Sonntag, 27.10.2019
Bei nochmals schönem Sonnenschein genossen wir den letzten Vormittag auf dem feinen Platz in Senftenberg bei Krems/ noch in Österreich, langes Frühstück, duschen und Wäsche waschen.
Erst kurz nach dem Mittag brachen wir auf, es dauert halt, bis alles incl. der Räder verladen ist.
Unsere heutige längere Fahrt führte nicht weiter an der Donau entlang, Bratislava, die slowakische Hauptstadt wäre der nächste größere Stop gewesen. Aber nach Wien hatte ich keine Lust auf „schon wieder Großstadt“. So nahmen wir die Autobahn an Wien und dem Neusiedler See vorbei nach Ungarn. Riesige Anlagen, Hunderte von Windrädern waren zu sehen, die den Wind vom Neusiedler See ausnutzen.
Am Autobahn-Grenzübergang zu Ungarn hieß es zunächst, eine Autobahn-Vignette zu kaufen, die heißt hier Matrica. Die wird allerdings nicht als Aufkleber an die Scheibe gepappt, sondern es gibt einfach einen Beleg für den Kauf. Beim Geldtausch bekamen wir ca. 310 ungarische Forint für 1 €.
In Györ, ihr deutscher Name ist Raab, einer großen ungarischen Stadt endete
zunächst unsere heutige Reise. In der Nähe, ca 8 km hinter Györ Richtung Komarom, gibt es den Campingplatz Piheno, der sogar noch offen hat. Wir sind die einzigen Gäste auf dem großen Platz im
Wald. Da die Duschen nicht mehr warm sind, bietet uns die nette ältere Wirtin an, am Morgen in einem Pensionszimmer zu duschen.
Wir nutzen die Gelegenheit, mit dem öffentlichen Bus in die Stadt zu fahren. Nach der Winterzeitumstellung wird es ja schon vor halb 6 dunkel. Das große Plus: alle Menschen über 65 Jahre können in Ungarn mit Regional-Verkehrsmitteln kostenlos fahren. Na das nenne ich einen Super-Service, das gilt ja auch für uns.
Wir spazieren durch die Stadt, sehr schöne große, mondäne Gebäude, eine Basilika, ein wunderschönes, 85 m langes Rathaus aus dem Jahr 1900 mit dem ehemaligen Feuerturm als Wahrzeichen, die Donau ist allerdings hier nicht in der Nähe, ca 15 km entfernt.
An einem Imbißstand probieren wir Langos, eine ungarische Spezialität, ein frisch gebackener Brotfladen bestrichen mit Sahne und dann Käse oder Speckwürfel zur Auswahl, hmmm sehr lecker und preiswert.
Die Suche nach einer kleinen Bierkneipe ist allerdings dann nicht mehr erfolgreich, so daß wir wie die Penner am Busbahnhof eine Dose Bier trinken, um den Durst zu löschen.
Wieso wir allerdings an einem Gebäude das Wappen der DB Bundesbahn sahen, war uns nicht klar.
Nun hieß es, die Abfahrtsstelle des Rückfahrt-Busses zu finden, wurden vom Busbahnhof weggeschickt und genau da war es wohl doch falsch, denn auch 20 min nach der Abfahrtszeit kam nicht der richtige Bus. Was hilft es, wir mußten ein Taxi ordern, das uns mit umgerechnet 15 € den Preisvorteil der kostenlosen Busfahrt am frühen Abend wieder zunichte machte. Aber egal, Hauptsache, wir waren in der Nacht am WoMo angekommen.
Montag, der 28.10.2019
Nun ist die Kaltwetterfront angekommen, statt über 20° gibt es nur noch 12 °C und leichten Regen.
Heute führte die Fahrt zunächst zum nur ca 35 km entfernten Komarom. Über die Donaubrücke hinweg ging es zum slowakischen Partnerort Komarno. Aus der Historie des österreichisch-ungarischen Reiches betrachtet man die slowakische Stadt eigentlich als ungarisch, überwiegend leben da auch Ungarn. Im kleinen Restaurant sprach der Wirt neben diesen beiden Sprachen auch englisch und deutsch.
Ein leckeres Mittagsmenü mit Hühnersuppe und Knödel mit Hirschgulasch kostete nur 5,50 €, das 0,33 l Bier nur knapp 1 €, in der Slowakei bezahlten wir wieder mit Euro. Der slowakische Ort sah etwas besser erhalten und gepflegt aus als der ungarische.
Unsere Weiterfahrt führte nun ca 40 km schnurgerade linksseitig der Donau in der Slowakei entlang bis zum Grenzort Sturovo.
An der Donau, vor Überqueren der Brücke nach Ungarn bewundern wir den fantastischen Blick auf die Basilika von Esztergom, gleich daneben liegt auch die alte Burganlage auf dem Burgberg.
Die Brücke zwischen Ungarn und Slowakien ist erst im Jahre 2000 wieder neu gebaut worden, nachdem sie im Krieg von den Deutschen
gesprengt worden war. Solange hat es nur Fährverkehr gegeben.
Esztergom, als eine der ältesten Städte Ungarns, war vom 10. - 13. Jh dessen Hauptstadt. Hier wurde Stephan I. im Jahre 1001 zum ungarischen König gekrönt. Danach wurde Esztergom von den Mongolen zerstört, von den Türken im Osmanischen Reich beherrscht und mußte danach völlig neu aufgebaut und besiedelt werden, überwiegend von Deutschen und Slowaken.
Die Basilika, erst 1846 errichtet, ist eine der größten Kirchen Europas und die größte katholische Ungarns.
Wir spazieren noch kurz vor der Dunkelheit zur Basilika hoch, genießen den Blick zur Donau hinunter und postieren unser WoMo auf dem kostenlosen Parkplatz hinter der Basilika für die Übernachtung. Der einzige Campingplatz hat ja schon geschlossen.
Also muß ich Hans erst die Benutzung des Chemieklos erklären, hier haben wir ja keine öffentliche Toilette zur Nutzung. Bissl eng ist es ja in meinem „Badezimmer“, aber es geht schon.
Dienstag, der 29.10.2019
Wir hatten auf dem öffentlichen Parkplatz unsere Ruhe und am Morgen nach Hygiene und Frühstück stieg ich bei Regen zur Basilika von Esztergom hinauf. Leider ist der Säulen-Eingangsbereich zur Hälfte verhängt, viele Bauarbeiten, schade für meine Fotos. Die große Kuppel ist innen auch leider mit einem Netz verhängt, so kann ich nicht bis in die ganze Höhe gucken. Aber die Kirche ist beeindruckend. Und es gibt immer noch trotz Nachsaison genügend Touristen zu Besuch, auch viele ungarische. Ich bin wieder neugierig und besteige innen die ganze Höhe, die Wendeltreppe bis in die Kuppel, über 300 Stufen.
Ein herrlicher Blick von oben, zwar regenverhangen unscharf, aber ich habe mich über die Sicht über die Donau gefreut, die macht nämlich hier bei Esztergom einen S-förmigen Bogen und etwas weiter bei Visegrad ist das Donauknie, so nennt man die markante Richtungsänderung der Donau von Ost nach Süd.
Dorthin, nach Visegrad sind wir dann mittags gefahren und den Burgberg hinauf. Bei gutem Wetter hat man von oben
eine tolle Sicht auf das Donauknie, leider war uns dies nicht vergönnt, die Regenwolken haben alles verwabert. Im fast leeren Aussichtsrestaurant konnten wir die Burg im Nebel erahnen, aber dafür
eine leckere Fleischplatte für zwei verspeisen. Uff, auch Ungarn ist fleischlastig.
Unsere Spätnachmittagsfahrt führte uns dann nach Budapest, zum Glück gibt es noch zwei Campingplätze, die offen sind, der Regen und die Kühle sind äußerst ungemütlich. In der Budapester Rushour trudeln wir durch den Verkehr, es ist indessen dunkel geworden und ich staune nur immer wieder, wie man mit Koordinaten im Navi am Ende doch das richtige Ziel erreicht.
In den Budaer Bergen befindet sich der kleine Campingplatz Ave Natura, herrjeminee, eine Spitzkurve an der Einfahrt erfordert rangieren. Aber von Gabor werden wir äußerst freundlich begrüßt und an einen netten Platz geleitet.
Uff, wir sind erfolgreich da und bei mir hat sich ein fetter Schnupfen manifestiert.
Mittwoch, der 30.10.2019
...und es ist herbstkalt, ich fühle mich ziemlich malad und wir trödeln am Morgen. Mit Grippe und bei Regen macht es nicht wirklich Spaß, eine Stadt zu besuchen.
Nicht weit vom Campingplatz fährt der Bus Nr 291 in die Stadt und auch hier wieder kommt unser Alter als Vorteil zum Tragen, die Oiden über 65 zahlen nichts.
An der Margarethenbrücke steigen wir aus, und fahren mit der Straßenbahn hinter dem riesigen tollen Parlamentsgebäude herum bis zur Markthalle. Dahinein verziehen wir uns bei dem Regen und verbringen im Schlendern, Kaufen und Essen fast 2 Std. Zu Mittag gibt es nochmal Langos, die frischen ölgebackenen Teigfladen mit Sauerrahm und Käse getoppt. Sehr lecker und sättigend.
Nach einem kurzen Regenspaziergang verziehen wir uns fröstelnd noch in ein Cafe, am „Gerbeaud“, dem teuren „must visit“ -Cafe sind wir aber doch vorbei. In „Annas Cafe“ war es auch gemütlich und voll, nicht mal ein Raubvogel auf dem Arm eines Falkners wurde unruhig, trotz des Lärms.
Naja, die anderen vielen Highlights von Budapest heben wir uns für morgen auf, da soll die Sonne scheinen, verspricht der Wetterbericht. Lieber wärmen wir uns im geheizten WoMo auf und genießen ungarische Weintrauben und Rotwein.
Donnerstag, 31.10.2019
Heute scheint die Sonne, aber a...kalt ist es am Morgen. Wir duschen trotz der ziemlich offenen Bad“kabine“, huh, schnell wieder rein in die Klamotten nach dem warmen Wasser.
Und wieder bringt uns Bus Nr 291 in die Stadt, an der Station vor der Margarethenbrücke steigen wir aus und bewundern den Anblick des riesigen Parlament-Gebäudes an der Donau. Diese ist hier schon einige hundert Meter breit, eine Stadt mit solch einem großen Fluss ist schon etwas Besonderes. Die vielen Brücken, jede mit eigenem Flair sind sehenswert und ich genieße die Blicke über den Fluß auf die schönen Gebäude der Stadt.
Am Parlament „stolzieren“ zwei Wachsoldaten in einem festgelegten Rhythmus. Was uns verwundert und wir im Nachhinein nachlesen, sind zwei ungarische Flaggen mit einem großen Loch in der Mitte. Dies symbolisiert das nach der 1956er Revolution herausgetrennte Emblem des kommunistischen Ungarn. Die Proteste im ganzen Land wurden damals letzten Endes von der Sowjetarmee niedergeschlagen, nachdem die ungarische Regierung bereits auf die Forderungen der Demonstranten nach Reformen reagiert hatte. Jetzt gerade Ende Oktober, Anfang November jähren sich diese Ereignisse zum 63. mal.
Ein Besuch des riesigen Parlaments wäre lohnend, ist aber nur mit einer Führung möglich.
Wir spazieren statt dessen bei dem herrlichen Wetter durch die Stadt, nutzen die Straßenbahn direkt am Donauufer mehrmals.
Am Platz des Lajos Kossut gucke ich nach, wer das denn war, ein ungarischer Nationalheld. Er war in den Jahren der bügerlichen Revolutionen Mitte des 19. Jh. in Ungarn federführend beteiligt an den Unabhängigkeitsbestrebungen vom habsburgischen Österreich. Nach deren Niederschlagung durch österreichische und russische Truppen emigrierte er bis nach Italien, wo er mit Garibaldi zusammen kämpfte. Erst nach dem 1. WK konnte Ungarn seine Unabhängigkeit von Österreich gewinnen, war allerdings dann leider wieder im Verbund mit Österreich an Deutschland gebunden und damit am Krieg beteiligt. Ungarische Nazis haben 1944 / 1945 viele Juden in Budapest in die Donau geschossen, daran erinnert ein Kunstwerk mit vielen Schuhen am Donauufer.
Den Aufstieg auf den Burgberg garnierten wir mit dem Besuch eines sehr feinen historischen Cafes, dem Ruszwurm, direkt nahe der Mathiaskirche. Die Strudel hier sind eine Wucht, und immer gibt es auch welche mit Mohn gefüllt, hmmm.
Im WoMo ist es gemütlich warm in herbstlich kalter Umgebung der Budaer Berge.
Freitag, der 01.11.2019
Heute reisen wir von Budapest ab, fahren noch einmal über die Margarethenbrücke und dann nach Süden auf die Autobahn nach Keszkemet. Eine Stadt mit einigen schönen Jugendstilgebäuden im überschaubaren Stadtzentrum, das Rathaus ist sehr besonders, aber leider von Baugerüsten eingehüllt. Ein Gebäude mit tollen Verzierungen, fast im Stile von Hundertwasser, im Zentrum von Keszkemet gibt es eine erfolgreiche Künstlerkolonie und ein Keramikzentrum.
Wir gönnen uns in einem Cafe nochmal eine Ladung Süßes und dann gehts auf Landstraßen weiter in den Südwesten. Die Große Ungarische Tiefebene, und da kommen wir in die Puszta, ein flaches, sandiges Gebiet, Birken und Nadelbäume, weite flache Wiesen und Felder, nur landwirtschaftlich oder gar nicht genutzt. Mitte des 19. Jh wurden nach der Enteignung Landparzellen aufgeteilt und es siedelten sich Bauern in Einzelgehöften an. Diese Gehöfte in Alleinlage sieht man heute noch zum Teil, allerdings nicht mehr im historischen Zustand mit Schilfdach. Dies haben wir nur noch an einem Reiterhof gesehen, der für Touristen Pferdevorführungen macht und Pusztaromantik mit Wasserziehbrunnen zeigt. Wir waren natürlich auch dafür zu spät, kein Pferd mehr da, kein Restaurant mehr geöffnet.
Hier im katholischen Ungarn ist heute auch Feiertag und viele Menschen schmücken die Gräber mit frischen Blumen, ein Meer von Chrysanthemen leuchtet von den Friedhöfen.
Irgendwo im Nirgendwo nahe am Ort Kiskunmajsa gibt es ein Thermalbad und daneben ein Motel mit Campingplatz, ganzjährig geöffnet. Hier finden wir einen guten Platz für die Nacht.
Im Ort selber ist alles tote Hose. Ein deutschsprechender Bäcker, der Semmeln für 20 cent verkauft....! meinte, “...hier gibt es nichts, was wollen Sie erwarten, hier gibt es nur Hähnchen- und Entenzüchter, niveaulose Landwirte eben“. Ein gutes Restaurant gäbe es erst 40 km weiter in Szeged.
Warum er dann hier lebt und am Feiertag um 16 Uhr im Bäckerladen steht, hat sich uns leider nicht erschlossen.
Also geben wir die Suche auf und kehren neben dem Campingplatz in einem netten Restaurant ein, mit Palinka ( Aprikosenschnaps), Vorsuppe, Ente und einer Flasche guten einheimischen Rotweins zahlen wir zusammen 40 €, wir haben wirklich sehr gut gespeist. Neben uns im Restaurant viele deutschsprachige Gäste, das Thermalbad mit Schwefelwasser scheint gut zu wirken.
Samstag, der 02.11.2019
Wir sind jetzt etwas abseits der Donau unterwegs, östlich von ihr geht es nach Süden. Die größeren Städte Kecskemet und Szeged wollten wir ansehen. Kecskemet gestern hat nicht so ganz unsere Erwartungen erfüllt. Also besuchen wir heute Szeged, die drittgrößte Stadt Ungarns mit ca. 162 Tsd Einwohnern im Dreiländereck Ungarn/Serbien/Rumänien.
Wir verlassen den Campingplatz von Kiskunmajsa, ohne im schwefeligen Thermalbad nach Sauerstoff gejapst zu haben.
Durch die bei diesem Wetter etwas graue trostlose Puszta rollen wir nach Süden und zum Campingplatz von Szeged direkt an der Theiß. Aber, aber, der hat geschlossen, obwohl er in der „Mein WoMo“-App ganzjährig genannt ist.
Die auf dem Platz vorhandenen Bungalows stehen alle auf Stelzen, hier gibt`s wohl öfter
Hochwasser.
Ein sehr freundlicher Mitarbeiter empfiehlt uns das ganz in der Nähe liegende Tisza-Sporthotel. Und wirklich, es ist nett da, günstig und wir sind erstaunt, wenn wir an Ort und Stelle statt am Tresen über booking.com buchen, ist es noch 8 € preiswerter. Na, bei 36 € im Doppelzimmer mit Frühstück muß man wirklich nicht überlegen, wir haben es warm und WLAN auch (Tipp für Unterwegsreisende nach Serbien !). Vom Balkon aus kann ich erstmals mein WoMo von oben betrachten. Super.
Ganz in der Nähe wird in Frei-Becken eines großen Thermalbades fröhlich getobt.
Nach einem Imbiss im WoMo vor`m Hotel :o)) starten wir eine Stadtbesichtigung, doch zuvor geht`s zum Bahnhof, Hans will seine Fahrkarte nach Budapest für morgen kaufen. Mit der Straßenbahn zuckeln wir gemütlich parallel zur Theiß bis zum schönen Backsteinbahnhof. Auch innen ist er ein Schmuckstück und die farbigen Leuchter sind der Hit.
Auf die Fahrkarte gucken wir dann aber doch ziemlich ungläubig. Für 2,5 Std Fahrt von Szeged nach Budapest mit einem IC bezahlt Hans unglaubliche 2 €, mit über 65 ist das Bahnfahren in Ungarn auch für weite Strecken unfassbar günstig. Und innerhalb Budapests sind die Nahverkehrsmittel ja wieder kostenlos.
Also in Ungarn könnten wir Rentner getrost einen Urlaub mit Bahn oder Bus unternehmen.
Indessen ist es dunkel geworden, halb 5 ist es bereits duster. So spazieren wir noch ein wenig bei wieder einsetzendem Regen durch die schöne Innenstadt und verschieben die restliche Besichtigung auf morgen früh. Den Domplatz mit dem zweitürmigen Dom bestaunen wir aber noch, ein gewaltiges Bauwerk.
Sonntag, der 03.11.2019
Auch wenn die Klimaanlage im Hotelzimmer gerattert hat, das Frühstück war dann reichlich ordentlich und wir checken um 10 Uhr aus.
In Bahnhofnähe beginnen wir unseren Vormittags-Stadtzentrums-Spaziergang.
Im 12. Jh wurde Szeged als Zentrum des ungarischen Salztransports erwähnt.
Es gibt eine ganze Reihe schöner Jugendstilgebäude in der Stadt zu sehen, so auch die Universität. Wie in anderen ungarischen Städten
auch zieren immer wieder sehr schöne Figurengruppen die Fußgängerzonen.
Szeged war im Zuge des Freiheitskampfes gegen die Habsburger 1848/49 eine Zeitlang Hauptstadt Ungarns und wurde allerdings bei einem Hochwasser 1879 komplett zerstört. Deshalb beschlossen die Bürger den Bau einer großen Kirche, wenn ihre Stadt wieder aufgebaut werden sollte. Mit internationaler Hilfe erfolgte der Wiederaufbau ziemlich geradlinig und sternförmig. Der Bau der riesigen Kathedrale „Unsere liebe Frau von Ungarn“ aber begann erst 1914 und fertiggestellt wurde sie erst 1930.
Im Inneren der Kathedrale sind wir gebannt von der Schönheit, sie wird als Votivkirche bezeichnet, weil sie als Dank für die Rettung aus einer Notlage errichtet wurde. Ich ordne sie aufgrund der Ausstattung eher als orthodoxe denn als rein katholische Kirche ein.
Rings um den großen Domplatz in drei langen Gängen (Pantheon) sind Büsten vieler bedeutender Ungarn ausgestellt, außer Franz Liszt und Bela Bartok kannte ich niemanden, aber an der Uni Szegeds wirkte derBiochemiker Szent-Györgyi, der das Vitamin C entdeckte und 1937 den Nobelpreis für Medizin erhielt.
Von den ungarischen Städten hat mir bisher außer natürlich Budapest Szeged am besten gefallen.
Im schönen Kavehaz (Kaffeehaus) beschließen wir unseren kleinen Stadt-Rundgang und ich verabschiede mich von Hans am Zug nach Budapest.
Eine wunderbare Zeit geht zu Ende, immer wieder staune ich, wie gut es zu zweit in meiner Räuberhöhle geht und wie selbstverständlich Hans das gelegentliche Chaos nimmt. Meine “Befürchtungen“ waren grundlos. Danke Hans.
Nun bin ich allein auf dem Weiterweg. Neue Abenteuer warten.
Ich starte mein WoMo nach Baja, ein Städtchen im Süd-Westen Ungarns, immer ziemlich nahe der Grenze zu Serbien. Denn ich möchte nochmal zur Donau zurückkehren. Die Fahrt führt brettl-eben und fast schnurgeradeaus durch die ungarische Tiefebene, zunächst fast 40 km durch kaum genutztes und bewohntes Gebiet, nur Wäldchen von Birken und Pappeln wechseln mit weiten Brachflächen ab. Danach wird die Landschaft fruchtbarer, große Felder sind bewirtschaftet, ein paar Rinderherden sind noch draußen.
In Baja steuere ich durch den Ort auf eine „Insel“ zwischen Donau und dem Kanal/ Nebenflüßchen Sugovica zu. Dort gibt es lt. meiner App einen schönen Wiesenstellplatz. Und wirklich in herrlicher Lage, neben einer kleinen Siedlung im Strandbereich rolle ich aus. Wasser gibt´s auch an einer Pumpe. Spaziere noch ein wenig die Gegend erkundend herum und freue mich im Abendrot am Zufluß des Kanals in die große Donau.
Ich bin wieder an meinem Leit- Fluß und verweile dort lange.
Montag, der 04.11.2019
Ich wache auf und Regentropfen klopfen auf`s Dach. Oh nee... also trödele ich noch im Bett herum, lese nach, was der Jugendstil ist..., denn solch schöne Häuser haben wir in Szeged gesehen.
Während des Frühstücks donnert der Regen und es stürmt heftiger.
Soll ich bei dem Wetter überhaupt nach Pecs fahren? Pitschnass muß ich nicht unbedingt werden.
Es ist schon Mittag, als ich endlich aufbreche und in Baja noch einen ausführlichen Einkauf starte. Im Aldi, also nee, den meide ich doch sonst zuhause.
Überhaupt gibt es hier in Ungarn überall die gleichen Ketten wie in Deutschland, Aldi und Lidl, dm und Rossmann, Sparkasse und Raiffeisenbank...
Auf der Fahrt nach Westen durch den Duna-Drava-Nemzeti Park (Donau-Drau Nationalpark) sehe ich dichte „Urwälder“, die viel Feuchtigkeit enthalten. Der Cemenci-Wald soll Europas größter Überflutungswald sein. Diesmal nicht von den Flüssen, sondern vom Regen, es trieft alles. Deshalb fahre ich vorbei.
Nach einem Stück Autobahn nach Süden führt die Strecke wieder westwärts auf wunderschön hügeligen und kurvigen Landstraßen durch leuchtend grüne Wiesen, gepflügte Felder und Wälder. Das macht Spass.
Mittlerweile guckt sogar die Sonne ab und zu durch. Ich bin nun ganz im Südwesten Ungarns.
In Pecs ankommend wollte ich zunächst den Stellplatz suchen, den meine App vorgeschlagen hat. Man o man, Pecs ist bergig steil, das Navi führt mich durch enge Gassen bergauf, fast bis zum Fernsehturm....... bis ich feststelle, daß der angepeilte Parkplatz zu eng und zu voll für mich ist. Mist, also wieder nach unten in die Stadt gekurvt und das Glück ist mir hold, ich finde am Straßenrand einen Parkplatz, gebührenpflichtig für 2 Std mit 350 Forint = reichlich 1 €. Und ab 17 Uhr ist er gebührenfrei. Aber an der Hauptstraße und bergauf stehend ist auch das keine gute Nacht-Option.
Gleich um`s Eck, höre ich drei junge Leute in Deutsch im Gespräch. Die zeigen mir den Fußweg in`s Stadtzentrum, sie sind Medizinstudenten hier in Pecs. So viele, daß ein ganzer Studiengang Deutsche da sind, hier gibt es nämlich keinen Numerus Clausus, eine schöne Stadt haben sie da ausgesucht. Tip für abgelehnte wartende Medizin-Bewerber in Deutschland.
Im Jahre 1637 wurde hier die erste Universität Ungarns gegründet.
Außerdem wohnen die Hälfte der in Ungarn lebenden Deutschen in Pecs. Die Historie rührt von den Donauschwaben, hierher kamen im 18. Jh Deutsche aus Fulda und Umgebung.
Von der Pecser Innenstadt bin ich begeistert. Solch eine Fülle an tollen Gebäuden, der Szechenyi-Platz ist riesig groß und wird von einer Moschee beherrscht, es gibt aus osmanischer Zeit noch einige Moscheen in Pecs. Der Dom mit seinen vier Türmen leuchtet gewaltig, aus einem Park heraus steigt man über einen weiten Platz nach oben. Zwei wunderschöne Fußgängergassen mit Geschäften und Restaurants spaziere ich entlang, entdecke das sehenswerte Theater und erfreue mich beim Dunkelwerden an den beleuchteten Gebäuden und Kirchen.
Meine Stadtbesichtigung schließe ich mit einem Bierchen und Risotto beim Italiener ab.
Nun aber in der Dunkelheit: ich muß noch einen Nachtstellplatz finden.
Ich suche zu Fuß vorbei am Krankenhaus nach einem Parkplatz und werde fündig, um 19 Uhr endet die Bezahlzeit auf einem Terassenparkplatz vor Uni-Forschungsgebäuden. Der Schrankenwärter schließt sein Häuschen, läßt aber die Schranken offen. Morgen früh muß ich vor 7 hier weg sein, aber der Platz ist super, eben, etwas beleuchtet, 100m von der Straße ist kein Lärm zu hören. Prima, ich richte mich ein.
Dienstag, der 05.11.2019
20 nach 6 klingelt schon mein Wecker. Flott bin ich in den Sachen, öffne die Verdunkelung des WoMo`s und los geht`s schon vom Parkplatz in Pecs, eine ruhige, aber kurze Nacht war es.
Stadtauswärts bin ich froh im Hellen zu fahren, kleine Straßen mit wackeligem Belag, ehe ich außerhalb von Pecs auf den Landstraßen bin. Ich fahre heute zügig nach Süden und will mich im Thermalzentrum von Harkany nochmal schön aufweichen lassen.
Aber erst mal irgendwo frühstücken.
Da scanne ich alle Abzweigungen , Parkplätze gibt es keine, aber da.... 3 km vor Harkany geht eine lange kleine Zufahrt zu einem Friedhof. Nicht schnell genug reagiert, aber am Kreisverkehr kann ich wenden.
Das ist unter herbstbunten Laubbäumen mein Frühstücksplatz. Herrliche Sicht über Felder und Hügel, eine schöne Landschaft ist das hier kurz vor der Grenze zu Kroatien.
Ich habe Zeit und Appetit auf Kaffee. Ein Telefonat in die Heimat geht auch noch, hier greift ja noch mein EU-Telefonvertrag.
In Harkany finde ich das Thermalgelände, parke davor ein, es sind nur sehr wenige Besucher-Autos da, aber auch einige deutsche. Für die notwendigen Münzen, die der Parkautomat schluckt, gibt es einen Wechselautomaten. Nicht nur ich habe das Problem.
Der riesige Freigeländebereich der Badeanlage ist verwaist, alle Becken ohne Wasser. Man muß in dieser Zeit in die Halle, kann also nicht den reduzierten Preis für nur 2 Std Schwimmen in Anspruch nehmen.
Da kostet dann das Tagesticket mit Altersbonus ab 62 immer noch 2.340 Forint = 7,55 €, gut daß ich vorhin am Automaten nochmal ein paar Forint gebunkert hatte.
Dafür darf ich mit all inclusive-Bändchen im 35°C warmen Thermalbecken im Freien langsam vor mich hintrudeln. Es riecht schwefelig gesund und total weich wird meine Haut. Die meisten Besucher sind wie ich über 62 oder auch weit darüber und die Erfahrenen erkennt man daran, daß sie Sonnenbrille, Strohhut und Schwimmnudel bei sich haben. Die Sonne ist nämlich herausgekommen und alle recken ihr Gesicht der Sonne entgegen.
Ein schöner Saunabereich bietet sich ebenfalls noch an und zum Abschluß der 2,5 Std-Parkuhr-Zeit plansche ich nochmal sanft im Thermalbecken, nur ja nicht spritzen!
Ich erkenne an, daß man hier eigentlich eine Woche Thermalkur buchen sollte, denn in 2 Std hat man die verwinkelten Gänge des Bades nicht annähernd erkundet, ein Glück, daß ich den Ausgang wieder gefunden habe.
Während meiner Badezeit muß eine Warmluftfront hier angekommen sein, plötzlich zeigt das Thermometer 21°C. Feucht subtropisch fühlt es sich an.
Nun geht`s zur Grenze Ungarn - Kroatien. Hier gilt aber die EU-Freizügigkeit nur eingeschränkt, von beiden Grenzposten werden meine Dokumente geprüft, und von den Kroaten auch das Fahrzeuginnere beschnuppert. Aber alles gut, ich darf einreisen.