... yassas......und wieder lockt die Peloponnes

Donnerstag, 16.01. bis Ende Januar 2020

...endlich gehts wieder nach Griechenland, ich gewinne dem Winteraufenthalt dort schon sehr viel Sympathie ab.

 

Von München geht mein Flug nach Thessaloniki, nach 3 Std Zeit landet Hans aus Frankfurt. Nochmal 3 Std Kaffeetrinken und spazieren.

Am Abend startet ein kleinerer Propellerflieger nach Kalamata, Ankunft halb 9. Nun noch 1 1/4 Std Fahrt bis Methoni.

Ein kleiner Leihwagen, mit dem wir die kommenden Tage ein paar Ausflüge machen, ist gebucht, bei 12 €/Tag im Winter ein Schnäppchen.,

Aufatmen in Methoni, mein Womo hat brav auf mich gewartet.

 

Unsere kleine einfache Wohnung im Apartementhaus Finikas, ganz in der Nähe der Burg und dem kleinen Sandstrand, ist mit den Habseligkeiten aus meinem WoMo gut ausgestattet, und Giannis ist wirklich ein netter Vermieter. Geplant ist, bis Ende März hier zu bleiben.

 

Hans wird auch die folgenden  Wochen wegen seiner politisch-gesellschaftlichen Termine nicht durchgängig hier sein, ich aber bleibe überwiegend in der Wohnung und genieße das Heimkommen , solch ein Zuhause hatte ich ja schon sehr lange nicht mehr.

 

Wenn er da ist, gibt es viele Gespräche, Radio und Fernseher als Zeitkiller brauchen wir nicht. Und natürlich geht es jeden Tag raus in die Natur. Spaziergänge im Städtchen, am Strand, Wanderungen zu zweit oder mit der neu entdeckten Wandergruppe „Freewalkers“, mit Niederländern, Schweizern, Deutschen, Engländern international besetzt. Fast alle wohnen meist ganzjährig hier, haben Häuser gekauft.

 

Komme ich mir da schon wieder etwas armselig vor, da wir „nur“ eine preiswerte Wohnung gemietet haben? Ruckzuck hätte ich ein Angebot bekommen können, ein Haus steht zum Verkauf.

 

Sollte etwa Jemand aus meiner Verwandschaft Geld anlegen wollen, ich wüßte da was, und würde diese Immobilie dann gerne immer wieder längerfristig als Mieter/Hausmeister bewohnen wollen.

 

Diese Gegend ist traumhaft und abwechslungsreich,  z.Z. im Winter überwiegend milde Frühlings- Temperaturen.

Die Wiesen sind jetzt herrlich saftig grün, mancherorts blüht schon ein gelber Teppich von Kleeblüten, aber auch Alpenveilchen und lila Lilien, manchmal sieht man auch schon Margeriten, in Gärten blühen noch Rosen.

 

Die Orangen-, Mandarinen- und Zitronenbäume hängen voll und momentan kommen neben den orangenen reifen Früchten auch schon neue weiße Blüten am Baum zum Vorschein. Die Oliven sind jetzt abgeerntet, dafür vernebeln und verpesten oft noch die Feuer der gekappten Olivenzweige die Luft.

 

Die Sonne scheint oft, es heißt der Januar sei dieses Jahr sehr mild gewesen, das kann ich nur begrüßen! Temperaturen von 15 - 18°C im Schatten sind tagsüber die Regel.

Am Strand, beim Wandern oder Radeln spürt man aber den noch kalten Wind, während man sich im windstillen Eckchen schon komplett ausziehen kann zum Sonnen.

 

Das Radeln hatte ich mir leichter vorgestellt, es ist sehr bergig, schnauf, schnauf, mir fehlt etwas Training.

Und Hans hatte sich ja schon als Genußradler geoutet, will heißen, er war noch nicht auf dem Rad.

Dafür marschiert er morgens über 1000 Schritte zum Bäcker und erkundet die Öffnungszeiten der Tavernen.

Das Erkunden unbekannter Pfade, Wege und Strände macht Spass und die Aussichten sind oft traumhaft. Wie an Hochgebirgen kann ich mich an Fels- und Sandbuchten nicht sattsehen, Wellen sanft rauschend oder heftig klatschend beobachtend.

 

Die wahre Bedeutung des Wortes „Katzenjammer“ habe ich hier erfahren, es maunzt, schreit und jammert fast unentwegt, teils wie Babygeschrei. Nähert man sich einer Mülltonne ( die sind immer offen) ist Vorsicht geboten: zwei bis vier Katzen springen immer kreischend heraus.

 

Abends kochen wir gemeinsam oder besuchen auch mal eine Taverne, und wenn ich allein bin, lese ich, tippe im Laptop herum oder schaue in der Mediathek einen Film an. Auch griechische Biere und Weine schmecken gut.

 

Meine regelmäßige Abendbeschäftigung auf Reisen, Tagebuch schreiben , Fotos sortieren und den Blog aktualisieren, kommt in der Bequemlichkeit der Wohnung jetzt zu kurz. Wie in einem richtigen Zuhause passiert auch nicht täglich so viel Neues, um es der staunenden Mitwelt offen zu legen.

Welche Ausflüge und Entdeckungen haben wir bzw ich allein im Januar gemacht?

 

- Wanderung vom Strand bei Gialova zur Voidokilia-Bucht mit den großen Sanddünen und rund  um die Lagune zurück:

auf der Landzunge zwischen Navarino-Bucht und Lagune stand ich letztes Frühjahr einige  herrliche Tage, hier wachsen große Eukalyptusbäume, der Rundweg führt bis zum Ende der Landzunge, dann unterhalb des Burgfelsens auf schmalem Pfad bis zur Dünenlandschaft und der omega-runden traumhaften Voidokolia-Bucht und nach deren Bestaunen auf einem schmalen Weg inmitten der Lagune zurück zur Landzunge.  

- einige Spaziergänge in und rund um Methoni, unserem Heimatort auf Zeit :

- zu zweit am langen Sandstrand von Foinikounta und Wanderung mit den Freewalkers von Foinikounta nach Evangelismos und zurück:

- Palast des Nestor bei Chora, eine Ausgrabung:

Nestor war vor ca. 3,5 Tsd Jahren ein Herrscher in dieser Gegend von Messenien, sein großer Palast konnte in den vergangenen Jahrzehnten mit den Grundmauern ausgegraben werden, fantastische Räume konnten identifiziert werden, z.B. der Thronsaal, das Bad mit Badewanne, der Lagerraum für Olivenöl in großen Tonkrügen usw.,

Die Mauerreste sind heute geschützt überdacht und der englische Künstler und  archäologische Illustrator (mit niederländ. Wurzeln)  Piet de Jong (1887-1967) hat das wahrscheinliche Aussehen der Räume, Hallen und Fresken, deren farbige und künstlerische Gestaltung eindrucksvoll plastisch rekonstruiert.  Er war auch federführend an der Rekonstruktion von Mycene, Knossos ( Kreta), Sparta, Corinth und der Athener Agora beteiligt.

- herrliche Sandstrand-Bucht von Tsapi:

die Hauptstraße von Foinikounta nach Koroni führt zunächst 12 km bergauf, und fast oben zweigt nach rechts ein Sträßchen ab, serpentinig geht es 7 km lang bergab durch Olivenhaine, unten gibts eine Einfahrt zum Parkplatz der Taverne und zum kleinen Campingplatz. Und davor liegt das Juwel: die Bucht Tsapi mit Sandstrand, jetzt völlig leer. Rechts kann man auf einen kleinen Wiesenhügel zu einer Kapelle steigen. Bei Maria in der Taverne bekommt man ganzjährig etwas zu essen und zu trinken, ohne Speisekarte, denn es "verirren" sich in dieser Jahreszeit selten Besucher hierher. Es heißt, es gäbe nur, was die Familie sich gekocht hat (ganz so stimmt es aber doch nicht).

...und hier von Tsapi startete auch eine Wanderung der "Freewalkers":     www.freewalkers.eu

15 km, ständig bergauf und -ab ging es durch herrliche Landschaft, mit immer wieder tollen Ausblicken und Rastplätzen an zwei Kapellen. Ich liebe es, wenn's bergauf geht.

Die Gruppe ist gut trainiert und geht schnell, zum Bewundern der herrlichen Aussichten bleibt kaum Zeit. Aber es gibt ja zum Glück den “Banana-stop“.

Neben dem Effekt, daß ich mich wieder trainiere (was dringend nötig ist, da ich meinen Kniebeschwerden nur mit besserer Muskulatur begegnen kann), sind die Wanderungen auch stets mit vielen Gesprächen gespickt, ich lerne so manche Wege in der Umgebung kennen und interessante Menschen,

eine sehr schöne offene Stimmung.

Wanderung rings um Kalamaki:

zwei Touren führten mich auch nach Pylos, dem 10 km entfernten nächstgrößeren Städtchen:

 

Einmal powerte ich mich beim gegenwindigen Bergauf- Radeln nach Pylos richtig aus.

 

Dabei wurde mir auf dem Rückweg, als es nach dem ersten 2km-Aufwärts-Stich nur noch sanft bergab rollerte, erst klar, wieso ich auf dem Hinweg so an meiner Kondition zweifelte.

 

Die Windräder oben auf der Bergkette rauschten nur so vor Freude.

Und gestern erkraxelte ich einen Hügel durch kratziges Buschwerk und genoss die herrliche Aussicht auf Pylos, die Bucht von Navarino bis zum Strand von Gialova. In einem verlassenen ? Grundstück entdeckte ich prallvolle Orangen- und Mandarinenbäume, reife Früchte und Blüten waren am selben Baum. Merkwürdiges Hühnergegacker in der Nähe hielt mich davon ab, mehr als  den benötigten "Mundraub" zu pflücken.

Der Februar in Methoni 

...fing ja gut an.

Nach 10 Tagen allein, die ich mit zwei Ausflügen nach Pylos garnierte, kam Hans zurück.

Dann drehen sich die Uhren etwas langsamer, wir zelebrieren die Gemütlichkeit.

Wann habe ich mir denn vorher schon mal die Muße gegönnt, erst halb 11 auf dem Balkon im Sonnenschein zu frühstücken?

Und wer hat mir denn vorher schon mal in aller Seelenruhe einen täglichen frischen Orangensaft gepresst?

Naja, aber nach zuviel Gemütlichkeit zieht es mich doch wieder zu Aktivitäten.

      

Einen Ausflug zum großen Samstags-Markt nach Kalamata unternahmen wir mit dem Linienbus. Fast 2 Std schunkelt der durch Berge und Kurven, mir wurde zusehends übler, Busfahren war noch nie meine Stärke. Es sind gute Busse, daran lag es nicht.

Auch die Pünktlichkeit des hiesigen Busverkehrs ist überraschend gut.

 

Der große Bauernmarkt gleich neben dem Zentralen Omnisbusbahnhof mit zig Gemüse-, Fisch-, Honig-, Kräuter-, Eierständen war faszinierend.

Das Gemüse so superfrisch und knackig und dabei preiswert. z.B. 5 kg Saftorangen für 2 € und das in unglaublicher Qualität, wir waren begeistert und schleppten unsere Gemüse-Schätze incl. 2 frischen Fischen im Eisbeutel heim.

In der einfachen Markttaverne ruht man vom Geschehen bei Kaffee, Tsipouro und leckeren Souflaki-Spießen und beobachtet die Griechen in ihrem Element.

 

Ob dieser bunte Vogel, die Frau, die knallbunt angemalt und schreiend mit Minirock angezogen, wie aus einer fremden Welt eingeflogen kam, wirklich begehrliche Blicke auf sich zog?

Selbst zum Fasching gehts hier sicher gesitteter zu.

Bei schönem Wetter erkundeten wir das fast ausgestorbene Dörfchen Kainourgio Chorio links der Straße nach Pylos. Oberhalb des Dorfes, am Hang des Berges, auf dem sich die Windräder drehen, ist eine Kapelle zu sehen. Agios Nikolaos. Die einzige im Dorf anwesende Hausfrau aktivierte ihren gehbehinderten Vater, uns den Zugangspfad dahin zu zeigen.

 

Kraxel. kraxel, einen Drahtzaun niedertreten und drüber, gings durch kratzig-steiniges Gelände, aber auf einem sichtbaren Pfad nach oben. Die Aussicht über die Olivenhaine bis zum Meer in Methoni war ne Schau, natürlich zogen wieder Qualmwolken der Olivenverbrennung gen Himmel.

 

Da Hans von der Kirche aus noch weiter bergauf kraxelte, und ich hinterher, blieb uns dann im Gelände-Abstieg nur die Ziegenvariante übrig. Deren Gewandheit konnte Hans noch ein wenig, ich aber mit wackligen Knien gar nicht erreichen.

 

Naja, auch die Gefahr kläffender Hunde wurde umgangen. Aufatmend gab`s im Dorf dann ne Orange und ein „Bravo, bravo“ schallte uns entgegen. Die Hausfrau hatte gewartet, ob wir auch sicher wieder herunterkommen würden.

Für Mittwoch, den 12.02. hatten wir die nächste Wanderung mit den Freewalkern geplant.

Doch es kam ganz anders.

Hans begann mit Husten und Schlaflosigkeit, ich stimmte ins Hustengebell langsam mit ein. Also, was hilfts, wir bleiben daheim, war eine letztlich sehr gute Entscheidung.

Denn bereits an dem Abend haute es mich richtig auf die Bretter.

Eine Virusgrippe muß es wohl sein, Fieber, Schüttelfrost, Husten, totale Schlappheit. Zwei Tage lag ich nur herum, Hans hatte mehr Glück und war am nächsten Tag schon fast wieder wohlauf.

Wie gut für mich, er kümmerte sich ums Essen, was ich zwar eh nicht in Anspruch nahm, aber tröstende Streicheleinheiten waren natürlich willkommen.

 

Am Samstag, 15.02. reiste er planmäßig wieder ab (Termine, Termine!), ich blieb apathisch und ziemlich fertig zurück. Müde zum Abschied lächelnd.

Auch Sonntag kaum Besserung, das Fieber kam jetzt immerhin erst ab Nachmittag.

Im Hals ist es nun gelb, deshalb der Schmerz vom Nacken in den Kopf. Das kenne ich schon. Dazu mein ungezähmter Bello in der Brust. Ich entschied, das ist jetzt kein Fall mehr für`s Von-Allein-Auskurieren.

Ich suchte meine Alt- Notreserve-Vorräte Antibiotikum herzu, holte den Rat meiner Mediziner-Nichte ein und begann mit der Selbstbehandlung.

Ein kleiner Spazier-Schleichgang täglich zum Bäcker oder Supermarkt mit wehmütiger Betrachtung des fast windstillen gemein-schönen Meeres lockert meinen Tagesablauf auf. Vom Balkon sehe ich mein WoMo auf mich warten.

Ansonsten kenne ich die Anzahl der Dachziegel am Haus gegenüber schon fast , leise wedeln die Palmfarne unterhalb unseres Balkons nur manchmal dazu.

 

Ein ungewohnter Vorteil ist die Langsamkeit aber doch: ich fotografiere ein paar der alltäglichen Straßenszenen in Methoni.

Da gibt es schöne, schmucke Häuser neben verfallenen, bröckelnden, teure glänzende Autos neben handüberstrichenen Rostlauben, Baustellen, die vom nahenden Saisonbeginn künden, Plastikmüll im Sand am Stadtstrand und allerorten die Katzen. Auf dem Hof der Grundschule toben die Kinder am Nachmittag.

 

Aber selbst das deutsche BKA ist wohl auf der Suche nach dem Ursache-Virus noch nicht fündig geworden.

Ob`s doch Corona ist?

meine Erfahrungen mit dem griechischen Gesundheitssystem

ab 24.02.2020

Nach knapp zwei Wochen Krankheit, die Antibiotika hatten langsam angeschlagen und waren zu Ende, ich war immer noch ohne ärztlichen Rat und allein in der Wohnung, haute es mich am Morgen wieder auf`s Bett zurück. Was war das denn? Es kreiselte und ich durfte ohne Eintrittskarte Karussell fahren.

Noch nie im Leben hatte ich mit Schwindel und Kreislaufproblemen zu tun.

Auch mein Husten war noch enorm, nun endlich bat ich Matthias, unseren Nachbarn hier im Haus, mich zur Arztstation nach Pylos zu fahren.

 

Das „Krankenhaus“ ziemlich am Ortseingang ist ein flaches Gebäude, sehr einfache „Aufmachung“, aber ich wurde sofort ohne Wartezeit in ein Arztzimmer geleitet. Eine junge hübsche Frau, in normaler Kleidung stellte sich als eine Ärztin heraus. Sie sprach englisch, was ich nicht gut verstand. Beim Blutdruckmessen wurde das Gerät viermal aufgepumpt, es zeigte eigentlich nichts an, aber sie meinte, der Blutdruck sei normal, die Sauerstoffsättigung etwas niedrig. Naja.

 

Mehr als die Hälfte der Behandlungsdauer suchte sie im PC nach meinen Daten der internationalen Krankenversicherung, die mit meiner TK-Karte gegeben war. Endlich verwendete sie nur meinen „Wohnort“ in Glonn als Identifikation. Ich wurde somit kostenlos behandelt.

 

Mit einem A4-Ausdruck der Medikation, die im Büro nebenan noch abgestempelt wurde, konnte ich dann in der örtlichen Apotheke von Methoni meine Medikamente abholen. 15 € Gebühr mit Kassenbon. Naja, ein Beleg für die Erstattung zuhause ist das nicht.

 

Im Inernet suchte ich mir dann die Gebrauchsanweisung der Medikation heraus, zum Glück gibts das heutzutage, denn die Beipackzettel waren in griechisch. Morgens einen Atemzug aus einem „Spray“, das war ein Asthmamedikament mit Cortison, und abends eine Tablette. Ziemlich skeptisch, denn sonst bin ich ja fast nur mit Homöopathie befreundet, aber ich fühlte mich noch elend, also was soll`s. Aber die Sache half, zumindest gegen den Husten, der verschwand innerhalb einer Woche komplett.

Der Schwindel besonders am Morgen blieb.

 

Auf Anraten von Hein, einem deutschen Dauercamper hier, ging ich mit der leeren Packung der Antibiotika zur Apotheke und wirklich, es stimmte. Mir wurde eine Packung Antibiotikum - hier als Brausetabletten - für 3,50 € rezeptfrei verkauft. Aha ! So geht das hier. Gut, daß ich nun eine neue Notreserve habe.

      

An meinem Geburtstag kaufte ich in unserer tollen Bäckerei feine Törtchen ein und lud Matthias zum Kaffee auf dem Balkon ein. Drei Stunden sitzen und plaudern, dabei ging es mir richtig gut. Wieviel meiner Beschwerden sind denn nun psychologisch verstärkt?

 

Hans war immer noch nicht da und ich wägte gedanklich die Wichtigkeit seiner Termine in seinem Zuhause und meine Bedürftigkeit gegeneinander ab. Als ob ich schon ein Anrecht darauf hätte, daß er mich umsorgt und bei mir bliebe.

 

Komisch, schlußfolgerte ich dann, wenn ich von vornherein allein unterwegs wäre, würde ich wahrscheinlich besser mit dieser Situation umgehen können. Ich wüßte, ich müßte mich um mich selber kümmern. So aber fühlte ich mich allein gelassen, einsam und ziemlich mies. Was hat sich denn da schon für eine „Abhängigkeit“ entwickelt, die mir letztlich nicht gut tut?    

 

Am 27.02. kam Hans nach Methoni zurück, diesmal mit PkW. Ich fühlte mich erleichtert. Am Tag darauf fuhren wir nochmal zur Arztstation nach Pylos, meine Schwindeleien waren noch immer da. Der Blutdruck rauschte zwischen 150 und 70 hin und her, der untere Wert erreichte einmal mit 38 einen historischen Tiefstand.

 

Diesmal untersuchte mich ein junger Arzt, der nach ebenfalls drei Versuchen nun die Untauglichkeit des Blutdruckmeßgerätes feststellte. Hans in seiner Kommunikationsfreude übernahm die Gesprächsführung, Lukas, der hübsche Arzt, lernt gerade deutsch für seine Facharztausbildung in Neurologie, die er in der Schweiz oder Deutschland machen möchte. Er war sehr gründlich, aber stellte nichts beängstigendes mehr fest. Also - nach Rücksprache mit einem Oberarzt - bot er noch eine Blutuntersuchung an.

Ok.

 

Zu dieser kamen wir in der Folgewoche nochmals ins Medical Center. Nach einigem hin und her einer etwas herben Empfangsdame führte sie mich in einen Raum. Hier saß der oberste Chef im Winteranorak am PC und im vorderen Bereich wurde mir das Blut abgenommen. Sehr wohl war mir nicht dabei. Aber sie stach gut und blutverlustarm.

Ich unterschrieb zwei Belege mit den Preisen 5 € und 8 € !!! Mußte aber selbst nichts zahlen.

 

Beim vierten Besuch zwecks der Ergebnisse der Blutanalysen wurde mit bestätigt, daß alles in Ordnung sei. Ein netter Chefarzt erklärte uns, das wäre nur Papier und wir könnten dies wegwerfen, die Blutdruckschwankungen sind nicht Ursache, sondern evtl. Wirkung einer Störung, vielleicht im Ohr, ich könne ja zum HNO-Arzt nach Kalamata gehen. Aha !

 

Sogar eine Adresse einer Physiotherapie in Pylos bekamen wir. Da mein Nacken extrem schmerzempfindlich ist, habe ich den Verdacht, der Schwindel könne mit der Wirbelsäule zu tun haben. Der oberste Wirbel heißt Atlas und kann verschoben sein.

Naja, nun habe ich zwei Termine der vorzüglichen Behandlung bei der supernetten Physiotherapeutin absolviert, jede kostete mich 30 € für 45 min. und ich fühle mich nach 3 Wochen endlich wieder einigermaßen fit und gesund.

 

Leicht gedämpft wurde die Erleichterung beim gestrigen Friseurbesuch. Beim Haarewaschen liegt man ja rücklings auf der Waschbeckenkante auf. Womit? Mit der Halswirbelsäule. Upps und genau danach war ich erneut eine Schwindlerin.

      

So, nun endlich genug mit den Wehwehchen, falls ich es trotz der unglaublichen Corona-Hysterie-Einschränkungen wieder nach Deutschland zurück schaffe und dort nicht alle überfordert sind, kann ich mich nochmals checken und behandeln lassen.

Einige Ausflüge, Spaziergänge und kleine Wanderungen, sowie „Besorgungsfahrten“ für Hans' Liste an echt griechischen Köstlichkeiten für diverse Freunde haben wir unternommen.

 

So besuchten wir das Weingut Nestor bei Chora, eine Kooperative der hiesigen Weinbauern, die gute Weine produzieren. Der Cabernet im 5 Liter-Pack besteht seinen Test wirklich gut.

 

Vom Olivenproduzenten, der tolles Bio-Koroneiki-Öl macht, bekommt Hans fast doppelt soviel Öl als er wollte, alles in 5 Liter-Kanistern. Das Koroneiki-Öl ist eines der weltbesten Öle, wird auf der Peloponnes und auf Kreta angebaut, gedeiht nicht in Italien oder Spanien und ist nicht geeignet für den dortigen „industriellen“ Anbau auf großen Plantagen und maschineller Ernte.

 

Ich könne auch welches mitnehmen und Freunde fragen. Noch ziere ich mich, da ich diesem „Beschaffungs- und Händlertourismus“ eigentlich nichts abgewinne. Es sogar ablehne, was Hans sehr irritiert und verwundert. Schließlich erfülle er seinen Freunden sehr gerne ihre Wünsche.

Ja, es sind hier köstliche Spezialitäten: Käse, Oliven, das tolle Öl, aber mir würde (jedenfalls bisher) nicht einfallen, hier vor Ort herumzufahren, die Produzenten zu suchen und dann eine ganze PkW-Ladung voll für Freunde mitzunehmen..

      

Naja, ich bin aber nun bei den Fahrten, den Gesprächen dabei und finde es mittlerweile durchaus interessant, was man erfahren kann und wo, wie, warum es Unterschiede gib, bei den Oliven, den Ölen, den Methoden der Pressung, beim Käse und Joghurt und sogar auch den Verpackungen.

 

Wir haben sehr interessante Menschen kennengelernt, die mit Hingabe von ihrer Tätigkeit berichten, uns kosten lassen und überaus freundlich und entgegenkommend sind.

Und für`s Interesse bekommt man oft sogar noch ein Geschenk dazu.

 

Da ist die Rumänin Irina, die einen Internetshop mit tollem Bio-Öl, Oliven, einer superleckeren Orangenmarmelade !! betreibt. Ihr Mann macht die Arbeit in der Olivenplantage und beide betreiben außerdem eine Taverne. Mit drei Kindern muß man sich strecken.

 

Oder vom Apotheker in Chora haben wir köstlichen Thymian-Honig, da konnte der vom Markt nicht mithalten.

 

Oder von der Ölpresse in Foinikunta kann man ebenfalls Koroneiki-Öl kaufen, etwas höhere Säurewerte, die die Qualität ausdrücken, dafür etwas preiswerter, und man hat sogar die Wahl zwischen konventionellem oder Bio-Öl.

      

Erst durch das Wohnen hier am Ort, dem Kennenlernen von Menschen erschließen sich einem Dinge, die beim Reisen von Ort zu Ort ohne längere Aufenthalte verborgen bleiben.

Und Hans` ausgeprägte Kontaktfreudigkeit ist immer der Türöffner, ich lerne verwundert ne ganze Menge dazu.


Und natürlich haben wir nach meiner Genesung noch einige wunderschöne Ausflüge unternommen.

 

So z.B. nach Koroni zur Burg. Ursprünglich byzantinisch, später von den Venezianern und Osmanen erweitert, beherbergt sie seit 1918 ein Nonnenkloster. Dies ist in einer wunderschönen Gartenanlage zugänglich, die Aussicht vom Turm ist atemberaubend. Gegenüber blickt man bis zu den hohen Bergen der Mani.

Im Ort kehrten wir in einem Fischrestaurant ein und ich bin begeistert von den Kalamari hier sowie vom feinen gebackenen Käse Talagani.

Trotz des Corona-Verbots von zentralen Faschingsumzügen am Faschingssonntag ( eine Woche nach unserem Fasching) versammelten sich die Griechen zum Essen und Beisammensein in Tavernen und Bars.

Eine tolle Stimmung auf den Straßen und Plätzen.

Am Fastnachts-Montag, dem „reinen Montag“ ( mit Bezug auf die danach beginnende Fastenzeit) waren Familien am Strand unterwegs. Drachen stiegen hunderte Meter in die Lüfte, am Meer war herrlicher Wind dafür.

Bei einer Wanderung rund um Methoni und in ein höhergelegenes Dorf entdeckten wir sowohl tolle Appartmenthäuser mit traumhaften Blicken zum Meer als auch zum Verkauf stehende Grundstücke, z.T. ganze Olivenhaine. Überhaupt haben einige der hierher ausgewanderten Mitteleuropäer eigene Olivenhaine gekauft.

Da die meisten Rentner sind, haben sie eine neue Beschäftigung gefunden.

Zweimal besuchten wir den Samstagsmarkt in Kalamata, mit der Zeit begeisterte ich mich immer mehr für diese Fülle von Gemüse, Kräutern, Tomaten, Orangen, Nüssen, Fisch, Käse etc etc.

Man verfällt fast in einen Kaufrausch, aber die Früchte und Gemüse aus der Region haben auch einen tollen Geschmack, nicht vergleichbar mit in Deutschland angebotener Importware. Zumal Waren aus Griechenland selten sind bei uns, obwohl hier eine solche Fülle an ungespritzten Orangen z.B. besteht.

 

Unser letzter Einkaufstag diente dem Mitnehmen vieler frischer Produkte, die wir Familie und Freunden nach Deutschland mitbringen wollten.

Daraus wird nun vorerst nichts, denn wir sind ja noch immer hier, Stand 17.03.

 

Und es war wohl der letzte Markttag für eine Weile, an den Eingängen träufelten uns Polizisten Desinfektionsgel in die Hände. aber sämtliche Cafes und Tavernen waren schon geschlossen. Eine gespenstische Stille in den sonst lebhaften Gassen.

Am traumhaften Strand Voidokilia ( der Ochsenbauchbucht) und dem Strand von Gialova haben wir bei tollem 20°C-Wetter ein paar Sonnenstunden und das erste Anbaden der Saison 2020 verbracht. Auch die kleine Wanderung zur verfallenen Burg hoch über der Bucht, wir schon im letzten Jahr so schön fanden, haben wir nochmal unternommen.

Aus einem kleinen Wanderbüchlein entnahmen wir ein wunderschönes Ziel, den Strand von Agia Triada. Eine halbe Stunde Fahrt von Methoni nach Koroni und gleich das nächste kleine Sträßchen geht abwärts bis zur gleichnamigen Kapelle. Von dort sind es nur paar hundert Meter zum herrlichen Sandstrand.

 

An den Steilufern kann man im Sediment eingeschlossene und immer wieder von der Brandung herausgewaschene Muscheln sehen und so manche versteinerte Muschel am Sandstrand finden. Hier wurde mein „Archäologen“-Interesse herausgefordert. Ich buddelte, bis ich eine komplett erhaltene große Muschel aus dem Lehm herausgelöst hatte. Zur Belohnung gab es mehrere Orangen, eines unserer Hauptnahrungsmittel z.Z.