschlange von 4 Waschschüsseln bildete, was störts?
Nun hatte ich die Chance, den Nachfolgenden zu zeigen, daß es auch schneller geht.
Indessen war es kurz vor 10, also sputen, meist ist bis 10 Uhr Abreise gefordert. Naja, hier konnte man sich die Schranke zur Ausfahrt selber öffnen.
Es ist sehr warm und schwül, noch nichts vom angesagten Regen zu spüren.
Das änderte sich eine Stunde später. Da war ich am nicht so weit entfernten Ziel angekommen, inmitten viel Wald ein Ausflugsziel: Studzieniczna, nahe bei Augustow, noch nördlich von Bialystok.
Mich interessierte der Urwaldpfad laut WoMo-Führer. Doch zunächst merkte ich, daß die Polen nur den Besuch der Holzkirche und der Kapelle im Sinn hatten. Weiter ging ihr Spaziergang nicht. Schließlich war hier auch der polnische Papst zu Besuch gewesen.
Also zurück, aber den Pfad fand ich nicht. Dafür wieder die Radroute Green Velo, die allerdings auf einer sehr sandig-steinigen „Straße“ entlangführte.
Es begann zu regnen, aber egal, jetzt muß ich wandern!
Ziemlich einsam und eintönig ging es durch den Wald, Radler waren heut fast nicht unterwegs, dafür einige Autofahrer im Wald. Auch die Polen, wenn sie dicke Autos fahren, donnern über die Holperstrecke, wahrscheinlich fliegt man dann fast über die Bodenwellen.
Es gab massig Maiglöckchen-Pflanzen in diesem Wald, das Frühjahr muß ne Augenweide sein.
Ich hatte mich, nun schon recht eingefeuchtet, fast zur Umkehr entschlossen, da zeigte ein Schild nach „Czerpania Wody“, ich übersetzte mir dies mit „Schwarze Wasser“, das stimmt wohl nur für`s Wasser.
Aber nach einem km kam ich am Kanal an, den hatte ich ja gesucht. Der Augustow-Kanal, 102 km lang, verbindet zwei Flüsse, heute sind 80 km in Polen, 22 km in Weißrussland gelegen. Gebaut wurde er im 19. Jh, damals für die Holzflößer, heute ist er Touristenmagnet. 18 Schleusen, davon 14 in Polen regeln die Wasserhöhe.
Ich erreichte also eine der Schleusen und hatte richtig Glück, ein Ausflugsschiff und ein Paddelboot wurden um den Höhenunterschied zwischen Kanal und See von 1,8 m geschleust.
Der Schleusenmeister muß körperlich ran, die Schleusentore dreht und schiebt er noch mit Muskelkraft auf und zu, bei dem Regenwetter eine glitschige Angelegenheit auf den Holzplanken.
So hatte meine Wanderung doch noch einen Höhepunkt und der Rückweg von 4,5 km fiel im Regen dann leichter.
Ziemlich nass schlüpfte ich froh in mein trockenes Zuhause und verbrachte den Rest des Tages hier am gepflasterten Parkplatz während herum alles schwamm.
Meine Selbstaufnahme im Regen kam mir zunächst komisch vor, bis ich bemerkte, daß ich versehentlich den "Fischaugen"-Modus eingestellt hatte. Zum Schluß noch das normale Foto.
Aber: einen schönen Menschen entstellt nichts !
Mittwoch, der 5.8.2020
Meine Übernachtung am Ausflugs-Parkplatz Studzieniczna war ohne Störung und am Morgen schien die Sonne. Das macht fröhlich. Während meines Frühstücks rollten schon wieder die ersten Kirchenbesucher an, sogar eine ganze Busladung Ferienkinder.
Auf der Suche nach einem Geldautomaten stattete ich der Stadt Augustow einen Kurzbesuch ab und nutzte das gute Internet-Netz anschließend im WoMo noch für die Aktualisierung meiner blog-Einträge.
So, nun auf, heute will ich den Nationalpark Biebrzanski besuchen. Ich wählte ein kleines Sträßchen über Jasionowo aus, das direkt durch den nördlichen Teil des NP führt.
Zunächst war ich überrascht, hatte ich doch Urwald erwartet, aber es handelt sich um ein weitläufiges, sumpfig-mooriges Flußtal der Bibrza. Durch ein offenes, feuchtes Wiesenland schlängelt sich das kleine, flache Flüßchen dahin. Es soll hier sogar Elche geben, Luchse, Biber und viele Vögel.
Die Straße kreuzte zunächst wieder den Augustowski-Kanal und führte dann direkt am Ufer der Bibrza entlang. Das sah in der Sonne glitzernd oft malerisch aus, immer wieder konnte ich auch Störche beobachten.
Aber so schön die Landschaft aussah, auf der Rüttelpiste hatte nicht nur mein Auto, sondern auch die Radler auf dem Green Velo mit waschbrettartigen Querrillen, Sand, Staub, tiefen Pfützen zu kämpfen. Mein Auto ächzte gewaltig, die Erschütterungen, trotz nur 20 kmh, führten zum Absturz sämtlicher aufgehängter Sachen drinnen bei mir. Von der eh schon defekten Einstiegsstufe fiel eine untere Metallleiste ab.
Mal sehen, was noch übrig ist, wenn ich wieder daheim bin.
Mit einem Radler, der mich und ich ihn abwechselnd „überholte“ machte ich nette Bekanntschaft.
Die jungen Leute aber, die ihre Hausbootartigen Wassergefährte (das Zelt war auf dem Dach montiert) durch das flache, verschilfte Flüßchen stakten, kamen noch viel langsamer vorwärts.
Das Städtchen Goniadz, als guter Ausgangspunkt in den NP beschrieben, erwies sich als stilles Landkaff, eine Info für Touristen gab es nicht.
So kurvte ich noch kreuz und quer eher Richtung Südosten, in den Dörfern tauchen immer mehr Holzwohnhäuser auf. Gab es in den Masuren ausschließlich Getreideanbau, so waren es jetzt Rinder auf den Weiden und Mais und Getreide im Wechsel.
Mein Ziel zum Übernachten war Czarna Bialostocka. Aber der schöne Parkplatz am See war wegen Bauarbeiten gesperrt. Also war auch diese mit Kopfsteinpflaster gekrönte Strecke für die Katz .
Wieder mal auf meiner App Park4night fand ich dann den heutigen Platz, aber nochmal 30 km entfernt. Es wurde schon langsam spät. Bialystok kurz gestreift und von da noch 20 km nach Nordosten. Ca 8 km hinter Suprasl, knapp nach Sokolda bog ich von der kerzengeraden und super hergerichteten Straße Richtung weißrussischer Grenze ab und war baff erstaunt. Was für ein Kleinod, so ein toller Platz. Eine große freie Wiese mit Picknick-Plätzen und Feuerstellen, ringsum Wald. Einige Feuer brannten und es zog Rauch in den Himmel. Schnell hatte ich „meinen Platz“ eingenommen und war sehr froh, daß ich beim Einkauf zuvor heute auf Convienience-Produkte gesetzt hatte. Krautgefüllte Pelmeni und Hühnchennuggets waren schnell fertig gemacht, dazu ein kaltes polnisches Bier.
Prost und schon ist es dunkel. Mücken sind ungeliebte, späte Gäste.
Donnerstag, der 06.08.2020
Der Tag begann faul und gemütlich, das dauerte bis ca 15 Uhr. Bis dahin war Essen, viel trinken, sonnen, lesen und eine sehr kurze Runde spazieren angesagt. Die Sonne brannte vom Himmel.
An meinem himmlisch ruhigen Platz war ich allein, ..... bis auf die 2x, als ein Traktor große Äste an der Feuerstelle ablud. So ein Service hier, da wird auch noch das Feuerholz gestellt.
Wenn jetzt noch ein See da wäre, das Glück wäre perfekt. Die Wisente waren leider nur auf einem Plakat zu sehen.
Am Nachmittag dachte ich dann mal an Weiterfahrt, wollte ich doch den Urwald-Nationalpark Bialowieski PN unbedingt besuchen. Reichlich 100 km waren es, 2 Std zeigte das Navi dafür an.
Zunächst zurück nach Bialystok und von da nach Südosten bis knapp vor die weißrussische Grenze.
Und es waren, bis auf u.g. Ausnahmen heute vorzügliche Straßen.
Im Nachhinein aber weiß ich, wären es nicht unzählige ampelgeregelte Einspurfahrbahnen an Baustellen und die Umleitung gewesen, diesmal wäre ich schneller gewesen. So aber wurden aus 2 dann sogar fast 3 Std. Naja, mit kleinen Pausen, zum Tanken und Pipi. Aber die Straße in den NP wird toll, auch ein Radweg wird daneben gebaut.
Und: ich passierte wunderschöne russisch-orthodoxe Holzkirchen.
Die grüne Kirche habe ich auch innen angesehen, leider mußte ich da auf`s Foto verzichten. Monotoner Sprechgesang von 2 Männern
begleitete eine Trauermesse, der Tote lag offen aufgebahrt im Sarg, keine 4 m vor mir. Und ich war unbedarft in kurzer Hose und Trägerhemd in die Kirche spaziert. Erst angesichts des Toten wurde
mir mein Vaux Pas bewußt.
Auch die Dörfer veränderten sich, je östlicher ich kam, immer mehr Holzhäuser bestimmten das Dorfbild. Manche ärmlich und alt, manche
aber auch wunderschön verziert oder farbig bemalt.
Während der Baustellen-Umleitung war ich sehr verunsichert, ob ich richtig sei, denn es stand immer wieder die Ortsbezeichnung Objazd
angeschrieben. Die fand ich nirgends im Atlas. Irgendwann kam ich auf die Idee, daß dies evtl Umleitung heißen könne, Google Übersetzer gefragt, der hat`s bestätigt.
Gegen 19 Uhr kam ich in meinem Zielort Bialowieza an, der Campingplatz befindet sich in einem großen Grundstück hinter dem Wohnhaus. Zunächst war ich vorbeigerauscht und sah, daß es hintereinander zwei Einfahrten gab. Ich marschierte in`s nächstgelegene, eine Frau, die nur russisch sprach, offerierte mir den Preis von 100 Zl. Ich zog die Brauen hoch, dann ging sie auf 80 runter.
Na so was komisches.
Daraufhin versuchte ich mein Glück im vorherigen Grundstück. Dorthinein bogen im selben Moment mehrere deutsche Fahrzeuge. Der Platz gefiel mir besser.
Eine deutsch-russisch-polnisch sprechende alte, sehr freundliche Frau, die leider sehr gebückt ging, rechnete mir dann pro Nacht 45 Zl aus, also für 2 Nächte (ohne Strom) der Preis einer Nacht im vorherigen Grundstück.
In dem Fall hatte sich meine Skepsis bezahlt gemacht.
Schnell hatte ich mein Abendbrot gerichtet und ich genoß einen wunderbar warmen Abend mit einem Bier Marke „Zubr“. Da mich vom Etikett ein Bär anlachte, war ich dann verwundert, daß Zubr aus dem tschechischen kommt und „Weisheit“ bedeutet. Das nehme ich doch gerne an.
Freitag, 07.08.2020
Das wird ein heisser Tag, nach dem Frühstück schwang ich mich auf`s Rad, um die Gegend zu erkunden. Der Bialowieza-Nationalpark ( Weltnaturerbe) ist ein Urwald, der sich zum kleineren Teil in Polen, zum größeren in Weißrussland erstreckt, der größte in Europa im Tiefland.
Natürlich wollte ich doch so gerne in den Nationalpark. Aber da gab es einige gewichtige Hürden.
In einem Kiosk erwarb ich einen Plan und bekam die Auskunft, daß es morgen um 8 Uhr eine deutsche Führung in den Park gäbe, aber die kostet für max. 6 Leute knapp 400 Zl.....und ich müsse mich um die 6 Leute selber kümmern oder den Preis alleine zahlen. Hä... das ist ja ne Masche. Davon war ich dann eine Weile frustriert, schaute mir den Palastpark an. Hier hatte der russische Zar und vor ihm polnische und litauische Könige ihre Jagdresidenz. Die Gebäude wurden allerdings im 2. Wk stark beschädigt und 1961 abgerissen.... damals hatte man echt noch keinen Sinn für Erhaltung oder gar Wiederaufbau solcher geschichtlicher Orte.
Naja, dann radele ich mal die Umgebung ein wenig ab, und kam nach einem Lehrpfad ( ohne etwas zu lernen), und einem schönen Trail im Wald am Wisent- Reservat an. Hier wurden auf großem Freigelände die hier im Nationalpark heimischen Tiere für Besucher in Gehegen gehalten. Wisente, Kreuzungen zwischen Wisent und Rindern (die gibt`s aber nicht wild), Elche, Wildschweine, Rothirsche, in der Mittagshitze versteckt hatten sich Wildpferde, Wölfe und Luchse.
So bin ich wenigstens zum Anschauen der Wisente (genetisch anders als die amerikanischen Bisons) gekommen, wenn es schon in freier Natur nicht klappt. Sowohl im Gehege, als auch die frei lebenden Wisente vermehren sich hier gut, sie stehen aber auf der Liste der gefährdeten Tierarten. Die hier bis zum Anfang des 20. Jh wild lebenden Wisente sind alle im bzw kurz nach dem 1. Wk abgeschossen und damit hier ausgerottet worden.
So richtig zufrieden bin ich nicht, das hatte ich mir anders vorgestellt. Wahrscheinlich sieht man in einer Natur-Fernsehreportage mehr als vor Ort.
Nach einer schattigen Kaffeepause schwang ich mich noch zu einer Abendrunde auf`s Rad. Besuchte einen Kraftplatz mitten im Wald. Die Bäume waren sehr bemosst und gar wunderlich verkrümmt. Das ist wohl wie mit einem Marienheiligtum, man muß an das Wunder glauben oder sehr sensibel für solcher Art Schwingungen sein.
Schnurgerade sandig-holprige Waldwege kann man weit radeln, aber kein Wisent kreuzte meinen Weg. Allerdings Mücken und Bremsen stürzten sich auf mich, sobald ich pausierte. Ich kam fast an der weißrussischen Grenze heraus und fand zum Abschluß noch eine Gedenkstätte im Wald. An diesem Ort wurde in den 1940er Jahren viele Einwohner Bialowiczas ermordet.
Schon ziemlich spät erreichte ich den Campingplatz wieder und wollte gerade mit Gemüse schnippeln beginnen, als mir die Nachbarfamilie ihren restlichen Topfinhalt zum Aufessen anbot, Linsen mit Gemüse, sehr knackig und lecker. Ein kleiner Salat dazu und ich war mehr als satt.
Morgen gehts weiter nach Süden, mal sehen, wohin es mich verschlägt.
Sa 08.8.2020
Ein heisser Tag beginnt. Ca halb 11 rolle ich vom Platz in Bialowiecza, wie so oft ist mein grobes Ziel Süden, aber näher definiere ich es meist nicht. Zunächst steuere ich ein Kloster an, in Grabarka, wenig östlich von Siemiatycze. Das ist schon das dritte Kloster meiner Reise, dieses hat eine Besonderheit. Vor dem Klosterhügel ist eine Quelle in einem schönen Häuschen eingefasst. Dann steigt man die steilen Stufen des Berges hoch, (die Alten unter den Besuchern haben`s schwer) und steht vor der Klosterkirche. Innen ist alles Prunk, golden glänzt es von Wänden, Decken und dem Interieur. Die Attraktion jedoch liegt außen. Rings um die Kirche sind tausende von großen und kleinen Holzkreuzen aufgestellt, manche schon bemoost oder altersschwach schief. Pilgergruppen, Familien oder Einzelpersonen haben die Kreuze mitgebracht und hier eingegraben.
Der Rundgang zwischen den Kreuzen führt zu einer Andächtigkeit, auch ohne gläubig zu sein.
Da zu jedem Kloster auch Verzehr gehörte, bieten an der Zufahrt Verkaufsbuden Brot und Backwaren an.
Gute Gelegenheit, wieder ein gutes frisches Brot zu erwerben.
Im WoMo-Führer entdeckte ich dann noch einen Tip für einen Badestop in Siemiatycze, den ließ ich mir nicht entgehen. An einem schönen See gab es eine kommerzielle Badestelle und gegenüber am See versammelten sich Angler und Wohnmobilisten. Ich gesellte mich dazu und kam zum Stop, als ich ein WoMo mit dem Kennzeichen EBE entdeckte. Na so was, treffe ich hier auf Ebersberger aus der Heimat? Ich postierte mich daneben. Aber nee, das war ein polnisches Kennzeichen EBE-KM 99, das gibts doch nicht! Wissen die auch noch meine Initialen?
Nach ein/zwei Stündchen, ich war schon schwimmen, kamen die Besitzer und lachten genauso ungläubig wie ich. Wir hatten natürlich was zu erzählen und auszutauschen. Das allerdings war schwierig, Jazek, Bergbauingenieur und ca 45-50, sprach nur polnisch, Martena, die Kontaktfreudige, Kindergärtnerin, ähnliches Alter hatte nur noch Fragmente ihrer schulischen Kenntnisse parat, in deutsch, englisch und russisch. So konnten wir uns aber etwas verständigen, fließende Rede war leider nicht möglich. Aber es war lustig.Sie luden mich zum Essen in einer Bar ein, und am Abend noch zu einem Drink mit den Anglern, die jünger, aber auch keine Fremdsprache konnten. Nach schon zwei Bier in der Nachmittagshitze bestand der Drink aus einem halben Plastbecher Weinbrand aufgefüllt mit warmer Cola. Brav prostete ich mit, die Hälfte des Gesöffs versenkte ich im Gras.
Den besten Teil des Abends trug allerdings Jazek bei, ein großer Mann mit überhängendem Bierbauch in Badehose forderte mich mit alkoholischem Mut mehrmals zum Tanzen auf, vom Ufer gegenüber erscholl nämlich Party-Lifemusik. So alt durfte ich werden, um erstmals am Strand im Dunkeln mit einem Badebehosten zu tanzen, und gar nicht schlecht. Ich sollte öfter zum Tanzen gehen.
Sonntag, der 09.08.2020
Schon früh halb 8 nutzte ich die Chance zum Schwimmen als erste im See. War doch gleich in der Nähe ein Sandstrand aufgeschüttet. Warum aber an dieser sehr schönen Stelle ein Schild mit durchgestrichenem Schwimmer stand, ich verstand es nicht. Der See ist ein Moorsee, braunes Wasser, und beim Reingehen etwas unangenehm schlammig.
Während meines Frühstücks donnerte eine Orangewesten-Streife fast eine Stunde im Motor-Schlauchboot auf und ab. Was das soll?
Nun, ich bin schon wieder verschwitzt, vor der Abfahrt gönne ich mir noch eine kleine Abkühlung. Also marschierte ich zum Sandstrand, stakste ins Wasser und schwamm genüßlich eine Runde.
Beim Herauswaten kam auch das Boot an Land.... und einer der Männer auf mich zu.
Oh, der scheint mich zu meinen. Nach polnisch bietet er mir Russisch an und zeigt mir dann aber stumm das
Schild mit dem Schwimmverbot. Ich tue sehr überrascht und bedanke mich für die Info, von einer Strafe sieht er ab, wahrscheinlich angesichts meines Alters und als Deutsche. Na, Glück gehabt, wenn
man bedenkt, daß ich mindestens 4x hier schwimmen war.
Meine Fahrt sollte nach Süden führen, nach Lublin und in die dortige Gedenkstätte des faschistischen KZ.
Nur hatte ich Treblinka und Majdanek verwechselt. Zum Glück wollte ich nach 20 km die Route prüfen, und war unangenehm überrascht, daß mich das Navi nach Nordwesten führte. Hää!
Also, Zeit und km verloren, umkehren und auf die gute Fernstraße Nr 19 nach Lublin. Der Straßenzustand war recht gut, aber wenn alle paar km eine Ortsdurchfahrt mit 50kmh kommt, braucht man natürlich für 160 km fast 3 Std.
Ich erreichte Majdanek am Stadtrand von Lublin gegen 15 Uhr. Auf einem riesengroßen Areal des ehemaligen KZ-Lagers waren einige der Baracken erhalten. Ein riesiges Monument war ein Blickfang.
In mehreren Baracken waren Ausstellungen integriert, um sich ein Bild zu machen vom Grauen dieses KZ und der faschistischen Tötungsmaschinerie. 80 Tsd Menschen aus vielen Nationen, kamen hier zu Tode, darunter 60.000 Juden, durch katastrophale Haftbedingungen sowie durch Vergasen und Erschießen. Die Operation Reinhardt war ein Tarnname für die systematische Ermordung aller Juden und Roma im deutsch besetzten Polen von 1942 bis 1943.
Den Abschluß meines 2 Std-Rundgangs bildete das Krematorium, ein großer runder Bau in dessen Innerem die Asche Getöteter einen riesigen Haufen bildete. Die Inschrift lautet übersetzt: „Unser Schicksal ist eine Warnung an Euch!“
Montag, der 10.08.2020
Meine Übernachtung am Parkplatz eines Stausees am Rande von Lublin war ruhig, ich zahlte die Parkgebühr, 10 Zl für 12 Std+ Nachschlag 4
Zl für 1 Std am Morgen, für`s Frühstück.....und weiter geht`s nach Süden.
Mein heutiges Ziel war zunächst Zamosc, ein Städtchen, das im 16. Jh nach italienischem Vorbild erbaut wurde. Deshalb sein Beiname „Padua des Ostens“. Innerhalb der rekonstruierten Stadtmauern bewunderte ich vor allem den Rynok, den großen Markt, 100 x 100 m mißt er. Da dominiert das Rathaus mit einer geschwungenen Freitreppe das Bild, ringsum stehen sehr schöne Bürgerhäuder mit Laubengängen, die schönsten sind die der armenischen Händler ( damals). Seit 1992 ist die Altstadt von Zamosc Unesco-Weltkulturerbe. Ich kam gerade zurecht, als um 12 Uhr vom Turm des Rathauses ein Trompeter das Mittags-Signal blies. Eine Vielzahl von Kirchen gab`s natürlich auch. Ich bummelte begeistert lange durch die Gassen und gönnte mir im Schatten eines Restaurants ein regionales Mittagessen. Das Schnitzel hieß Kotelett und war wirklich erstklassig.
Die Fahrt von Lublin nach Zamosc allerdings habe ich ziemlich verflucht. Wieder einmal habe ich die Route des Navis
nicht geprüft und bei „kurze Strecke“ führte es mich natürlich allerlei Nebenstraßen, so daß ich für die 100 km fast 3 Std brauchte. Im polnischen „Hinterland“ sind nicht nur die Straßen ein
einziger Flickenteppich und Berg-und-Tal-Geschaukel, sondern es reiht sich auch noch Ort an Ort, oft sind Ortsausgang und der nächste Ortseingang identisch. Die Häuser sind meist weit
zurückgesetzt von der Straße, so daß die 50 kmh eigentlich keine Notwendigkeit sind. Die fährt aber eh keiner. 2x sah ich Polizei, da war ich zum Glück gerade brav im Tempo.
Für den Nachmittag entschloß ich mich noch zur Weiterfahrt, immer weiter nach Süden. Da wird ein Städtchen mit einem berühmten Kloster sehr gelobt.
Lezajsk, keine Ahnung, wie es ausgesprochen wird.
Nochmal 100 km, diesmal wähnte ich mich schlauer mit dem Navi, aber eine großräumige Umleitung machte mir wieder einen Strich durch die
Planung. Überhaupt wird viel gebaut in Polen, sowohl an historischen Bauwerken, als auch an den Straßen. Ziemlich oft war mein Navi verwirrt, weil es neue Kreisel oder Straßenführungen nicht
kannte. Wer da wohl für die Updates zuständig ist, frage ich mich.
Welch ein Glück, daß ich vom angesteuerten Waldparkplatz dann wegen zu viel Lärm doch in`s Städtchen fuhr am Abend. Ein riesengroßer Parkplatz ganz nahe am Kloster und der Hit, um 19 Uhr begann ein Orgelkonzert in der Klosterkirche, dies soll eine der größten Orgeln Polens sein. Der Reichtum der Kirche ist überwältigend und es wandelten auch noch Mönche in Sandalen und langen braunen Gewändern herum.
Die große Mehrheit der polnischen Zuhörer saß brav mit Maske in der Kirche, auch während des gesamten Konzerts. Und von wegen, einfach hineingehen in die Kirche... zur Begrüßung und zum Abschied wird der Heilige oder wer auch immer mit einem Kniefall geehrt. Schon die Kinder wissen, was sich gehört.
Nur ich nicht!
Von den Straßen abgesehen, war mir heute das Glück wirklich hold. Und sogar der Radweg Green Velo führt auch hier her.
Gute Nacht.
Dienstag, 11.08.2020
...wie in Deutschland, auch hier ist große Hitze. Beim Fahren ohne Klimaanlage läuft mir der Schweiß in Strömen, meine Augen brennen ständig vom Salz.
Nach einem ausgiebigen Frühstück am Parkplatz neben dem Kloster in Lezajsk starte ich weiter.
Wie mache ich das konkret? Plane ich meine Route genau am Vorabend?
Weit gefehlt ! Ich kenne nur meine grobe Zielrichtung, und die ist dieser südöstlichste Zipfel Polens, von dem ich vorher noch nie etwas wahrgenomen hatte. Grenzt im Osten und Südosten an die Ukraine und im Süden an die Slowakei.
Ich sehne mich nach Bergen und Hügeln, Wald und Flüssen. Das Naviziel lautet Sanok, ein Städtchen am Beginn des Mittelgebirges Beskidy Wschodnie = „Ost-Bekiden“. Hier soll es eins der schönsten Freilichtmuseen geben. Nach 120 km, diesmal zügig, war ich hocherfreut über den kostenlosen Parkplatz am Fluß, in den ich gleich erst mal reinwatete. Das ist die San, flach und ziemlich warm, kein eiskaltes Gebirgswasser.
Im Freilichtmuseum Skansen-Park sind historische Holzhäuser aus Dörfern der Region originalgetreu wieder aufgebaut.
Bauernhäuser, Kirchen, Bäckerei, ein Herrenhaus, eine Schmiede, eine Apotheke, Bauerngärten... alles was das frühere Dorfleben so brauchte. Man spaziert in einem sehr weitläufigen Gelände, darf in manche Gebäude hineinschauen.
Die Region, aus der die Gebäude sind, umfasst einen Bereich zwischen der heutigen Autobahn im Norden vom Przemysl bis Tarnow und im Westen bis Novy Sacz, im Süden und Osten begrenzt durch die Landesgrenzen.
Besonders beeindruckt haben mich die Dachkonstruktionen aus mehreren dicken Lagen Gras oder Schilf, die im First mit oben aufgesteckten Holzwinkeln stabilisiert werden. Dachschindeln kannte/ verwendete man wohl nicht.
Und etwas ganz Besonderes ist gerade im Wieder-Aufbau: ein Synagoge als Holzbauwerk. Mit Außentreppe, schönen Glasfenstern, einem Altar mit Ornamenten und es sollen sehr farbige Motive im Innern wiederhergestellt werden. Schön, daß so etwas gewürdigt wird, ist doch hier wie überall alles zerstört worden, was jüdisches Leben ausmachte.
Danach führte mich meine Route auf der Suche nach dem ultimativen Natur-Fluss-Bade-Stell-Platz auf kleinen, serpentinigen Sträßchen noch weiter nach Südosten hinein. Ein Badeparkplatz am Stausee Jezero Solinskie wär`s wohl nur gewesen, wenn man es ungemütlich und vermüllt mit schlammigen Uferbereichen möchte. Und wer schon um 6 abends den Gesang der Trinker von den Häusern gegenüber liebt....
Also nochmal 6 km weiter zu einem Wanderparkplatz, abseits der Straße, 5 min zu gehen zum Fluß Solinka
( N49°18`25.1`` O 22°25`25.8`` )
Herrlich, genial, mit Grillhütte. Dieser Tip vom WoMo-Führer ist klasse. Das Flüsschen ist breit, aber sehr flach springt und rauscht das Wasser über die Steine. Ich lege mich gleich erstmal in eine der Gumpen und ahle mich entspannt. Das Wasser ist 23°C warm und mein Schweiß der letzten Tage schwimmt davon.
Da an solch schönen Plätzen kein Netz ist, kommt dieser Bericht erst irgendwann später in meinen blog.
Mittwoch, 12.08.2020
Für den derzeitigen richtigen Sommer ist das der perfekte Platz. Zum Frühstück hocke ich noch im Schatten des einzigen Baumes. Dann am Vormittag füllt sich der große Parkplatz mit Ausflüglern, die wissen auch wo es schön ist und ideal für die Kinder.
Ich bleibe bis nach dem Mittag, bin einfach nur gemütlich faul und marschiere dann in der größten Hitze los. Nur eine kleine Erkundungswanderung sollte es werden. Mit kleiner Wasserflasche und Stadtrucksäckchen.
Der Weg führt am Fluss entlang und es gibt noch viele andere schöne Kies-Badeplätze. Dann entfernt er sich vom Wasser und meine App maps.me zeigt mir, daß der Wanderweg zum anderen Fluss, dem San führt, Namensgeber auch für das Städtchen Sanok. Na, das ist doch ein gutes Ziel zum Wandern.
Natürlich zeigt die App keine Höhenmeter an und nicht wie heiß die Sonne sticht. Egal, wenn ich unterwegs bin, gehe ich bis zum gesteckten Ziel. Der Weg führte bergauf, schnauf, schnauf, viele herrliche Schmetterlinge flatterten im gelben Blütenmeer. Am Scheitelpunkt hatte ich die Wahl zwischen 4 Wegen. Naja, ich hatte mich richtig entschieden.
Welche Freude bei der Ankunft am Fluß San, der genau wie die Solinka flach und einladend zum Baden dahin gluckert. Ich genoss es, mitten im Fluß auf einem Stein zu sitzen.
Der Rückweg dann begann zügig und wurde trotz Brombeer- Funden immer langsamer, mein Wasser war verbraucht und ich hätte wohl die doppelte Menge gebraucht. Ein halber Liter bei 10 km bergauf und -ab bei über 30° im Schatten ist echt bissl knapp.
Naja, ich kam lebend an und nach Kaffee und Wassereinfüllen genoss ich noch Bad und Haarwäsche in meinem Flüsschen
Solinka. Das Schönste war, ich hatte den Fluß nun alleine für mich.
Kaum saß ich beim Abendbrot-Gemüseputzen rollten 6 slowakische Radl-Herren heran. Die waren 4 Tage mit kleinem Gepäck unterwegs und hatten heute kein Quartier bekommen. Mit dünnen Schlafutensilien mußten sie nun draußen übernachten. Einer von ihnen sprach sehr gut deutsch. Der Dank für`s Handyaufladen lautete: ob ich Bier trinken würde oder Schnaps?
Donnerstag, der 13.08.2020
Um 6 Uhr morgens war meine Nacht schon zu Ende, draußen murmelte und hustete es. Die frierenden Radler waren wohl schon früher auf. Ich krabbelte raus, um das Handy abzugeben und sah die Ursache am Thermometer: 8 °C früh um 6 Uhr. Brr, die müssen gefroren haben.
Nach einem letzten sonnigen Frühstück an diesem herrlichen Flußplatz war ich kurz nach 10 startklar.
Schade, ich wäre sehr gern noch länger geblieben.
Das heutige Ziel ist Novy Sacz, eine Stadt Richtung Krakow, 170 km Tagesstrecke. Die auch wieder mehrere Stunden dauerte. In den Beskiden herrschen hügelige und kurvige enge Straßen vor mit vielen Baustellen. Polen tut was für die Infrastruktur, aber es gibt noch sehr viel zu bauen im Straßennetz.
Ab Sanok nach Nordwesten geht es „etwas“ zügiger zu.
Meine Stadtbesichtigung in Novy Sacz fand bei mir nur ein sehr gedämpftes Echo. Da hab ich nicht mal fotografiert, das will was heissen.
Auf den Straßen liefen alle mit Mundschutz herum, das reduzierte meine Lust auf Stadtbummel noch mehr.
Meine Nachfrage im Cafe ergab, daß die Stadt und das Umfeld zur „roten Zone von Corona“ gehören würden und es deshalb Pflicht sei, daß alle überall Mundschutz tragen.
Ich suchte das Weite, 1,5 Std mit Kaffeetrinken waren genug.
Für die Nacht fuhr ich etwas nördlich der Stadt einen „Badeplatz“ am Stausee an. Schön sah es aus im letzten Abend-Sonnenschein. In einer kleinen polnischen Angler-Campersiedlung gab es noch einen Platz für mich. Aber keiner war im Wasser, naja, ich probiere das mal morgen früh aus, dachte ich so.
Dann war meine Idee, die Tomatensoße meines Nudelgerichtes schon mal mit Seewasser bissl abzuspülen. Ich versank im Schlamm, iiiihhh! Das soll ein Badesee sein? Das wird nichts morgen früh mit erfrischender Morgenwäsche.
Mir scheint, die Polen mögen es auch, nur am Wasser zu hocken , baden muß nicht sein. Aber bei der Hitze? Ich kapiere es nicht so ganz.
Freitag, der 14.08.2020
Da ich mit meinen verschlammten Füßen von gestern meine Bettwäsche nun endgültig waschfertig gemacht habe... naja und auch ein wenig ! weil ich ab morgen einen Schlafgast habe, hieß die Devise nach dem Frühstück Betten abziehen, neu beziehen und meine Räuberhöhle zammräumen.
Was braucht man zum Betten frisch beziehen, schönes Wetter, eine trockene Wiese ringsum und viel Platz.
2 Std Hausarbeit in brütender Hitze, aber als alles getan war, hatte ich das Gefühl, mich wieder wohl zu fühlen im Hause.
Während dieser Zeit räumte mein Vordermann Richtung - ihr wißt schon- verschlammtem See mindestens 10x in seinem PkW herum, wohl mehr neugierig als suchend. Seine Marke übrigens Skoda, die Nr 1 in Polen, wie ich später an einem Auto unterwegs las. Dann aber sah ich was Neues, er klemmte die Starterkabel an seine Batterie und an`s andere Ende eine kleine, schnell installierte Antenne. Ahhh, verstehe, jetzt ist Fernsehzeit. Coole Idee. Da die Batterie nicht so lange hielt, lief nach ner halben Stunde der Motor seines PkW.
Ich war wieder pitschnass geschwitzt, mit einem Bad war es aber leider nichts. Höchstens ne gesunde? Moorpackung.
Gegen 13 Uhr konnte ich starten, und diesmal wählte ich den kürzesten und schnellsten Weg nach Krakow, 120 km mit Autobahn. An der Tankstelle sprach mich ein Pole auf deutsch an, und erkannte das EBE-Kennzeichen. Schließlich hatte er mal in Ebersberg gearbeitet. Zufälle gibt es.
Die Autobahn war übrigens mautfrei, so hab ich noch immer nicht kennengelernt, wie das hier funktioniert mit der Maut.
Es hätte so schön flott sein können, 130 kmh bin ich ja schon sehr lange nicht mehr unterwegs gewesen. Aber ein langer Stau verzögerte alles. Mehrere Temperaturanzeigen meinten, es seien 42 bis 50°, wohl auf der Fahrbahn direkt.
In Krakow angekommen, steuerte ich den 3*Campingplatz Smok an, der liegt wunderbar auf 2 Ebenen, viel Grün, Bäume und kaum Gäste da, und gar keine Polen. Denen ist das hier offenbar zu teuer. Für mich heute allein kostet es 90 Zl= 22 €, Strom und Duschen inbegriffen, das ist gut.
Außerdem ist morgen ein wichtiger katholischer Feiertag, der 15.8., da soll es die Leute massig in die Ausflugsgebiete ziehen, es ist mit Megastau zu rechnen. Umso besser, morgen mit dem Bus in die Stadt zur Besichtigung zu fahren.
Da ich den heutigen Nachmittag einfach gemütlich am Platz verbrachte, war Wäschewaschen meine erste Aktion. Sehr ordentliche moderne Waschmaschinen kann man nutzen für 20 Zl. und am Abend war sogar alles schon wieder schrankfertig trocken. Klasse.
Samstag und Sonntag, 15.+16.08.2020
Zwei wunderbare Tage verlebten wir (gestern Vormittag habe ich Hans vom Flughafen abgeholt) in Krakow, eine der wohl schönsten Städte Polens und Weltkulturerbe schon seit 1978.
Krakow hat nie Kriegszerstörungen erlitten, welch ein Glück für eine solch tolle Stadt mit einer Vielzahl wunderbarer Architektur- und Baudenkmäler, Bürgerhäuser, Kirchen usw.
Da am Samstag 15.08. auch noch ein eigentlich katholischer Feiertag war, der zum Nationalfeiertag hochgejubelt wird, waren viele viele Menschenmassen in Krakow unterwegs. Wenn man von der Anstrengung mit solch vielem Massengewusel absieht, war es auch eine Schau der modischsten polnischen Frauen.
Vom Camping Smok konnten wir bequem mit Bus und Straßenbahn zum Zentrum fahren. Ein 20min-Ticket kostet 3,40 Zl, für 50 min 4,60 Zl, nicht teuer also. Da auch der Fahrkartenautomat nicht immer funktionierte, fuhr ich manchmal kostenlos, anders gesagt schwarz. Kein gutes Gefühl.
Unseren ersten Stadtrundgang begannen wir im Wawel, der Residenz polnischer Könige aus dem 16. Jh, hoch über der Wisla, ( Weichsel). Ein sehr schönes großzügiges Gelände, darunter bildete die Wisla genau eine 90°Biegung.
Das Ziel aller Touristen ist der Rynok, der riesige Marktplatz, der größte Europas mit 200 x 200 m. Mitten auf dem Platz sind die Tuchhallen, eine architektonisch sehr attraktive Markthalle, die heute aber leider fast nur Souvenirläden beherbergt. Das höchste Gebäude ist die Marienkirche mit zwei unterschiedlichen Türmen, danach folgt der Rathausturm. Immer zur vollen Stunde bläst ein Trompeter ein Signal von der Marienkirche. Rings um den Rynok sind viele Restaurants und in den 12 Straßen, die vom Rynok aus abzweigen sind Geschäfte, Eisläden, Cafes, Bierbars und Restaurants in Hülle und Fülle. Eine Vielzahl von wunderschönen Gebäuden, mit Türmchen, Verzierungen, Plastiken sind zu entdecken. Es nimmt kein Ende, wenn man alles eingehend betrachten will.
In einem kleinen Restaurant probierten wir typisch polnische Gerichte, ich bestellte Bigos, Fleisch in Sauerkraut gekocht und Hans Piroggen. Am kleinen Markt entdeckten wir dann Marktstände vom 18. Piroggenfestival, und schon stand fest, was wir am nächsten Tag essen würden.
Bei einem Bier genossen wir den Abend mit Blick auf den beleuchteten Rynok, Pferdedroschken klapperten direkt vor uns vorbei.
Am Sonntag fuhren wir wieder mittags in die Stadt, heute war das Hauptziel das ehemals jüdische Viertel im Stadtteil Kazimierz, wo sich seit dem dem 15./16. Jh immer Juden ansiedelten mit einer ganz eigenständigen Kultur. Dies endete erst während des 2. Wk mit der Deportation aller Juden, allerdings ist es auch wie im Film „Schindlers Liste“ gezeigt, der hier gedreht wurde, auch gelungen einige jüdische Menschen zu retten.
Sehr bemerkenswert waren die wiederaufgebauten Synagogen, nur zum Teil wirklich aktive jüdische Gebetshäuser, es gibt jüdische Restaurants und schöne Gebäude und Straßenzüge werden nach und nach restauriert. Heute fehlt es noch viel an Farben und Materialien zur Rekonstruktion. Auf jeden Fall ein sehr sehenswerter Stadtteil mit Flair, der sehr gut besucht wird. In einer der ältesten Synagoge, der Kupa aus dem 17. Jh, war ich drinnen, sie ist im Gegensatz zu einer christlichen Kirche sehr sparsam ausgestattet, hat eine sehr schöne Deckenbemalung und Reste der Bemalung aus der alten Synagoge.
Dieser Spaziergang hat uns sehr gut gefallen, und zu unserem abschließenden Besuch zum Abendessen marschierten wir zum Maly Rynok, dem Kleinen Markt und verkosteten eine ziemliche Anzahl sehr feiner, verschieden gefüllter Piroggen. Bei einem Bierchen, bzw zwei und einem netten Gespräch mit einem polnischen Familienvater, der in England gearbeitet hatte, wechselte das Wetter in Regenwetter.
So geriet unser Heimweg noch in richtige Nässe, auf dem letzten Weg von der Busstation am Campingplatz zum WoMo wurden wir triefend nass. Soweit zum Wetterbericht meines Wetterfroschs, der erst ab morgen Regen voraussagte!
Eine tolle Stadt ist Krakow, unbedingt empfehlenswert und es gäbe sogar noch viel zu sehen bei einem zweiten Besuch.
Montag + Dienstag, 17.+18.08.2020
Vom schönen Campingplatz Smok in Krakow führte uns unser Weg auf der Autobahn nach Opole, deutsch: Oppeln.
Das Städtchen mit der reichen deutschen Vergangenheit liegt in Schlesien, es gibt da ein Museum der deutschen schlesischen Geschichte, was wir dann aus Zeitmangel doch nicht besuchten. In Opole und der Umgebung wird die deutsche Sprache noch gepflegt, es gibt auch zweisprachige Ortsschilder. Viele (über 500.000) deutschstämmige Bewohner sind hier in der Region trotz Vertreibung in anderen Gebieten nach dem 2. Wk geblieben. Mit dieser Geschichte der Deutschen hier hatte ich mich noch nie wirklich beschäftigt.
Opole ist eine kleine Stadt und hat einige schöne Bürgerhäuser und eine Kathedrale im überschaubaren alten Stadtzentrum ( Stare Miasto). Schnell ist man durchspaziert und in der Zeit haben wir sogar noch Kaffee getrunken, wieder mal mit dem besten Käsekuchen der Stadt. Die schöne regionale Keramik habe ich aber doch nicht gekauft.
Sogar mein WoMo stand noch am Straßenrand bei unserer Rückkehr, nichts fehlte. Aufatmen.
Zum Übernachten fuhren wir etwa 20 km östlich der Stadt an den Turawa-See. Ein einfacher Campingplatz, sehr einfache Sanitäranlagen, aber sie waren sauber, sogar Heißwasser gab`s. Das hatte ich schon anders erlebt. Am Ankunftsabend bin ich gleich noch in den See gestiegen zum Schwimmen, viele Schlingpflanzen waren unangenehm, immer hat man Angst, sich zu verheddern.
Erst am nächsten Tag beim Spaziergang rund um den See entdeckten wir das Badeverbotsschild, schon wieder. Das ist doch echt komisch, da schütten die Polen die schönsten Sandstrände auf, aber baden darf man da nicht. Was soll das?
Das Wetter war für diese 2 Tage mit Regen und Gewitter angesagt, es kam verspätet und kaum heftig.
Wegen dieser Schlechtwetterfront hatte ich auf die Fahrt in die Hohe Tatra verzichtet, vielleicht wäre es doch gegangen? Traurig bin ich da schon, das war ja ein wichtiger Wunsch für mich.
Mittwoch, 19.08.2020
Nach zwei Tagen am Turawasee, ohne schönes Baden, reisen wir ab und sausen auf der Autobahn nach Wroclaw / Breslau.
Auf dem großzügigen Stadtcampingplatz am Olimpiskie Stadion stationieren wir das WoMo, treffen Menschen mit deutsch/polnischen Wurzeln und fahren am Spätnachmittag mit der Straßenbahn in die City von Breslau. Nach einem Gewitterguß warten wir den Regen beim Völlerei- Essen ( Fleisch und schlesische Knödel) ab und spazieren durch das schöne Stadtzentrum.
Der große Rynok, der zweitgrößte nach Krakow ist sehr beeindruckend. Das Rathaus ist eine architektonische Augenweide, die Bürgerhäuser so wunderbar rekonstruiert und keins gleicht dem andern. Auf dem kleinen Markt haben Blumenstände Tag und Nacht geöffnet.
Auf dem Weg zur Oder passieren wir die riesengroße alte Universität. In der Oder, die hier schon erstaunlich breit ist, sind ein paar Inseln für Freizeit und Erholung wunderbar harmonisch gestaltet, immer wieder tun sich neue schöne Blicke auf.
Schade, die Zeit in Breslau ist zu kurz, die Stadt ist eine Verlängerung wert.
Donnerstag, 20.08.2020
Ich bin wieder allein unterwegs. Suche mir im WoMo-Führer zwei Kulturgüter zum Anschauen raus, auf dem Weg Richtung Riesengebirge.
Im Ort Swidnica steht die Friedenskirche, eine große Kirche aus Holz und Fachwerk, die weltgrößte und Unseco-Welterbe. Gebaut wurde diese tolle evangelische Kirche im 17. Jh nach dem 30jährigen Krieg in nicht mal einem Jahr. Die Innenausstattung ist so reichhaltig und wird seit Jahren bei laufendem Betrieb saniert und im Umfeld befinden sich noch viele alte Gräber aus dem 19. Jh.
Beim Bau dieser Kirche engagierten sich die Grafen Hochberg aus der Region und genau diese Grafen nutzten, betrieben, bauten um und aus, das Schloß Fürstenstein in Walbrzych (Waldenburg) .
Diese imposante Schloßanlage aus einer früheren Burg vom 13. Jh ist die drittgrößte Anlage in Polen nach der Marienburg ( zwischen Ostsee und Masuren) und dem Wawel in Krakow. Da das Schloß sehr verwinkelt erbaut und erweitert wurde, ist die volle Größe nicht wirklich zu sehen. Beim Rundgang mit Audioguide durch die prachtvoll rekonstruierten Schloßräume und -säle erläuft man jedoch die Weitläufigkeit des Gebäudes.
Wie immer in solch prachtvollen Schlössern, die durchaus Kulturerbe sind, wird dem Leben der Herrschenden und Besitzenden viel Raum gewährt, die vielen Bediensteten werden nebenbei als fleißige, brave Masse kurz erwähnt.
Auf verschiedenen Ebenen sind rings um die Schloßanlage Gärten angelegt, ebenso ein riesiger wunderschöner Park, eine Orangerie, ein Gestüt, kurz die Grafenfamilie hatte viel Auslauf und genoss ebenso die Natur und die Jagd.
Nach all der Besichtigung war es schon nach 18 Uhr, nun wurde es Zeit, eine Stelle für die Nacht zu finden. Meine App bot mir einen Wanderparkplatz, nur 10 km entfernt. Aber vor der engen Straßenzufahrt schreckte ich zurück. Wenn ich die Platzverhältnisse nicht kenne, fahre ich nicht in so enge Gassen ein.
Na wohin nun?
Mein Navi zeigte einen 10 km Umweg an, ich fuhr den ein Stück, suchte und fand an einer sehr ruhigen Dorf- Nebenstraße einen kleinen Parkplatz, den ich als Basis erkor.
Beim genaueren HInsehen entdeckte ich gegenüber ein schnuckliges Garten-Fisch-Restaurant „Rybaczowka“ ( N 50°45`32.9`` O 16°10`10.1`` ) Kurz gecheckt und wirklich , ich bekam als einziger Abendgast noch ein genüßliches Abendessen, Forelle gebacken, Pommes, polnischer Sauerkrautsalat, ein tschechisches Bier. Das alles für 45 Zl, knapp über 11 €.
Auf meine Frage, ob der Parkplatz gegenüber sicher sei, wurde ich mitsamt WoMo in`s Grundstück des Restaurants eingeladen. Hier stehe ich nun hinterm Zaun, draußen kläffen ab und zu die Hunde und ich bin mit den Forellen in den Teichen alleine hier. Genial. Die beiden Männer, die das hier betreiben, waren natürlich sehr neugierig auf`s Innere meines WoMo`s und wieso ich alleine reisen würde.
So schön es ist, zu zweit zu reisen, alleine erlebe ich manches intensiver und anders aufregend. Und auf die Sicherheit von Campingplätzen zu verzichten, bedeutet eben auch, solche überraschenden Kleinode zu finden und sich daran richtig zu erfreuen. Das ist der Sinn meiner Reise und macht mich glücklich.
Freitag und Samstag, 21.+22.08.2020
Wohl der letzte heisse Tag, da lohnt es doch, noch einen Badeplatz aufzusuchen, bevor es in die Berge des Riesengebirges gehen soll. Vor den Urlaubermassen bin ich schon gewarnt worden, noch dazu kommt das Wochenende.
In „meinem“ Garten der Fischgaststätte bin ich ganz allein beim Frühstück, kaufe im Ort noch ein und nicht weit, nur ca 45 min entfernt ist es zum Bober-Stausee ( Jezero Bukowka). An der Staumauer angekommen, erkunde ich alles erstmal zu Fuß, da die Wege sehr ausgewaschen erscheinen. An jedem freien Strandeckchen haben sich Polen mit Caravans und Zelten niedergelassen.
Auch hier sind die Angler die Mehrzahl, die Familien stehen evtl noch im flachen Uferwasser, aber kein Mensch schwimmt hinaus. Echt komisch, ob die alle nicht schwimmen können?
An einer Birke im Schatten lasse ich mich sinnierend nieder.
Danach habe ich entschieden, ich bleibe heute hier, obwohl alles nach Trubel und Lärm aussieht.
Dies ist auch ein notweniger Entschluß, denn beim Zurückstaksen vom See hat sich ein sehr fester Ast durch ein Loch meiner Sandale gebohrt, mich im Vorwärtsdrang zu Boden gerissen und ich kann nun stündlich die Blaufärbung der lädierten Zehe beobachten. Da hilft nur Kühlung im See oder in der Wasserschüssel. Somit ist wandern an diesem Wochenende eh passee.
Das Wasser ist zwar bissl schlammig aufgewühlt, aber angenehm temperiert. Ich bin paarmal beim Schwimmen.
Für Samstag, also heute, ist eh Regen bzw Gewitter angesagt, ich verbringe die Zeit überwiegend mit Lesen.
Dann aber, heute gegen Mittag rollt ein Gewitter heran, diese Stimmung wollte ich mit dem Fotoapparat einfangen und finde ihn nicht. Suche alles ab. Wate nach dem Regenguss durch Nässe und Schlamm zu der Stelle zur Birke zurück, wo ich gestern saß. Nichts, auch nicht im Gras rings um`s WoMo.
Im Handy sehe ich dann ein Foto von gestern Abend 19.48 Uhr, da lag der Fotoapparat noch auf dem Tisch draußen. Davor oder danach habe ich gekocht und draußen gegessen.
Auf jeden Fall, nun muß ich wohl langsam “heimfahren“, bisher hat alles so gut geklappt, nun scheint mich ein wenig das Pech einzuholen.
Der Fotoapparat ist weg.
Ich ärgere mich mächtig und bin wohl zu leichtsinnig und unaufmerksam
gewesen.
Nach dem Regen ist alles frisch, der See hat stimmungsvolle Momente und die meisten der Angler und Zeltler sind abgefahren.
Schöne Ruhe. Da kann ich mich ungestört ärgern.
Sonntag, 23.08.2020
Genug über den Verlust geärgert! das nützt auch nichts mehr.
Am Morgen läßt die zaghafte Sonne den See manchmal ein bissl glitzern, Enten vergnügen sich.
Ich packe und mein heutiges Ziel ist Karpacz, der Touristenort im Riesengebirge. Nur 30 km sind das und bei der Anfahrt eröffnet sich mir schon das Panorama der Schneekoppe/ Snezka mit 1603 m die höchste Erhebung des Riesengebirges. Der Gipfel liegt über der Baumgrenze, ist deshalb als kahler runder Buckel weithin zu sehen.
Dieser Berg ist natürlich mein Ziel, obwohl ich alles andere als gut trainiert bin.
In Karpacz ist der befürchtete Touristenandrang, ich fahre nur durch und nichts zieht mich in die quirligen Gassen zum Bummeln. Wie durch ein Wunder lande ich ein wenig oberhalb des Ortes am Parkplatz für die Kirche Wang. Ein Besuchermagnet.
Die Parkgebühren sind hier auch saftiger als sonstwo.
Ein kurzer Fußmarsch zur Kirche, jede geschaffte Minute wird an Bäumen angezeigt.
Die Kirche Wang ist eine norwegische Stabkirche, dort errichtet im 12. Jh und in`s Riesengebirge nach Niederschlesien versetzt im 19. Jh. Sie ist komplett aus Holz ohne einen Nagel oder Schraube, außer ... den Fenstern und Metallverzierungen an den Türen.
Schöne Schnitzereien an Türen und Balken sind zu bewundern, Kanzel, Taufbecken und Altar schufen Künstler der Region. Sogar eine kleine Orgel wurde bei der Führung vorgeführt.
Vor über 40 Jahren war ich schon mal hier, damals gab es noch nicht die touristische Vermarktung.
Schön war`s trotzdem.
Der Blick nach Nordwesten geht ins Isergebirge im Tschechischen.
Der zweite Anlauf galt dem Finden des Parkplatzes für die Nacht, um morgen früh die 800 Höhenmeter-Wanderung auf die Schneekoppe zu starten. 30 Zl für den ganzen Tag zahlte ich um 15 Uhr und darf auch hier übernachten. Mal sehen, ob mir morgen der Betrag nochmal abgeknöpft wird.
Der Vorteil dieses Parkplatzes in Nähe des Hotels Olimpijska ist der unmittelbare Startbeginn des roten Wanderweges auf die Snezka. Ich könnte natürlich auch mit dem Sessellift bis zur Kleinen Koppe fahren, aber ich will mir den Berg ja wirklich erarbeiten.
So habe ich den Nachmittag für eine kleine Eingehtour genutzt, vom Lift aus bin ich unter den sesselfahrenden Menschen nach oben gestapft. Da hätte ich doch glatt noch das steilere Stück in Angriff nehmen können, aber man soll ja aufhören, wenn`s am schönsten ist.
Um halb 9 ist es schon stockdunkel, kühl hier auf 810 m Höhe und ich werde früh zu Bett gehen, um morgen sehr früh starten zu können, bevor die Massen-Seilbahn-Wanderer den Gipfel erreichen.
Montag, der 24.08.2020
Die Nacht war verdammt kurz, gegen halb 4 fiepsten irgendwelche Tiere, anschließend war jeglicher Versuch, weiterzuschlafen umsonst. Naja, ich wollte ja eh um 6 aufstehen. Und da sehe ich doch schon den ersten Wanderer forschen Schrittes marschieren.
Kurzes Frühstück, Brote für unterwegs hatte ich gestern schon geschmiert.
Mein kleiner Rucksack war ganz schön voll, mit warmen Sachen, Regenjacke usw.
Strahlend blauer Himmel und die ersten Sonnenstrahlen leuchteten das Hotel vor mir und mein heutiges Ziel magisch an: die Schneekoppe, Snezka, 1.602 m hoch.
10 vor 7 fiel mein Startschuß, ein breiter bequemer Weg - rote Markierung- führte durch den Wald leicht bergan.
Mit der Zeit wurden die Bäume kleiner, es kamen Birken hinzu und plötzlich, ab einer ersten Hütte im Wald begann der Weg unangenehm zu werden. Große Steine sind aufgeschichtet, man balanciert von Block zu Block, an ein entspanntes Gehen ist nicht mehr zu denken.
Der Wald endete und der Weg führte durch einen sonnenbeschienenen großen Kessel, mit Latschenkiefern bewachsen. Links oben zog sich der Kamm des Riesengebirges entlang, als Krönung die Schneekoppe an der höchsten Stelle und das polnische Gipfelhaus mit Observatorium. Eine wunderbare Stille und ein traumhafter Anblick. Meine erste Brotzeitrast.
Der Weg führte nun in Serpentinen stetig ziemlich steil bergauf und an einem Bergsteiger-Gedenk“friedhof“ vorbei. Plötzlich kam mir eine junge Frau entgegen, die mit einem Greifer Müll aufsammelte, sowas hatte ich ja noch nie gesehen in den Bergen. Aber wirklich, es war alles pieksauber, und gleich danach kam das gelbe Gebäude des Schlesierhauses in`s Blickfeld, eine der ersten Unterkunftshütten im Riesengebirge.
Hier treffen die Wege von der Liftstation auf knapp 1400 m und weitere Wege aufeinander.
Und alle sind gepflastert, mit größeren Pflastersteinen, aber nicht gerade eben verlegt. Es mag ja sein, daß dies der Witterung hier oben besser standhält, zum Gehen ist es beschissen.
Für die Touristenmassen sind zwei Wege auf den Gipfel angelegt, ein steilerer führt von Ketten eingefasst nach oben, ein zweiter schlägt einen sanfter ansteigenden Halbkreis um den Gipfel.
Auf den letzten 200 Höhenmetern hat man herrliche Ausblicke bis ins Tal und auf die umliegenden Höhenzüge.
Oben am Gipfel angekommen, will sich bei mir gar keine große Freude einstellen. Ein großes gerölliges Plateau, die polnische Baude ist verschmiert und geschlossen , der tschechische Gipfelquader sieht völlig deplaziert aus hier ( er soll ein Postamt beherbergen) und eine kleine Kapelle. Die Grenze Tschechien/Polen verläuft genau über den Gipfel und von tschechischer Seite kann man sich mit der Gondel fast bis oben hinkutschieren lassen. Das sieht man an den „Gästen“, mit Hündchen, Kinderwagen, in T-Shirts, halben Leggins und Sandalen, stolziert man herum. Ich bin warm angezogen, es weht ein sehr frischer Wind, nix gut, wenn man beim Aufstieg geschwitzt hat.
Es hält mich nicht lang da oben, dieser Gipfel hat nichts Schönes mehr, die Seilbahntouris können Fotos verschicken, dem Berg und der Landschaft wird man damit nicht gerecht. Das ist wirklich Massentourismus am falschen Platz.
Im Abstieg bei Gegenverkehr durch die polnischen Seilbahnwanderer schlackern mir die Knie, zum Glück gibt`s im Schlesierhaus schon Gulaschsuppe und Kaffee, das muntert mich etwas auf.
Für den Rückweg beschließe ich dann doch noch eine größere Runde, vorbei an einem kleinen Bergsee, dem Maly Staw, sogar Heidelbeeren habe ich endlich mal gefunden und reichlich gefuttert und in der nächsten Baude, der Academicka, tanke ich nochmals Kaffee, heisse Schokolade und Kekse. Der Weg wurde allerdings nie besser, bis ganz nach unten mußte man auf diesen scheußlichen Pflastersteinen oder Felsbrocken balancieren, aufpassen, nicht umzuknicken.
So hatte ich kaum einen Blick für die herrliche Umgebung, der Blick nach unten setzte die Füße, zum Glück immer richtig.
Sehr schade, das hat mich auf dieser Tour sehr angestrengt, da kenne ich wirklich viel schönere Touren.
Trotzdem, ich bin ein wenig stolz, daß ich es geschafft hatte. Entsprechend lahm und groggy kam ich nach insgesamt 9 Std wieder am WoMo an. Füße lang, Trinken und ne Stunde schlafen.
In der Abenddämmerung bin ich noch ein Stück Richtung Sklarska Poreba gefahren, meinem letzten Ort in
Polen.
Dienstag, der 25.08.2020
mein letzter Tag in Polen, bissl wehmütig bin ich schon.
Gestern Abend drehten junge Leute ihre quietschenden Runden an meinem Übernachtungs-Parkplatz, die Reste ihrer Getränke waren am Morgen verteilt. Welche Freizeitbeschäftigungen es heutzutage gibt!
Wir haben in dem Alter mit Kofferradio unterm Arm vor der Haustüre gestanden. Naja, mit 18 auch nicht mehr!
Allerdings sind unsere Eltern und Großeltern auch nicht mit dem WoMo durch Europa gedüst.
Für den letzten Tag hatte ich mir etwas Gemütliches gewünscht, aber Komissar Zufall lenkte wieder die Route. Am Ortsausgang von Szklarska Poreba verfing mein Blick sich in einem Schild: Aussichtspunkt in 1,5 km.
Runter von der Straße und zu Fuß den Weg gesucht, war eins. Unterwegs konnte ich mal eine Radlerin fragen, wohin der rote Weg eigentlich führt. Zum Vysoki Kamien ( Hoher Fels), aha. Also weiter bergan gestapft, viel Ausrüstung hatte ich wieder mal nicht dabei. Nach fast 1 Std erreichte ich auf 1.058 m Höhe die Felsen und eine traumhafte Aussicht auf den Ort im Tal und die Berge gegenüber.
Szklarska Poreba ( Schreiberhau) liegt im Tal zwischen den Höhenzügen von Isergebirge, Riesengebirge im Süden und dem Felsengrat im Norden , eine tolle Lage und so viel Wald ringsum. Allein von diesem Ort aus hat man viele Wandermöglichkeiten nach allen Seiten, die außer den Polen auch Deutsche nutzen.
Zum Glück gab es am Vysoki Kamien auch eine Bude für Kaffee und Kuchen, vor allem letzterer war so gut, daß ein zweites Stück hermußte.
Der Nachmittag war noch frisch, so daß der gemütliche Teil noch gekommen ist, im Kurort Swieradow Zdroj ( Bad Flinsberg) und das liegt nun ganz nahe an der tschechischen Grenze, eigentlich ist es schon das Dreiländereck Deutschland/ Polen/ Tschechien, sie wird auch als Euroregion Neiße bezeichnet. Schon im 18. Jh begann hier der Kurbetrieb, die Heilquelle war schon im 16. Jh bekannt.
Auf der kleinen Magistrale des Ortes flanierten die Gäste sehr gemütlich, hier ist es angenehm und nicht überfüllt und zum Glück gab es genügend Cafes und Restaurants, auch für mein Spät-Mittagessen. Ich mußte ja meine restlichen Zloty noch verbrauchen.
Ein Friseursalon kam mir auch gerade recht, für 70 Zl !! (18 € ! ) hat die Friseuse 45 min an meinem Schopf gearbeitet, da gab`s noch ein gutes Trinkgeld dazu.
Nun ist es da, das Ende meiner Polen - Reise Sommer 2020.
Mein Abendziel ist schon wieder in Deutschland, nahe Görlitz. Die Verbindung von 50 km führte nochmal über drei
Grenzübergänge, zunächst in den Winkel von Tschechien durch Frydlant, dann noch ein letztes kurzes Stück nochmal durch Polen und dann etwas südlich von Görlitz Ankunft in
Deutschland.
Was ist das Fazit meiner Reise?
3.000 km bin ich gefahren, vom Nordwesten an der Ostsee, nach Nordosten durch die Masuren, die ganze Ostgrenze Polens entlang bis in den äußersten Südosten und von da wieder nach Westen durch die wunderschönen Städte Krakau und Breslau bis zum Ziel im Südwesten Polens. Vier Wochen sind viel zu wenig für ein Land dieser Größe, die ganze Mitte habe ich ausgelassen und mir für Vieles nicht genügend Zeit gelassen.
Ich habe tolle Landschaften und Naturparks gesehen, war in Seen und Flüssen baden, hab so manche Kirche und Kloster besucht, und in tollen Städten die historischen Stadtzentren bestaunt und bewundert.
In ländlichen Gebieten habe ich die anstrengenden Ort-an-Ort-Übergänge im „Tempo“ 50, naja sagen wir, mit 60-65 auf zum Teil sehr grenzwertigen Straßenzuständen abgeklappert ( ich werd wohl alle Schrauben prüfen lassen müssen), bin gewandert und geradelt, habe wenig auf Campingplätzen und viel häufiger auf Parkplätzen übernachtet und hatte einige sehr nette Begegnungen, die mir in Erinnerung bleiben werden.
Mein Eindruck ist, daß es den Polen gut geht und daß sie sich die einfache Art des Camping, Fischen und am Feuer grillen noch bewahrt haben.
Ich hatte, und das ist wirklich die beste Erfahrung niemals Angst oder Sorge um mein WoMo, ich fühlte mich immer sicher. Somit kann ich guten Gewissens sagen, die Polen sind wirklich viel besser als ihr Ruf aus den Nachwendezeiten.
Natürlich findet man am Abend nicht immer einen tollen Naturplatz zum Übernachten, aber einige waren Extraklasse.
Polen ist wirklich eine und mehrere Reisen wert.