Freitag, 22.09.2017
Meine ersten Autobahnkilometer in Schweden hatte ich bis zu einem Parkplatz mit Toilette hinter mir, machte dringend Station und was sah ich: 1. ein Warnschild der Polizei vor Diebstählen „Lassen Sie ihr Auto nicht ohne Aufsicht“, tja wie das, wenn man allein ist und pipi muss? Und dann standen da auch noch zwei so suspekte Autos herum, ein polnisches mit eingeschlagener Scheibe und einem telefonierenden Mann und ein estnisches, und das hier in Schweden Nahe der Grenze zu Norwegen. Ist ja nicht grad in der Nähe von Polen und Estland. Das kann einem ja nur spanisch vorkommen. Mein Klogang war alles andere als entspannt, aber zum Glück, alles war noch da, als ich wieder kam. Mit einem Foto der beiden hätte ich der Polizei wahrscheinlich geholfen. In Uddevalla machte ich Station auf einem Campingplatz, es wäre ein netter Platz am Meer, aber wieder mal Regen, lauter Dauercamper, trostlose Ecke. Na zum Glück gab es eine Küche, in der ich mein Abendessen kochen konnte.
Samstag 23.09.2017
Wieder auf Tour lautete mein Ziel Malmö, das war weit zu fahren, 5 Std Autobahn, aber endlich nach vielen Wochen (und dann macht es sogar Spass), ich konnte wieder mal 100 - 110 kmh fahren. Es schnurpste nur so dahin. Die Landschaft, zumindest von der Autobahn her, war fast wie zuhause, flaches, leicht hügeliges Land, Landwirtschaft, „Rinder, die lässig auf der Weide liegen“, ab und zu ein Wäldchen. Ein Mittagspäuschen in einem Irgendwo-Ort, das Essen aus dem asiatischen Bistro langte mir mit Nudelverlängerung für 2 weitere Mahlzeiten an den Folgetagen.
Am Nachmittag kam ich in Malmö an, bei trockenem, ziemlich mildem Wetter. Der First Class 4* Campingplatz war auch entsprechend gross, unpersönlich und teuer, alles elektronisch geregelt, der Zugang zu den Sanitäranlagen, zur Küche, zur Dusche.... das muss bezahlt werden. Der WLAN-Zugang kostete 40 Schwed. Kronen extra ( ca 4€), happig, happig. Da ich keinerlei schwedisches Geld hatte, musste ich alles mit Karte zahlen, aber das ist hier eh üblich, bei jeder Kleinigkeit, die Karte zu zücken.
Außer einem Kaffeetrinken mit meinem letzten norwegischen Standardkuchen zum Abgewöhnen und einem Strandspaziergang mit Blick auf die berühmte Öresundbrücke unternahm ich nichts mehr, sondern nutzte WLAN und vervollständigte meinen blog über Norwegen.
Sonntag, 24.09.2017 Malmö
Heute war Sonne und fast Sommerwetter, so eine Schau an meinem letzten Tag in Skandinavien. Nach dem Auschecken aus dem Campingplatz fuhr ich in die Stadt und fand außerhalb vom Zentrum eine schöne Parkmöglichkeit für`s Auto. Freundliche Anwohner zeigten mir auf dem Plan, wo ich denn bin und wie ich in die Stadt komme mit dem Rad. Super Radlweg, parallel zur Küstenlinie, das ist ja hier die Ostsee und nennt sich der Öresund. Und an der Uferlinie entlang zieht sich quasi ein riesiges Parkgelände und ein langer Sandstrand dahin. Da waren heute natürlich viele Leute auf Spaziergang, zum Joggen, mit Kindern und Hunden unterwegs. In der Stadt war dafür fast gähnende Leere. Das war toll zum Radfahren.
Das erste äußerst auffällig sehenswerte Gebäude, fast am Strand, war ein Hochhaus/ Wolkenkratzer mit 190m Höhe, ein architektonisches Highlight. Der „Turning Torso“, ein Gebäude, aus 9 Sektionen a 6 Etagen, das von unten bis oben um 90° gedreht ist. Ich konnte mich nicht sattsehen. Unglaublich.
Dieses weiß leuchtende Schmuckstück steht in einem Viertel mit modernster Architektur auf ehemaligem alten Hafen- und Werftgelände, das nach dem Niedergang der Werftindustrie neu bebaut wurde. Wo ich nicht wirklich hinkonnte zum Bestaunen, das ist die (mautpflichtige) Öresundbrücke, eine mehr als 7 km lange Brücke über den Öresund bis nach Kopenhagen. Damit ist hier eine Landverbindung zwischen Schweden und Dänemark geschaffen, die für die wirtschaftsschwache Region Malmö viele Vorteile brachte.
In der Altstadt dann war ich sehr angetan von der Verbindung alter und neuer Architektur, es gibt eine Vielzahl grosser, wirklich toller, bemerkenswerter historischer Gebäude. Z.B. das Rathaus ( war leider eingehüllt wegen Rekonstruktion), der Kleine Markt mit seinen Fachwerkgebäuden, die Peter-und Paul-Kirche, die Nationalbibliothek, die Alte Post, die Alte Apotheke. Der historische Hauptbahnhof ist um einen neuen Anbau erweitert worden. Und dazwischen immer auch moderne Gebäude, deren Kontraste ich ja gerne fotografiere.
Gekrönt wurde meine Stadtbesichtigung per Radl von der Konditorei Hollandia. Nichts gegen die Standard- Blätterteig-Süßbackwaren der norwegischen Supermärkte, die ich mir häufig gekauft habe, aber hier gab es Torten, und was für leckere. Zuerst muss man wie bei uns im Arbeitsamt eine Nummer ziehen, denn in dem engen Laden, einer kleinen Theke und 4 Verkäuferinnen, ist keine Übersicht zu gewinnen. Ich stand schon eine Weile an, ehe ich das begriff. Da ich meinen Appetit schlecht einschätzen konnte, wollte ich ein zweites Stück Kuchen mitnehmen. Aber nur einfach in eine Papiertüte, das geht gar nicht! Ich bekam mein Obsttarte in eine Geschenkschachtel verpackt. Das muss ich mir ja selbst schenken morgen. Natürlich hatte alles seinen exklusiven Preis, aber ich hab mich super gut gefühlt dabei. Und kam mir in meiner Radlkluft mit stabilen Wanderschuhen etwas deplaziert vor. Übrigens konnte man dann, nachdem der Cappu ausgeschlürft war, sich noch eine weitere Tasse Kaffee vom Buffett nehmen. Die schmeckte zwar nicht halb so gut, aber ein schönes Angebot fand ich das doch.
Dann hiess es Abschied nehmen von Malmö. Ich wusste ja noch, dass mein Weg zum Auto am Strand entlang führte, aber als ich sicherheitshalber auf dem Stadtplan gucken wollte, war dieser aus meiner Jackentasche verschwunden. Einfach weg! ei, ei ei.
Den Strassennamen hatte ich mir nicht gemerkt, ich hatte ja ein Kringel auf die Karte gezeichnet.
Na, was hilft`s , ich bin losgestrampelt und irgendwann hab ich dann doch die richtige Strasse gefunden und war mit meinem Nugget „vereint“. Uff!
Stadtauswärts und auf die Autobahn bis nach Trelleborg, ganz im Süden an der Schwedischen Landspitze, das war nun noch mein Weg. Gleich in der Nähe des Fährhafens direkt am Ostseestrand gibt es einen netten Campingplatz, auch der ist wieder überwiegend mit Dauercampern besetzt. Und die Ostsee spendete mir noch einen schönen roten Sonnenuntergang. Morgen gehts frühzeitig auf die Fähre, deshalb ist es jetzt höchste Eisenbahn, ins Bett zu steigen.
Mit zwei Gläsern Weißwein ( ich hab ja fast nichts getrunken in Norwegen) prostete ich mir selbst zu zum wirklich letzten Tag in Skandinavien.
Montag, 25.09.2017
Heute hiess es sehr zeitig aufstehen, bissl frühstücken, das Bett aufräumen und Auto fahrbereit machen, das dauert seine Weile. Der Fährhafen Trelleborg war schnell erreicht. Es gibt zwei Fährlinien, aber offenbar nur im Sommer zwei Schiffe, auch wenn man verschiedene Linien gebucht hat, es kamen alle auf ein und dasselbe Fährboot.
Und es war auch wirklich nicht voll. Man muss staunen, wieviele schwere LKW`s in solch ein Schiff passen und im unteren Deck ist sogar eine Bahnlinie vorgesehen.
Am Tisch hab ich mich mit einem kroatischen Paar unterhalten, die vor 25 Jahren nach Schweden gezogen sind ( auch nach der Wende in den Ostblockstaaten) und nun in der Rente bald wieder zurück in ihr Heimatland möchten.
Die Ostsee war sehr ruhig und freundlich, ohne Wellengang ging`s dahin. Nach genau 6 Std., um halb zwei war Ankunft im Rostocker Hafen. Das riesige Fährschiff fährt erst an Wohnvierteln und den Werften vorbei, ehe es im Hafenbecken anlegt.
Juchhu, ich bin wieder in Deutschland, in meinem Heimatland. Das fühlt sich wirklich gut an und ich war echt glücklich darüber.
Schnurstracks ging für mich die Fahrt weiter , das Navi war schon wieder auf Deutschland programmiert. Ein heftiger Wind brauste und die Autos auf der Autobahn brausten auch dahin und davon. Als ob man die Zeit einholen könnte mit der Geschwindigkeit.
Mein Ziel lautet: Flecken-Zechlin in Brandenburg/Mecklenburg, hier habe ich mir online eine Pension gebucht. Erst mal runterkommen vom Reisestress, 4 Nächte an einem Ort bleiben, ein Bett, eine warme Dusche, eine eigene Toilette, nicht jeden Morgen und Abend alles umbauen zum Schlafen, ein Frühstück serviert bekommen und Abends essen gehen. So der Plan und Wunschtraum.
Bevor ich dort eintrudele, denke ich mir, gönne ich mir doch einen letzten WoMo-gebrauten Kaffee am Waldrand und geniesse mein Heidelbeertarte der Konditorei aus Malmö.
Und was finde ich schon wieder: Maronenpilze in Mengen, nicht suchen, sondern pflücken.
Mal sehen, wann ich mir die brutzele.
Es ging schneller als gedacht.
Gelandet bin ich nämlich in einem "Hinterwäldler" - Nest, die Pension ist eigentlich schon geschlossen, hat ein paar Dauergäste und Abendessen im Ort ist nicht am Montag Abend. Von 8 Restaurationen früher gibt es nur noch eine, sagte mir ein zu gesprächiger Einwohner. Aber eine Friseuse gibt es. So, was tun? Wo esse ich, Pilze habe ich ja und genug Essenvorräte der Reise. So fuhr ich mit dem WoMo wieder raus in den Wald, setzte meine Küche wie gewohnt ingang und genoss ein wunderbares Abendbrot mit Couscous, Karotten und Pilzen. Na, das hätte kein Restaurant so gut hinbekommen.
Über mich, meine Vorstellungen und die harte Realität der Dörfer in den Wäldern der Mecklenburger Seenplatte musste ich dann so intensiv lachen.
Es wird schon schön werden, ich wollte ja Ruhe und Entspannung, man muss sich halt darauf einlassen. Und die Leute sind sehr nett, alle Jugendlichen haben mich gegrüßt. Auf dem Kopfsteinpflaster radeln wird noch anstrengend werden und in welchen Wald ich gehen kann, muss ich auch erst herausbekommen, es sind nämlich einige Wälder seit zig Jahren gesperrt, „wegen Kampfmitteln“. Sprich, da waren früher Truppenübungsplätze und deshalb sind heute noch immer die Wälder gesperrt. Eine Zumutung! Aber Realität in Deutschland, in einer Gegend, die mit Wäldern und Seen herrlich reich gesegnet ist......
(dazu ein Bericht in "Nebensächliches")
Dienstag bis Freitag, 26.bis 29.09.2017
Meine „Ruhetage“ in Flecken Zechlin sind nicht ruhig im Sinne von Nichts tun und Faulenzen. So hatte ich vorher gedacht, aber nicht mit Karin und ihrem Unruhegeist gerechnet.
Erstens : es gibt viele Pilze, an denen ich schwer vorübergehen kann, also probierte ich erneut, ein paar zu trocknen, diesmal auf dem Heizkörper der Pension.
Am Dienstag radelte ich die nähere Umgebung ab, schaute bei Wandergästen neugierig (unwissend), interessiert in die Pilzsammeltüten, fand das gepriesene Hotel „Gutenmorgen“ ( die Betreiber-Familie heisst wirklich so), wo ich ein Kürbisschnitzel verkostete, legte eine Lesepause in der Sonne am See ein, fuhr nach Zechlinerhütte zum Kaffeetrinken ( heut liess ich es verpflegungsmäßig aber krachen) und vereinbarte dort beim Kanuverleih eine Bootstour. Rückzu ging die Fahrt dann flotter und zielstrebiger.
Da mein Topf vom gestrigen Abendbrot noch sehr viel enthielt, wollte ich dies nicht umkommen lassen, es waren ja viele Pilze drin. Aber in der Strasse vor der Pension im Auto das Essen erwärmen , war mir auch zu blöd. Also beschloss ich, den Topf im Zimmer mit meinem kleinen Campingkocher zu erwärmen. Besser im Bad, der hat wenigstens Fliesenfussboden und keinen Teppichboden wie der Schlafraum.
Also gab es nochmal selbstgekochtes.
Der Mittwoch begann sehr neblig und feucht, “ach da hab ich aber keine Lust auf Paddeln“. Also abgesagt und ich bin nach Rheinsberg gefahren. Das dortige alte preussische Schloss ist schön wieder hergerichtet und nach 40jähriger Nutzung als Sanatorium in DDR-Zeiten jetzt wieder für Besichtigungen offen. Trotzdem in den Jahrhunderten und nach dem 2. Weltkrieg viele Einrichtungsgegenstände, Kunstschätze und Gemälde verloren gingen, hat man Wert darauf gelegt, die Räume, ihre Architektur, Wand- und Deckengemälde und Ausstattung mit Wandteppichen z.B. wiederherzustellen.
Ein sehr sehenswertes Schloss, das von einem grossen wunderbaren Park umgeben ist.
Da Rheinsberg und sein Schloss in einem Büchlein von Tucholski „Rheinsberg: ein Bilderbuch für Verliebte“ und von Fontane in „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ auch literarisch verewigt ist, habe ich mir das Buch von Tucholski gekauft.
Leider war die bezahlte Parkzeit schneller vorbei als meine Audio-guide-Führung, also begab ich mich pflichtbewusst bald zum Auto, statt noch länger im Park zu schlendern. Schade, wo doch die Sonne schön herauskam.
Nach Kaffeetrinken im Auto (ach, da fühl ich mich wohl) besuchte ich noch die Therme in Neuruppin. Für 3 Std. Sauna 25€, das ist ein happiger Preis. Kein Wunder, dass ich da nur ca. 10 Gäste zählte in diesem Riesenobjekt, unglaublich.
21 Uhr verliess ich die Sauna und hatte noch nichts zum Abend gegessen. Aber ich hatte ja meine Bordküche dabei. Und noch ein halbes Glas Tomatensosse im Kühlschrank.
Mein Parkplatz war auch günstig gelegen, nicht weit von der Therme, kein Mensch kam da vorbei, also kochte ich mir vor Ort mitten im nächtlich-städtischen Dunkel Nudeln mit Tomatensosse und futterte dies auch dort auf. Hmm, war gut und ich war schon ziemlich hungrig.
Auf der Rückfahrt zur Pension war ich äußerst vorsichtig und langsam, es wurde auf viele Wildunfälle mehrfach hingewiesen, die Strassen führen auch immer durch dichte Wälder mit diversen Gedenkkreuzen. Aber alles gut.
Am heutigen Donnerstag war dann gleich am Morgen die versprochene Sonne. Ja, Schiff ahoi, heut gehts aufs Wasser. Mein Bootsverleiher in Zechlinerhütte war total nett und ich startete über mehrere Seen, die durch Kanäle verbunden sind, eine Tour mit einem 2er Paddelboot. Herrlich, so leise dahin zu gleiten, die Wasservögel nehmen gar keine Kenntnis von mir. Und in den windstillen Kanälen spiegeln sich die Bäume im Wasser. Vollkommene Ruhe. Am Ende des dritten Sees fand ich nur noch ein enges, von umgestürzten Bäumen verbarrikadiertes Bächlein vor. Ich fuhr ein Stück da hinein, aber irgendwann wurde es mir zu mulmig, die Äste zerkratzten mich und das Boot. Hmmm, aber ich konnte nicht wenden, das Boot war zu lang, die Rinne zu eng. Dazu die Äste und Bäume im Wasser. Oh schit, wie komme ich da wieder raus? Das war eine Zitterpartie mit rückwärts fahren, einfädeln zwischen den Ästen, am Ufer abstossen, ... ich war heilfroh, als mir wenigstens die Wendung gelang und ich wieder vorwärts vorwärts kam.
Bei der Bootsrückgabe sagte der Bootsbesitzer nur: „Ja, ja, da geht es nicht weiter.“ Wenn er das mal vorher gesagt hätte....
Auf dem See war dann noch kräftiger Gegenwind, ich durfte kräftig paddeln ohne Pause, sonst gings zurück. Endlich hatte ich ein schönes Uferstück gefunden, sonnig, sandig, flach, wie geschaffen für eine Pause. Mit meinem kleinen Campingkocher hab ich eine Suppe, Tee und Kaffee gekocht. Das war eine herrliche Pause und eine Ente schwamm sehr lange um mein Boot wartend herum.
Da ich meinen Eltern in Dresden morgen Pilze mitbringen möchte, musste ich die natürlich erst noch suchen. Ich fuhr nochmal zum Waldstück vom ersten Tag und war wieder sehr erfolgreich.
Heute soll es aber endlich mal ein Essen in der Dorfwirtschaft geben, sagte ich mir am Abend und marschierte los. Im Gastraum nur ein Gast. Na so etwas Blödes, wenn ich mich jetzt allein an einen anderen Tisch hocke. Gefragt, ob er etwas dagegen hat, wenn..... Nein, hatte er nicht, er stellt sich höflich vor, ein Mann allein mit Motorrad auf kleiner Spritztour. Aus Friesland.
In seiner Motorradzeitschrift hat er keinen Artikel mehr gelesen und wir haben 3 Std intensivst geplaudert, über die Kinder, die Eltern, die Reisen, die Berufe, den Spass und die Zufriedenheit im Leben, den Mut, die Bescheidenheiten, friesische Spiele, Maibaum........kurz ein war ein langer, sehr kurzweiliger Abend. Das war für uns beide wunderschön und er hat es mir auch gedankt, dass er einen solchen Abend auf seinen gelegentlichen Touren noch nicht erlebt habe.
So schön konnte mein Abschluss der Tage in Brandenburg/ Mecklenburg sein und ich bin überzeugt, dass man (ich) in Deutschland auch wunderschöne Erlebnisse haben kann, wenn man (ich) aufmerksam und offen reist.
Freitag, 29.09. bis Dienstag, 03.10.2017
Am Morgen bezahlte ich meine Pension mit EC-Karte und hatte dann (nach der Barzahlung des gestrigen Abendbrots), weil ich am Sparkassen-Automaten zu „geizig“ war, 4,95 € Gebühr für eine Barabhebung zu bezahlen, absolut kein Bargeld mehr. Das war mir mehr als peinlich, die erworbene Wanderkarte konnte ich nicht komplett bezahlen und absolut kein Trinkgeld geben. Dabei wurde mir sogar meine Wäsche gewaschen! Mensch, Karin, deine plötzliche Sparsamkeit nach den Kosten der Reise! Noch mehr verdaddert war ich, als mir der freundliche Mann vom Service auch noch ein Glas der so von mir gelobten Marmelade mitgab. Oh Gott, da muss ich mir noch was einfallen lassen von zu Hause aus!! Nicht vergessen!
Meine Fahrt am sonnigen Freitag Spätnachmittag führte mich nach Dresden, dem Wohnort meiner betagten Eltern. Bzw. zuerst in die
Reha-Klinik Hetzdorf, wo meine Mama nach einer Hüft-OP gerade das „Laufen wieder lernte“. Hut ab, mit 85 noch so eine OP, und dann war sie echt schon wieder ziemlich fit und mit ihrem Rollator
unterwegs. Was für eine Freude nach meinen 4 Monaten auf Reisen. Aber mit ihrem Tablet hat sie immer gemailt !! und wir haben viel Kontakt unterwegs gehabt. Cool, meine moderne Mama!
Die nächsten 1 1/2 Tage verbrachte ich mit Papa in Dresden, auch er ist noch rüstig unterwegs und wir hatten mal Zeit für Gespräche. Am Sonntag hat er sogar ein komplett feines Essen gekocht, während ich ein wenig geputzt habe. Ich bin sehr froh über meine beiden Eltern.
Meine einstündige Weiter-Reise am Sonntag Nachmittag führte mich nach Jahnishausen bei Riesa, Nichtsachsen werden nicht wissen, wo das liegt. An der Elbe jedenfalls.
In der dortigen Lebenstraum-Gemeinschaft besuchte ich meine Freundin Ursel, sehr lange hatten wir uns nicht gesehen. Ich hatte zwei Gründe für diesen Abstecher, wenn ich schon in der Nähe ohne Zeitdruck bin: sie zu sehen, . und zweitens, mich umzusehen und -zuhören, denn auch bei mir steht eine Entscheidung an, wie und wo ich zukünftig leben möchte. Und dafür möchte ich gern mehrere Gemeinschaften besuchen und kennenlernen, bevor ich eine Entscheidung treffe.
Die Lebenstraum-Gemeinschaft im Gut Jahnishausen, einem ehemaligen Rittergut, wird von Menschen aus Ost und West bewohnt. Mit viel Engagement haben die mittlerweile ca. 50 Bewohner in einem total baufälligen Gut seit 16 Jahren Häuser saniert, Wohnungen eingerichtet, Gemeinschaftsküche und Räume fürs Essen, für Versammlungen und Seminare, ein Cafe, Ateliers, Werkstätten usw. geschaffen. Dem verwöhnten Blick fallen noch immer zum Teil unschöne oder verfallene Gebäudeteile auf, aber man kann schon gut leben dort und es werden ökologische Projekte verwirklicht, z.B. Gemüseanbau, Pflanzenkläranlage. Wunderbar ist, dass der alte Bestand von Bäumen und des Gutshofes und des angrenzenden Parks viele Nischen, Ruheplätze, kleine Gärten, Sträucher, Spazierwege und Sitzecken integriert. Und das alte verfallene Schloss bekommt jetzt erstmal ein neues Dach. Neben der „Hardware“ ist der Prozess des Gemeinschaftslebens sehr spannend, z.B. wie werden Entscheidungen getroffen? Man trifft sich in Arbeitskreisen und im Plenum, experimentiert z.B. mit Methoden nach Scott Peck, der Soziokratie und anderen , die ich im Herzweg, der Grafinger Gemeinschaftsinitiative schon kennenlernen und mitgestalten konnte.
Alles superspannend, nicht ohne Konflikte, eben mitten im Leben, schwierige finanzielle Entscheidungen, aber eine neue andere Art, das Leben, die Wertschätzung, die Anerkennenung, die Offenheit, das Mitteilen, das Zeigen seiner Gefühle, die gegenseitige Unterstützung dort zu praktizieren. Sehr beeindruckt und bereichert verliess ich am Montag gegen Mittag diese Gemeinschaft mit dem Wunsch, für eine ganze Woche zur Vertiefung zurück zu kommen.
Und einen weiteren Besuch konnte ich abstatten. Karin Wille, meine ehemalige Nachbarin und Herrmannsdorfer Kollegin lebt wieder in Chemnitz, was ja auch mein früherer Wohnort war. Es gab viel zu erzählen und ich wurde bestens bewirtet. Als Reisende mit Bordverpflegung sagte ich da keinesfalls Nein.
Am frühen Montag Abend dann startete ich den letzten Abschnitt der Reise durch Bayern bis nach Hause und stellte beim Tanken ( ich notiere immer den Tachostand auf dem Tankbeleg) fest, dass ich punktgenau bei 16.000 km seit Reisebeginn gelandet war. Unglaublich. Aber nun gehts noch heim, ca. 420 km.
Natürlich war es schon zu spät, und ich wollte bewusst meine letzte Nacht im WoMo unterwegs mit dem Prickeln der ungewissen Suche nach einem Standplatz verbringen.
Hinter Bayreuth, Nähe Trockau fuhr ich von der Nürnberger Autobahn ab und musste im schnellen Dunklerwerden eine Weile suchen. Ein kleiner Waldweg von einer bergigen Nebenstrasse ohne Lärm, der wurde es dann.
Und hier sitze ich nun beim letzten Schreiben des Tagebuches, Regentropfen klappern ab und zu aufs Dach, vor der Autotüre sofort Wald, ringsum tiefe schwarze Dunkelheit, aber mein Licht innen und zwei Scheiben Brot, Gurke, ein warmer Tee bringen meine gewohnte Heimeligkeit ins Auto.
Dienstag, 03.10.2017 Tag der Einheit
Meine Reise ist nun wirklich zu Ende.
In meinem letzten Nachtlager bei Bayreuth schlief ich wunderbar bei totaler Ruhe.
Frühmogens die unterwegs so gewohnte Katzenwäsche, Toilettengang im Wald - dies ist ein Luxus- und ein reichliches Frühstück mit Kaffee, die Milch war sauer geworden, mit Brot, Butter , Käse, Tomate, Gurke und dem allerletzten Rest einer Chorizo ( hat aber sehr norwegisch geschmeckt, nicht spanisch). So richtig viel Appetit hatte ich nicht, ich war wohl doch bissl aufgeregt.
Kurz vor 10 Uhr Start und wieder sprang mein Nugget „basecamp“ wunderbar an, der hat mir nie Probleme gemacht, welch ein Riesenglück. Naja, dass die Ladefunktion der Innenbatterie nicht mehr ganz funktionierte, war kein Problem, das konnte ich „mit flotter Fahrweise unterwegs immer wett machen“. Nein, im Ernst, beim Fahren war das Aufladen immer möglich, nur mit Elektroanschluss am Campingplatz ging es nicht mehr, aber ich hatte ja keine Fachhinweise von der Leserschar meines blogs erhalten. :o(
Aber nun zuhause sind eh paar Werkstattbesuche fällig, und ein paar Komfort-Verbesserungsideen hab ich auch.
Trotz Regen und viel Verkehr, vor allem auch viele WoMo`s waren unterwegs, kam ich pünktlich in Grafing vor dem nepalesischen Restaurant an. Hier war ich verabredet mit Susanne , meiner Freundin und Wohnungsgefährtin, zum ersten Treff nach 4 Monaten.
Und der fiel überaus freudig und aufgeregt aus. Innige Umarmung und langanhaltender Schwatz-Zustand.
Und in unserem Noch-Zuhause in Holzmannstett empfing mich dann auch noch frischer Apfelkuchen von ihr, Blumen und ne kleine Collage. Wie wunderschön ist das doch, wenn man von solch langer Reise kommt und nicht allein und still in eine verstaubte Wohnung kommt.
Am Abend kamen die nächsten Freunde zur Begrüßung mit Prosecco. Das war wirklich sehr bewegend. Und solch dicke lange Umarmungen gab es unterwegs auch nie.
Wunder-, wunderschön ist das Gefühl, wenn sich Jemand auf Dich freut und das kräftig zeigt.
Dankeschön !